Masterpiece

Martin 00-42SC John Mayer im Test

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Akustik-Gitarre von Martin mit Koffer
(Bild: Dieter Stork)

 

‚Your body is a wonderland‘ – vielleicht hatte John Mayer ja den zierlichen Korpus einer 00-Martin-Acoustic vor Augen, als er diesen Hit schrieb; wir wissen es nicht. Jedenfalls hat sich dieser vielseitige Künstler, der für seine krachigen Blues-Solos auf einer verschrammten Stratocaster ebenso bekannt ist wie für seine FM-Radio-kompatiblen Schmuse-Songs, von C.F. Martin „seine“ Steelstring auf den Leib schneidern lassen. Das Ergebnis liegt nun hier vor uns in Gestalt dieser 00-42SC.

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SC steht für Stagecoach, also Postkutsche, und so kann man auf der Martin-Website die Überschrift finden: „John Mayer brings back the Cowboy Guitar“.

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Konstruktion der Martin 00-42SC John Mayer

Und diese Hookline ist keineswegs abwegig, denn die Korpusform stammt aus dem ausklingenden 19. und frühen 20. Jahrhundert, und in einer Postkutsche oder am Lagerfeuer eines Viehtriebs waren diese kleinen Instrumente sicher oft anzutreffen. Wenn auch mit Sicherheit in schlichterer Bauweise als bei diesem Custom Shop Signature Model. Schon der grob genarbte Luxuskoffer mit aufgesticktem Martin-Logo verheißt etwas Besonderes – und etwas Besonderes hole ich dann auch zutage. Was für ein schönes Stück Gitarrenbaukunst – sehr klein und kompakt, in sich aber perfekt proportioniert.

Der Korpus besteht aus zwei extrem ebenmäßigen, fein gemaserten Teilen massiver Sitka-Fichte, Boden und Zargen sind aus beeindruckend ausdruckstarkem Cocobolo gefertigt. Wie die Ausstattungsformel 42 impliziert, sind der Deckenrand, der Griffbrettteil auf der Decke und das Schallloch kunstvoll mit Abalone umrandet. Der Clou beim John-Mayer-Modell ist, dass die Schalllochumrandung über das Griffbrett hinweg zum vollen Kreis vervollständigt wurde. Weitere klassische Elemente der Vorkriegs-Ära sind das kleine Tortoise-Schlagbrett und die fein herausgearbeitete Pyramid-Bridge aus Ebenholz.

Der Hals ist auch ein besonderer Leckerbissen: Er ist aus – wie Martin geheimnisvoll angibt – Hartholz, und zeigt ein extrem ausgeprägtes V-Profil. Darauf liegt ein breites Griffbrett aus Ebenholz mit 19 Bünden; der Hals setzt nach guter alter Art am 12. Bund an.

Ein Kunstwerk für sich ist auch die Fensterkopfplatte. Eine so perfekt gearbeitete hatte ich noch nie vor mir – verziert mit dem alten, makellos eingelegten C.F.Martin Logo, und versehen mit offenen Waverly-Brass-Mechaniken mit kleinen „Elfenbein“-Stimmwirbeln. Über Verarbeitung, Abrichtung und Einstellung des Instruments will ich mich gar nicht großartig auslassen. Die 00-42SC verkörpert in jeder Hinsicht definitives Referenz-Highend.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Das 00-Format

Größe ist relativ: als die 00 im Jahre 1873 zum ersten Mal in den Unterlagen von C.F. Martin & Co. auftaucht, setzt sie einen neuen Maßstab in Format und Klangvolumen. Sie wird auch „Grand Concert“ genannt und als „ rather loud for a small room“ beschrieben. Gemessen an den späteren Dreadnought- und Jumbo-Kalibern ist sie ein Winzling, aber Ende des 19. Jahrhunderts war sie das neue Maß der Dinge und trat an, sich in Orchestern gegen die lauten Mandolinen durchzusetzten und sich bei Club-Auftritten Gehör zu verschaffen.

John Mayer ist übrigens bei Weitem nicht der erste, der ein Martin-00-Signature-Model sein Eigen nennen kann. Vor ihm kamen schon viele andere Kollegen zu dieser Ehre: Robbie Robertson, Steve Miller, Steve Howe, Jeff Tweedy, Linda Ronstadt, Tim O’Brian u.v.a.m.

Berühmte Player sind auch noch Pete Townshend und Bob Dylan, der irgendwann mit seiner 1949er 00-17 in den Clubs von Greenwich Village auftauchte um Geschichte zu schreiben.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Die Martin 00-42SC John Mayer in der Praxis

Diese kleine Gitarre hieß früher Grand Concert, und exakt in dem Moment, wenn man den ersten Akkord auf ihr anschlägt, weiß man auch warum. Das Verhältnis zwischen Korpusgröße und Klangvolumen ist unfassbar. Das muss man einfach gehört haben. Und dann das Spielen auf ihr: das reine Vergnügen. Der V-Hals sieht eigentlich total unbequem aus, das Griffbrett sehr breit, die Griffbrettkanten gehen recht scharf nach hinten weg, aber – das Ganze liegt super in der Hand, läuft wie am Schnürchen, als hätte man nie ein anderes Halsprofil gespielt, und ist insgesamt eine unwiderstehliche Einladung an den Fingerstyler in uns. Das Fretboard ist am Sattel 48 mm breit, der Abstand zwischen den E-Saiten am Steg beträgt satte 60 mm – da kann man getrost die Fingerpicks anschnallen und beherzt reinlangen. Der Dynamikumfang und das Sustain sind Respekt einflößend und rollen spielerischem Ausdruck (den man tunlichst im Gepäck haben sollte) den roten Teppich aus. Mit Plektrum gespielt, baut sich eine Klangwand auf, die längst nicht nur Mitten zu bieten hat, wie man angesichts der Korpusgröße meinen könnte, sondern breit aufgestellt ist mit satten Bässen und kristallklaren Höhen. Und ja, die Beschreibung „rather loud for a small room“ aus dem 19. Jahrhundert stimmt (immer noch).

 

Resümee

Man kann John Mayer nur gratulieren. Dieser Kerl ist wirklich auf der Sonnenseite geboren: Talent, Aussehen, Karriere, Jennifer Aniston, Katy Perry, Signature Martin … manche kriegen einfach alles 🙂

Im Ernst, die Stagecoach ist ein Gedicht. Wer die Chance hat, muss diese kleine große Martin unbedingt einmal anspielen.

 

Übersicht

Fabrikat: Martin

Modell: 00-42SC John Mayer

Typ: 00-Steelstring

Herkunftsland: USA

Mechaniken: Waverly Brass, offen, Ivoroid Stimmwirbel

Hals: ausgewähltes Hartholz

Sattel: Knochen

Griffbrett: Ebenholz, massiv

Radius: 16″

Halsform: Modified V

Halsbreite: Sattel 48 mm; XII. 58,5 mm

Halsdicke: I. 22,8 mm; V. 24 mm

Bünde: 19

Mensur: 635 mm

Korpus: Cocobolo, massiv

Decke: Sitka-Fichte, massiv

Oberflächen: Hochglanz

Schlagbrett: Tortoise

Steg: Pyramid-Style, Ebenholz

Stegeinlage: Knochen, kompensiert

Saitenabstand Steg: E-1st – E-6th 60 mm

Gewicht: 1,85 kg

Lefthand-Option: im Custom Shop zu ordern

Vertrieb: AMI

81929 München

www.ami-gmbh.de

Zubehör: Custom Shop Koffer, Zertifikat, signiertes Innenlabel

Preis: 9900 UVP; ca. 8000 im Laden

 

Plus

  • Hölzer, Hardware
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • eigene klangliche Stimme

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