(Bild: Matthias Mineur)
Als Gitarrist, Sänger und Hauptsongschreiber der deutschen Rockgruppe The New Roses gehört Timmy Rough ohne Zweifel zu den Aufsteigern der zurückliegenden Jahre. Die Alben seiner Band haben sich hoch in den Charts platziert, ihre Tourneen verzeichnen Jahr für Jahr zunehmend größere Besucherzahlen. Beide Faktoren sind kausal eng miteinander verbunden, denn vor allem auf der Bühne hat die vierköpfige Formation ihre große musikalische Substanz nachhaltig unter Beweis gestellt.
„Wir waren immer schon eine Band, die permanent auf Tour ist. Jährliche Shows im dreistelligen Bereich, unzählige Kilometer per Bus, Zug, Flugzeug, Fähre und sogar Panzerwagen in der Wüste Afghanistans, und selten genug Zeit, um alles entspannt auf- oder abzubauen“, erklärt Timmy Rough, weshalb The New Roses auch bei der Wahl ihres Equipments rein pragmatisch vorgehen. „Ich kam schnell an einen Punkt, an dem ich mich vom Wunsch seltener Custom-Shop-Gitarren, Antik-Boutique-Amps oder Unikat-Bodentreter verabschiedete. Das Zeug muss funktionieren, es muss was aushalten, einfach zu transportieren sein, in verschiedenen Ländern an der Steckdose hängen können und dabei so gut wie möglich klingen.“
Außerdem sei er nun mal der Frontman der Band und habe gelernt, dass mit dem engen Kontakt zum Publikum eine gute Show steht und fällt: „Deshalb ist es für mich viel wichtiger, mein Gear einfach bedienen zu können, als ein paar Prozent besseren Sound zu haben.“ Klangästhetiker werden hier also vermutlich keinen geheimen Schatz ausgraben. Wer aber ein Bulletproof-Setup sucht, den könnten seine Empfehlungen interessieren:
„Auf Tour habe ich vier elektrische Gitarren dabei. Drei davon sind unterschiedlich gestimmt, die vierte dient als Ersatz. Da wäre zuerst meine Gibson-ES-Les-Paul mit Bourbon-Burst-Lackierung und MHS-Humbucker. Mit den ES-Les-Paul-Modellen kann ich meinen Sound, je nach Song, entweder mehr in die „Brat-“ oder „Twang“-Ecke drücken. Aufgrund unseres vielfältigen Programms kommt mir dies sehr entgegen. Für Vielspieler zahlt sich auch das geringe Gewicht aus. Man bewegt sich halt irgendwo zwischen einer ES-335 und einer Les Paul.
Nach viel Probieren bin ich bei selbst zusammengestellten Elixir-Optiweb-Saiten hängengeblieben, auf der ES-Les-Paul bewegen wir uns zwischen 0.11 und 0.52. Die Strings klingen lange sehr frisch und reißen so gut wie nie. Um auf der Bühne das Gitarrenpanorama etwas breiter zu gestalten, verwende ich bei vielen Songs eine Gibson-ES-Les-Paul mit Double-Cream-Finish und einer limitierten, sehr bissig klingenden Edition von DiMarzio-Pickups. Diese Gitarre spiele ich einen Halbton nach oben versetzt und damit einen Ganzton Unterschied zum Rest der Band. Wenn ich zum Beispiel ein G oder Gis greife und der Rest ein A bzw. Ais spielt, klingt es sehr breit und fett. Wegen der erhöhten Stimmung sind die Saiten dünner, deshalb Elixir-Optiweb von 0.10 bis 0.46.
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Weiter geht‘s mit dem Herzstück meines Sortiments, eine 2006er Gibson Les Paul Special. Dies war die erste Gitarre, die ich mir gekauft habe. Auf der habe ich zahllose frustrierte Stunden verbracht und später unzählige Songs geschrieben. Sie ist einen Halbton tiefer gestimmt und die tiefe E-Saite noch zusätzlich auf Cis gedroppt. Die Saiten sind die gleichen, wie bei der Bourbon-ES, daher setze ich sie für alle Drop-Tunings ein, für mehr „Bottom und Bums“, wie ich es nenne. Verbaut sind hier Gibson-490R– und –498T-Humbucker.
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Als Ersatzgitarre steht immer eine Fender-Classic-50’s-Tele bereit. Zusätzlich sind auch immer zwei Akustikgitarren an Bord, eine Gibson Songwriter Deluxe, die ich mal für 150 Dollar in einem abgerockten Pawnshop in Florida erstanden habe und eine Gibson J-35. Beide sind mit 10/47 Elixir-Nanoweb-Phosphor-Bronze-Saiten bestückt.
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Alle meine Gitarren werden per Funk über eine Electro-Voice-RE3-Senderanlage betrieben. Zwischen Gitarre und Amp habe ich ein sehr übersichtliches Floorboard, auf dem sich meistens nur der Footswitch für den Amp und zwei Tuner befinden. Der TC Electronic Polytune 3 ist immer im Bypass-Modus. So kann ich die Gitarre bei Bedarf auch während des Spielens nachstimmen. Der Korg Pitch Black dient mir im Notfall eher als Mute-Schalter.
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Dann geht der Ton endlich in meinen Hughes & Kettner Black Spirit 200. Von diesem Amp bin ich absolut überzeugt. Besonders als Dauer-Tour-Amp eignet er sich hervorragend. Er wiegt nur 3,5 Kilo, passt im Flieger ins Handgepäck, funktioniert in jeder Steckdose ohne zusätzlichen Trafo, hat die wichtigsten Effekte an Bord, lässt sich per Kippschalter von 200 auf 20 auf 2 Watt regeln, und jeder Regler lässt sich abspeichern. Die Setlist wird vor jeder Show aufgespielt, und so switche ich mich Song für Song durch das Programm.
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Der Black Spirit hat sogar eine Festivalshow in Budapest überlebt, bei der ein besoffener Fan die Bühne stürmte und ungebremst in meine 4x12er H&K-Box samt Amp einschlug, woraufhin das Knäuel aus Amp, Box und Fan unter tosendem Gepolter die Bühne aus einer Fallhöhe von über 1,80 Meter verließ, ohne Schaden zu nehmen. Das meine ich, wenn ich von „Bulletproof-Tour-Setup“ spreche.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch die großartige Arbeit meines Guitar-Techs Andy Knapp betonen, mit dem ich schon seit Anbeginn zusammenarbeite. Wenn ihr also hoffentlich bald wieder geile Live-Shows erlebt, in denen fette Gitarren erklingen, sollte der letzte Schluck Bier in euren Bechern immer zu Ehren der Crew sein. In diesem Sinne: Cheers everybody!“
Story: Matthias Mineur