Reverb ist der englische Begriff für Hall oder Nachhall. Im Prinzip ist ein Reverb aber nichts anderes als unendlich viele Echos, die sich zu einem räumlichen Eindruck zusammenfügen.
Der Hall-Effekt gehört zu den ältesten Gitarreneffekten überhaupt und war als Federhall in vielen Verstärkern, z. B. auch der Firma Fender, üblich.
Ein Fender-Röhrenhall gilt heute immer noch als das Maß, an dem sich ein intensiver und warmer Halleffekt messen lassen muss. Die Regelmöglichkeiten des Federhalls beschränkten sich aber nur auf einen Intensitätsregler. Raumgröße oder Nachhalldauer des Effektes waren konstruktionsbedingt nicht regelbar.
Mittlerweile können Gitarristen auch auf digitale Hallpedale in Studioqualität als Bodentreter zurückgreifen, um den beliebten Halleffekt in den Gitarren-Sound zu integrieren.
Delay-, wie auch Hall-Sounds, scheinen zu den essentiellen Effekten für Gitarristen zu gehören. Der Wunsch, dem Gitarren-Sound mehr Räumlichkeit hinzuzufügen, ist schon recht alt. Mit Hallspiralen in den Verstärkern wurde ab den 60er Jahren bereits erste Hilfe geleistet.
Marc-Oliver Richter
Halleffekte waren für die Gitarristen der 1950er-Jahre ein Phänomen, das nur durch den Raum entstand, den man gerade bespielte. Kleine Kistchen, die verschiedene, regelbare Hallklänge lieferten, waren damals noch undenkbar.
Im Aufnahmestudio ließ sich Hall nur mit aufwendigen Verfahren erzeugen. Entweder benötigte man einen großen Raum, der die nötigen Reflektionen lieferte, oder man schickte das Signal in eine Echo Chamber – eine Kammer mit Steinwänden, in der in einer Ecke ein Lautsprecher angebracht war.
Mithilfe eines oder mehrerer Mikrofone, die in deutlichem Abstand zum Speaker positioniert waren, nahm man das Signal – inklusive der entstehenden Raum-Reflektionen – neu auf.
Auch ein Platten-Hall war damals nicht transportabel: Ein elektronischer Wandler übertrug das Signal auf eine Metallplatte, die dadurch in Schwingung versetzt wurde. Ein Pickup wandelte das elektromagnetische Signal anschließend in ein Audio-Signal um, das dem Originalsignal zugemischt wurde.
Rückenfreundliche Abhilfe schaffte die Hallspirale, die zuerst in Hammond-Orgeln verwendet wurde und ab 1961 in der Fender Reverb Unit den ersten tragbaren Hall für Gitarristen lieferte. Eine Hallspirale funktioniert technisch ähnlich wie ein Plate Reverb:
Ein Wandler schickt das Gitarrensignal in die Hallspirale, die durch das Anschlagssignal in Schwingung versetzt wird. Am Ende der Hallspirale wird das bearbeitete Signal abgegriffen und dem Originalsound zugemischt.
Martin Schmidt
Wir unterscheiden, wie bei nahezu allen Effekt-Geräten, zwischen analogen und digitalen Reverbs, sowie zwischen verschiedenen Modi oder Typen von Klangarten derselben, die wiederum auf ihre Produktion zurückzuführen sind.
Jeder der grundlegenden Modi eines Reverbs kann analog erzeugt oder digital modelliert werden. Daraus ergibt sich eine breite Palette an Klangfarben, die es zu unterscheiden gilt.
Zunächst der klassische Room Reverb oder Raumhall: Die analoge oder natürliche Version dieses Halls entsteht durch die einfache räumliche Klangreflektion. Eine spezielle Art dieser Klangerzeugung findet in dafür ausgelegten Echo Chambers statt.
Digitale Reverb-Pedale modellieren diesen Klang mithilfe von digitalen Bauelementen, die die Raum-Reflektion mittels Echo-Schaltungen nachstellen. Sie verhalten sich dabei ähnlich wie digitale Delays.
Ein Spring Reverb oder Federhall wird analog durch eine Hallspirale erzeugt. Der klassische Sound der Fender Reverb Unit kann hier als Beispiel dienen. Auch dieser Hall wird von digitalen Pedalen künstlich zu imitieren versucht.
Mittlerweile gibt es den legendären Fender Federhall als Reissue:
Ein Plate Reverb oder Plattenhall wird durch die Schwingungen von Metallplatten erzeugt und wie andere Hallarten mit einer digitalen Schaltung nachempfunden.
Hier stellt Colin von CSGuitars die klanglichen Unterschiede zwischen Spring und Plate Reverb dar:
Die Frage nach dem besten Pedal kann wie immer nicht durch einen Gemeinspruch gelöst werden. Ob der Preis oder das Alter des Delays möglichst hoch oder niedrig sein, das Pedal ausgefeilte neue Funktionen enthalten oder der Nachhall classic vintage sein sollte, ist stark an die Verwendung des Effekts, die Wünsche des Nutzers und die Art der Musik, für die er benutzt werden soll, gebunden.
Beim Kauf sollte man weder hohe noch günstige Preise, sondern vielmehr den eigenen Geschmack entscheiden lassen. Ein paar (moderne) Klassiker können hier natürlich trotzdem vorgestellt werden:
Wer einen soliden Vintage-Sound verwenden will, ist mit einem Electro Harmonix Holy Grail oder einem Replex von Hughes& Kettner sicherlich gut beraten.
Strymons Big Sky oder Eventides Space sind als flexible Hallmaschinen dagegen das Material der Wahl, wenn es um moderne Flexibilität geht.
Der Strymon Big Sky des amerikanischen Effekt-Spezialisten überzeugt mit weitem und atmosphärischen Sound und zwölf verschiedenen Studio-Class Hallmaschinen:
Der Reverb Modeler Eventide Space bietet zwölf Signature Algorithmen und ein unüberschaubares (im Positiven!) Aufgebot von Sounds:
Sehr beliebt ist auch der Boss-Dauerbrenner RV-6 – kompakt und gleichzeitig vielfältig vereint er Handlichkeit und Studioqualität:
https://www.youtube.com/watch?v=kkipOvgHqw8
Zum RV-6 und seinem großen Bruder, dem Delay Modeler DD-500, haben wir einen ausführlichen Test für euch durchgeführt!
Wer den alten Federhall von Fender liebt, jedoch nicht das nötige Kleingeld oder den Platz für einen solchen findet, könnte am Boss FRV-1 Gefallen finden, der den bekanntesten Hall der Musikgeschichte modellieren soll:
Einen ausführlichen Test zum FRV-1 gibt es bei uns zum kostenlosen Download!
Hier siehst Du nebst der eben genannten noch ein paar weitere Reverb Pedale im Vergleichstest:
Wenn Du noch mehr über Reverbs und dein Effekt-Setup erfahren willst, empfehlen wir unser Effekt Pedale ABC im Shop!