Die Schatztruhe

Test: Okko Diablo Gregor Hilden Signature

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Gregor Hilden ist Okko-User der ersten Stunde und seit jeher eng mit dem Leipziger Unternehmen verbunden. Seit Kurzem ist nun ein Signature-Modell auf dem Markt, das seinen ganz persönlichen Bedürfnissen angepasst wurde und vielleicht der beste Diablo ist, den es je gab.

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Das Okko Diablo Overdrive Pedal kennen die meisten Leser sicher von den mittlerweile unzähligen Videos, die Gregor Hilden im Internet veröffentlicht hat. Stets gibt es da Klangbeispiele am klar eingestellten Verstärker sowie Overdrive-Versionen, die fast ausnahmslos mit dem Okko-Pedal aufgenommen wurden. Der meist softe Crunch-Sound ist mittlerweile Gregors Markenzeichen geworden. Und da er es auch live möglichst einfach und übersichtlich mag, ist dieses Pedal vielseitig genug für sämtliche Anwendungsbereiche wie Jazz, Fusion, Blues und Rock. Egal welche Gitarre zum Einsatz kommt, wie groß die Bühne ist oder welcher Musikstil gefragt ist, genügt dem Münsteraner meist diese One-Box-Lösung. Es gibt anscheinend immer eine passende Einstellung.

Und genau so kenne ich den Diablo auch selbst. Er ist vielleicht nicht ganz so charaktervoll wie ein alter Tube Screamer, ein altes Boss DS-1 oder der ein oder andere Boutique-Overdrive aus USA. Dafür klingt er aber niemals unpassend oder schlecht. Ich habe noch nie eine Gitarre-Amp-Kombination vorgefunden, an der dieser Overdrive nicht hervorragende Sounds lieferte. Und das kann ich von meinem Tube Screamer oder Marshall Bluesbreaker nicht behaupten. Für manche Situationen fehlen hier einfach die gewünschten Anpassungsmöglichkeiten.

Daher habe ich in den letzten Jahren eigentlich ganz auf Overdrive-Pedale verzichtet und alle gewünschten Klangnuancen so gut wie eben möglich aus dem weit aufgedrehten Amp gezaubert. Aus diesem Grund vertraue ich ausschließlich auf kleinere Amps, die man live auch etwas aufdrehen kann. Das ist und bleibt aber immer auch ein Kompromiss. Man wünscht sich schon mal etwas mehr Verzerrung, eine Variation in puncto Dynamik oder einen Volume-Booster für ein Solo. All diese Möglichkeiten bietet der Diablo Gregor Hilden in einer exzellent durchdachten Anordnung.

NOCH MEHR REGLER …

Der neue Signature-Diablo erscheint sachlicher und schlichter als seine Vorgänger. Gehäuse und Abmessungen bleiben gleich, es mussten aber nun insgesamt acht Regler untergebracht werden, was die obere Hälfte der Box ausfüllt. Statt satter Pop-Art-Farben und der berühmten Riesen-Leuchte ist das Gehäuse lackiert wie eine alte Les Paul Goldtop, wohl in Anlehnung an Gregors Lieblingsgitarre. Für die Boost- und Overdrive-Sektionen zeigen zwei kleine, aber gut sichtbare LEDs die Funktion an. Weiter unten vervollständigen zwei gut erreichbare Schalter sowie zwei zusätzliche Mini-Switches zwischen den Reglerketten die Bedienoberfläche.

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Ganz am Anfang steht ein Regler mit der Bezeichnung „Dyn“, der praktisch die Spannungsaufnahme des Geräts steuert. Man kann damit auf Linksanschlag eine fast leere Batterie simulieren oder die Spannung nach rechts auf satte 18 Volt erhöhen. Das hat drastische Auswirkungen auf die Dynamik der Klangergebnisse und funktioniert so gut, dass diese Funktion während der Tests zu meinem Liebling wurde. Ich mag es gern, wenn man die Dynamik etwas verringern kann, denn an einem ganz clean eingestellten Amp klingen vergleichbare Pedale oft zu direkt oder zu spitz. Dieser Regler variiert nicht nur spürbar den Antritt oder Attack meiner Sounds, sondern verändert diese auch bezüglich der Abbildungsschärfe und Klangfarbe.

Mit abgesenkter Spannung klingt der Overdrive wärmer, angenehm unschärfer und schmatziger. Man kann seinen Anschlag besonders in bluesigen Passagen sehr schön formen und variieren. Erhöht man die Spannung, klingt das Pedal etwas direkter, offener und punchiger. Ideal für Power-Chords oder diesen „Stones“-Attack während eines Rock’n‘Roll-Licks. Große Klasse!

Unter dem Regler befindet sich ein ebenfalls sehr nützlicher Switch, der den Input-Punch in drei Stufen gestaltet. Hier kann man etwa den Sound eines Humbucker Frontpickups aufklaren oder eine Tele oder Strat fetter gestalten. Die bereits vom Standard-Diablo bekannten Regler „Feed“ und „Body“ liegen direkt nebeneinander und bieten nach wie vor die ungemein nützliche Anpassung der oberen und unteren Mittenspektren. Diese Funktion fehlt den meisten Overdrive-Pedale mit Overdrive-,Tone- und Volume-Funktion und macht das Diablo seit jeher so einzigartig.

Der letzte Regler in der oberen Kette ist der Tone-Regler, dessen Frequenzband jetzt jedoch bei dieser Version in drei Stufen schaltbar ist. Man kann jetzt schon ahnen, dass hier eine enorme Flexibilität drinsteckt. Man kann buchstäblich tagelang an den oberen vier Reglern und Switches spielen, um seine Lieblingssounds auszuloten. Und dabei hat man stets das Gefühl, dass man längst noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat.

Darunter befinden sich die Funktionen Gain und Level, die Overdrive und Lautstärke steuern sowie eine nagelneue und völlig diskret arbeitende Boost-Sektion mit Boost- und Tone-Regler. Letzterer ist recht breitbandig und wirkt daher eher wie ein Presence-Regler. Hier kann man einen klaren Amp etwas anpusten, ohne dass man um seine Klangqualität fürchten muss. Das funktioniert sogar so gut, dass es kaum eine Rolle zu spielen scheint, ob man die Lautstärke am Röhren-Amp selbst oder schon vorne am Pedal erhöht. Es klingt nahezu gleich. Daher werden Gitarristen mit Low-Output-Pickups diese Funktion bestimmt gerne eingeschaltet lassen, denn mit leichtem Boost klingen Singlecoil-Gitarren oder eine Gretsch immer irgendwie farbenfroher oder knackiger. Die Boost-Sektion liegt in der Schaltung übrigens ganz am Ende des Signalwegs.

EINER FÜR ALLE, ALLE FÜR EINEN …

Das eigentlich Erstaunliche an dieser neuen Diablo-Version ist die enorme Flexibilität dieses Pedals. Gleichgültig, ob man den zweifellos typischen Overdrive-Charakter dieses Produkts mag oder nicht, kann jeder Musiker damit ohne Kompromisse arbeiten. Sicher ist es kein Heavy-Metal-Künstler oder ein übertrieben schmutziger Fuzz-Kracher. Im Vordergrund steht immer eine gewisse Klangkultur, die ich eher im Mainstream ansiedeln würde. Dieses Pedal soll eben keinen Sound machen, sondern den spielerischen Fähigkeiten des Gitarristen in allen Belangen denkbarer Overdrive-Facetten folgen. Und das tut es wie kaum ein anderes Pedal.

Mit der stets unaufdringlichen Übersteuerungs-Gangart lässt es etwa einen Fender-Amp immer noch typisch nach Fender oder einen Vox typisch nach Vox klingen. Und genau das ist es, was mich an dieser Version überzeugt. Für die Klangfarben bestimmter Cleansounds findet sicher jeder Gitarrist eine willkommene Entsprechung. Der eine mag den rauen Tweed-Combo, der andere einen möglichst linearen Silverface-Ton, der nächste die berühmte Plexi-Stiffness.

Wenn es jedoch um den Overdrive-Bereich geht, wird das Eis bei den meisten Amps und Pedalen immer dünner. Oft gibt es nur eine Räumlichkeit, nur eine Lautstärke oder nur ein Gitarrenkabel, wenn alles genau passen soll. Profis drehen hierfür an der Netzspannung, führen stets ein ganzes Sortiment an erlesenen Vintage-Röhren mit sich oder wechseln gleich bei jedem Song die Gitarre. All das ist mit dem Diablo Signature aber überflüssig.

Natürlich sind die Einstellmöglichkeiten fast unendlich groß. Daher muss man sich anfangs schon etwas mit dieser Schatztruhe beschäftigen. Am Ende gelingt jedoch immer ein warmer, runder Ton, der die Eigenschaften und Vorstellungen des Musikers unterstützt. Es bietet hervorragende leichte Crunch-Sounds, stets süßliche Blues-Klänge und schließlich immer irgendwie nach „Amp-Zerre“ tönende Röhren-Übersteuerungen. Die Wandelbarkeit ist hier so groß, dass es mir unangemessen erscheint, diesem Diablo einen bestimmten Klangcharakter zuzuordnen. Sicher würden einige hier gerne hören, dass es wie ein so und so oder dies und das klingt. Aber das tut es nicht. Es klingt eigentlich immer so wie der Gitarrist es spielt und einstellt. Und das ist etwas ganz Besonderes!

RESÜMEE

Eigentlich ist es wahnsinnig schwer, mich in Sachen Overdrive von einem neuen Produkt zu überzeugen. Fast täglich wirft mir ein Besucher eine neue „Wunderkiste“ vor die Füße, derer man oft nach anfänglicher Euphorie schnell auch wieder überdrüssig wird. An Ende hat man zehn Lieblingszerrer und möchte alle auf sein Board schrauben. Und das nervt irgendwie, obwohl es heutzutage wirklich jede Menge gute Pedale gibt. Am Ende zählt aber nicht der Wohnzimmer-Test, sondern die harte Praxis. Und in dieser Disziplin hat mich das Okko Diablo Gregor Hilden Signature absolut überzeugt. Irgendwann hab ich‘s nicht mehr bemerkt, sondern einfach benutzt. Es war gekommen um zu bleiben, weil es immer funktioniert, gut klingt und niemals stört. Eines für alles eben …

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(erschienen in Gitarre & Bass 08/2017)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Lieber Udo,
    sensationelles F/B.
    Ich muss sagen ich hab dieses Pedal jetzt schon 3 Jahre oder so und mir ohne Anleitungen und Hilfen so eingestellt, dass ich mit meinem Marshall Combo JCM 800 einn richtig warmen Blues Sound hinbekommen habe, aber auch mal etwas agressiver fahren konnte fast vollständig ohne an den Reglern herumzuspielern sondern nur mit den Reglern an meiner Fender Strat oder auch ES335 Copy.
    Durch Deinen Testbericht werden sich vielleicht wieder neue Möglichkeiten erschliessen.
    Vielen Dank,

    Axel

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Servus Axel, Deine Einstellungen an dem Okko GH würden mich echt interessieren, ich habe auch einen und bin um Tipps zu den unzähligen Einstellmöglichkeiten echt dankbar. Magst Du sie mit mir teilen?

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