Meilenstein 1970

Led Zeppelin III

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Led Zeppelin III(Bild: Warner)

Die britische Hardrock-Ikone Led Zeppelin feierte im letzten Jahr ganz offiziell ihren 50. Geburtstag. Den ersten Gig spielten Jimmy Page (g), Robert Plant (voc), John Paul Jones (b,kb) und John Bonham (dr) im Rahmen einer kurzen Skandinavientour am 7. September 1968 im dänischen Gladsaxe.

In der Heimat fand die Premiere dann am 4. Oktober 1968 in Newcastles Mayfair Ballroom statt. Aufgrund vertraglicher Verpflichtungen von Jimmy Page trat man damals noch als „The Yardbirds“ auf – Page war das letzte Originalmitglied dieser großen UK-Blues- und Rock-Band, in der auch die Kollegen Eric Clapton und Jeff Beck bereits Gitarre gespielt hatten. Schließlich benannten sich die Musiker in Led Zeppelin um und begannen Ende des Jahres mit Studioaufnahmen.

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,Led Zeppelin‘ erschien im Januar 1969 und landete in Amerika und England jeweils in den Top 10. So richtig hob Jimmys neues Projekt im Herbst des Jahres mit ,Led Zeppelin II‘ und dem Hit ,Whole Lotta Love‘ ab. Dieser und weitere Songs wie ,Heartbreaker‘ oder ,Good Times Bad Times‘ machten die Band zum Mit-Erfinder des sogenannten „Heavy Metal“, eben einer neuen Form der Rock-Musik, die sich vom Beat der 60er durch sattere Gitarren-Riffs und druckvolleres Schlagzeug- bzw. Bass-Spiel unterschieden.

Doch mit ,Led Zeppelin III‘ ging man im Oktober 1970 gleich durch weitere neue Türen. Das Drittwerk wurde und wird gerne als das „Akustik-Album“ der Band bezeichnet. Und tatsächlich gab‘s in dieser Hinsicht einige spannende Entwicklungen. Besonders im Traditional ,Gallows Pole‘, dominieren akustische Instrumente. Mit seinen Folk-Gitarren und den Spannungsbögen zählt ,That‘s The Way‘ sicher zu den großen Balladen von Led Zeppelin. Auch ,Tangerine‘ atmet dank der Acoustic viel Folk-Einfluss, aber hier bricht die Nummer mit experimentellen Zerr-Sounds und flirrenden Slide-Steelguitars in eine andere, progressivere Richtung aus.

Und schließlich überraschte ,Friends‘ mit seinen indisch-asiatisch anmutenden Akustik-Gitarren. Die resultierten laut Jimmy Page aus einer offenen C6-Stimmung (C A C G C E). Er kommentierte dies einmal folgendermaßen: „Auf dem dritten Album sind eine Reihe von Stimmungen zu hören, aber ich experimentierte mit alterierten Tunings, die auf das erste Album zurückgingen. Das C-Tuning in ,Friends‘ war etwas Neues, aber das Open G (D G D G B D) in ,That’s the Way‘ war ziemlich konventionell. Muddy Waters, Robert Johnson und viele andere hatten es schon benutzt.“

Led Zeppelin
Led Zeppelin live beim Bath Festival of Blues and Progressive Music, 28. Juni 1970 (Bild: Michael Stitch/Photoshoot, Zacron)

Auch der ,Bron-Y-Aur Stomp‘ zählt zu den akustischen Songs des Albums. Letztlich ist die Nummer eine Hommage von Page und Plant an ein Landhaus, das eigentlich „Bron-Yr-Aur“ heißt. Es lag in Wales und stammte aus dem 18. Jahrhundert, Strom und fließendes Wasser gab es nicht. Die beiden zogen sich nach einer US-Tournee hierhin zurück und begannen mit dem Songwriting für das neue Album. Nicht zuletzt dürfte die ländliche Umgebung und das Komponieren auf rein akustischen Instrumenten einen maßgeblichen Einfluss auf die Gesamtausrichtung des neuen Albums gehabt haben.

Übrigens, es war keine Martin und auch keine Gibson: Jimmy Page hat seine Parts damals mit einer vergleichsweise günstigen Harmony Sovereign H-1260 komponiert und eingespielt. Zudem hat er auch weitere akustische Instrumente eingesetzt, wie z.B. eine Gretsch-Cutaway-12-string, ein Banjo oder eine Bordunzither (engl. Dulcimer).

Diese verstärkte Hinwendung zur Akustik-Gitarre und Fingerstyle-Einflüssen fiel allerdings wenig puristisch aus, sie wurden meist mit Rock-Elementen und auch mit für die Zeit modernen Klängen kombiniert. Zudem ploppten zwischen den Stücken stets undefinierbare Geräusche oder Sprachfetzen aus den Aufnahmesessions auf, die dem Album eine eigene Atmosphäre verliehen und die – wie auch das bunte symbolbehaftete Cover-Artwork inklusive kultiger Drehscheibe – die der Band eigene und von ihr gepflegten Mystifikation unterstrichen.

Ganz real präsentierte sich auf ,Led Zeppelin III‘ die andere heavy rockende Seite der Band, so etwa mit dem treibenden ,Celebration Day‘ und den im Intro sich merkwürdig überlagernden Schrammelgitarren; knackiger rockte ,Out On The Tiles‘, das eine Menge Rhythmuswechsel bot. Die wurden auch getragen von den satten Bass-Sounds. Jones‘ Hauptinstrument war ein Fender Jazz Bass (Bj. 1961) in Sunburst. Auf ,Led Zeppelin III‘ setzte er auch einen Gibson EB-1 (Bj. 1953) ein. Er verstärkte sein Signal mit einem Acoustic 361 Stack, bestehend aus einem Preamp und einem mächtigen 1×18“-Falthorn.

Selbst der langsame Blues ,Since I’ve Been Loving You‘ wurde durch die opulenten Gitarren-Soli von Page und die Hammond-Orgel von Multiinstrumentalist John Paul Jones mit viel Rock-Energie aufgeladen, was teils in eine progressive Richtung führt. Page spielte hier seine tragenden Sounds zur Gänze aus. Für die setzte er eine 1958er-oder ‘59er-Gibson-Les-Paul-Standard in Cherry-Sunburst ein sowie ein weitgehend identisches 59er-Modell.

Led Zeppelin
Sänger Robert Plant, Gitarrist Jimmy Page, Bassist John Paul Jones & Drummer-Legende John Bonham (Bild: Michael Stitch/Photoshoot, Zacron)

Zu Jimmys Verstärkern gehörten in der Frühphase der Band u. a. ein 1965er-Fender-Super-Reverb, ein Supro 1690T Coronado, ein 1967er-Arbiter-Power-One-Hundred, ein 1966er-Hiwatt-Custom-50 und ein Hiwatt Custom 100 DR118. Für die Zerr-Sounds nutzte Page in jener Zeit einen Sola Sound Tonebender MkII und auch den Nachfolger Tonebender MkIII. Zudem setzte er auch ein Vox-Wah-Pedal sowie ein Maestro Echoplex EP-3 ein.

Noch was? Yepp, ,Led Zeppelin III‘ startet mit dem – ich hau es jetzt einfach mal so unkontrolliert raus – besten Zeppelin-Song aller Zeiten. Der tighte Groove in ,Immigrant Song‘, den hier Drums, Gitarre und Bass entfachen, reißt sofort mit. Dazu verknüpft Plant Motive der nordischen Mythologie und Wikinger-Romantik. Legendär ist diese kurze Melodie-Wendung, die wohl inspiriert wurde durch ,Bali Ha’i‘, ein Stück des Broadway-Musicals „South Pacific“, das 1958 auch als Film herauskam.

Jimmy Page bemerkte zu ,Immigrant Song‘ einmal: „Ich erinnere mich wie wir an diesem Song gearbeitet haben und alle Einzelteile zusammenkamen. John Bonham und ich spielten das Riff, packten noch die ,Rumble‘-Akkorde E und A rein (gemeint ist der 58er Instrumental-Hit von Powerchord-Erfinder Link Wray & His Ray Men) und Robert sang seine wundervollen Melodien.“ ,Immigrant Song‘ machte 2017 nochmal Karriere im Marvel-Blockbuster „Thor III: Ragnarok“ – wie gemacht für dieses Fantasy-Superhelden-Spektakel.

Eine Tournee der legendären Rocker zum Jubiläum bleibt Fan-Fantasie. Zwar erscheint mit „Led Zeppelin By Led Zeppelin“ eine hochpreisige Bild-Biografie, und auch die Veröffentlichungen remasterter Alben werden fortgesetzt. Doch Robert Plant erklärte gegenüber der britischen Nachrichtenagentur Press Association: „Eine Reunion von Led Zeppelin gibt’s höchstens an einer Pommesbude in Camden“.

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