Willkommen daheim...

PRS S2 Series Custom 24, Mira & Starla im Test

Anzeige
Drei E-Gitarren von PRS, stehend
(Bild: Dieter Stork)

 

Die neue PRS-Modellreihe S2 (Stevensville 2) soll die preisliche Kluft zwischen den koreanischen SE- und den in Stevensville, Maryland gefertigten US-Instrumenten schließen. Optimierte Produktionsmethoden, Spezifikationen und Design-Elemente gestatten eine günstigere Preisgestaltung ohne den Verlust gewohnter PRS-Qualitäten. Somit entstehen die S2-Gitarren dort, wo auch alle anderen Standard- und Private-Stock-Gitarren das Licht der amerikanischen Ostküste erblicken.

Anzeige

 

 

Mit Custom 24, Mira und Starla umfasst das S2-Lineup derzeit drei Modelle, wovon die beiden Letzteren ihre Vorgängerinnen ablösen. Die Produktion der bisherigen Mira und Starla wurde also eingestellt. Während die Custom 24 in sieben Lackierungen angeboten wird, sind es bei Mira und Starla jeweils sechs.

 

prs_s2_series_1
PRS Alu-Stoptail mit Messing-Ankern (Bild: Dieter Stork)

 

Konstruktion von PRS S2 Series Custom 24, Mira und Starla

Folgende Basis-Features stehen bei allen drei S2-Modellen zur Verfügung: Verleimter Mahagonihals mit Palisandergriffbrett, Mahagoni-Body, PRS S2 Locking Tuner, für jedes Modell spezielle S2-Humbucker, Dreiwegklingenschalter, Master-Volume, Master- Tone mit HB-Split-Schaltung, Regular-Halsprofil, PRS-Bunddraht, PRS-Sattel und Double-Action-Stahlstab.

Wo liegen nun die Unterschiede zu den USA- bzw. SE-Modellen? Bei der S2 Custom 24 hat man das Decken-Design der SE übernommen, also auf Wölbung und die klassischen Hohlkehlen verzichtet und statt der furnierten Ahorn- eine ca. 11 mm dicke massive Riegelahorndecke mit breiten Randfacetten aufgeleimt. Die Facetten wie auch die rückseitigen Konturfräsungen aller drei S2-Modelle garantieren hohen Tragekomfort. Des Weiteren ersetzt der Mahagoni-den Ahornhals der SE Custom 24 und Locking Tuner deren Standardmechaniken. Die geringsten Unterschiede sind bei der Mira auszumachen. So hat PRS die Bünde auf 22 reduziert, die Moon-Inlays gegen schlichtere Kunststoffpunkte und den kleinen HB-Split-Schalter gegen ein Push-Pull-Poti getauscht. Bei der S2 Starla ersetzen breite Facetten die Randkehlen der flachen Decke, die Locking- die vorherigen Vintagestyle Tuner und ein Bigsby B-50- das original B-5-Vibrato. Außerdem wurde die ursprüngliche 622-mm-Mensur auf die bei PRS üblichen 635 mm verlängert. Gänzlich verzichtet hat man indes auf Abschirmung der E-Fächer. Nichtsdestotrotz finden darin hochwertige Bauteile und stramm packende, mittels Alu-Zargenblechen montierte Switchcraft-Buchsen Verwendung. Große PRS-Knöpfe garantieren dem Gurt sicheren Halt.

Die nach PRS-Vorgaben hergestellten Bünde hat man vorbildlich eingesetzt, inklusive der Kanten rund abgerichtet und poliert. Wo auf dem Custom-24-Griffbrett grau umrandete Bird Inlays und Sidedots aus Kunststoff die Orientierung erleichtern, unterstreichen große Punktmarkierungen den Retro-Look von Mira und Starla. Gegen einen Aufpreis von ca. € 100 sind diese jedoch ebenfalls mit Vogeleinlagen erhältlich. Reibungsarme, mit Messingpartikeln durchsetzte Kunststoffsättel sorgen für geschmeidiges Gleiten der Saiten und hohe Stimmstabilität, welche von den präzise arbeitenden Locking Tunern unterstützt wird.

Die Stege betreffend, liegen drei völlig unterschiedliche Konstrukte vor. Während die Custom 24 das gewohnte PRS Vibrato mit geschmeidig rotierendem Steckhebel, Basisplatte und fettem Vibratoblock bietet – bis auf die Gussreiter alles aus massivem Stahl –, kommt die extrem leichte Mira mit dem bewährten kompensierten PRS Alu-Tailpiece (Wrap Around). Die Starla unterstreicht derweil ihr Retro-Design mit Tuneo-matic-Bridge und B-50 Bigsby. Dass jedes Modell mit speziellen Tonabnehmern ausgestattet wurde, spricht für den Ehrgeiz, mit dem das PRS-Team die S2-Serie entwickelt hat. Dennoch sind die Schaltungen aller drei Gitarren identisch. Neben dem Einzel- und Paarbetrieb der Humbucker lässt das gezogene Tone-Poti die innen liegenden HB-Spulen der Hals- und Steg-Pickups verstummen, auch wenn konstruktionsbedingtes Übersprechen für ein gewisses Restsignal sorgt.

 

prs_s2_series_2
PRS S2 Locking Tuner (Bild: Dieter Stork)

 

PRS S2 Series Custom 24, Mira und Starla in der Praxis

Während Custom 24 und Starla ausgewogen am Gurt hängen, gibt sich die Mira leicht kopflastig. Dafür entschädigt sie mit einem sensationell geringen Gewicht. Auf dem Bein ruhen derweil alle drei S2-Vertreterinnen mit perfekter Balance. Die Halsprofile sind identisch. „PRS Regular“ bedeutet komfortable Handfüllung mit wohl proportionierter Rundung, wobei die traditionell zunächst etwas klobig anmutenden Halsfüße (außer Starla) keineswegs hinderlich sind und zusammen mit den ausgiebig facettierten unteren Cutaways der Hand in den obersten Griffbrettgefilden reichlich Platz lassen. Perfekt verrundete Enden der Bunddrähte gestatten „barrierefreie“, schnelle Lagenwechsel. Die etwas zäher als die Tone-Potis rotierenden Volume-Regler lassen sich ebenso gut erreichen wie die Pickup-Schalter, die sich jedoch bei Mira und Starla als etwas schwergängig erweisen. Dank Locking Tuner und Kunststoffsattel arbeiten beide Vibratosysteme beeindruckend stimmstabil. Konstruktionsbedingt gestattet das der Custom 24 breitere Vibrato-Ranges, und das Bigsby B-50 surft dank mitwippender Tune-o-matic sauber durch Wellenberge und -täler.

Alle drei S2-Probandinnen geben sich äußerst schwingfreudig, wobei Mira und Starla noch intensiver resonieren und auch ohne Verstärkung deutlich kraftvoller tönen als die Custom 24. Während diese ein sehr ausgewogenes aber luftigeres, brillanteres und irgendwie grazileres Klangbild abliefert, geben sich die beiden Mahagoni-Äxte raubeiniger und direkter, zeigen ebenso gute Balance und liefern warme, runde, druckvolle Klänge. In Sachen Ansprache und Tonentfaltung nehmen sich die drei nicht die Butter vom Brot, denn hier wie dort geht es sehr direkt, flink und spritzig zur Sache. Etwas anders sieht es indes beim Sustain aus, wo sich Mira und Starla trotz ihrer unterschiedlichen Brückenkonstruktionen gleichermaßen standfester präsentieren als die Custom 24.

Am Verstärker entlocken die speziell angepassten S2 Vintage-Bass- und HFS-Treble-Humbucker (Hot, Fat & Screams) der Custom 24 ein breites Sound-Spektrum und macht sie damit zum Allrounder unseres Trios. Der Vintage-orientierte Hals-Pickup liefert runde, bluesige, transparente Klarklänge mit – dank 24-Bund-Position – straffem, definiertem Fundament, warmen Mitten und seidigen Höhen und lässt sich beim Solo gerne auch zum Schmatzen verleiten. Sein etwas heißerer Kollege in der Stegposition zeigt mit knackig kompaktem Bass, perkussiven aber gehaltvollen Mitten, klaren Höhen und breitem Obertonspektrum enormes Durchsetzungsvermögen, welches auch dann nicht einbricht, wenn man dem Amp ordentlich einheizt. Die Kombi beider Humbucker hält nicht nur wunderbar glockig tönende Arpeggien, funky Chords und sowohl beim cleanen als auch zerrenden Solieren eine formidable Figur. Dank Zugschalter stehen alle drei Varianten auch in leicht ausgedünntem, schlankerem Singlecoil-Klang zur Verfügung, die mit spritzig perlenden, glockenklaren Sounds punkten, die Stegspule gar mit geschmackvollem, nicht übermäßig bissigem Twang. Somit überzeugt dieses zusätzliche Sound-Angebot durch Charakter und Wohlklang.

prs_s2_series_3
Funktioniert bestens: Bigsby B-50 (Bild: Dieter Stork)

Mit ihrem kraftvollen, explosiven Ton entpuppt sich die S2 Mira als das ultimative Rock’n‘ Roll-Brett. Dabei hat PRS den eigens für dieses Modell modifizierten Mira-Humbuckern nicht einmal sonderlich hohen Output spendiert. De facto sind sie sogar etwas leiser als die der Custom 24. Wie authentisch die Pickups den Eigenklang der Gitarre übertragen, spiegelt sich in den warmen, ausgewogenen, transparenten und definierten Cleansounds des Hals-Humbuckers und dem straff punchenden, etwas mittigeren aber dennoch brillanten und obertonreichen Steg-Pickup wieder. Vom enormem Sustain beflügelt, singen Lead-Sounds beim Solospiel, gleichzeitig unterstützt die exzellente Dynamik Tonbildung und spielerischen Ausdruck. Als sorgten die drei Klangvarianten nicht schon für genug Vitalität, Charakter und Flexibilität, so verdoppelt auch hier der Humbucker-Split das Angebot mit geschmackvollen Singlecoil-Sounds, die abseits von Rhythmus-Strumming auch sehr schöne Singlenote-Crunch- und -Lead-Sachen zur Verfügung stellen, deren Lebendigkeit und Ausdruck maßgeblich von Anschlagsintensität und Spielweise geprägt wird.

Möglicherweise wollte Paul Reed Smith der S2 Starla schon durch ihre Retro-Optik und -Ausstattung einen Hauch von Gretsch verleihen, in klanglicher Hinsicht sind Filtertron-Anleihen jedenfalls nicht von der Hand zu weisen.

Die S2 Starla Bass- und Treble-Humbucker liefern sogar noch einen Hauch weniger Output als die Pickups der Mira, was noch wärmere, klarere, glockigere und luftigere Clean-Sounds hervorbringt, aber auch transparent und kraftvoll punchende Crunch- und Distortion-Sachen mit üppigem Obertongehalt aus den Lautsprechern drückt. Wo die Pickups die Definition in den Bässen selbst bei heftigeren Zerrsachen nicht verlieren, lassen deren Singlecoil-Varianten leichte Schwächen erkennen. Mit Crunch-Sounds verstehen sich die Einzelspulen hingegen prächtig, zumal dabei deren typische Klangcharakteristiken erhalten bleiben. Die Humbucker indes können uneingeschränkt überzeugen, sei es bei cleanem Beat, Jingle-Jangle-Strumming, leicht angezerrtem Blues, heftigen Riffs, Power Chords oder gar singenden Lead-Sachen, denen das beeindruckende Sustain zugutekommt. Wie die S2-Humbucker der Mitbewerberinnen, so reagieren auch die der Starla dynamisch auf facettenreiches Spiel und die Arbeit mit den Volume- und Tone-Reglern.

 

prs_s2_series_4
S2 Bird Inlays (Bild: Dieter Stork)

 

Resümee

Eine PRS-Produktreihe, die die preisliche Lücke zwischen SE- und USA-Modellen füllt, war schon lange überfällig. Aber für Schnellschüsse sind Paul Reed Smith und sein Team ja auch nicht bekannt. Mit der S2-Serie nimmt Paule die ins Visier, die keinen Wert auf atemberaubende Edelhölzer oder Finishes, aufwendige Inlays und sonstigen optischen Schnickschnack legen, statt dessen aber eine zuverlässige, robuste, exzellent klingende, komfortabel spielbare und in den USA gefertigte Gitarre zum überaus fairen Preis suchen. Das Unternehmen „Stevensville 2“ ist offensichtlich bestens gelungen, und mich würde wundern, wenn diese Äxte nicht weggingen wie warme Semmeln.

 

prs_s2_series_uebersicht

 

Plus

  • Konzept/Modellreihe
  • modellbezogene Sounds
  • Dynamik & Sustain
  • Qualität Hölzer & Hardware
  • Stimmstabilität PRS- und Bigsby-B50-Vibratos
  • Design & Ergonomie
  • Spielbarkeit
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung
Produkt: Gitarre & Bass 5/2023 Digital
Gitarre & Bass 5/2023 Digital
IM TEST: Ibanez Prestige FLATV1-BK Josh Smith Signature +++ ESP/LTD KH-V +++ Fender Limited Edition H.E.R. Stratocaster +++ Fame Peter Maffay Signature +++ Spector Euro 4 RST & Euro 5 RST +++ Ampeg SGT-DI +++ Wampler Phenom & Triumph Foxgear / Gurus Echosex 3 10th Anniversary Steve Lukather Signature +++ Marleaux Consat Signature 5 String RTW Henning Protzmann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren