PATENT APPLIED FOR

PAF-Vergleichstest: Gibson ’62 PAF

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Gibson ’62 PAF
(Bild: Udo Pipper)

Diese Pickups zählten zur letzten Epoche des PAF-Zeitalters. Sie haben kürzere Alnico-V-Magnete und ziemlich exakt 5000 Wicklungen je Spule. Daher liegen die Impedanzen recht konstant bei 7,5 bis 7,8 kOhm. Sie sind nicht gewachst und tragen natürlich noch den original „Patent Applied For“-Aufkleber.

Das Anschlusskabel ist einadrig mit einem Massegeflecht, das auf der Poti-Kappe angelötet wird. Unsere Referenz bot einige Überraschungen seitens der Klangergebnisse, denn dieses Pärchen bot nur eine ganz bestimmte PAF-Variante, die für diese Ära typisch ist. Der Front-Pickup scheint in jeder Note ein „Ü“ zu offenbaren, das so typisch für Peter-Green- oder Dickey-Betts-Sounds ist. Einmalig auch die Übertragung jedes Anschlags mit einem unverkennbaren Schmatzer oder Klacken.

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Unabhängig von der Reglerstellung oder des Gain-Faktors ließ dieses Set immer eine gewisse Verwandschaft zum Tele-Sound durchblicken: Atmende, offene Höhen, ein beißender, hohler Twang, der jedoch nie unangenehm harsch wurde. Sie bringen diese Qualitäten allerdings keineswegs wie von selbst, sondern fordern die Kontrolle des Spielers wie kein zweites Beispiel in diesem Test. Weiß man nicht, wie dieser Ton grifftechnisch herauszukitzeln ist, klingen sie mitunter auch langweilig und einfach nur dünn und flach. Vermisst habe ich bei dieser Version nur die „Kehligkeit“ der frühen PAF-Modelle, die den scheinbaren Widerspruch von Offenheit und Wärme noch perfekter auslöschen konnten. Dafür besitzen sie einen Peak in den hohen Mitten, der nur schwer und meist mit Hilfe des Ton-Potis zu bewältigen ist.

Immer eine Gratwanderung zwischen Sieg und Niederlage. Von nichts kommt nichts. Keine Spur auch von der „ewig singenden Sirene“, die jeden Zuhörer auf Anhieb verzaubert. Harte Arbeit an den Poti-Stellungen sowie der Anschlagtechnik ist gefordert, um die richtige Balance zu ergründen. Schafft man das, ist man definitiv im Green-, Clapton und Allman-Lager. Unterm Strich: Super-Clean, wenig Output, wenig Mitten, sehr höhenreich, aber unvergleichlich dynamisch und antrittsstark.

 

Diese „späten“ PAFs hören wir beispielsweise bei Alvin Lees Woodstock-Auftritt, bei Claptons genialer Crossroads-Live-Version und vermutlich auch auf Claptons Beitrag zu John Mayalls Beano Bluesbreakers-Album.

 

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Zunächst einmal vielen Dank für diese umfangreiche Arbeit Herr Pipper.
    Zum Vergleich der einzelnen Paf Kontrahenten:

    Den besten Paf, die beste Les Paul, das beste Wiring plus Elektrik…
    gibts vielleicht so gar nicht. Denn jeder empfindet seinen Sound ja
    persönlich und nicht allgemein. Ich bin Jahrgang 1946, kenne also
    aus Konzerten einige der heutigen Oldies der Gitarrenliga!
    Ich habe Mr. Santana auf einer billigen PRSE auf der Messe gehört,
    und er klang wie sonst auch, das Instrument war nur ein Teil der Kunst!

    Ich habe Gary Moore, Jimmy Page, Paul Kossoff live erlebt, und ich ich
    denke wir alle wissen nicht 100%tig was denn nun wirklich das Geheimnis des LP Sounds von denen ist! Viel Mythos, vielleicht auch viel Gehabe!

    Ich habe einige Paf Typen in verschiedenen Les Pauls und auch in einer
    Ibanez As200 testen können. Das Fazit wie man auch bei den Vergleichs Sounds von Udo P. hört, sehr nah beieinander, nur geringe Soundunterschiede in den Beispielen.
    Fazit: Man muß nicht Herrn Dommenget, Herrn Kloppmann usw. unterstützen in ihrer für mich nicht nachzuvollziehenden Preisangabe!
    Es tut der normale Burstbucker in Abstimmung genauso gut sein Werk wie z. Bsp. Amber Pafs, oder andere hier nicht getestete aber gute Auswahl.

    Ein jeder möge in seiner Auffassung das Richtige entscheiden. Für mich spielen neben dem Paf Sound viel Wichtigere Komponenten eine Rolle:
    Guter Verstärker, sehr gute Lautsprecher, Kabel, Saiten…..
    Ohne das wird jede excellente Gitarre nur halb so gut sein!

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