Im Interview

Robben Ford: Zurück zum Anfang

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Robben Ford(Bild: Piper Ferguson)

Der Sänger und Gitarrist aus dem kalifornischen Woodlake ist ein Wanderer zwischen den Welten, ein Grenzgänger zwischen Blues, Jazz und Rock. Für seinen neuen Longplayer ‚Purple House‘ widmete sich der Altmeister eingehend alten Gitarren und Amps.

Jim Hall und B.B. King heißen die Gitarristen, die das junge Gitarrentalent Mitte der Sechzigerjahre faszinieren. Halls Jazz-Harmonik, dessen schier unendliche Akkordvielfalt sowie das beseelte Solospiel des Beale Street Blues Boys inspirieren Ford. Heute wird der ehemalige Kopf der Fusion-Formation Yellowjackets und Sidemann von Miles Davis, George Harrison, Steely Dan, Joni Mitchell und vielen anderen zu den „Top100 Gitarristen“ gezählt.

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Inzwischen kann der 66-Jährige auf fünf Grammy-Nominierungen zurückblicken und gilt als eloquenter und eleganter Musiker. Obwohl er Autodidakt ist, sind seine weltweiten Workshops bestens besucht. Wie ernst er das Lehren nimmt, zeigt er mit seinem „Robben Ford Guitar Dojo“, einer Gitarrenschule, deren Namen den asiatischen Kampfkünsten entlehnt ist, was nicht nur Hingabe und spirituelle Ernsthaftigkeit impliziert, sondern auch Musik als Lebensweg betonen soll. „Es geht um Musik! Die Gitarre ist nur das Medium. Und sie wird immer nach dir klingen, egal ob du die Gitarre wechselst oder den Verstärker.“ Fragen wir zu ‚Purple House‘ also mal nach.

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Du hast 2017 einige deiner Gitarren über Reverb.com verkauft, unter anderem eine Epiphone Wilshire von 1966, eine H950 Harmony Monterey Archtop von 1960 und eine 1967er Guild M-75 Bluesbird. Warum?

Ich habe in Hollywood einen Lagerraum voller Equipment, das ich nicht mehr benutze. Es war einfach an der Zeit, sich von ein paar Sachen zu trennen. Ein Freund erzählte mir, dass die Jungs von Reverb.com einen guten Job machen und meine Instrumente für mich verkaufen könnten. Für mich war das eine gute Möglichkeit ein paar Sachen auszusortieren.

Worauf legst du bei einem Instrument wert?

Ich habe keine festen Präferenzen. Ich lasse mich eher instinktiv leiten, wenn ich ein Instrument in den Händen halte. Lange Zeit habe ich mich gar nicht mit Details beschäftigt und hatte relativ wenig Fachwissen. Ich habe oft erst nachdem ich ein neues Instrument gekauft hatte von meinem Gitarrentechniker erklärt bekommen, welche Schwachpunkte es hat. Heute fokussiere ich mich ausschließlich auf alte Gitarren. Für mich klingen sie einfach besser und fühlen sich besser an. Ich verstehe, dass viele Musiker nicht auf diesen Sound stehen. Alte Pickups zum Beispiel sind längst nicht so „heiß“ wie heutige. Aber ich finde das großartig.

So habe ich im Laufe der Zeit festgestellt, dass ich einfach nicht auf neue Gitarren stehe. Mein langer Weg hat mich sozusagen zurück zum Anfang geführt. Abgesehen davon ist es wirklich schwer, das perfekte Instrument zu finden. Eine Gitarre, die in jeder Hinsicht – also Klang, Sustain, Spielkomfort, Gewicht, Aussehen – zu mir passt. Da ist es mir inzwischen fast egal, was für eine Marke oder Modell das ist.

Ehrlich?

Alles was sich gut spielt, gut klingt und gut anfühlt, passt für mich. Ich denke, jeder, der das Prinzip einer Gitarre verstanden hat und damit umzugehen weiß, wird mir zustimmen: Wenn du eine gute Gitarre drei verschiedenen Musikern mit unterschiedlichen Spielweisen und Sound-Präferenzen in die Hände drückst, wird am Ende dennoch jeder sagen: Das ist eine gute Gitarre!

Zurzeit mag ich aber eher Gibsons. Ich liebe meine 1968er ES-335 und meine 66er Epiphone Riviera. Natürlich auch meine Fender Tele von 1960, die ich wohl im Laufe der Jahre am konstantesten gespielt habe. Mich interessieren einfach nur alte Gitarren. Obwohl ich auch einsehe, dass Vintage-Instrumente kompliziert in der Handhabung sind. Reparaturen sind ein schwieriges Thema, einen tiefgehenden Eingriff überlegst du dir zweimal. Da lebt man oftmals lieber mit einem Problemchen.

Gib uns mal ein Beispiel.

Nimm die Bridge-Plate meiner Tele. Sie hat sich im Laufe der Jahre etwas gewölbt, steht dadurch vom Korpus ab und ist mir beim Spielen eigentlich etwas im Weg. Würde ich sie austauschen lassen? Auf keinen Fall. Sie etwas runterschleifen? Ganz sicher nicht. Das beeinträchtigt den Originalzustand und damit den Wiederverkaufswert. Also lebe ich halt damit. Es ist immer eine heikle Sache, an alten Instrumenten etwas zu verändern. Wenn du rangehst, entdeckst du meist weitere Probleme, eins führt zum anderen und es kann ein Fass ohne Boden werden. Wenn du es vermeiden kannst, lass es sein.

Auf aktuellen Fotos bist du mit einer Gibson Les Paul Standard zu sehen. Was für ein Modell ist das?

Das ist eine 1954er Gold Top, die refinished („converted“) wurde und jetzt wie eine 1958er Burst aussieht. Pickups und Hardware sind original, alles an der Gitarre ist alt. Vor ein paar Monaten habe ich sie bei Norman’s Rare Guitars entdeckt und sofort gekauft. Eine Burst der begehrten Jahrgänge liegt leider außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten. Aber das war eine tolle Möglichkeit, mir so ein altes Instrument zu leisten. Ich besitze seit Langem Les Pauls, spielte sie aber eher selten. Ich habe zum Beispiel eine 1955er Gold Top, die ich nur für Aufnahmen im Studio benutzt habe.

Hören wir deine neue Les Paul auf ‚Purple House‘?

Nein, ich habe sie gekauft, als das Album bereits fertig war.

Robben Ford(Bild: Piper Ferguson)

Für welche Amps hast du dich im Studio entschieden?

Anfangs dachte ich, ich würde wieder mit meinem Dumble aufnehmen, aber diesmal passte der nicht zur Vintage-Ästhetik von ‚Purple House‘. Mein Produzent Casey Wasner (Keb‘ Mo‘, Walter Trout) und ich wählten schließlich einen Fender Pro Reverb aus den frühen Sechzigerjahren für die Rhythmus-Sounds und einen Custom Vibrolux Reverb aus. Ich war in Nashville in so ziemlich jedem Musikladen und habe auch so ziemlich jeden Amp ausprobiert, der Sinn für dieses Album machte.

Am Ende war es vor allem der Custom Vibrolux Reverb mit zwei 10″-Speakern, der mich überzeugte. Ich mochte den Lead-Sound, und auch bei Zimmerlautstärke klang die Gitarre überzeugend. Diese beiden Amps in Kombination mit meiner SG waren die wichtigsten Komponenten des Albums. Bis auf ‚Cotton Candy‘, das ich auf meiner 1954er Gibson Les Paul All Gold eingespielt habe – übrigens auch eine „Conversion“, die ich mit Humbuckern und einem Stop-Tailpiece umrüsten ließ. Diese Gitarre hab ich jedoch verkauft, um mir die Burst leisten zu können.

Du versuchst jedem deiner Alben ein Konzept zu geben. Diesmal also eine Vintage-Produktion?

Genau. Die Art des Recordings war ein zentraler Punkt. Wir haben diesmal in einem Studio mit kleinen Räumen gearbeitet. ‚Purple House‘ lebt vom Zusammenspiel der Songs, dem Klang der Instrumente und der Atmosphären. Es ist eine diffizile klangliche Köstlichkeit. (lacht) Das wäre mit dem Dumble nicht so feinsinnig gelungen wie mit den FenderAmps. Die Combos passten einfach besser ins Konzept.

‚Break In The Chain‘ erinnert an die akustischen Songs von Led Zeppelin. Eine Referenz an Jimmy Page?

Ja, ich habe den Song mit Led Zeppelin im Hinterkopf geschrieben, auf einer 1959er J-45, die ich für alle Akustik-Parts des Albums benutzt hab. Ich wollte diesen Sound, diese Atmosphäre einfangen, insofern ist es eine direkte Referenz an Jimmy. Aber um ehrlich zu sein, finde ich seinen Akustik-Sound nicht besonders toll. Er klingt recht dünn, ohne Low-End, einfach nicht rund und voll. Egal, ich mag Led Zeppelin, und Jimmy Page hat damals einen Stil entwickelt, der die akustische und die elektrische Gitarre gleichermaßen einband. Er hat die Akustik-Gitarre als Rock-Instrument eingeführt. Das ist sein Verdienst.

Robben Ford

‚Somebody‘s Fool‘ dagegen erinnert an Stevie Ray Vaughan, basiert aber auf deiner Idee, wie Robert Johnson und Howlin’ Wolf heute klingen würden.

Nun, zunächst mal mein Rat an alle, die noch nie von diesen beiden gehört haben: Hört euch deren Songs an! Dann wisst ihr, worauf es ankommt! (lacht). Der Text von ‚Somebody’s Fool‘ ist etwas zweideutig und unheimlich, was eigentlich nicht zu mir passt, deswegen fragte ich Travis McCready von den Bishop Guns, ob er den Song singen wolle.

Und du hast weitere Gäste dabei, neben Blues-Sängerin Shemekia Copeland, auch Bishop-Guns-Gitarrist Drew Smithers.

Ich habe Drew in Nashville im Gitarrenladen, wo er arbeitet, kennengelernt. Er schnappte sich eine Gitarre, spielte ein wenig und ich dachte sofort: der Typ kann spielen! Ich habe dann mitgekriegt, dass er bei den Bishop Guns spielt und habe mir eine Probe und dann einen Gig angeschaut. Ich kann nur sagen: Der Typ hat echt Talent, er hat diesen Duane-Allman-Stil total drauf. Also lud ich ihn ein, auf ‚Purple House‘ zu spielen. Ich gebe gerne jungen Gitarristen Gelegenheit, sich zu präsentieren. Auch ich habe damals davon profitiert, dass ich mit den älteren Typen abhängen durfte!

Vielen Dank fürs Gespräch!

www.robbenford.com

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