Die Perlen des Gebrauchtmarkts

Kleinanzeigen Heroes: Aria Pro II 714 Fullerton Mk2

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Günstige Arbeitstiere, unterschätzte Underdogs, übersehene Youngtimer und vergessene Exoten: In den „Kleinanzeigen Heroes“ stellen wir euch die Geheimtipps des Gebrauchtmarkts vor, die einen maximalen „Bang for the buck“ liefern.

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(Bild: Aria)

Aria Pro II 714 Fullerton Mk2

Gear-Spekulanten – einfach mal weghören! In diesem Fall wird nur auf eine Gitarre hingewiesen, bei der Kaufpflicht besteht, sollte sie in einer Kleinanzeige auftauchen.

Neulich fiel mir diese rote Aria Pro II 714 Fullerton ins Auge, die für weniger als 200 Euro angeboten wurde. Ein kurzer Quer-Check sah mich ein zweites Mal erstaunt, denn dieses interessant aussehende und prima ausgestattete Modell geht in einschlägigen Musikhäusern für deutlich unter 350 Euro über den Tresen. Das erklärt zumindest den günstigen Gebrauchtpreis. Dennoch – diese Gitarre wollte ich näher kennenlernen und schnappte für 150 Euro zu. Und dann kam Schnappatmung!

SUPER SUPERSTRAT

Die Aria-Pro-II-Fullerton-Serie gibt es seit 1995, damals wurde sie noch in Japan bei Matsumoku gebaut. Mein Schnapper ist die aktuelle Version der Pro II Fullerton, die für diese Serie den Zusatz „714 Mk2“ erhalten hat, 2019 eingeführt wurde und zu Arias „Hot Rod Collection“ gehört. „Hot Rod“ ist ein gutes Stichwort, denn die Strat-Varianten dieser Serie wollen an die Super-Strats der amerikanischen Boutique-Builder erinnern – also an Suhr, Tom Anderson & Co … Und dabei wurde an nichts gespart, wollte ich fast schreiben – was natürlich bei einer Low-Budget-Gitarre natürlich so nicht stimmen kann. Aber dennoch, die Liste der Features beeindruckt!

Auf einem zweiteiligen Pappel-Korpus sitzt eine 7 mm dicke Ahorndecke, die von einem prächtig aussehenden Furnier aus Tiger-Ahorn getoppt wird. Die Farbe nennt sich absolut treffend Ruby Red; weitere drei Superstrat-Farben sind alternativ erhältlich: Turquoise Blue, Black Diamond und Marble White.

Dieser Korpus ist handlicher und eleganter als beim Strat-Original, denn bei gleicher Länge misst die Taille der Japanerin (die aber aus Indonesien oder China kommt) ganze 2 cm weniger. Da der Body auch noch einige Millimeter dünner ist und über ausgeprägte Konturen auf Vorder- und Rückseite verfügt, liegt die 714 Fullerton sehr eng und bequem an!

Wo wir gerade beim Body sind, lohnt sich der Blick auf das Pickguard, denn diese Form sprang mir im Kleinanzeigen-Wust des Internets als Allererstes ins Auge. Seine hintere Kante ist abgeschrägt, sodass der Steg-Pickup zur Hälfte im Pickguard, zur anderen Hälfte direkt im Body sitzt. Dieser Style ist in der Herstellung wesentlich aufwendiger als eine komplette Montage der Pickups auf dem Schlagbrett und ein richtiger Eyecatcher – wie man in meinem Fall gesehen hat.

Clever und auch nicht gerade eine billige Lösung ist der Zugang zum Halsstab. Der liegt deutlich sichtbar am Ende des Griffbretts, hier kann man ganz einfach auf die Spannung des Halsstabs einwirken, ohne etwa den Hals oder ein Cover abschrauben zu müssen. Das gleiche Feature bieten z. B. auch Music-Man-Instrumente.

 

GERÖSTET UND KLINGT!

Ein Handcatcher ist der matt lackierte Hals – denn der ist tatsächlich aus roasted maple, auf dem separat ein ebenfalls geröstetes Ahorn-Griffbrett sitzt. Wenn auch die Röstung längst nicht so dunkel ausfällt wie bei vielen anderen Gitarren, ist roasted maple in der Budget-Liga eher ungewöhnlich. Die geschlossenen Mechaniken, ein gutes Wilkinson-Vibrato (2-Punkt, mit Steckarm, Stahlreitern und Zinkgussblock) und eine Schaltung mit Fünfweg-Schalter inkl. Split-Funktion für den Steg-Humbucker runden die Ausstattung ab. Ungewöhnlich noch die umgekehrt eingebaute Strat-Buchsenplatte. Hier steckt der Gedanke dahinter, dass man so das Kabel direkt Richtung Gurt führen kann. Wer’s mag …

Die insgesamt blitzsaubere Verarbeitung inkl. perfekter Kerbung des Sattels, verrundeter Griffbrettkanten und professioneller Bearbeitung der Medium-Jumbo-Bünde sowie die ultraflache Saitenlage über dem flachen Griffbrett realisieren ein superbequemes Spielgefühl. Die Sounds sind zudem genau die, die man von solch einer Gitarre erwarten darf – eben Fullerton, in guter Qualität (hauseigene AlNiCo-V-Pickups) mit zusätzlich reichlich Beef vom Steg-Pickup. Stets transparent und dynamisch klingt die 714, folgt willig jeder Spielart, und das stimmstabil laufende Vibratosystem tut sein Übriges dazu, eine Menge Spaß mit dieser Superstrat zu haben.

Für mich ist diese Gitarre ein wirklich heißer Tipp – sowohl als Neuware als auch erst recht als Kleinanzeigen-Heldin, dann mit einem wirklich unfassbaren Preis-Leistungsverhältnis.

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2021)

Produkt: Fender Stratocaster
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Diese Story über die „Kleinanzeigen Helden“ sollte bitte unbedingt fortgesetzt werden! Sehr informative und kurzweilige Berichte über so manche „Youngtimer Guitars“. Übrigens,auch die alte elektrische Hopf „Studio“ Gitarre,sowie das bekannte Charvel „San Dimas“ Nature Modell und etliche andere mehr, besitzen ebenfalls solch einen praktischen Zugang am Halsende für die variable Halskrümmung,wie bei der Aria Fullerton.Bitte zukünftig sehr gerne viel mehr zum Thema „Kleinanzeigen Heroes“ in Gitarre & Bass!

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  2. Wenn man die Pick Ups tauscht eventuell noch um einiges besser und immer noch eine günstige, gut aussehende Gitarre.

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  3. 1995 als Startdatum könnte hinkommen, Matsumoku gab es da aber schon seit fast 10 Jahren nicht mehr. Ich denke auch nicht, dass diese Serie jemals in Japan gebaut wurde. Dem Preis-/Leistungsverhältnis tut das keinen Abbruch.

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