Songwriting

Wie funktioniert eigentlich Songwriting? Hol dir Tipps und Tricks von Profis und erfahre, wie auch Du Songwriter werden kannst!

Gitarre; Noten

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Wie funktioniert Songwriting?

Songwriting mit Gitarre: Wie starte ich einen Song?

Wie funktioniert Songwriting?

Beim Songwriting stehen dir unzählige Werkzeuge und Kniffe zur Verfügung. Erfahre hier, welche das sind und wie du sie bei deinem Songwriting anwenden kannst!

Reime

Fast alle mehr oder minder erfolgreichen Rock-, Pop-, Country-, Soul-, Folk- und Sonstwas-Songs bedienen sich der Möglichkeit des Reimens. Auch wenn beispielsweise die moderne Poesie sich längst von Reimen verabschiedet hat, sind sie aus Songs nicht wegzudenken.

Songwriting
Songwriting ist ein kreativer Prozess – jeder Künstler hat seine eigene Methode, doch alle haben dasselbe Werkzeug

Die sehr wenigen Beispiele starker Songs, die auch ohne Reim zu Hits wurden, lassen sich an einer Hand abzählen. Auch nach längerem Nachdenken fallen mir nur ,Losing My Religion‘ von REM, ,One‘ von U2 und ,I’m So Happy I Can’t Stop Crying‘ von Sting ein.

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Warum sind Reime so wichtig?

Für unser Gehirn ist die Verbindung von Melodie und Reim einerseits einfacher zu merken, als reiner Text oder reine Melodie, und andererseits ist sie stimulierend. Und im Idealfall führt eben genau diese Kombination aus leicht merkbar und stimulierend zum Hit. Letztlich ist für uns als Songschreiber, das Warum aber nicht so wichtig wie das Wie.

Wir können nur eine Silbe reimen (night – right) oder mehrere (tonight – do right, treat you right, meet tonight). Je länger der Reim, je größer die reimende Silbenzahl, umso komplexer ist die Information, die unser Gehirn zu verarbeiten hat, umso origineller wirkt sie aber auch.

Ein Song, der konsequent und durchgängig auf sehr komplexe, mehrsilbige Reime setzt, kann schnell ermüdend wirken. Das liegt aber zum großen Teil auch daran, dass diese mehrsilbigen Reime häufig etwas konstruiert wirken.

Wenn du aber überwiegend mit sehr simplen, häufig gebrauchten Reimen hantierst (night/right, you/do/true/blue), dann kann ein an einer entscheidenden Stelle des Songs eingesetzter längerer Reim, eine starke Wirkung ausüben.

Wir können perfekte Reime verwenden (night/right), annähernd perfekte Reime (lights/right) und manchmal funktioniert es gar, nur den selben Vokal in der Reimsilbe zu enthalten (mine/right). Aber Achtung: Neben dem Text transportiert auch der Reim eine Bedeutung. Hier ein Beispiel:

 

Holding you tight felt so right it was a perfect night

 

Trotz des wenig interessanten Texts kommt die Message rüber, weil sie sich in den vollkommenen Reimen widerspiegelt. Hier allerdings funktioniert das nicht so gut:

 

You turned out the lights then you were mine it was a perfect night

 

Obwohl der Text von Perfektion erzählt, zweifelt der Hörer an dieser Darstellung. Der Hörer spürt, dass die nicht perfekten Reime dem Textinhalt zuwiderlaufen. Diese Wirkung nicht-perfekter Reime kannst du dir auch zunutze machen, wie das nächste Beispiel zeigt.

 

I loved you for so long now everything feels wrong

 

Deine Reaktion? Ich vermute Schulterzucken. Keine Zeile, die einen vom Hocker haut. Die Alternative:

 

Since you’ve been gone everything feels so wrong

 

Vielleicht auch kein Anwärter auf den Literaturnobelpreis, aber immerhin spiegelt sich die Behauptung, dass sich alles wrong anfühlt, in dem sehr unperfekten Reim gone/wrong.

Wie alle Werkzeuge ist auch dies kein Tool, das du pausenlos einsetzen musst (das einzige Muss ist es, einen interessanten Song zu schreiben), aber an den exponierten Stellen deines Songs tust du gut daran, zu untersuchen, ob deine Reime in sinnvollem Zusammenhang zum textlichen Inhalt stehen.

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Der Stabreim & die Alliteration

Zu den Reimwerkzeugen gehört auch der Stabreim, die sogenannte Alliteration. Alliteration bedeutet die Verwendung des selben Anfangslauts mehrfach in einer Zeile oder in aufeinander folgenden Wörtern.

,Dancing In The Dark‘ ist durch die Wiederholung des D ein ungleich stärkerer Songtitel als beispielsweise ,Moving Rhythmically In A Dimly-Lit Environment‘. Häufig lohnt es sich, beim Songtitel/im Refrain/an exponierten Stellen nach möglichen Alliterationen zu suchen.

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Reimschema

Ganz überwiegend geht’s in der Popmusik um Vier-Zeilen- oder Sechs-Zeilen-Strophen. In Vier-Zeilen-Strophen haben wir verschiedene Möglichkeiten:

 

  • du kannst die Zeilen 1 & 2 sowie 3 & 4 reimen (AABB)
  • oder 1 & 3 sowie 2 & 4 (ABAB)
  • oder 1 & 4 sowie 2 & 3 (ABBA)
  • oder auch nur die Zeilen 2 & 4 reimen (XAYA).

 

Diese Alternativen haben auf den Hörer sehr unterschiedliche Wirkung. Schau dir mal dieses Beispiel an:

 

I don’t need to pretend A

this has got to end A

 

Ein in sich abgeschlossener Gedankengang. Die Spannung, was nun folgt, und somit der Anreiz, weiter zuzuhören, ist begrenzt. Wenn nun folgt

 

I’ve had enough of you B

you and I are through, B

 

dann ist der Erkenntnisgewinn begrenzt. An einen abgeschlossenen Gedankengang wird ein weiterer abgeschlossener Satz angehängt. Eine Alternative wäre dies:

 

I’ve had enough of you A

I don’t need to pretend B

you and I are through A

and this has got to end B

 

In diesem Beispiel ist nach zwei Zeilen der Gedanke noch nicht zu Ende geführt. Allein dadurch, dass der Zuhörer noch auf den Reim wartet, entsteht – völlig unabhängig vom Inhalt – eine gewisse Spannung. Diese Neugier auf das, was folgt, ist erst nach vier Zeilen befriedigt. Diese vier Zeilen haben nun einen inneren Zusammenhang und bilden eine Strophe (das wird verstärkt durch das Wort „end” als Endpunkt).

Das ist kein Plädoyer dafür, immer ABAB zu reimen. Es soll dir nur erklären, welche Wirkung verschiedene Reimschemata erzeugen.

Wie beim Beispiel der Reime ist auch bei Reimschemata Abwechslung ein probates Mittel, um den Song interessant zu halten. Nach einer längeren ABAB-Abfolge bietet es sich vielleicht an, die Kernaussage des Songs in zwei aufeinander folgenden Zeilen ganz eng miteinander zu verknüpfen. Auf unser letztes ABAB-Strophenbeispiel könnte nun also als Höhepunkt ein CC-Reim folgen. Zum Beispiel:

 

So please don’t ask me to be friends I don’t ever want to think of you again

 

Du solltest dich also immer fragen, ob du an dieser Stelle deines Songs einen Flow erhalten willst oder ob hier – beispielsweise am Ende eines Songparts – ein Gedankengang abgeschlossen wird. Außerdem sollte dir klar sein, dass Reime in aufeinander folgenden Zeilen eine engere Verbindung erzeugen, als ein Reim zwischen Zeile 1 und 4. Und: Je weiter deine Reimwörter voneinander entfernt sind, desto klarer sollte dein Reim sein. Will sagen:

 

Night

Brabbel Brabbel

Brabbel Brabbel

Right

 

funktioniert offensichtlich besser als

 

Mine

Brabbel Brabbel

Brabbel Brabbel

Right

Hier ist „right“ fast gar nicht als Reim auf „mine“ zu erkennen, die sensorische Erinnerung im Gehirn ist bereits verblasst.

Natürlich sind Reim und Reimschema nicht die einzigen Komponenten, die darüber entscheiden. Einen sehr großen Anteil daran hat auch die Melodieführung des Songs. Doch auch weitere textliche Werkzeuge stehen dir zur Verfügung. Im nächsten Workshop schauen wir deshalb noch tiefer in die Toolbox und beschäftigen uns mit Werkzeugen wie Zeilenlänge, Satzbaustruktur und Onomatopoesie.

Denk daran: Es kommt wie bei Opas Werkzeugkiste nicht darauf an, immer alle Werkzeuge gleichzeitig anzuwenden. Aber du solltest wissen, was sie leisten können und wann du sie anwenden kannst und solltest. Viel Spaß beim Songschreiben!

Erfahre in dem Video mehr über das Songwriting von jemandem, der weiß wie es geht: Ed Sheeran…

Text: Markus Rill

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Songwriting mit Gitarre: Wie starte ich einen Song?

Kann man Songwriting mit Gitarre eigentlich lernen? Und was hilft bei einer Schaffenskrise, wenn man eigentlich nur noch abbrechen möchte? Die Musikerin Luca Sophie Reinartz gibt dir Einblicke in Ihre Technik und erklärt, wie Sie beim Songwriting mit Gitarre vorgeht.

In dem Video erzählt Paul McCartney, wie die Beatles beim Songwriting vorgingen:

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Warum schreibe ich überhaupt?

Es gibt Musiker, die einfach irgendwann zur Gitarre greifen oder sich ans Klavier setzen und dann nehmen die Dinge ganz automatisch ihren Lauf. Genauso gibt es aber auch Songwriter, die sich mit einem klaren Ziel hinsetzen und sagen: „Jetzt schreibe ich einen Song.“ Ich selbst gehöre eher zu der Sorte Musiker, die sehr intuitiv zum Songwriting gefunden haben. Ohne mir viele Gedanken zu machen, habe ich mir mit 14 Jahren die Gitarre geschnappt und wollte singen.

Erst habe ich mich an Cover-Songs versucht, aber da ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin, habe ich schnell die Lust daran verloren. Entweder waren die Akkorde zu schwierig, oder die Stimmlage passte nicht. So habe ich aus der Not heraus entdeckt, dass es viel schneller und einfacher geht, eigene Songs zu schreiben. Damals hatte ich keine Ahnung, was daraus einmal werden würde.

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Oft war ich zu faul, meine Lieder aufzuschreiben und so manche gute Idee ging dadurch sicherlich verloren. Aber dafür war mein Ausdruck spontan und frei und hat mir in vielen Situationen durch mein Gefühls-Chaos geholfen. Songs schreiben ist bis heute ein Ventil für mich, um mich auszudrücken und mir über meine Gefühle klar zu werden.

Alles, was mit der Öffentlichkeit, mit Konzerten und CDs zusammenhängt, kommt erst viel später und hat sehr wenig mit meinem Songwriting zu tun. Das muss aber nicht so sein. Genauso kann man auch für ein bestimmtes Projekt oder über ein vorgegebenes Thema schreiben. Oder vielleicht macht man sich von Anfang an Gedanken darüber, wem der Song gefallen soll und was man damit erreichen will.

In dem Video erklärt Slash, wie er an neue Songs herangeht: 

Manchmal ist es gut, sich zu fragen, warum man überhaupt schreibt. Meiner Meinung nach gibt es einen tieferen Grund, warum Menschen Musik machen. Mit Musik können wir unsere Schöpferkraft zum Ausdruck bringen, Gefühle beschreiben und eine besondere Form von Schönheit und Ästhetik erleben. Zwischen all dem Leistungsdruck, dem Business und dem Geld darf man nicht vergessen, dass der Schaffensprozess an sich das Wertvollste und Schönste an der Musik ist.

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Wie entstehen Songs?

Mein Rezept für einen neuen Song ist ein leerer Kopf, ein unbestimmtes Gefühl und ein Ort, an dem mir keiner zuhören kann. Dann greife ich einfach ein paar Akkorde und fange an, etwas dazu zu singen. Ich werde oft gefragt, was zuerst entsteht: das Thema, die Melodie oder die Akkorde? Bei mir ist das immer unterschiedlich. Oft merke ich erst beim Improvisieren, um welches Thema es geht.

Oder ich singe in einer Phantasie-Sprache, weil mir nur eine interessante Melodie einfällt. Manchmal spiele ich auch zehn Minuten lang nur eine Akkordfolge, die ich besonders schön finde. Oft lege ich die Gitarre nach kurzer Zeit wieder weg, ohne dass eine gute Idee dabei war. Das ist ganz normal. Manchmal bin ich auch einfach wütend oder traurig und muss mich etwas abreagieren. Ich kenne viele Musiker, die gerne gemeinsam mit anderen schreiben, aber das funktioniert für mich nicht. Ich muss wirklich alleine sein, um mich frei zu fühlen. Dann kann ich mich richtig austoben und laut schreien, lachen oder einfach weinen. Das gehört für mich zum kreativen Prozess dazu.

Dave Grohl erzählt in dem Video, wie er zum Songwriter wurde: 

Dabei ist es für mich egal, was ich mache oder ob etwas dabei herauskommt. So wie es ist, ist es gut. Ich bin dann wie ein Kind, das einfach spielt und staunt. Manchmal kommt es vor, dass ich ein paar Ideen aufschreibe, auch wenn es keine richtigen Songs sind. Das lohnt sich immer, denn oft verwende ich später noch einmal dieselben Akkorde oder eine bestimmte Textzeile. Es passiert auch, dass innerhalb von zehn Minuten ein ganzer Song entsteht. Komplett mit Text und allem Drum und Dran. Dieser Moment, wenn ein Song ganz frisch ist, ist für mich am schönsten. Ich spiele ihn dann immer und immer wieder und freue mich darüber.

Trotzdem hüte ich mich davor, meine Songs in diesem Stadium zu bewerten. Ich schreibe sie nur auf und mache als Erinnerung eine kleine Sound-Aufnahme mit meinem Handy. Erst viel später, manchmal Wochen oder Monate, krame ich alles heraus und entscheide, welche Songs gut sind und eventuell auf eine CD kommen. Dann kann ich ganz in Ruhe an den Feinschliff gehen, eine dritte Strophe schreiben oder nochmal die Akkorde überdenken.

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Ein letzter Songwriting-Tipp

Egal, wie viele Songs man schon geschrieben hat, wie viel musiktheoretisches Wissen man hat, wie musikalisch man ist oder wie viele CDs man schon aufgenommen hat – Songwriting ist immer wieder ein Experiment. Für mich ist es sehr wichtig, mich jedes Mal ganz frei zu machen von Erwartungen und Plänen.

Wenn man offen bleibt und die Dinge auf sich zukommen lässt, auch wenn sie anders sind als geplant, hat man genau die Freiheit, die kreative Prozesse brauchen. Wenn man sich von seiner Intuition leiten lässt, können einem die eigenen Songs zudem viel erzählen und werden zu einer Kommunikation mit dem eigenen Ich.

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Luca

Luca Sophie Reinartz°

Luca Sophie Reinartz ist Sängerin, Gitarristin, Musikerin. Sie schreibt nicht nur ihre eigenen Texte und Musik, sondern dreht auch professionelle Videos und organisiert Konzerte. Luca ist grundsätzlich in alle Angelegenheiten mit ihrer Kreativität involviert. Auf ihren beiden Alben ,I Don’t Think So‘ (2012) und ,Tiefseetaucher‘ (2014) ist sie mal auf Englisch, mal in Deutsch, mal straight und laut, dann berührend und sensibel zu erleben. So individuell wie Musik sind auch die Umstände ihrer Entstehung. Luca beschreibt in diesem neuen Workshop ihren Weg zu eigenen Songs. Nicht als sicheres Universalrezept zum Nachkomponieren, sondern als eine Facette dieses großen Themas.

Weitere Infos: luca2music.com

Hier geht’s zum zweiten Teil des Songwriting-Workshops von Luca.