„Ich bin nicht Joe Bonamassa – so viel ist sicher. Der Typ ist ein Horder, absolut verrückt.“

Ohne Worte: Robby Krieger im Interview

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(Bild: Jill Jarrett Photography)

Du hast die letzten Jahre einige Anstrengungen unternommen, um diese gestohlene Gitarre zurückzubekommen – etwa mit Internet-Aufrufen oder Suchanzeigen. Hattest du damit Erfolg?

Leider nicht. Ich habe nur eine meiner alten Ersatz-SGs wiedergefunden, die ich ebenfalls über die Jahre verloren hatte. Aber was die Original-Melody-Maker betrifft, werde ich sie wahrscheinlich nie zurückerlangen. Ich bin mir sicher, dass sie noch irgendjemand hat, ohne zu wissen, welche Geschichte dahintersteckt bzw. wer sie ursprünglich gespielt hat. Ich würde sehr viel Geld ausgeben, um sie zurückzubekommen. Das wäre sie mir wert.

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Wann und wo ist sie dir überhaupt entwendet worden?

Jemand ist in unseren Proberaum an der Melrose Avenue eingebrochen und hat eine Menge Kram mitgehen lassen. Darunter auch diese Gitarre. Nur: Zu der Zeit – also in den späten 60ern – war das halt kein Sammlerstück und niemand hat wer-weiß-wie-wertvolle Gitarren gespielt. Wenn eine abhandenkam, hat man sich halt eine neue besorgt – und fertig aus. Insofern war ich damals auch nicht sonderlich traurig, als das passiert ist. Das kam erst später. (kichert)

Weil diese Teile, die heute als Vintage gelten, für ein kleines Vermögen gehandelt werden?

In der Tat – und ist das nicht irre? So viel Geld für ein Stück Holz mit sechs Saiten. Gibson hat übrigens über die Jahre etliche Gitarren für mich gebaut – Signature-Modelle wie Replikate davon. Aber es ist diese eine Gitarre, die ich so vermisse. Und ehe ich sie nicht wiederbekomme, kann ich auch keine Kopie davon anfertigen lassen. Es ist wirklich traurig.

Wie umfangreich gestaltet sich deine private Gitarrensammlung?

Ich bin nicht Joe Bonamassa – so viel ist sicher. Der Typ ist ein Horder, absolut verrückt. Ich dagegen habe etwa 30 Gitarren, und das sind alles Teile, die ich regelmäßig spiele. Also nichts davon steht einfach nur rum und fängt Staub. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich hunderte von Gitarren besitzen würde, die irgendwo eingelagert wären. Das halte ich für ein Verbrechen an diesen Instrumenten. Sie sind schließlich dazu da, um gespielt zu werden. Aber sie sollten keine Geldanlage und auch kein reines Dekostück sein.

Kaufst du noch neue Gitarren bzw. trennst du dich von Sachen, die du nicht mehr brauchst?

Ich tausche regelmäßig Gitarren – am liebsten mit Kollegen, von denen ich weiß, dass sie ihre Instrumente genauso pflegen, wie ich es tue. Aber über die Jahre hatte ich eigentlich nie mehr als 30 Stück. Die meisten davon stehen bei mir im Studio, der Rest in meinem Wohn- und Arbeitszimmer. Ich versuche, sie alle zu nutzen.

Sind deine Gitarrenparts auf diesem Album eigentlich sorgfältig ausgearbeitet oder rein improvisiert? Im Sinne von: Spielst du sie – gerade auf der Bühne – immer wieder anders?

Sie sind alle frei improvisiert. Was allein der Tatsache geschuldet ist, dass ich nicht sonderlich gut darin bin, Sachen auszuformulieren – also richtig zu komponieren. Mittlerweile habe ich das auch aufgegeben, weil es verschwendete Zeit wäre. Ich lege einfach los und spiele, was mir als erstes durch den Kopf geht. Was ich in dem Moment, da ich den Song höre, spüre. Das Einzige, worauf ich achte, ist, mich tunlichst nicht zu wiederholen und immer wieder einen neuen Ansatz auszuprobieren. Da tüftle ich dann so lange herum, bis ich etwas finde, das passt und das ich mag.

Und auf der Bühne: Spielst du immer, was dir gerade in den Sinn kommt – wie bei einer völlig offenen, freien Sache, die lediglich einen strukturellen Rahmen durch die Rhythmussektion aufweist?

Ja, das ist definitiv so – es ändert sich immerzu; je nach Laune und Stimmung. Eben danach, wie ich mich in dem Moment fühle oder wie die Rahmenbedingungen sind. Ich verwende bestimmte Licks und wenn sie cool rüberkommen, wiederhole ich sie. Ansonsten probiere ich etwas anderes. Im Grunde ist es nichts anderes als bei den Doors-Sachen: Ich spiele die Hauptlicks eines Songs, aber dann lege ich ziemlich schnell los und versuche etwas komplett anderes zu machen. Einfach, weil das spannender ist.

Bist du immer noch ein Verfechter des klassischen Fingerpickings, wie zu Doors-Zeiten?

Um ehrlich zu sein, mache ich beides: Ich benutze die Finger, aber auch ein Plektrum. Mittlerweile hält sich das die Waage – es ist ungefähr 50:50. Dabei wäre ich zu Doors-Zeiten nie auf die Idee gekommen, zum Plektrum zu greifen – das erschien mir als regelrechtes No-Go. Doch seit ich mit Robben, Larry und all diesen Jungs gespielt habe, entschied ich mich, da nicht mehr ganz so engstirnig zu sein und es auch mal auf andere Weise zu probieren. Außerdem habe ich einen Artikel über Wes Montgomery gelesen, in dem er meinte: „Wenn ich alles noch einmal machen könnte, würde ich sofort lernen, mit einem Plektrum zu spielen – ich könnte mir nichts Besseres vorstellen.“ Einfach weil in seinem Fall der Daumen zum regelrechten Stumpen verkümmert ist. Er hat ihn viel zu lange zum Anschlagen benutzt.

Werden wir die Soul Savages auch in Deutschland erleben?

Das hoffe ich doch! Also wenn es nach mir ginge: sofort! Was macht ihr nächste Woche? (kichert)

Robby, vielen Dank für das Gespräch.


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2024)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Der “Krieger” Robby hat in den letzten knapp 60 Jahren ein paar wirklich ganz feine, ausgezeichnete Melodien und Gitarrenläufe sich aus dem Ärmel geschüttelt. Mit seiner SG hat er auch immer einen ganz exquisiten Ton getroffen. Musikalisch ein absolutes Vorbild und Inspiration. Möge er noch viele Jahre weiter musizieren und uns damit erfreuen.

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  2. Zitat Anfang : ,, Ich bin nicht Joe Bonamassa – so viel ist sicher. Der Typ ist ein Horder, absolut verrückt. Ich dagegen habe etwa 30 Gitarren, und das sind alles Teile, die ich regelmäßig spiele. Also nichts davon steht einfach nur rum und fängt Staub. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich hunderte von Gitarren besitzen würde, die irgendwo eingelagert wären. Das halte ich für ein Verbrechen an diesen Instrumenten. Sie sind schließlich dazu da, um gespielt zu werden. Aber sie sollten keine Geldanlage und auch kein reines Dekostück sein. ,, Zitat Ende.

    Genau so sehe ich die aktuelle Lage auf dem ,, World-Gitarren-Gebrauchswaren-Markt m den gewisse Gitarren – Heroes mit angeschoben haben.

    Gitarren sind das Handwerkszeug eines jeden Gitarristen der damit seine musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten gestaltet, nicht mehr und nicht weniger.

    Der Hype um gealtertes Ton – Holtz hat Dimensionen angenommen die in meiner Anfangszeit als Hobby-Gitarrist Ende der 1960ziger Jahre völlig Fehl am Platze war.
    Damals hat man gut gebrauchte aber noch spielbare Gitarren aus Geldmangel gekauft.
    Die Geldanlage in Form von alten , gebrauchten und zu großen Teilen mit erheblichen Gebrauchsspuren aufweisend weil diese Teile gespielt wurden ist dem allgemeinen Neo-Kapitalismus geschuldet.
    Bestimmte Jahrgänge dieser abgespielten Instrumente bringen ganze Herr Scharen von kaufkräftigen Anlegern / Musikern in höchste Verzückung.

    Kommt dazu noch das diese Teile, ehemals Arbeitsgeräte von verstorbenen oder nicht mehr spielenden Musikern zum Kauf Angeboten werden, drehen diese Leute am Rad.
    So letztens geschehen um die alte, gut gebrauchte ,, legendäre ,, Les Paul von Peter Green deren letzter Besitzer der leider schon verstorbene Gary Moore war, abgekauft von Mr. Green für ca. 50 engl. Pfund, so wird gemunkelt und aktuell vom Metallica – Gitarristen Kirk Lee Hammett für ca. 2,5 Millionen US $ erworben wurde.

    Was der Typ mit dieser Gitarre anfangen will bleibt mir ein Rätsel oder ist natürlich eine super Geldanlage mit der sich gut Geld verdienen läßt in dem man Duplikate streng limitiert von eben jener Firma nachbauen läßt aus deren Fabrikation das Original stammt.

    Mir sind Typen wie der legendäre Doors Gitarrist um Ecken lieber wie diese Neu-Reichen Typen der aktuellen Gitarristen-Oberliga.
    Wie schon des Öfteren erwähnt so auch jetzt wiederholt : Alles Gesagte, alle von mir kritisch geäußerte ist und bleibt meine höchst persönlich Meinung ohne jeglichen Anspruch auf Allgemeingültigkeit zu erheben…….
    In diesem Sinne : Long live Robby Krieger, möge er sich und uns noch viel Freude mit seiner Musik-Kunst vermitteln……

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    1. Kirk Hammer hat “Greeny” nach eigenen Worten für weniger als 2 Millionen Dollar gekauft – übrigens erst, nachdem ihm Jimmy Page dringend dazu geraten hatte. Das ist natürlich immer noch eine Menge Kohle, aber wo soll der Typ sonst mit seinem Geld hin? Ferrari, Yacht und Flugzeug hat er ja schon.
      Immerhin spielt Hammett die Gibson bei Live-Shows und nutzt sie auch im Studio. Beispiel: “Mick Fleetwood And Friends – The Green Manalishi (With The Two Prong Crown) (Official Video)” auf YouTube.

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      1. Danke für deine Antwort die meine Aussage im Kern bestätigen :

        Der bezahlte Betrag für ,, Edel-Brennholz ,, ist meiner Meinung nach völlig absurd auch wenn angeblich Mr. Jimmy Page als Mentor für Mr. Kirk Lee Hammett ( nicht Hammer) dringend zu diesem Kauf geraten haben soll. Warst Du dabei ?

        Das besagter Metall-Gitarrist die ,, Greene-Paule ,, bei dem ein oder anderen Metallica-Song live spielt heiß im Umkehrschluss noch lange nicht dass diese Gitarre für diesen Typ Gitarristen geeignet ist im Sinne von Tonformung / Tonbildung.

        Besagte Les Paul ist für Gitarristen-Typen vom Schlage der Blues-Rock-Liga gemacht wie vermutlich der Erst- Besitzer der legendäre Peter Green ( Fleetwood Mac ) oder der vorletzte Besitzer Mr. Gary Moore ( Thin Lizzy , Colosseum II).
        Diese Player waren meiner Meinung nach diesem Instrument ebenbürtig, konnten damit ausdrucksstarke Melodien spielen.
        Bei besagtem Folge-Besitzer fehlt mit einfach der Bezug, die Wurzel, das Feeling für ein solches Instrument.
        Die Gitarre ist für mein dafürhalten bei Mr. Hammett in ,, falschen Händen,,.
        Der Mann macht Metall-Musik kein Rock-Blues wie Gary Moore !
        Der ist übrigens einer meiner Favoriten bzgl. frühen Heavy – Metall Gedönses und selbstredend der Blues-Rock -Gitarrist der den Blues in den Arsch getreten hat, will heißen im eine gute Prise mehr Härte und Lautstärke zugefügt hat. Dagegen ist Mr. Joseph Leonard „Joe“ Bonamassa ein ,, Leisetreter ,, ein Old-Stile-Kopierer seiner großen Vorbilder der US-Amerikanischen Black-People Musiker – Gilde.
        Ich wollte dich nicht belehren sondern nur meine vorherigen Aussagen bzgl. Menschen und Material erweitern.
        Vielleicht war die ein oder andere Erläuterung für dich in positivem Sinne.

        Beste Grüße Orange ( Mein Nick-Name nach meinem ersten Röhren-Amp den ich 1971 neu inkl. 412 – Box erworben habe und den ich leider nicht mehr Besitze benannt ! )

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