Meilenstein1983

Stevie Ray Vaughan and Double Trouble: Texas Flood

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Das Album Cover

Die Karriere des texanischen Gitarristen & Sängers Stevie Ray Vaughan und seiner Band Double Trouble geriet 1982 so richtig in Fahrt. Ein Auftritt beim Schweizer Montreux Jazz Festival erregte die Aufmerksamkeit prominenter Kollegen wie David Bowie und Jackson Browne. Bowie engagierte Vaughan für sein Album ,Let‘s Dance‘ als Lead-Gitarrist, und der veredelte Pop-Nummern wie ,China Girl‘ mit seinem bluesigen Gitarrenspiel. Jackson Browne schließlich stellte der Band sein Downtown Studio in Los Angeles kostenlos zur Verfügung.

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Dort wurde vom 22. bis zum 24. November 1982 in rekordverdächtiger Zeit das SRV-Debüt live eingespielt. Und mit ,Texas Flood‘ legte der damals 28-jährige Stevie Ray Vaughan ein fulminantes erstes Album hin und konnte in den USA die Top 40 knacken. Dabei hätte die Art von Blues-Rock die er mit seiner Band Double Trouble – Chris Layton (dr) und Tommy Shannon (b) – zu Beginn der 80er-Jahre kaum anachronistischer sein können.

Vom straighten Rock & Roll ,Love Struck Baby‘ über die instrumentale Rockabilly-Rakete ,Rude Mood‘ bis hin zu den rollenden Shuffles ,Pride And Joy‘ und ,Tell Me‘ sowie den langsamen 12Taktern ,Texas Flood‘ und ,Dirty Pool‘ war man weit entfernt vom damaligen Mainstream und schöpfte kreativ und sehr abwechslungsreich aus der erweiterten Blues-Tradition. Nach wie vor beeindruckend ist gerade in den beiden letztgenannten Nummern die Dynamik des Gitarrenspiels, und bewanderten Musik-Fans dürfte das ein oder andere Lick bekannt vorgekommen sein.

Besonders in der funky Nummer ,Testify‘ zeigen sich deutlich Anklänge an Jimi Hendrix, und auch in der Instrumental-Ballade ,Lenny‘ erinnern die blau-jazzigen Linien an dessen Hit ,Little Wing‘, der wiederum ganz klar von Curtis Mayfield inspiriert wurde. Die Auskenner zählten also die Fakten zusammen: Trio-Besetzung mit virtuosem Sänger & Gitarristen als Frontmann, der gerne bunte schrille Klamotten samt Hut trug, dazu die Gitarre auch schon mal hinter‘m Rücken spielte, da war die Sache klar: Stevie Ray Vaughan musste der neue Jimi Hendrix sein.

Keine Frage, Vaughan hatte Hendrix absorbiert, doch war dieser Einfluss eingebettet in eine starke und weite Blues-Verwurzelung, die sich letztlich durch das gesamte Album zieht. Eine stilistische Nähe hinsichtlich Phrasierung, Bendings und Fingervibrato zu Ikonen wie Albert King, Freddie King und Johnny Winter, oder rückblickend auch zu seinem hierzulande weniger bekannten älteren Bruder Jimmie Vaughan, der damals als Gitarrist der Fabulous Thunderbirds für Aufmerksamkeit sorgte, ist überdeutlich.

Stevie belebte Anfang der 80er den alten Rock-Mythos vom Gitarren-Helden neu und auch den natürlich eng daran gekoppelten Kult ums Instrument. Vaughan spielte hauptsächlich Fender-Stratocaster-Modelle, legendär ist seine abgerockte Sunburst, die er „Number One“ nannte. Die Gitarre wurde 1973 von ihm erworben, aufgrund des Eintrags „1959“ auf den Pickups, behauptete Stevie stets, seine Strat sei eine ‘59er.

Laut Vaughans Gitarrentechniker Rene Martinez sind auf Korpus und Hals jedoch die Jahreszahlen 1962 zu finden. Der dicke Hals ist mit einem Rosewood-Griffbrett versehen. Als Besonderheit war ein Linkshänder-Vibrato angebracht, sodass der Vibratohebel vom Spieler aus gesehen oberhalb der Saitenreiter angebracht war.

Zudem waren die die reflektierenden Initialen „SRV“ auf dem Pickguard festgeklebt. Übrigens: Stevie bestückte seine Gitarren mit dicken Saiten in den Stärken .013, .015, .019, .028, .038 und .058, wobei die hohe E-Saite auch mal dünner ausfallen konnte. Die Saiten wurden grundsätzlich einen Halbton tiefer gestimmt. Vaughan war bekannt dafür, Röhren-Amps von Fender einzusetzen, spielte aber auch die Marken Dumble und Marshall.

Die Aufnahmen zu ,Texas Flood‘ geschahen mit einem Mother-Dumble-Amp aus Jackson Brownes Studio. Zwischen Verstärker und Gitarre schaltete er in der Regel einen Ibanez Tubescreamer 808 (später auch die Modelle TS-9 und TS-10 Classic) und ein Vox-WahWah. Vaughan veröffentlichte mit Double Trouble noch drei weitere Studio-Alben sowie eine Live-Scheibe.

Doch 1990 kamen Leben und Karriere jäh zum Ende. Am 26. August traten Double Trouble im Alpine Valley Music Theatre in East Troy, Wisconsin, auf. Nach dem Zugaben-Block, bei dem Stevie gemeinsam mit Eric Clapton, Robert Cray, Buddy Guy und Jimmie Vaughan auf der Bühne gestanden hatte, bestieg er nach Mitternacht einen Helikopter. Der stürzte kurze Zeit später ab, und Stevie Ray Vaughan und vier weitere Insassen kamen ums Leben.

Bis heute stellt das Debüt-Album von Stevie Ray Vaughan einen Blues-Rock-Meilenstein dar und hat nichts von seiner Faszination verloren.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ist bekannt was er bei dem Stück für eine Strat-Style Gitarre spielt? Der Hals ist, soweit ich das erkennen konnte nicht verschraubt sondern eingeleimt. Das kann doch gar nicht klingen.(Ist nur ein Scherz) Mit dem für den Gesang eher ungewöhnlichen Sennheiser Mic werde ich es auch mal ausprobieren wie es klingt. Setze es eigentlich nur für die Amp- Abnahme ein. Habe es aber auch schon bei Floyds Live in Pompeji gesehen da wurde es auch für Gesang eingesetzt.

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