„Amp Emulators“ im Pedal-Format

Universal Audio UAFX Woodrow ’55, Ruby ’63 & Dream ’65 im Test

Anzeige

DREAM ’65

Hier diente der Vibrato-Kanal eines 1965er Fender Deluxe Reverb als Vorlage. Regelbar sind Volume, Reverb, Bass, Treble, Output und Boost. Die Charakteristik des Letzteren bestimmt der Schalter darüber, der neben der originalen Preamp-Schaltung auch beliebte Modifikationen wie Lead (80s Overdrive Special) und D-Tex (Stevie Ray Vaughan) bietet. Bei der SRV-Mod ist der Vibrato-Effekt inaktiv, bei dem es sich – typisch Fender – ebenfalls um ein Tremolo handelt. Bewegt man den mittleren Schalter in die Alt-Position, lassen sich mit Treble und Boost die Vibrato-Parameter Speed und Intensity kontrollieren.

Anzeige

Standard Speaker/Cabinet/Mic-Simulationen sind:

  • GB25: 25 Watt Celestion Greenback in einem Blackface-Deluxe-Combo, abgenommen mit einem Beyer M160 Bändchenmikrofon.
  • Oxford: Original Oxford 12K5-6 Lautsprecher eines Blackface Deluxe, mikrofoniert mit Shure SM57.
  • EV12: Klassischer 12“/200 Watt Electro-Voice-EVM12L-Speaker im Blackface Deluxe, abgenommen per AKG C414 Kondensatormikro.

Nach Firmware-Update stehen zusätzlich zur Verfügung:

  • GB25: Two-Rock 2×12“-Box mit Celestion-G12-65-Lautsprechern, mikrofoniert per Shure SM57 und Royer R-121 Bändchenmikrofon.
  • Oxford: Vintage 1966 4×10“ Fender Super Reverb mit original CTS-Lautsprechern, abgenommen mit AKG C414 Kondensatormikro.
  • EV12: Vintage 1968 Fender Twin Reverb mit original JBL D-120F Speakers, mikrofoniert per Shure SM57 und Royer R-121 Bändchenmikrofon.
Dream ’65 innen (Bild: Dieter Stork)

Volume kontrolliert das Gain des modellierten 65er-Deluxe-Reverb-Amps. Erhöht man es, verändert sich der Charakter in Form zunehmender Übersteuerung und Kompression. Dreht man Volume komplett zu, ist der Amp immer noch zu hören, wenn auch leise – genau wie beim 65er Original. Mit Vintage-Humbuckern sind erste Break-ups etwa bei Volume auf 10 Uhr zu vernehmen. Praxistaugliche Clean-Sound-Pegel sind durch Erhöhen des Output-Potis möglich.

Auch beim Hall – regelbar mit Reverb – hat sich UA präzise ans Original gehalten: Röhrenfederhall à la Fender vom Feinsten, mit viel Raum, Wärme und dem typischen Flattern der Spiralen. Einfach wunderbar! Bei cleanen Sounds ist der Hall sehr präsent und wird mit zunehmender Verzerrung leiser, ebenfalls wie beim Original. Es gibt auch keine Reverb-Überhänge, wenn das Pedal ausgeschaltet wird. Je cleaner der Sound, desto effizienter greifen Bass und Treble ins Klanggeschehen ein.

Auch beim Dream ’65 stehen drei Boost-Varianten zur Verfügung. „Stock“ ist die Originalschaltung, bei der Boost den Amp-Eingang mit einem Clean-Boost beschickt. Die obere Schalterposition „Lead“ erzeugt eine in den 80er-Jahren beliebte OD-Special-Modifikation, bei der Boost die Gain-Intensität steuert. Gleiches bewirkt Boost in der Einstellung „D-Tex“, eine Modifikation, die Stevie Ray Vaughan an seinen Deluxe-Reverb-Amps vornehmen ließ. Bei dieser ist der Vibrato-Effekt deaktiviert, hier jedoch weiterhin nutzbar, wenn man den Boost-Regler zudreht. Je höher dessen Einstellung, desto geringer ist die Effizienz der Bass- und Treble-Regler.

GEMEINSAMKEITEN

Alle Speaker/Cabinet/Mic-Simulationen sind vorzüglich gelungen und bewirken deutliche Klangveränderungen, vor allem aber hohe Authentizität. Ihre Qualitäten kommen primär bei Recording oder Direktabnahme zur Geltung, sie können aber auch an x-beliebigen Gitarrenverstärkern zur Sound-Findung genutzt werden. Die Raumeffekte von Woodrow und Ruby kommen ausschließlich bei aktiver Cabinet-Simulation zum Zuge und fügen das klangliche Ambiente eines kleinen Aufnahmeraums hinzu. Selbst bei High-Gain-Settings verhalten sich alle drei UAFX-Pedale überaus nebengeräuscharm, erzeugen jedoch während des Betriebs eine gewisse, wenn auch unkritische Wärme.

RESÜMEE

Hoppla, mit den Amp Emulators ist Universal Audio ein ganz großer Wurf gelungen! Nicht nur die Sounds legendärer Röhrenverstärker, sondern auch die Bedienelemente und deren Arbeitsweise sowie sinnvolle Zusatzfunktionen und populäre Amp-Modifikationen wurden höchst authentisch digitalisiert und in schicke, überaus robuste Pedale gepackt. Einerseits ist zwar jeweils nur ein einziges Preset speicherbar, andererseits aber immerhin! Für mehrere Speicherplätze müssten Fußschaltung und Anzeigen neu konzipiert werden. Vielleicht ließe sich das Preset-Angebot erweitern, wenn man z.B. beide Fußtaster simultan betätigen würde/könnte. Überaus positiv zu werten sind die Konfigurierbarkeit der Fußtaster und die umfangreichen Anschlüsse, die eine flexiblere Nutzung im Live-Betrieb ermöglichen. Die flinke Preset-Verwaltung via Smartphone u.Ä. kompensieren den Speichermangel zumindest halbwegs. Angesichts der Preise gibt es jedoch für das lediglich optional erhältliche Netzteil einen Minuspunkt. Ansonsten: Unbedingt antesten!

PLUS

  • authentisch emulierte Schaltungen und Bedienelemente
  • Speaker/Cabinet/Mic-Simulationen
  • Ansprache & Dynamik
  • extrem nebengeräuscharm
  • Bauteile & Verarbeitung
  • Anschlussmöglichkeiten
  • Preset-Verwaltung via Apps
  • Bedienung

MINUS

  • Netzteil nur optional erhältlich


(erschienen in Gitarre & Bass 09/2022)

Produkt: Treble Booster im Test
Treble Booster im Test
Der Treble Booster war in den 60er und 70er Jahren das Effektgerät schlechthin. Hol dir jetzt 4 Gratis-Testberichte zum Sound-Wunder!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren