Basso Tettonico

Test: Reverend Mercalli 4

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STUFE ZEHN

Die Korpusform mit dem vorderen Gurtpin noch vor dem 12. Bundstäbchen und die gute Gewichtsverteilung machen es möglich, dass der Mercalli auch als Leichtgewicht ausgezeichnet ausbalanciert ist. Die Bespielbarkeit ist direkt aus dem Karton bestens, damit kann es direkt in den Proberaum gehen. Da machen sich die eh gute koreanische Fertigung und das Setup in Toledo/Ohio bezahlt. Trotzdem schraube ich ja erst mal gerne, was beim Reverend Spaß macht und ergiebig ist.

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Alles ist gut zugänglich und justierbar, am Ende ist die Saitenlage noch etwas flacher und immer noch schnarrfrei. Was dabei allerdings auch auffällt, ist die Saitenführung, die arg zum linken Griffbrettrand verschoben ist. Während die G-Saite viel Raum für ausladendes Seitwärts-Vibrato hat, ist die E-Saite bedenklich kurz vorm Abgrund. Noch so weit, dass es mich beim Spielen nicht stört, und auch am Amp höre ich nichts davon. Da die Halstasche sonst sehr passgenau ist, lässt sich auch nichts mal eben einrenken. Seltsam. Andererseits zeigen alle Fotos, die ich im Netz finden konnte, normalen Saitenlauf, da will ich das nicht zu hoch hängen. Aber zurück an den Verstärker.

Signore Mercalli war Vulkanologe und erdachte vor 140 Jahren seine erste Skala, um die Intensität von Erdbeben zu beschreiben. Passend seismisch kommt auch der gleichnamige Bass rüber – der Bassbereich ist satt ausgeprägt, aber nicht übermächtig. Damit der Ton darüber nicht aus den Fugen gerät, ist auch darüber alles gut ausgeleuchtet.

Die Höhen kommen präsent und klar, auf die Mitten hat der Balance-Regler großen Einfluss. In Mittelstellung ist der Sound aufgeräumt, aber mit genug Knurr, um in der Band nicht unterzugehen. Für Slap/Tap/Plek und cleanes Fundament optimal. In Richtung Hals kommt eine kehlige Prise Preci dazu, durch die großen, keramisch magnetisierten Poles aber mit gestärkten Außenbezirken in Höhen und Bässen.

Stingray-Ton gibt es mit dem Thick Brick nicht, schließlich stimmt die Einbauposition nicht und eine aktive Elektronik gibt’s auch nicht. Dafür knurrt und drückt es mächtig am Steg, knackiger Fingerstyle geht leicht von der Hand. Auffällig gut gelungen ist das Voicing der Pickups, die einerseits individuell und über alle Saiten hinweg sehr ausgewogen sind, andererseits in allen Einzel- wie Mischeinstellungen in Lautstärke und Ton exzellent abgestimmt sind. Zusätzlicher Bonuspunkt: Obwohl gleich zwei Pickups mit großen Polepieces an den Saiten ziehen, schwingen sie auch in den höchsten Lagen sauber aus.

RESÜMEE

So überzeugend für mich beim Mercalli 4 der erste optische Eindruck ausfällt, so sehr überzeugt er auch im weiteren Verlauf. Man merkt dem Bass an, wie viel Aufmerksamkeit den Details gewidmet wurde. Vor allem die Abstimmung der Tonabnehmer ist so gut, wie ich es selten bei Bässen mit zwei Pickups erlebe.

Auch an der Verarbeitung und der sauberen Lackierung in dunkelgraumetallischem Gunmetal ist fast nichts auszusetzen – außer eben an der etwas aus dem Lot geratenen Saitenführung, die allerdings weder in der Bespielbarkeit noch im Ton negativ auffällt. Ein tolles Instrument, das zudem noch mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis punktet. Wer einen individuellen Bass außerhalb der üblichen Schiene sucht, sollte den Reverend einem persönlichen Test unterziehen!

PLUS

● Sound
● Optik
● Bespielbarkeit
● Gewicht
● Mechaniken
● Pickups
● Gigbag

MINUS

● randnahe Saitenführung (E-Saite)

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 7/2023
Gitarre & Bass 7/2023
IM TEST: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3 +++ Lenz Hot Chili Tube-Head +++ Marshall Guv’nor, Drivemaster, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals +++ Glockenklang Blue Bird Bass-Amp +++ Fender Gold Foil Jazz Bass +++ Walrus Audio Fundamental Reverb und Delay +++ Blackstar Debut 50R Gitarren-Combo +++ Epiphone Adam Jones Les Paul Custom Art Collection +++ Boss Waza-Air Bass Headphones

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