Aus dem 'DO IT Yourself' Sonderheft

Custom Discounter: Minimal-Investitionen für einen besseren Sound

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Eins vorab: Ich bin weder Banker, Investment-Berater, noch Konsum-Ablehner oder Billig-ist-besser-Dogmatiker. Ganz im Gegenteil: Als Gitarrist, der sein(e) Instrument(e) liebt und dem es, wie uns allen, schon immer um einen wirklich guten Ton ging, bin ich natürlich ständig auf der Suche nach brauchbaren Zutaten und guten Tipps für bessere Sounds. Andererseits stieß ich aber auch direkt am Instrument immer wieder auf ein paar einfache Zusammenhänge, die so manchen G.A.S.-Anfall (G.A.S. = Gear-Acquisition-Syndrom; dt.: Instrumenten-Kaufwahn) erheblich besser kontrollieren und im besten Fall sogar vorübergehen ließen. Genau diese alles andere als bahnbrechenden Erkenntnisse werde ich jetzt hier mal verraten. Wenn es im Detail auch keine neuen Wahrheiten sind, kann man sich aber trotzdem mal seine Gedanken darüber machen, was alles möglich ist, wenn man mehrere, verschiedene Parameter, die beim Gitarrespielen zusammenwirken, bewusst erlebt und zumindest teilweise zu kontrollieren lernt.

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das instrument

Die Diagnosen kennen wir alle: Plötzlich ist der Ton stumpf, die Gitarre klingt irgendwie verstimmt, die Riffs grooven nicht und da kommt einfach kein Feeling auf. Mmh.

Kein Feeling? OK, das kann passieren. Auch beim Billardspielen, Fahrradfahren, Joggen, Kampftrinken und Feiern ist man mal besser und mal schlechter – ganz zu schweigen vom Feeling am Tag danach.

Wenn es um die Gitarre geht und den Menschen, der das Instrument zum Klingen bringen soll, dann haben wir alle doch schon Extremes erlebt: Griffbretter auf denen sich Kulturen entwickelt haben, die aus menschlichem Haut-Abrieb, Saiten-Oxyd und natürlich jeder Menge Blut, Schweiß und Tränen bestehen, oft lecker riechen und die zumindest nicht inspirierend wirken. Und wenn die Bundstäbchen grün angelaufen sind, dann heißt das nicht etwa „Freie Fahrt ins nächste Solo“, sondern dass deine Gitarre ein Pflegefall ist. Ebenso sind stumpfe, klebrige, verschmierte Hälse nichts anderes als Kreativbremsen. Kann man auf einem solchen Instrument überhaupt richtig spielen? Manch einer kann’s, manchmal, und manchmal auch nicht. Optimale Arbeitsbedingungen und ein sauberes Werkzeug erhöhen in jedem Fall die Erfolgsquote.

  • Kurzer Pflegetipp: Beläge abbürsten oder mit feiner Stahlwolle entfernen, Reste absaugen, Bünde mit Lappen und z.B. Autopolitur fein polieren, Griffbrett feucht abwischen, trocknen lassen, mit Griffbrettöl bearbeiten, einziehen lassen und den überschüssigen Rest entfernen. Wenn man dann mal mit Gitarrenbauern oder Repair-ServiceKräften spricht, und Sätze hört wie: „Du glaubst gar nicht, wie selten ich mal eine Gitarre bekomme, die einigermaßen oktavrein eingestellt ist!“, dann wird klar, dass hier anscheinend Nachholbedarf besteht. Wie’s geht, erfährt man hier:
  • Flageolett-Ton und gegriffener Ton am 12. Bund müssen in der Tonhöhe identisch sein (Stimmgerät benutzen!). Ist der gegriffene Ton zu hoch, muss die schwingende Saite verlängert werden (Steg bzw. Reiter vom Sattel wegschieben), ist er zu tief wird die Saite verkürzt (indem man den Steg etwas Richtung Sattel verschiebt).
  • Übrigens: Bei großen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit kann sich der Hals einer Gitarre stark verändern. Also sollte man ab und zu auch immer mal die Krümmung kontrollieren. Ohne saubere Einstellung von Halskrümmung, Oktavreinheit und auch der Sattelhöhe – die Saite sollte wirklich nicht höher als 0,8 mm über dem ersten Bundstäbchen liegen – macht das Spielen nur halb so viel Spaß. Das gilt auch für deine Zuhörer. Denn sonst klingen insbesondere die beliebten offenen Wanderakkorde der ersten Lage ganz schlimm nach Seattle. Also: Es sollte am 1. Bund gerade noch ein dünnes Plektrum zwischen Saite und Bundstäbchen passen – mehr nicht.
  • Warnung: Einen Sattel auf die richtige Höhe zu feilen, ist eine sehr sensible Angelegenheit. Da kann sich eine kleine Investition in professionelle Hilfe wirklich lohnen, weil sie u.U. viel Zeit, Ärger und Geld (für einen neuen, noch anzupassenden Sattel) spart.
  • Und noch was: Wenn eine Saite sichtbar eiert und nicht mehr sauber schwingt, dicke Beläge und Oxid an ihr kleben etc. – dann sollte man es doch mal mit einem neuen Satz versuchen. Damit kann man heute schon ab ca. € 4 seinem Instrument und sich selbst wieder zu einer Menge Ton & gutem Feeling verhelfen.

der spieler

Dass neben solchen Basics, auch die persönliche Verfassung (körperlich und geistig) eine große Rolle spielen kann, wenn’s mal nicht klingen, grooven oder rocken will, wird oft unterschätzt. „Der beste Sound-Erfrischer ist ein Papiertaschentuch zum Naseputzen“, meinte mal ein Kollege zu mir. Und er hat Recht: Mit einem Schnupfen hört und fühlt sich die Welt nicht gerade besser an. Jeder kennt es auch, wenn man bei einer Autofahrt von hohen Bergen in tiefe Täler (oder natürlich beim Landen mit dem Privat-Jet) plötzlich so einen unangenehmen Druck auf den Ohren hat umhd allefh höhht sech sho dompf ahan. Das Phänomen ist in weniger extremer Form menschlicher Alltag, denn man hört und empfindet nie gleich! Ebenso ist es naiv, sich nach 200 km Autofahrt als Klangästhet zu betätigen – da sind die Ohren erst mal verrauscht. Resultat: Es klingt nicht(s). Oder zumindest nicht so, wie du es in dem Moment hörst. Das böse Erwachen kommt dann am nächsten Tag.

Ich hatte mal einen Mitbewohner, der unter in Schüben mehr oder weniger stark auftretender Stirnhöhlenvereiterung litt: Nase zu, Ohren sausen, Kopf dröhnt. Jener Patient maß es sich aber mit Vorliebe an, als Elektrotechniker während dieser Leidensanfälle seine HiFi-Anlage immer wieder neu zu bewerten. „Meine Boxen klingen einfach nicht mehr!“ Und dann wurden mal kurz die Frequenzweichen neu bestückt und dem Restempfindungsvermögen des vereiterten Kopfinneren angepasst. Der Erfolg war von so kurzer Dauer, wie sich die körperliche Verfassung des Patienten verbesserte. Und dann wurde wieder gelötet … Muss ja nicht sein.

>>>Den Artikel in voller Länge gibt es in unserem DIY-Sonderheft<<<

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. So wahr, so hilfreich – und für mich in manchen Fällen auch so beruhigend (“vorgestern und gestern lief der Song / das Solo / das Riff, heute nicht – dann liegt es am heute, und morgen wird es wieder laufen – besser als je zuvor”. Das hat schon mehr als einmal funktioniert).

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