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Joe Satriani’s Top 5: Lehrer, Songs, Effekte, Gitarren & Amps

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Welche Lehrer und Vorbilder haben eigentlich den Gitarrenvirtuosen Joe Satriani wirklich maßgeblich beeinflusst? Mit welchen seiner Songs feierte er die größten Erfolge? Welches sind seine bevorzugten Effektgeräte? Aus welchen Modellvorlagen wurde die überaus erfolgreiche Ibanez JS-Serie entwickelt? Hier nennt der freundliche Amerikaner seine Top-5 der jeweiligen Kategorie!

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Top 5 Lehrer

„Mr. Petrikis war mein erster Musiklehrer überhaupt, er gab mir Schlagzeugunterricht. Mr. Petrikis stammte aus der Ära des Jazz, deshalb hatte ich als kleiner Junge jemanden unmittelbar an meiner Seite, der den Swing geradezu verkörperte. Ich wurde zwar kein besonders guter Drummer, aber seine Lektionen speziell hinsichtlich eines flüssigen, swingenden Spiels hinterließen bei mir tiefe Eindrücke, zumal Mr. Petrikis ein netter Typ und toller Musiker war. An der High-School hieß mein Musiktheorielehrer Bill Wescott, er war Leiter des Chores zu dem auch ich gehörte und er unterrichtete mich auch anderthalb Jahre in Musiktheorie. Wescott war auch ein sehr versierter Instrumentalist, mit dem ich einige lustige Konzerte gab. Er spielte Klavier, ich Bass, und wir traten in kleinen Restaurants auf. Von ihm konnte ich viele Lektionen über Musik generell und ihre Geschichte lernen.

Anschließend traf ich den Pianisten Lennie Tristano und den Gitarristen Billy Bauer. Ich wusste zunächst nicht wer sie waren, denn seinerzeit war ich ein Rock’n‘Roll-Kid, das Songs von Black Sabbath und Led Zeppelin spielte. Dann erfuhr ich, dass beide schon in den 1940ern und 50ern zusammen gespielt hatten und mal echte Ikonen des Cool Jazz waren! Billy Bauer arbeitete damals als Gitarrenlehrer, ich hatte zwar nur drei Unterrichtsstunden bei ihm, aber er gab mir einige seiner Bücher und lehrte mich eine Menge über drei Oktaven umfassende Skalen und über Arpeggio. Dies hatte einen riesigen Einfluss auf die Art, wie ich mir anschließend selbst Dinge beibrachte. Er schloss quasi die Lücke zwischen der Musiktheorie an der High-School und der Art, wie ich Gitarre spielen wollte – was ich dann später auch an meine eigenen Studenten weitergab.

In meinem ersten Semester an einem örtlichen Musik-College in New York empfahl mir ein Kommilitone Lennie Tristano, den ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte, obwohl er ja so etwas wie der Vater des Cool Jazz ist. Tristano war ein fantastischer, unglaublich talentierter und innovativer Musiker, der nicht allzu weit von mir entfernt wohnte, wie sich dann herausstellte. Also nahm ich anderthalb Monate lang Unterricht bei ihm, bevor ich wieder mit einer Disco-Band auf Tour musste. Ich glaube, dass er mir die wichtigsten Lektionen hinsichtlich des Musikerdaseins zeigte, denn er brachte mir bei, wie man wirklich richtig übt. Ich war ein Kind mit großem Talent, jemand, der in vielen unterschiedlichen Konstellationen mühelos klarkam, die Sache jedoch nur als großen Spaß betrachtete und noch kein richtig ausgeprägtes Arbeitsethos besaß. Tristano zeigte mir, worauf es beim Üben wirklich ankommt und worum es sich bei wahren Improvisationen dreht. Das war extrem wichtig für mich.

Aber dies alles hätte vermutlich niemals stattgefunden, wäre ich nicht ein solch riesiger Fan von Jimi Hendrix gewesen. Hendrix war es, der das Feuer in meiner Seele entfachte und dessen Gitarre mich direkt ansprach. Nichts von alledem, was ich gerade erzählt habe, hätte ohne ihn stattgefunden … Wenn ich mich wirklich festlegen müsste, auf ein paar Lieblings-Alben, was ich im Leben definitiv nicht kann, würde ich die vier ersten Hendrix-Scheiben und ,Exile On Main Street‘ von den Rolling Stones benennen. Und von meinen Lieblings-Bands würde ich mich für die Beatles, Rolling Stones, Jimi Hendrix, Led Zeppelin und Black Sabbath entscheiden.“

Top 5 Songs

„Es gibt ein paar Songs in meiner Karriere, die zu Radiohits wurden und deshalb für mich wichtige Türen öffneten. Jeder Song, den du kennst, ist für mich letztlich ein Gewinner-Song, eben weil du ihn kennst. ,Summer Song‘ ist auf jeden Fall mein weltweit populärster Track. In einigen Ländern war er die musikalische Untermalung eines Sony-Werbespots. Keine Ahnung, weshalb es gerade ,Summer Song‘ wurde, denn auf ,The Extremist‘ waren neun weitere Stücke, aber aus irgendeinem Grund klickte es bei dieser Nummer am meisten.

Wichtige Kompositionen für mich sind natürlich auch ,Always With Me, Always With You‘ und ,Surfing With The Alien‘, nicht zu vergessen ,Satch Boogie‘. Auch ,The Crush Of Love‘ und ,One Big Rush‘ waren häufig gespielte Radiosongs. Der Song ,A Door Into Summer‘ von ,Unstoppable Momentum‘ ist seit seiner Veröffentlichung in den amerikanischen Radiocharts, in dieser Woche immerhin auf Platz 39. Aber es gibt mittlerweile leider zu wenige Radiostationen, die diese Musik spielen. Früher waren es an die 300, heute sind es nur noch etwa 20. Chickenfoot hatten zwei oder drei Nr.1-Radiohits, aber eben nur auf Rock-Stationen, und da es von ihnen zu wenige gibt, wirkt sich das auf die Platten- oder Ticketverkäufe nur marginal aus. Dies ist halt ein kleines Sub-Genre, daran lässt sich leider nichts ändern.“

Top 5 Effekte

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„Ich denke, dass das Cry Baby und die WahWah-Pedale von Vox die offensichtlichsten Einflüsse auf meinen Sound haben, weil sie einem Instrumentalisten wie mir helfen, die vokale Qualität seiner Musik herzustellen. Sehr lange war für mich auch das Boss DS-1 eine riesige Hilfe, weil die Röhrenverstärker, die ich anfangs spielte, nicht genügend Kompression hatten. Für Bands mit Sängern waren sie hervorragend, aber für jemanden wie mich, der zwei Stunden lang Melodien und Soli in 22 Stücken nacheinander spielt, ginge das mit einem Marshall JMP oder vergleichbaren Verstärkern nicht. Diese Amps klingen entweder zu harsch oder nicht schlagkräftig genug. Die Distortion-Pedale gleichen dies aus, der Sound wird dann zwar schmaler aber gleichmäßiger, sodass er laut und im Fokus bleiben kann.

Im Studio kamen einfache Verzerrer sowieso nicht oft zum Einsatz, dort setzte ich vor allem auf die originalen Chandler Tubedriver, ein großartiges Effektgerät. Besonders hilfreich sind auch die digitalen Delays, denn nach Jahren mit einem Echoplex, das total empfindlich war, ständig kaputt ging und nie den gleichen Sound von Anfang bis Ende einer Show erzeugte, sind die digitalen Bossoder Chandler-DigitalDelays absolut berechenbar und halten den gleichen Sound die ganze Show über durch.“

Top 5 Gitarren

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Ibanez JS 2400 Blue Chickenfoot

„In erster Linie waren es natürlich Fender Stratocaster und Fender Telecaster, mit denen ich mich als junger Gitarrist beschäftigte. Dazu kamen die Gibson Les Paul, der Fender Precision Bass und eine Kramer Pacer, mit der ich zum ersten Mal das Floyd-Rose-Vibratosystem entdeckte. Diese fünf Gitarren und die Erfahrungen, die ich mit ihnen machte, führten letztendlich zur Entwicklung meiner JS-Modelle. Ich hatte Strats, Teles und Les Pauls viele Profijahre auf der Bühne gespielt, bevor ich anfing, mit der Kramer Pacer zu kämpfen. Die Gitarre war eigentlich fürchterlich, aber sie hatte andererseits genau die Features, die ich in einem Instrument vereint haben wollte: Humbucker-Pickups, Floyd-Rose-Vibrato, leichtes Holz und eine 25,5“-Mensur. Damals wollten alle Eddie Van Halen kopieren und kämpften mit den gleichen Unwägbarkeiten.

Als Teenager bekamen wir Jobs, bei denen wir entweder Jimi Hendrix oder Jimmy Page oder den jungen oder alten Clapton imitieren mussten. Also überlegten wir uns: Warum kann man nicht die Elektronik der Les Paul in den Korpus einer Stratocaster verbauen? Warum gibt es nicht eine Gitarre, mit der man all diese Spielweisen bedienen kann? Das war damals der große Trend, also fingen viele Instrumentenhersteller an, Gitarren mit 25,5“-Mensur, Vibrato und Humbucker-Pickups zu bauen. Ich selbst kombinierte damals einen Stratocaster-Korpus mit Vintage-Hälsen, DiMarzio-Pickups und Kluson-Mechaniken.

Als ich die ersten Gespräche mit Ibanez führte, schickten sie mir die 540 Radius, und dann fingen wir an, auf dieser Grundlage eine neue Gitarre zu entwickeln. Als erstes wurde daraus die Black Dog, quasi der Prototyp für die JS-Modelle. Anschließend machten wir die Cut-Outs ergonomischer, änderten das Profil des Halses ziemlich drastisch, denn die 540 hatte einen sehr flachen Hals, während ich einen kräftigeren, runderen Hals haben wollte, der sich eher wie ein Vintage-Fender-Neck anfühlt. Wir änderten die Potis, wir änderten die Tonabnehmer plus viele kleine Details, die man auf den ersten Blick gar nicht erkennt. An was wir kontinuierlich festhielten war der weichgeformte Korpus ohne harte Kanten, denn sowohl bei der Telecaster als auch bei der Les Paul schmerzte mir beim Spielen durch die harten Kanten immer der Unterarm. Ich fand von Anfang an die Idee dieses kleinen, weichen Korpus mit dem großen, schlagkräftigen Sound eine großartige Kombination.“

Top 5 Amps

„Sehr erfolgreich in jeder Hinsicht ist mein Marshall-Signature-Amp, den ich inzwischen auf mehreren Tourneen testen konnte. Er klingt fantastisch, ist sehr stabil, mittlerweile habe ich bereits drei Alben mit ihm aufgenommen. Momentan planen wir, die gleichen Qualitäten auch in einem Handbag-Modell unterzubringen, denn nicht jeder kann ständig mit Half- oder Fullstacks herumreisen. Und jeder, der schon mal im Studio aufgenommen hat, weiß, wie hilfreich zwischendurch ein Fender Champ, ein Deluxe Reverb oder Twin Reverb sein können. Auch Marshall hat einige wirklich tolle Combos mit ein oder zwei Speakern gebaut. Deshalb lautet die neue Herausforderung, einen Combo-Amp zu entwickeln, der super funktionell ist, sowie einen großartigen Sound hat.“

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