Viermal mondsüchtig

Tedeschi Trucks Band: Susan Tedeschi im Interview

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Gibson SG Standard 1962 Reissue
Trucks Fender Deluxe Reverb plus Leslie-Cabinet

Kommen wir zur technischen Seite des Albums, den verwendeten Gitarren, Verstärkern und Effekten. Könntest du kurz beschreiben, mit welchem Instrumentarium ihr ‚I Am The Moon‘ eingespielt habt?

Derek spielt bekanntlich schon seit Jahren die gleiche SG, nämlich eine Replika der SG, die Duane Allman bei den Allman Brother gespielt hat. Hinzu kam diesmal eine Gibson ES-335. Sein Hauptverstärker war ein Fender Vibrolux, dazu ein Fender Tweed Champ und eine Box mit Leslie-Speaker. Ich habe Fender Deluxe Reverb und Fender Super Reverb gespielt. Meine Gitarren waren meine Gibson Les Paul, eine Replika von Eric Claptons Beano, die er bei John Mayalls Bluesbreaker gespielt hat, und eine 1993er Fender American Standard Telecaster. Außerdem eine alte Martin-Akustikgitarre aus den 1930ern.

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Tedeschis Fender Super Reverb als Top und Combo
Gibson Les Paul 1960 Clapton Beano Reissue

An Pedalen spiele ich ein Vox-Wah und einen kleinen Booster, den mir Jorma von Jefferson Airplane geschenkt hat. Außerdem hat uns ein Bekannter einige wirklich sehr coole Distortion-Pedale gebaut, extra für meine Telecaster und für Dereks SG. Interessanterweise hat Derek mein Tele-Pedal auch für seine SG eingesetzt. Allerdings gehe ich mit meiner Gitarre oft direkt in den Amp und verzichte weitestgehend auf Effekte. Unser Bassist Brandon Boone hat meines Wissens sein seit Jahren unverändertes Equipment eingesetzt.

Kannst du bitte etwas über Tonarten, Tunings, etc. erzählen?

Alle Stücke sind in A-440 verfasst, allerdings gibt es bei den Gitarren ganz unterschiedliche Tunings. Es sind insgesamt 24 Songs, sodass ich nicht alle Tonarten im Kopf habe. Zumal wir bei einigen Songs die Tonart noch kurzfristig geändert haben. Aber ‚I Am The Moon‘ ist beispielsweise in G. Ich selbst spiele oft in Standard-Tunings und Derek dazu bekanntlich meistens in Open-E-Tunings. Hinzu kommen bei ihm auch schon mal ein Drop-D, einige Open-C- oder Open-G-Tunings. Viele Songs haben darüber hinaus unterschiedliche, teilweise sehr komplexe Zählzeiten, also bei weitem nicht nur 4/4tel.

Könntest du abschließend beschreiben, was du als erfahrene Musikerin von der Arbeit an diesem Monumentalwerk lernen konntest? Wird es Auswirkungen auf deine zukünftige Arbeitsweise haben?

Interessanterweise habe ich von den folkigen und recht einfach strukturierten Songs, die sogar Anfänger leicht nachspielen können, besonders viel gelernt. Dem stehen die komplexen, ziemlich aufwendigen Nummern gegenüber, von denen man als Musikerin natürlich eine Menge über Grooves und Akkordstrukturen erfahren kann. In rhythmischer Hinsicht, in Bezug auf den Ton, aber auch über den improvisatorischen Anteil von Musik kann man bekanntlich gar nicht genug lernen.

Auch die vielen unterschiedlichen Stile, bluesige, rockige, aber eben auch – wie anfangs erwähnt – einige coole Jazz-Anteile oder Einflüsse von World Music sind immer eine willkommene Herausforderung. Und natürlich kann man jedes Mal aufs Neue enorm viel von Derek und seinem Spiel lernen. An einer Stelle eines Songs schlägt er die Gitarre so geschickt an, dass es fast wie ein Didgeridoo klingt. Derek hat die Gabe, mit seinem Instrument die unterschiedlichsten Sounds zu erzeugen. Er zeigt mir immer wieder, dass es nicht nur eine einzige Art des Gitarrenspielens gibt. Deshalb sollte man als Künstler stets offen für Neues und neugierig bleiben. Ich möchte permanent dazulernen, sowohl als Musikerin, aber speziell auch als Gitarristin.

Was konkret?

Niemand weiß alles, es gibt immer etwas Neues zu lernen. Eine der wichtigsten Lektionen ist die Entscheidung, was man unbedingt spielen und was man lieber weglassen sollte, um dem Song Raum zum Atmen zu geben. Zumal wir in einer Zeit wie dieser alle Möglichkeiten hatten, in Ruhe sämtliche Gitarrenparts aufzunehmen, die man sich für einen bestimmten Song vorstellen konnte. Später, auf Tournee, wird man dann schauen müssen, was für den Song wirklich wichtig ist. Man wird dann manche Nummern sicherlich noch einmal mit anderen Augen betrachten und etwas in ihnen entdecken, was einem im Studio womöglich entgangen war. Als Band auf Tournee erlebt man solche Songs völlig neu, zumal auch Derek Abend für Abend jedes Solo neu interpretiert. Deshalb bin ich zurzeit mächtig gespannt, wie wir diese abwechslungsreichen neuen Songs später auf Tour umsetzen werden.


(erschienen in Gitarre & Bass 12/2022)

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