Gedanken zur Musikindustrie

Slash: Jack White war der letzte, der etwas Originelles zu sagen hatte

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Slash
(Bild: Roadrunner)

Wie steht es mit neuen, aktuellen Gitarristen, wen bewunderst du da?

Ich würde sagen, Jack White ist der letzte, den ich erlebt habe, der etwas wirklich Originelles und Wichtiges zu sagen hat. Ansonsten ist da nicht viel. Was aber auch daran liegt, dass die gesamte Musikszene heute eh sehr Pop-dominiert ist und es kaum Möglichkeiten für aufstrebende Rock-‘n‘-Roll-Bands gibt.

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Denn da sind keine Plattenfirmen, keine A&R-Jungs und keine soliden Grundlagen, auf die sie aufbauen könnten. Was sich irgendwann hoffentlich wieder ändert. Also ich bin mir ziemlich sicher, dass es bald eine regelrechte Explosion an neuen Rockbands geben wird – eine richtige Rock-Revolution.

Nur: Momentan ist die Szene ziemlich tot. Es gibt kaum aufregenden neuen Kram, es gibt keine Lead-Gitarristen und so weiter und so fort. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass das noch existiert, dass das irgendwo da draußen ist. Es braucht nur die nötige Aufmerksamkeit und die richtige Präsentation.

Wie beurteilst du den derzeitigen Stand der Musikindustrie?

Nun, es ist, wie es ist. Und momentan durchläuft sie wirklich viele Veränderungen – und ist immer noch auf der Suche nach sich selbst und nach einer halbwegs komfortablen neuen Position. Was wohl noch einige Zeit andauern wird.

Momentan erinnert mich das Ganze an die 50er-Jahre als das Geschäft sehr Single-orientiert war. Genau das ist es jetzt wieder. Nach dem Motto: Man veröffentlicht einen Song und schaut, was passiert. Wird er ein Hit, investiert man mehr. Wenn nicht, war es das. Was bedeutet, dass nur noch Platten veröffentlicht werden, um damit richtig Kohle zu machen. Ansonsten geht es nur noch ums Downloaden einzelner Tracks. Aber das Konzept eines klassischen Rock-Albums existiert nicht mehr. Es ist ein überholtes Modell.

Trotzdem setzt sich Qualität scheinbar immer noch durch. Nimm nur die zwanzig Millionen Alben, die Adele so ganz ohne Promotion verkauft hat.

Was einfach toll ist. Denn es zeigt, dass sich ein gutes, ehrliches Album immer noch durchsetzen kann. Und dass es immer noch ein Publikum gibt, das dankbar für etwas Menschliches ist, und das dann auch wirklich hingeht, und Geld dafür ausgibt.

Von daher ist die Musikindustrie auch gar nicht so tot, wie immer behauptet wird. Es ist einfach nur so, dass da draußen so viel unfassbarer Mist ist. So viel Kram, für den kein normal denkender Mensch auch nur einen Cent bezahlen würde. Das ist das eigentliche Hauptproblem. Aber hey, ich will jetzt nicht wie einer dieser alten Säcke rüberkommen, die sich über alles beschweren und die mit der Gegenwart nicht klarkommen. Denn das wäre eine riesige Zeitverschwendung.

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