Made to be played

Archback Beauty: Guild M-260E Deluxe

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(Bild: Dieter Stork)

Wir haben hier das Top-Modell der M-Klasse aus dem Hause Guild zum Test vorliegen. Das Besondere: der gewölbte Boden.

Schön anzusehen ist die kleine Guild auf jeden Fall – und für den aufgerufenen Preis scheint sie auch Einiges zu bieten. Nicht ohne Stolz weist der Hersteller darauf hin, dass er der erste war, der Flattop-Acoustics mit gewölbtem Boden im Angebot hatte. Mittlerweile bieten natürlich auch andere Firmen Archback-Steelstrings an (z.B. Taylor), wenn man sich die Liste der Vorteile dieser Bauweise anschaut, muss man sich aber im Grunde wundern, dass derartige Modelle nicht noch viel häufiger anzutreffen sind.

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MADE …

Das M-Korpusformat hat Guild bereits 1957 eingeführt und seither im Portfolio. Ich würde die Gitarre von der Größe her irgendwo in der Nähe einer Double-O einordnen. Die Kompaktheit der M-260E wird dann auch noch durch die kurze 629-mm-Mensur unterstützt.

Die Decke aus massiver Sitka-Fichte kommt mit einem schönen dunklen Edge-Burst-Finish unter Hochglanzlack. Die Konturen der Gitarre werden – inklusive Griffbrett – sehr effektiv von weißem Binding in Szene gesetzt. Das ist sehr geschmackvoll designt … wie auch die Schalllochumrandung mit Mother-of-Pearl-Einlage. Zargen und Boden sind aus einem eindrucksvoll gemaserten dunklen Holz, dass ich für Palisander gehalten hätte. Es handelt sich aber um Striped Ebony, also Ebenholz mit hellerer Maserung. Der gewölbte Boden ist zweiteilig bookmatched gestaltet – ein optisches (und akustisches?) Highlight. Das Besondere dabei ist ja, dass der Boden durch seine Wölbung statisch stabil ist und keine Beleistung benötigt, was einerseits Gewicht spart und andererseits die Schwingungsfähigkeit erhöht.

(Bild: Dieter Stork)

Mit einem breiten und flachen Halsfuß ist der Mahagoni-Neck am Korpus angesetzt. Das Griffbrett ist – wie auch der Steg – aus Palisander und mit 20 bestens polierten Bunden bestückt. Die Halsrückseite bietet ein C-Profil mit einem Hauch von V, und ist, anders als der Body, angenehm matt versiegelt. Die Kopfplatte zeigt korrespondierend mit dem Korpus einen Striped Ebony Layer und den bekannten Firmenschriftzug aus M-o-P. Für die richtige Stimmung sind hauseigene offene Tuner zuständig. Die kleinen Butterbean-Stimmwirbel sorgen für sympathisches Vintage-Flair, während die mit 18:1 übersetzten Tuner moderne Präzision bieten. Erwähnenswert: Die Saiten ruhen auf Stegeinlage und Sattel aus echtem Knochen, zwei Gurtpins sind installiert.

GT-1-System von Fishman im Schallloch (Bild: Dieter Stork)

Und dann ist da noch die Bord-Elektronik … Das GT-1 System ist von Fishman und besteht aus dem Piezo-Pickup unter der Stegeinlage, den Volume- und Tone-Reglern innen am Schalllochrand und dem Klinke-Ausgang nebst Batteriefach auf der unteren Zarge.

… TO BE PLAYED

Die kleine Guild liegt gut auf dem Schoß und in der Hand. Das Halsprofil mit „ein bisschen V im C“ fühlt sich richtig gut an, bei der werksseitigen Einstellung der Saitenlage gibt es noch Verbesserungs-Potential.

Die ersten Akkord-Strummings fördern dann tatsächlich einen ganz besonderen Klang zu Tage. Wichtig dabei ist, die Gitarre nicht zu fest an sich zu pressen, damit der Boden seine Schwingungsfähigkeiten voll entfalten kann. Er lässt nämlich die M-260E größer klingen, als sie ist. Der Sound hat eine glockige Strahlkraft, gute Lautstärke und ist mit einem beeindruckenden Sustain gesegnet. Das begünstigt z.B. Fingerstyle-Spiel – selbst wenn man mit den Fingerkuppen zupft (ohne Fingernagel oder Pick) erhält man einen überaus klaren frischen Ton. Das ausgeprägte Sustain kommt einem dann z.B. bei Bottleneck-Einsatz zugute, wo man Töne praktisch endlos stehen lassen kann.

Dass man von einem Fishman-Pickup-System nicht enttäuscht wird, ist einigermaßen erwartbar, aber die Kombination Guild M-260 und GT-1-System matcht besonders gut. Ein sehr natürlicher Acoustic-Sound, ausgewogen in den Saiten-Lautstärken, angenehm mild aber klar in den Höhen und per Tone-Regler wunderbar feinjustierbar steht hier fett gedruckt auf der Haben-Seite. Die Guild empfiehlt sich mit Nachdruck für die Bühne. Dass die Bauweise ein verstärktes Feedback-Risiko mit sich bringt, konnte ich nicht feststellen.

RESÜMEE

Tolle kleine Gitarre mit ganz viel Charakter – sowohl im Design als auch klanglich. Dank der Bauweise mit gewölbtem Rücken hat die Guild eine eigene Stimme, die vom Fishman-Pickup auch sehr überzeugend transportiert wird.

PLUS

  • Bauweise, Design
  • Hölzer, Hardware
  • Verarbeitung
  • eigenständiger Klang, Sustain, Dynamik
  • natürlicher ausgewogener E-Sound

MINUS

  • kein Gigbag inklusive


(erschienen in Gitarre & Bass 09/2024)

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