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Slide Guitar: Arpeggios Reloaded

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Slide-Guitar-1

Nach der theoretischen Vorbereitung in der letzten Folge bist du hoffentlich fit, was die Verwendung von Dur- und Moll-Arpeggios angeht. Diesmal wende ich die Dreiklangs-Zerlegungen in einem Solo an, das fast nur aus Arpeggios besteht.

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Die Akkordfolge

Das Solo läuft über eine simple I-VI-IV-V-Akkordfolge in E-Dur:

|E | C# m | E | C# m | E | C# m | A | Bsus4 B |

Normalerweise würde man zur Improvisation eine E-Dur-Pentatonik oder die E-Dur-Tonleiter verwenden. Stattdessen spiele ich über jeden Akkord das jeweilige Arpeggio und bastle aus den Akkordtönen Melodien.

Solieren mit Arpeggios

Beginnt man ein Arpeggio immer auf dem tiefsten Ton in der jeweiligen Griffbrettposition, klingt die so entstehende Melodie schnell sehr schematisch und eher nach einer Etüde als nach einer singbaren Melodie. Es ist deswegen sehr wichtig, dass man sich klarmacht, wie die Töne heißen, die im jeweiligen Akkord bzw. Arpeggio enthalten sind, ob es gemeinsame Töne gibt und welcher Ton deutlich macht, dass ein Akkordwechsel stattfindet. Hier sind die Töne der Akkordfolge:

E:           E   G#  B

C#m:     C# E    G#

A:           A   C#  E

B:           B   D#  F#

Will man den Wechsel vom Akkord E zum B klarmachen, bietet sich der Wechsel vom b zum c# an, denn die anderen Akkordtöne sind bei E und C#m identisch. Geht es nach A-Dur, gibt der Ton a am meisten Information darüber, dass ein Akkordwechsel stattfindet. Beim B-Dur passiert am meisten, denn keiner der drei Akkordtöne ist in den anderen Akkorden enthalten. Eine gute Methode ist es, sich eine Zielton-Linie festzulegen und diese dann mit Arpeggio- oder Skalentönen zu umspielen – z. B.:

b, c#, a, f# oder g#, e, c#, d#

So spiegelt das Solo auch immer die Akkordfolge wieder, und die Solo-Linie klingt nur mit Basstönen unterlegt schon nach den Harmonien des Songs. Improvisiert man nur mit einer Tonleiter, stellt sich dieser Effekt nicht ein und das Solo klingt mehr nach Skalenfiguren. Das kann auch seinen Reiz haben, macht es aber dem Hörer oft schwerer, den Akkorden des Songs zu folgen.

Akkordtöne umspielen

Um den Ton-Vorrat eines Arpeggios zu erweitern, kann man die Akkordtöne chromatisch oder diatonisch umspielen. Beim chromatischen Ansteuern spielt man einen Halbton über oder unter dem Akkordton, der dann auf einem rhythmischen Schwerpunkt liegen sollte. Hier ein Beispiel: Über den Akkord E steuere ich den Grundton des Akkordes von unten oder oben an, mit einem d# oder f. Beim diatonischen Ansteuern würde ich den Ton d# und f# dazu nehmen. Chromatik sollte man geschmackvoll einsetzen. Übertreibt man es mit den Halbtönen, wirkt ein Slide-Solo schnell etwas akademisch oder zu jazzig. Dezent eingesetzt kann man aber den Ton-Vorrat auf einfache Weise erweitern, ohne auf eine Tonleiter zurückgreifen zu müssen.

Das Solo

Das Solo beginnt mit einem E-Dur-Arpeggio auf der hohen E-Saite und einem C#m- Arpeggio am neunten Bund. Für A-Dur und B-Dur verwende ich dasselbe Shape wie bei C#m, angereichert mit etwas Chromatik über dem A-Dur und der leeren H-Saite beim B. Im zweiten Durchgang der Akkordfolge baut alles auf dem Double-Stop auf der E- und H-Saite auf. Über den E und C#m kommen noch zwei Skalentöne zum Arpeggio dazu, beim A wieder etwas Chromatik.

Im dritten Durchgang verwende ich das E-Dur-Arpeggio am 4. Bund in Kombination mit der leeren E- und H-Saite, was der simplen Melodie mehr gitarristisches Flair verleiht. In den letzten beiden Durchgängen kommen ein paar Töne aus E-Dur zu den Arpeggios. Zuerst das d# (die große Septime beim E und die None beim C#m), die den schlichten Dreiklängen etwas Pfeffer verleiht. Später dann diverse Tonleitertöne, die neben den Arpeggio-Tönen liegen.

Wichtig ist auch die Phrasierung der Arpeggio-Melodien. Beim Slide-Gitarrenspiel geht es ja neben der eigentlichen Melodie immer auch um Ton und Sound. Mit Auf- und Abwärts-Slides, Vibrato, Pull Offs und Leersaiten kann man aus den schlichten Dreiklangs-Arpeggios eine Menge rausholen. Sobald du das Solo nachspielen kannst, solltest du die verschiedenen Konzepte deswegen über den Playalong-Track in eigenen Licks und Melodien anwenden.

Anregungen, Wünsche und Kritik bitte wie immer an: martin@the-incredible-mr-smith.com

Die Noten lassen sich durch Draufklicken vergrößern!

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(erschienen in Gitarre & Bass 09/2017)

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