Die US-Country-Connection

Jay Ottaway and The Lost Boys: Gitarrist Guido Lehmann im Interview

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Guido Lehmann mit seiner Gretsch Chet Atkins (Bild: Bernd Kneib)

In welchem Entwicklungsstand sind die Ideen, die Jay euch aus Amerika nach Köln schickt?

Wir haben im Herbst 2022 die ersten Songs von ihm bekommen. Sie bestehen dann meistens nur aus einer Akustikgitarre, seinem Gesang und einem programmierten Clicktrack. Wenn neues Material aus Amerika bei uns angekommen ist, treffen wir uns im Studio unseres Schlagzeugers Klaus Marner, das im Keller seines Hauses ist, und versuchen die richtigen Arrangements zu finden.

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Wie grundlegend greift ihr dann in die Vorlagen ein?

Ganz unterschiedlich. Meistens steht der Ablauf der Stücke bereits fest, aber hier und da ändern wir mal die Reihenfolgen einzelner Parts, verlängern ein Solo oder ändern ein Intro. Natürlich bemühen wir uns, so viel wie möglich von der Originalvorlage zu erhalten. Ich denke, den radikalsten Einschnitt haben wir bei ‚Blues In The Morning‘ vorgenommen, ein Stück, das vorher ein eher ziemlich hibbeliges, unruhiges Flair hatte und von uns zu einem Moritaten-Moll-Blues umfunktioniert wurde.

Eure Parts wurden also live im Studio eingespielt?

Jay schickt uns immer drei Songs gleichzeitig. Wir treffen uns dann zu dritt bei unserem Drummer Klaus, der gleichzeitig unser Toningenieur ist und die Songs am Ende auch mischt. Bei ihm werden die Stücke erarbeitet, wobei am Anfang immer der richtige Groove steht und der Rest anschließend hinzugefügt wird. Ich suche dann nach den entsprechenden Riffs und Licks, experimentiere aber auch gerne mit abgefahrenen Sounds, nehme mal einen kaputten Dobro-Groove oder spiele etwas mit der Mandoline.

Auch deshalb findet man auf ‚Next To You‘ eine Menge ganz unterschiedlicher Gitarrensounds. Hast du mit Effektgeräten gearbeitet?

Nur gelegentlich, anstelle von Effekten habe ich meistens lieber unterschiedliche Gitarren eingesetzt und somit versucht, möglichst breitangelegte Klangfarben zu bekommen. Zurzeit sind es lediglich ein Surfy Industries Surfybear Compact Reverb mit echten Hallspiralen und Dwell-Regler, ein MXR Carbon Copy, ein Walrus Audio Lillian Phaser, ein Strymon Lex für den Leslie-Effekt und ein Vemuram Myriad Fuzz.

Surfy Industries Surfybear Compact Reverb (Bild: Lehmann)

Spielst du live ohne Effekte?

Nein, allerdings begrenze ich mein Pedalboard auf maximal fünf Pedale, aktuell sind das ein Wampler Spring Reverb, MXR Carbon Copy, Snouse BlackBox Overdrive 2 und ein Wampler Tumnus. Ich möchte mich nicht verzetteln, zumal ich bei den Hillbilly Deluxe ja auch Sänger bin und mich auf meinen Gesang konzentrieren muss, statt wegen des Pedalboards einen Stepptanz aufzuführen.

Das Live-Pedalboard mit Wampler Spring Reverb, MXR Carbon Copy, Snouse BlackBox Overdrive 2, Wampler Tumnus, TC Electronic PolyTune Mini & JHS Volture (Bild: Lehmann)

Hat euer Bassist seine Parts mit regulärem Amp aufgenommen?

Nein, Henrik hat seine Instrumente direkt ins Pult gespielt. Er hatte einfach nur seine vier Bässe am Start: einen 1972er Fender Precision mit 71er Hals, einen Fender Precision Special von 1983, einen Paul Belgrado PBSI Shortscale und einen Jerry Jones Longhorn mit Flatwound-Strings, der irgendwann in den 1980ern gebaut wurde.

Gemischt hat die Scheibe also euer Schlagzeuger Klaus, gemastert wurde ‚Next To You‘ in den renommierten Abbey Road Studios in London.

Wie man weiß, ist das Mastering extrem wichtig für den finalen Sound. Und diesbezüglich sind die Abbey Road Studios natürlich eine der besten Adressen. Man schickt die Songs auf digitalem Weg nach London, erklärt, wie man sich den Sound in etwa vorstellt, und wenn dann das Ergebnis kommt, freut man sich, dass es tatsächlich sehr lebendig und live klingt. Und natürlich macht es sich auch immer gut, wenn auf einer CD „Mastered at Abbey Road Studios“ vermerkt ist. Fürs Image ist das sicherlich kein Fehler.

Letzte Frage: Wo wird man euch in diesem Jahr live sehen können?

Mit Jay Ottaway And The Lost Boys sind wir in ganz Deutschland unterwegs, vereinzelt auch schon mal in Belgien oder – so wie in diesem Sommer – auf einem Festival in Prag. Die genauen Daten findet man auf unserer Homepage.


(erschienen in Gitarre & Bass 03/2024)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Jay Ottaway & the Lost Boys grooven so richtig schön. Ich konnte bisher aber leider noch nicht genau erfahren,wann sie diesjährig live in Berlin oder Brandenburg Landkreis Oberhavel auftreten werden.
    Wäre super,wenn man das mal herausfinden könnte.

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