JIMMY PAGE ÜBER SEINE STRAT- & TELE-VERGANGENHEIT

Jimmy Page: My Guitars

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Jimmy Page und seine Gitarren sind ein Mythos: Über kaum einen Gitarristen gibt es so viele Mutmaßungen und Diskussionen in Internet-Foren, Fan-Clubs und Gear-Sites wie über den Led-Zeppelin-Mastermind. Auch zu fast jeder seiner Gitarren gibt es Anekdoten und Spekulationen. Lassen wir also den Besitzer selbst zu Wort kommen: Jimmy Page über zwei seiner Lieblingsgitarren – beides Instrumente, mit denen viele den Les-Paul-Spieler gar nicht kennen. Aber ganz sicher schon gehört haben.

(Bild: ARCHIV, GENESIS BOOKS, GRETSCH PAGE)

1964er Lake Placid Blue Fender Stratocaster

Auf dem 1976er Led-Zeppelin-Album ‚Presence‘ hat Page eine Gitarre zur Hand genommen, die für ihn als ikonographischen Les-Paul-Player eher untypisch angesehen wird: eine Fender Stratocaster, Baujahr 1964, in Lake Placid Blue, die ihm während einer US-Tour in den Electric Lady Studios in New York zum Kauf angeboten wurde. Fotos von diesem Instrument sind extrem rar. „Eigentlich spreche ich in Interviews gar nicht gerne über meine Gitarren“, betont Page.

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„Denn es wurde in all den Jahrzehnten so viel Falsches und so viel Mist geschrieben, dass ich keine Lust mehr habe, das alles richtig zu stellen. Der Mythos der sich heute darum rankt, wann und wo ich welche Gitarren gespielt habe, was ich angeblich alles getan habe und was nicht, nervt. Auch, wann, wo und vom wem ich eine Gitarre gekauft haben soll. Aber in diesem Fall stimmt es: Ich habe diese Stratocaster in den Electric Lady Studios angeboten bekommen, habe sie gespielt und dann gekauft.

Sie ist Baujahr 1964 und ich habe sie auf der Tour 1975 gespielt (bei den Konzerten im Londoner Earl’s Court sind ‚No Quarter‘ und ‚Over The Hills And Far Away‘ dokumentiert). ‚Presence‘ haben wir in München aufgenommen und sie kam bei ,For Your Life’ und ,Hots On For Nowhere‘. zum Einsatz, die Overdubs habe ich mit meiner „Number One“ Les Paul gemacht. ‚For Your Life‘ sollte die Arbeit mit dem Vibrato-System der Gitarre in den Vordergrund stellen, das war mein Gedanke hinter dem Song.

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(Bild: ARCHIV, GENESIS BOOKS, GRETSCH PAGE)

An der Stratocaster gefällt mir das Konzept, dass sie drei Tonabnehmer hat, die die Schwingungen der Saiten an unterschiedlichen Punkten aufnehmen, und mit denen man durch den Wahlschalter viele Möglichkeiten hat, unterschiedliche Sounds zu erzielen. Vor allem aber das Design des Instruments ist unglaublich sexy. Als ich zum ersten Mal eine Stratocaster sah, vermutlich auf dem Cover von Buddy Hollys ‚Chirping Crickets‘-Album, dachte ich: Was zur Hölle ist das für ein heißes Teil? (lacht) Diese Gitarre hat die Musikwelt rasant verändert, das hat mich als junger Musiker total fasziniert. Vor allem das Vibrato-System!

Es war ein wichtiger Bestandteil dieses Instruments, mit dem man völlig neue Sachen machen konnte, wie es Johnny Meeks bei Gene Vincent And The Blue Caps vormachte. Das Vibrato-System war eine unglaublich clevere Erfindung. Es war geradezu radikal, als Gitarrist solch ein Vibrato-System auf seiner Gitarre zu haben! Die Entwicklung, die die Gitarren in den 50er-Jahren machten, war für mich als junger Musiker unglaublich faszinierend.“

Fender 1959/60 Dragon Telecaster

Jimmy Page spielte schon vor seiner Profikarriere eine Menge verschiedener E-Gitarren, insbesondere aber in seiner Zeit als Studiomusiker. Diese Anfangszeit, inklusive akkuratem Seitenscheitel ist mit vielen Fotos anschaulich in Pages Autobiografie „Jimmy Page by Jimmy Page“ (Genesis Publications 2014) dokumentiert. Dort sieht man ihn unter anderem mit einer Hofner President, einer Futurama III, sowie Selmer- und Fender-Amps und natürlich mit seiner (später gestohlenen) Gibson Les Paul Custom. Die wichtigste Gitarre der Frühphase seiner Band-Karriere ist jedoch eine Fender Telecaster die ihm Jeff Beck 1966 als Nachfolger bei den Yardbirds schenkt. „Obwohl ich in der öffentlichen Wahrnehmung fast ausschließlich als Les-Paul-Player wahrgenommen werde, habe ich schon immer auch viele andere Gitarren gespielt. Sie haben schließlich alle sechs Saiten, oder?

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Lake Placid Blue müssen wir uns denken: Jimmy Page mit seiner Strat, die er auf ,Presence’ einsetzte. (Bild: ARCHIV, GENESIS BOOKS, GRETSCH PAGE)

Die Telecaster war nicht die erste Gitarre in meiner Chronologie, aber für mich eine der wichtigsten, wirklich! Sie war zuvor Jeff Becks Backup für seine Burst Les Paul, die Gitarre, von der er später den Lack runterholte. Bei der Telecaster hatte er das weiße Pickguard durch ein schwarzes ersetzt. Als er die Yardbirds verließ und mir die Tele schenkte, mochte ich sie sofort und setzte sie ausschließlich ein. Der Hals ließ sich extrem angenehm spielen. Die Gitarre war entweder von 1959 oder 1960, ich weiß es nicht genau. Ich habe jedenfalls die weiße Lackierung herunter geschliffen und sie mit jenem Drachen-Motiv bemalt, die ihr den Namen gab: The Dragon Tele! Auf dieser Gitarre habe ich viele Songs von ‚Led Zeppelin I‘ und ‚II‘ eingespielt. Als ich 1969 meine Les Paul Number One kaufte, lag die Telecaster dann fast nur noch im Koffer. Ich habe sie erst wieder für das Solo von ‚Stairway To Heaven‘ gespielt.

Ihr Ende war ziemlich dramatisch: Ein Freund von mir hatte sie, während ich auf Tour war, neu übermalt. Er dachte, er mache mir damit ein tolles Geschenk. Ich war leider gar nicht amüsiert, außerdem hatte die Farbe einen Pickup ruiniert. In den Siebzigern habe ich dann eine braune Tele mit BBender-System gespielt (genannt „Brown Bomber“ und auf Songs wie ‚Ten Years Gone‘ und ‚Hot Dog‘ zu hören). Auf diese Tele hatte ich den Hals der „Dragon“-Tele geschraubt. Das war das Ende dieser Gitarre ….“

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