Magische Momente?

Test: Shaman VST-1087-OBG Venture Series

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(Bild: Dieter Stork)

LEICHTES SPIEL

Abgesehen von den Deckenkanten vermittelt die Shaman VST-1087 Venture gewohnte Strat-Ergonomie, auch wenn hier die Saiten etwa 3 mm höher über der Decke schweben. Angenehm griffig schmiegt sich das wohlproportionierte U-Profil in meine Hand. Die sorgfältig verrundeten Enden der Bundstäbchen kommen schnellen Lagenwechseln zugute, und der abfallende Halsübergang erleichtert den Zugang zu den obersten Griffbrettregionen. Trotz perfekter Werkseinstellung erweist sich das schwebend abgestimmte Wilkinson-Vibrato als wenig stimmstabil und ist somit nur mit Gefühl & Vorsicht zu genießen. Hier würden Locking Tuner helfen.

Schon unverstärkt gibt sich die Gitarre ausgesprochen schwingfreudig, was an Hals und Korpus deutlich zu spüren ist. Das daraus resultierende Sustain überrascht mit langsam und kontinuierlichem Abklingen. Mit ihrer direkten, präzisen Ansprache und flinken, lebendigen Tonentfaltung gibt sich die Shaman sehr dynamisch und fördert damit ausdrucksstarkes und variantenreiches Spiel. Ihr Klangbild kommt im Großen und Ganzen ausgewogen daher, zeigt jedoch leichte Dominanz in den oberen Mitten und Höhen, die von einem breiten Obertonspektrum gekrönt werden.

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Unverkennbar vermitteln die Roswell Singlecoils typischen Strat-Charakter. Während die Bässe und Mitten definiert und klar aus den Lautsprechern perlen aber dennoch eine gut dosierte Wärme einbringen, kommen die Höhen brillant, transparent und spritzig, das Ganze gewürzt mit reichem Obertongehalt. So kommt der Hals-Pickup bluesig bauchig, der Mittlere drahtig mit dezenten Twang-Anleihen, beide zusammen mit wunderbar nasalen, luftigen Klangbildern. Sogar die Kombi des Mittel-Pickup mit der Stegspule des Humbuckers gibt das bekannte Knopfler-Näseln zum Besten, dem der Full-Size-Humbucker, einhergehend mit einem leichten Pegelanstieg, etwas mehr Fülle und Wärme verleiht. Mit einem kräftigen Pegelschub geht der Steg-Humbucker an den Start.

Geprägt von knackig drückenden Bässen, perkussiven Mitten und brillanten Höhen liefert er nicht nur vitale charaktervolle Clean-, sondern auch prägnante durchsetzungsstarke Crunch-, High-Gain- und Leadsounds, die mit präziser Saitentrennung, hoher Transparenz und guter Dynamik punkten. Auch alle anderen Einzelspulen und deren Kombis kooperieren bestens mit unterschiedlichen Zerrintensitäten, wobei einzelne Singlecoils erhöhtes Brummen verursachen.

RESÜMEE

Das Shaman-Topmodell, die Venture VST-1087, verdeutlicht, wie glücklich sich heutige Gitarren-Einsteiger:innen schätzen dürfen, derart hochwertige Instrumente für rund 400 Euro erwerben zu können. Aber auch Semiprofis und mitunter sogar Profis nutzen Low/Mid-Budget-Gitarren oftmals als Zweit- oder Ersatzinstrumente. Da dürfte die Shaman VST-1087 ja gerade recht kommen! Gute Tonhölzer, hitzebehandelter Hals, solide Hardware, bewährte Roswell-PUs, geschmackvolles ST-Design und tadellose Verarbeitung (ausgenommen die kratzenden Kronen der Bünde 2-7) – hier kommt einiges Positives zusammen. Keineswegs unterschlagen möchte ich die mangelnde Stimmstabilität des Wilkinson-Vibratos, die sich jedoch mit Locking Tunern oder entsprechend vorsichtiger Handhabung optimieren ließe. Die VST-1087 präsentiert sich klanglich gleichermaßen ausgewogen wie vielfältig und bedient unterschiedlichste Musik-Genres mit adäquaten Sounds.

PLUS

  • Design & Optik
  • Sounds
  • Ansprache, Dynamik & Sustain
  • Verarbeitung (Ausnahme s.u.)
  • Spielbarkeit
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

MINUS

  • Politur der Bundkronen 2-7
  • Stimmstabilität des Vibratos


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2024)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Die Pickups der Marke Roswell haben auch bei mir auf meinen Klampfen
    die Dimarzio,s und Seymore Duncan,s vollwertig ersetzt.

    Als nächstes werde ich meine Strat und Gibson BFG damit bestücken.
    Das Preis-Leistungs-Verhältnis inkl. der Tonalen Aufbereitung ist für mich absolut in Ordnung.
    Mehr brauche ich nicht mehr und schon gar nicht die vielen ,, Wunder-Machwerke ,, der einschlägig bekannten ,, Spulen-Wickler-Gilde,,

    Wie schonerwähnt : Alles meine persönlich Meinung ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit……
    Beste Grüße………

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    1. Hallo,
      also ich bin in fast keinem Falle mit den Roswell PU’s warm geworden und habe deshalb bis auf 2 Ausnahmen (P90) alle ersetzt. Ich spreche da konkret von 18 Stück.
      Nicht weil ich glaube, nur teure und nahmhafte PU’s wären die besseren, nein mir hat der Sound einfach nicht zugesagt. Und das oftmals wirklich nach einer längeren Phase des Ausprobierens und dem Versuch, doch mit den Teilen warm zu werden.
      Die Humbucker klangen mir fast alle zu belegt und mumpfig, während die Sinclecoils für mich zu dünn und klirrend rüberkamen.
      Ich denke bei den Humbuckern ist die Verwendung von billigem Material für die Kappen der PU’s oftmals das Problem. Denn da werden definitiv keine Neusilberkappen verwendet. Aber auch die Roswell Humbucker ohne Kappen konnten mich nicht überzeugen.

      Ich bin auch der Meinung die Preise für Seymour Duncan PU’s sind überzogen, zumal diese in den USA deutlich günstiger verkauft werden, als hier bei uns.
      Es gibt durchaus preislich günstige und sehr gut klingende Alternativen, die bei mir neben den PU’s der Platzhirsche Verwendung gefunden haben. Bspw. Tonerider, IronGear oder Oripure (ja letztere aus China). M. E. allesamt besser als Roswell PU’s.

      Natürlich hängt auch meine Einstellung zu diesem Thema mit inidividuellen Faktoren zusammen: Verwendete(s) Gitarren und Equipment, Spielstil und musikalische Ausrichtung, Hörgewohnheiten, etc. etc.

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  2. Sehe ich auch so. Ich habe vor einigen Jahren viele meiner Gitarren mit Tonerider (Alnico ll und Rocksong) bestückt. Damals zum unschlagbaren Preis von knapp 60 € das Pärchen. Soundmäßig absolut auf Höhe der SDs und Marzios. Gerade im Bereich Tonabnehmer gibt’s ja einiges an Voodoo. Meine Erfahrungen dabei: Ist die Basis, also das Instrument, nicht so prickelnd, bringt auch der beste PU nichts. Im umgekehrten Fall dürfen es auch Budgetabnehmer.sein damit es klingt.

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  3. meistens ist man sowieso enttäuscht wenn superteure Highend Tonabnehmer gar nicht so toll klingen und man feststellt wie gut die günstigen Pickups sind. Das gute Spielen nehmen sie einen auch nicht ab. Außerdem sollte ein Tremolo System auf einer 400 Euro Gitarre schon halbwegs was taugen, sonst ist ja absurd, sich die Gitarre zu holen. Stummstabilität kommt noch vor guten Pickups.

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    1. „Stummstabilität“ finde ich ein interessantes Feature auf einer Gitarre. Kommt dann wahrscheinlich wirklich gar nicht mehr so auf die Pickups an… 😉

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  4. Ich klinke mich hier einfach mal ein,und kann durchaus bestätigen,daß es nicht immer nur E.-Guitar Pickups der bekannten „Edel-Brands“ sein müssen.

    In meiner Minarik Goddess Custom Electric Guitar wurden ab der Manufaktur in den U.S.A. Zwei sehr top klingende Tesla-Humbucker mit vergoldeten Kappen eingepflanzt. Beim damaligen Kauf der besagten Minarik lag im stabilen Formkoffer sogar noch ein hochwertiges Monster Klinkenkabel (3 Meter lang),sowie zwei ebenfalls vergoldete Kappen mit schöner Gravur (Fraktur Schrifttype) als Option bei.

    Diese Tesla Tonabnehmer sind fabelhaft. Die Minarik besitzt auch so genannte Chambered Soundholes,weshalb sie bereits trocken (ohne Amp) angespielt sehr gut klingt.

    Ich glaube ja so gar nicht an Voodoo-Zauberei,denn Pickups (egal,ob von Hand im Custom Made Shop gewickelt und gewachst,oder als einfaches Serien Produkt maschinell aus der Fabrik hergestellt) klingen immer den Vorlieben und Ansprüchen entsprechend gut,oder aber auch nicht.

    Und bezüglich labiler Tremolo-Systeme bin ich bereits seit Jahren kein Befürworter gewesen. Ich schließe hier jedoch die guten stimmstabilen Tremolos von PRS und G&L/by Leo Fender & George Fullerton völlig aus,denn diese verrichten ihren Dienst absolut einwandfrei und sind sehr solide Systeme,die sich längst bewährt haben.

    Zur Thematik der hier vorgestellten Shaman E.-Gitarre kann ich eben (leider) nur sagen,daß sie rein optisch einer Ibanez sehr ähnlich ist,-soll bedeuten,daß sie sich in die Liga des mittlerweile üblich langweiligen 08/15 Design der aktuellen elektrischen Gitarrenmodelle einreiht.
    Was nicht heißt,daß sie schlecht ist,aber irgendwie gleicht sie wie ein Ei dem anderen. Aber,den Mut zu besitzen,und mit völlig unterschiedlichen Gitarrenbodies selbstbewußt auf den Markt zu kommen ,-besaßen schon damals leider nur sehr wenige Gitarrenhersteller,-weil die Lobby der erz-konservativen Gitarristen vermutlich bis heute immer lieber nur dem „Einheitsbrei“ vertrauen,und daher außergewöhnliche Korpusformen eher meiden. Auch hier die Ausnahmen: z.B. Yamaha SC-600, Gibson Explorer und Gibson Flying V, die futuristisch gestylten Gitarrenmodelle,die damals niemand haben wollte,und die heute paradoxerweise wie verrückt gesucht werden!

    Fürwahr,Gitarristen/-innen sind schon „sehr seltsame Wesen“,die stets unnötig mißtrauisch sind,selten offen für neue Innovationen und Modelldesigns sind,und sowieso immer alles „besser“ wissen wollen.
    Obendrein scheint fast jeder Gitarrist sowieso die eigenen besten Riffs und Spieltechniken zu besitzen,und wenig bis gar keine Toleranz gegenüber seiner Mitmusiker zu haben.

    Bin ich froh darüber,daß ich nach einigen Jahren nun endlich in einer Rockband als Leadgitarrist „unterkommen“ konnte,deren Musiker absolut fair,sehr tolerant und freundlich miteinander umgehen,und ihr Ego und ihre Besserwisserei endlich mal Zuhause lassen! Aber,diese leidige Erfahrung habt ihr als Musiker bestimmt auch „durchgemacht“,-oder etwa doch nicht?!?
    Wenn nicht,dann hat die „Chemie“ bei euch von vornherein sofort gestimmt,-ihr Glücklichen,-ich beneide euch!

    Let´s play Guitar!

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    1. Deinem Argument mit dem langweiligen Design kann ich nur zustimmen, das war auch mein erster Gedanke. Ein Grund warum auch Ibanez bei mir nie eine Chance hatte, die Dinger sehen alle irgendwie gleich langweilig aus.

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  5. Zuverlässig packende Rohrklinkenbuchsen gibt es nicht!

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