Reduziert aufs Maximum

Test: Ibanez EHB1005F

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ÜBERRASCHUNG

In der Vergangenheit habe ich mich immer wieder mal negativ über dieses Fabrikat geäußert. Bei den modern ausgerichteten, bundierten EHB fehlte mir oft eine Portion Brillanz und Klarheit im Sound. Und was soll ich sagen? Im 1005F gefallen sie mir unerwartet gut. Es ist nicht so, dass sie auf magische Weise mehr Brillanz hätten als in anderen Bässen, aber zum einen sorgt das harte Griffbrett für eine zusätzliche Portion Obertöne und zum anderen braucht es an einem bundlosen Instrument für meinen Geschmack auch keine gläsernen oder glockenartigen Höhen. Töne auf den dünnen Saiten werden voll und singend übertragen, während die tiefen Saiten noch eine ausreichende Klarheit besitzen.

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Befindet sich die Pickup-Blende der Elektronik in Mittenrastung, geht das Klangbild sogar dezent in Richtung gläserner HiFi-Sound. Aber eben nur dezent. Bei bundierten Instrumenten bevorzuge ich diese Einstellung aufgrund des druckvollen und kernigen Sounds meist, hier aber favorisiere ich den hinteren Tonabnehmer ein wenig. Der Ton gewinnt dabei an charaktergebenden, vollen Hochmitten. Gerade die hohen Lagen sowie Flageoletts profitieren massiv davon.

Aber auch der Halstonabnehmer kann sich hören lassen und präsentiert sich mit einem bauchigen, fast holzigen Klang. Für kontrabassartige Sounds bräuchte man aber andere Saiten und wohl auch eher Singlecoils als kernige Humbucker. Dennoch liefert der Bass hier ein angenehm weiches Klangbild, das sich über die im Passivmodus zur Verfügung stehende Tonblende noch weiter dämpfen lässt. Hierbei dient der obere Teil des vorderen Stacked-Potis als passive Tonblende.

In Kombination mit dem Bridge-Tonabnehmer lassen sich dem Bass auch richtig näselnde Sounds entlocken, die aufgrund der Tonabnehmer immer leicht komprimiert und kernig klingen. Wer einen Bass für Jaco-Sounds sucht, wird hier nicht fündig werden. Dafür findet sich hier unter Zuhilfenahme der Aktivelektronik eine immense klangliche Vielfalt. Die Tonblende mutiert nun zu einem aktiven Höhenregler, was beim Umschalten bedacht werden sollte, denn die Reglerstellung bleibt natürlich die gleiche …

Eingangs erwähnte ich, dass ich bei einem Fretless gar nicht unbedingt nach ausladenden Höhen suche, daher befand sich der Höhenregler während meines Tests auch fast immer in Mittenrastung. Bei Bedarf kann einem muffigen Setup oder älteren Saiten so aber ohne zusätzliches Rauschen noch ein bisschen mehr Frische eingehaucht werden. Über den Bassregler lässt sich der hintere Pickup noch zu etwas mehr Fülle und Druck überreden oder der doch recht potente Hals-PU etwas zügeln. Hier sind allerdings minimale Änderungen meist schon absolut ausreichend.

Wirklich interessant wird die Klangregelung erst durch die semi-parametrischen Mitten. Mit dem unteren Regler kann die Einsatzfrequenz des Mittenreglers über eine große Bandbreite verändert werden. Am unteren Ende greift der Regler schon in den Hochbass mit ein, während das obere Ende schon mit dem Höhenregler konkurrieren kann. Da es sich hier allerdings um eine Glockenkurve handelt, sind besonders genaue Feinabstimmungen möglich. Beispielsweise kann der Klang über den Höhenregler entschärft und gleichzeitig mit verstärkten Hochmitten durchsetzungsfähiger gemacht werden. Aber auch Freunde stark mittiger Sounds à la Les Claypool kommen Dank der Flexibilität auf ihre Kosten.

RESÜMEE

Es ist schön zu sehen, dass Ibanez die EHB-Baureihe stetig ausbaut und mit dem Zuwachs durch ein bundloses Modell die Palette nun beinahe vollständig aufgefüllt hat. Wie gewohnt ist auch der 1005F qualitativ hochwertig gefertigt und flexibel aufgestellt. Ich würde mir als Ergänzung jedoch noch ein sechs-, vor allem aber ein viersaitiges Modell wünschen, denn aktuell gibt es den Bundlosen nur mit fünf Drähten. Auch auf alternative Farben oder Linkshändermodelle muss derzeit noch verzichtet werden. Sollte die Modellreihe erfolgreich sein, dürfte das aber folgen. Bei dem, was Ibanez mit dem EHB1005F liefert, sehe ich dafür gute Chancen.

PLUS

● Sound
● Ergonomie
● Haptik
● vielseitige Elektronik

MINUS

● Bundmarker in hohen Lagen

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

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