Vintage Edel-Tuning

52er Gibson Les Paul Goldtop wird zu einem 59er Modell (Teil 3)

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P-90 kontra Humbucker

In dieser Artikelreihe wird der Umbau einer originalen Gibson Les Paul Goldtop von 1952 beschrieben. Die alte Goldtop soll am Ende meiner Arbeiten im Klangergebnis einer 1959er Les Paul entsprechen. Teil 3 dieser Pimp-Aktion ist dem Umbau von den schmaleren P-90-Soapbar-Pickups auf die etwas breiteren Humbucker gewidmet.

Da mag sich jetzt manch einem Puristen der Magen verkrampfen, aber ich kann euch beruhigen: Ich habe mich 20 Jahre lang standhaft geweigert, diesen Umbau zu machen und konnte allen Überredungskünsten und Bestechungsversuchen von Klaus, dem Besitzer dieser Gitarre, widerstehen. Auch gab ich ihm den Rat, sich eine umgebaute 68er oder eine schon verbastelte 52er Les Paul zu suchen und notfalls die goldene dafür an einen P-90-Fan zu verkaufen. Doch nachdem Klaus dem P-90-Sound und dem damit verbundenen Brummpegel nun wirklich überdrüssig geworden war, hat er mich mit dem Hinweis „sonst bring ich sie woanders hin…“ endlich weichgeklopft.

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So, und jetzt müssen da also Humbucker rein. Leider konnte ich ihn nicht für unsere Staufer/Häussel-Humbucker im P-90 Format erwärmen, die ohne Fräsarbeiten gepasst hätten. Klar, die schauen ja auch nicht politisch korrekt aus, und das spielt bei einem solchen Instrument natürlich auch eine große Rolle. Außerdem waren da ja noch die alten Gibson Humbucker aus den frühen Sechzigern in seiner Schublade, die er einige Jahre in seiner SG gespielt hatte. Dabei handelt es sich also um durchaus standesgemäße Pickups: Nämlich ein echter PAF und ein früher, sogenannter „Patent-Number-Pickup“. Na gut, werfen wir noch einen letzten, wehmütigen Blick auf den „Ist-Zustand“ bevor es gleich mit den Fräsarbeiten losgeht.

P-90 Fräsung noch im unberührten Zustand

Die Humbucker sind um einige Millimeter breiter. Dann haben sie noch rechts und links die tiefer in das Holz hineinreichenden Füße zur Befestigung und Höheneinstellung. Auch die unten herausstehenden Polschrauben brauchen noch etwas Platz. Glücklicherweise haben die Humbucker-Rähmchen in der Länge in etwa dasselbe Format wie die P-90 Soapbars. D. h., sie decken nachher die alte Pickup-Ausfräsung vollständig ab. Zum Festschrauben dieser Rähmchen freilich fehlt Holz, das muss erst mal eingesetzt werden. Passende Mahagoni-Stückchen sind schnell gemacht und eingeklebt.

Eingeklebte Holzstückchen für die Befestigungsschrauben der Humbucker

Die Aussparung für die Befestigungsfüßchen habe ich schnell mit der Tischbohrmaschine gebohrt. Denn da kann sich der Bohrer nicht unabsichtlich verirren. Gebohrt wurde gerade nur maximal so tief, wie der Pickup bei korrekter Höheneinstellung Platz braucht. Die zu langen und überstehenden Höheneinstellschrauben werden später noch entsprechend gekürzt. Denn schließlich möchte ich so wenig Holz wie möglich wegfräsen.

Sicheres Bohren mit der Tischbohrmaschine

Zum Verbreitern der Pickup-Ausfräsungen habe ich mir eine Hilfe einfallen lassen. Normalerweise würde ich eine Fräs-Schablone mit doppelseitigem Klebeband auf dem Korpus festkleben und diese gegen unbeabsichtigtes Verrutschen zusätzlich mit einer Klemmzwinge fixieren. Hier aber befürchte ich, dass der leicht bröckelige Goldmetallic-Lack am Klebeband hängen bleiben wird, also scheidet diese Methode aus. Da ohnehin nur ein Streifen von ca. 4 mm Breite auf ca. 50 mm Länge zu fräsen ist, habe ich einfach eine Führungsleiste über dem Instrument mit Klemmzwingen am Werktisch befestigt.

Führungsleiste für die Fräsung

Gefräst habe ich das Ganze nicht mit der großen ELU, sondern mit dem Dremel und einem neuen, scharfen Fräser. Gleiches auch für die Vertiefung, welche wir für die unten aus den Humbuckern herausstehenden Polschrauben benötigen. Auf diese Art wurden also nur ganz wenig heiliges Holz abgetragen. Nicht, dass mir jemand kommt und meint, eine Klangbeeinträchtigung wegen des Fehlens von 2 x 3 cm Holz zu hören …

Dremel im Einsatz
Fertige Fräsung

Damit die Ausfräsungen an den bearbeiteten Stellen nicht so „nackt“ ausschauen, habe ich natürlich etwas Goldlack (Revell Modellbaulack, Farbe Nummer 92) beim benachbarten Conrad-Shop geholt und die Frässtellen schön ausgepinselt. Auch wenn man das nicht sieht – so viel Liebe zum Detail kann man einer so alten Dame schon mal entgegenbringen.

Fräsung mit Goldlack ausgepinselt

Ein weiteres Manko in den Augen von Klaus sind die alten, originalen Potiknöpfe. Die alten, 1952er Barrel-Knöpfe waren ca. 50 Prozent höher als die später üblich gewordenen Speed-Barrel-Knöpfe und schauen schon etwas klobig aus. Kleine Hütchen, die sogenannten Bonnet-Knöpfe, wären toll. Diese wurden zwischen 1955 und 1960 auf den alten Paulas verwendet und passen somit optisch gut zu den Humbuckern. Na ja – ich selbst finde gerade diese alten Dinger so unglaublich charmant. Aber irgendwie gehören zu diesen Knöpfen auch die P-90 dazu … Nun gut, das Auge isst mit – jedenfalls haben wir hier gleich das nächste Problem: Die Poti-Achsen der originalen 1952er Potis sind im Durchmesser viel größer als die der späteren Nachfahren. D. h. die neuen Knöpfe passen absolut nicht drauf.

Barrel-Knopf gegen Bonnet-Hütchen

Klaus hatte sich natürlich schon vorher mit diesem Problem beschäftigt und sich für den Austausch der Potis entschieden. Passende Potiknöpfe und Kondensatoren hat er bereits mitgebracht. Anstelle der ebenfalls mitgebrachten 60er-Jahre-Potis aus einer SG wählten wir dann doch neue und ausgemessene CTS Potis.

Die neuen Elektronik Parts

Dazu die neuen Bumble-Bees (gute Repliken) und das obligatorische 50th Wiring. Somit bleibt das alte Pickup-Set samt originalen Potis, Kondensatoren und Potiknöpfen für die Nachwelt erhalten.

Die originalen Potis und Kondensatoren
Fertige Verkabelung

In der nächsten Folge wird dann der Einbau der Humbucker und der Elektronik beschrieben.


(erschienen in Gitarre & Bass 07/2010)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Alles reine Geschmackssache. Ich bevorzuge dann doch lieber die originalen Modelle,egal,ob nun von Gibson,Fender,Ibanez etc. Ich besitze ausschließlich Gitarren,die weder umgebaut noch irgendwelche Änderungen erfuhren.

    Alte Gitarren, die technisch oder gar optisch verändert wurden, haben längst nicht mehr den obligaten Stellenwert eines Originals,der Wertverlust ist immens,auch dann,wenn die Originalteile noch vorhanden sind,und ein Rückbau möglich wäre. Wer bitte,will schon ernsthaft eine alte „verbastelte“,bzw. umgebaute E.-Gitarre kaufen?

    Ein Original bleibt und ist ein Original,daran wird sich auch zukünftig nichts ändern! Und die Behauptung,daß eine Gitarre nach einem Umbau eine echte Wertsteigerung erfährt, ist absoluter Nonsens.

    Sammlerfetischisten suchen nach unverbastelteten Originalen,und garantiert nicht nach umgebauten oder „gepimpten“ Gitarren, dies ist Fakt!

    Mag sein,daß eine umgebaute alte Gitarre für so manchen Bastler um einiges „besser“ klingt,- jedoch entspricht diese Gitarre dann überhaupt nicht mehr dem Flair eines Originals. Alte Gitarren haben sicher ihre Macken,aber auch ihre speziellen Vorzüge, die sie so unverwechselbar machen. Die Einzigartigkeit einer alten Elektrischen liegt in der Tatsache,daß sie im absoluten Originalzustand belassen wurde. Leider versuchen sich immer mehr Leute an Umbauten, so daß zunehmend bald kaum noch schöne alte Gitarren existieren werden,die die Aura eines alten Saiteninstruments im Originalzustand umgeben. Das hat wirklich nichts mit Magie zu tun,es ist einfach Frevel, sich an uralte Instrumente heranzuwagen, die damalig ab Werk so gefertigt wurden,daß sie für bestimmte Klangeigenschaften bekannt waren.

    Ich persönlich kann es aber auch gut verstehen,wenn alte brüchige Kabelisolierungen oder kratzende Potentiometer gegen neue Teile ausgetauscht werden, damit evtl. technische Probleme ausgeschaltet werden können. Ich finde, so lange die Optik nicht beeinträchtigt wird, ist es noch völlig legitim an alten Originalen Hand anzulegen. Aber bitte nur von einen Fachmann,der die alten Teile gut gesichert für die Nachwelt in einer Schachtel aufbewahrt!

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    1. Spielen Sie Gitarre oder verbreiten Sie hier nur ihren Senf?

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      1. Die „Senfproduktion“ überlasse ich gerne anderen Herstellern! Ich spiele bereits seit meinem 10. Lebensjahr Gitarre,und würde eine alte „Vintage“ Gitarre niemals umbauen oder sonst irgendwie verändern,weil dadurch die Wertigkeit unwiederbringlich verloren ginge. Diese Meinung vertreten natürlich auch etliche „Kritiker“ in diesem Forum. Das ist Fakt! Übrigens: mein absoluter Lieblingssenf im Glas stammt aus dem Düsseldorfer Raum. Herzliche Grüße.

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  2. Toller Artikel, gleich morgen werde ich mir ne 52er Les Paul kaufen!!

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  3. Wieviel (Sammler)Wert wurde durch diesen Umbau vernichtet?

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  4. sowas macht man einfach nicht

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  5. Also ganz ehrlich: nein, so etwas tut man nicht! Alte Gitarren sind gleichermaßen Kulturgut und Investment. Kulturgut wird allenfalls restauriert, so dass die Patina auf keinen Fall Schaden nimmt. Als Investment fällt der Wert extrem bei jeder Veränderung des Originalzustandes.
    „sonst bring ich sie woanders hin…“: wirklich schlimm, dass es “Gitarrenbauer gibt, die sich weichklopfen lassen.
    In jungen Jahren war ich auch sorglos mit altem Equipment und mein Argument war immer: “… muss doch gespielt werden…”. Mittlerweile versuche ich die alten Dinge möglichst zu schonen, d.h. als “Arbeitstiere” verwende ich solide Massenware und freue mich dann und zelebriere es ganz bewusst, wenn ich meine Schätzchen ´mal spiele.

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