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Guitar Guru: Teisco-Gen-Gakki- und Fender-Esprit-Gitarre

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Teisco-Gen-Gakki-Gitarre und eine Fender-Esprit-Gitarre.

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Mein bester Freund hat mir eine Halbresonanz-Gitarre hinterlassen. Leider gibt es auf dem Instrument keinerlei Anhaltspunkte, Aufkleber oder dergleichen über die Herkunft. Ich meine, mich zu erinnern, dass die Gitarre zwischen 1965 und 1970 gekauft wurde. Seit 40 bis 50 Jahren hing sie dekorativ in einem Partyraum und wie man sieht, hat sie etwas Patina angesetzt. Der Hals ist vierfach geschraubt. Die Pickups haben jeweils einen Ton- und Volume-Regler, sind aber auch gemeinsam schaltbar. Da es sich wahrscheinlich um eine „Low-Budget-Gitarre“ handelt, rechne ich nicht mit einem wirklichen Wert. Vielleicht wisst ihr ja mehr. – Martin

Nach meinen Recherchen handelt es sich hierbei um ein recht seltenes Stück, das von der heute weitgehend vergessenen japanischen Firma Teisco Gen Gakki gebaut wurde. Diese Firma ist nicht zu verwechseln mit Teisco Co. Ltd., bei der es sich um die berühmte Firma handelt, die heute fälschlicherweise als Hersteller von sehr vielen japanischen Modellen gehyped wird – aber bereits 1967 insolvent ging und dann von Kawai aufgekauft wurde, die nur noch die Marke einige Jahre lang weiterbetrieben.

Teisco Gen Gakki wurde in den frühen 1960er-Jahren gegründet und arbeitete vor allem als Zulieferbetrieb für andere japanische Gitarrenhersteller, unter anderem Teisco, und Fujigen Gakki. Man erkennt die Gitarren in der Regel an bestimmten, kleineren Merkmalen, wie zum Beispiel diesen recht schmalen rechteckigen Pickups (nicht zu verwechseln mit ähnlichen auf späteren Sakai-Gitarren, die aber etwas breiter sind) und dem wappenförmigen Trussrod-Cover. Freilich wurden Gitarren mit diesem Look – also ES-Style mit zwei runden Korpushörnern, Sunburst-Lackierung, zwei Singlecoils und ein Vibrato – von so ziemlich allen japanischen Herstellern in dieser Zeit gebaut, was die Identifizierung manchmal schwierig macht. Das beständige Outsourcen untereinander macht es ebenfalls nicht einfacher.

Die Seltenheit dieser Gitarre schlägt sich leider nur bedingt im Wert nieder, allerdings zieht der Name Teisco sehr viele Leute geradezu magisch an, weshalb ein Verkauf nicht schwer sein sollte und man durchaus um die 500 Euro aufrufen und wohl auch bekommen kann – der Zustand sieht ja sehr gut aus. Teisco Gen Gakki ging übrigens nur zwei Jahre nach Teisco Co. Ltd. ebenfalls bankrott und arbeitete noch bis 1970 für verschiedene Auftraggeber, dann war Schluss.


Ich habe diese Gitarre gekauft und lese gerne eure Artikeln über seltene Gitarren. Ich denke, es ist eine Master Series Fender aus dem Jahr 1984 vom Typ Esprit mit Merkmalen der Standard und Elite (Inlays an Hals und Kopfplatte). Aber irgendwie ist die Konfiguration nicht stimmig. Auf der Rückseite der Kopfplatte ist keine Seriennummer ersichtlich. Könnt ihr mir helfen? Bezahlt habe ich 200 Euro. – Marcus

Ein seltsames Modell. Fakt ist, dass deine Gitarre – wie du richtig schreibst – Features der Standard und der Elite aufweist. Auch die Brücke entspricht nicht der, wie man sie von der Fender-Esprit-Serie kennt. Um ein Robben-Ford-Modell (ab 1986) handelt es sich aber auch nicht. Am meisten erstaunt mich, dass die Gitarre offenbar keinen Mini-Toggle bei den Potis hat. Hier passt also quasi nichts zusammen.

Nach meinen Recherchen lief die Produktion der Esprit-Modelle relativ holprig – es handelte sich ja um die Frühzeit der Fender-Produktion in Japan (die Gitarren wurden 1984/1985 bei Fujigen Gakki hergestellt), und 1985 erfolgte ja der Verkauf von Fender an neue Investoren. Bei diesem Umbruch kam es wohl zu vielen unklaren Produktionsstopps. Und so kann ich nur mutmaßen, dass es sich bei deiner Gitarre um ein Auslaufmodell handelt, das man aus noch vorhandenen Teilen beim Ende der regulären Produktion der Esprit zusammenbaute. Eventuell durchaus auch ohne Wissen von Fender. Ab 1986 startete ja dann die Produktion des Robben-Ford-Signature-Modells, das sich jedoch ebenfalls von deiner Gitarre deutlich unterscheidet.

Ich denke mal, mit 200 Euro hast du auf jeden Fall nichts falsch gemacht. Das sind ja sehr gute Gitarren, die zwar heute weitestgehend in Vergessenheit geraten sind, aber dennoch ihre Liebhaber haben und auch ordentliche Preise auf den einschlägigen Marktplätzen erzielen, wenn auch nicht in der Höhe wie die Robben-Ford-Modelle.


(erschienen in Gitarre & Bass 08/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Die Fender „Doublecut“ E.-Gitarre sieht sehr chic aus! Bedauerlich,daß sie schon ewig nicht mehr im Produktekatalog gelistet ist,denn optisch gefällt sie mir wirklich sehr! Auch völlig egal,ob es sich hierbei um ein „Elite“ oder „Standard“ oder sogar um ein Robben Ford Modell handelt,wichtig ist und bleibt doch,ob sie top klingt,gut aussieht,kein Vermögen kostete, sowie ergonomisch gut ausgeformt wurde,damit es beim Bespielen keinen unnötigen Stress gibt.Alles andere scheint mir hier total nebensächlich zu sein. Würde mir sehr wünschen,daß die Rubrik des beliebten „Guitar Guru“ in G&B endlich mal auf mindestens drei Seiten erweitert wird. Danke im voraus.

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