Die Allman Brothers Band galt als erste und einflussreichste Southern Rock Band aller Zeiten.
1969 gründeten die Brüder Duane (Gitarre) und Gregg Allman (Vocals, Keyboard) die Allman Brothers Band. Die beiden waren zunächst Fans der Beatles und Rolling Stones, später dann von der Musik von Eric Clapton und Cream mehr als angetan. Und sie standen auf Soul und Rhythm & Blues.
Zusammen mit Berry Oakley, Dicky Betts und Butch Trucks sind die Brüder für den Song ‚Jessica‘ verantwortlich, der als Meisterwerk des instrumentalen Southern Rock gefeiert und 1996 mit einem Grammy ausgezeichnet wurde.
Hier spielen ABB den legendären Song mit ausufernder Instrumentalisierung:
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Les-Paul-Fan Duane Allman war als Session-Musiker ziemlich aktiv, ein ausgewiesener Slide-Gitarrist, dessen Qualitäten bis heute eigentlich unerreicht sind. Vor allem hatte Duane ein unglaubliches Gespür für Ton und Dramatik in seinem Spiel. So war er als Studiomusiker gefragt und auf Produktionen von Künstlern wie Wilson Pickett, Aretha Franklin, John Hammond, und King Curtis zu hören. Der Ex-Otis-Redding-Manager Phil Walden beschwor ihn, mit der Studio-Arbeit aufzuhören und seine eigene Band zu gründen.
Gregg traf sich mit dem Gitarristen Forrest Richard Betts (genannt Dickey), dem Bassisten Berry Oakleym, Schlagzeuger Claude Hudson aka Butch Trucks und Jaimoe Johanson, und am Ende einer Mammut-Jam-Session stand seine Combo. Für die noch vakante Stelle des Sängers ließ sich Gregg Allman nicht lange bitten. Und Walden war von dem Potenzial der Allman Brothers Band so begeistert, dass er sie für sein neu gegründetes Label Capricorn unter Vertrag nahm.
Bevor die Band ins Studio ging, absolvierte sie ein Menge Gigs in Florida und Georgia. Auf dem Debüt-Album ‚The Allman Brothers Band‘ ist solider Blues-Rock zu hören, und ein Band-Sound, der hauptsächlich beim Spielen auf der Bühne entstand.
Das zweite Album der Allman Brothers ‚Idlewild South‘ wurde von Tom Dowd produziert. Auf diesem Album ist auch die erste Version von ‚In Memory Of Elizabeth Reed‘ zu hören. Der war damals schon eine Legende, er hatte für Atlantic die Stereo-Aufnahme-Technik entwickelt, und ihm verdankt die Nachwelt den räumlichen Sound des John-Coltrane-Albums ‚Giant Steps‘ von 1959.
Hier spielen ABB ihren Song ‚In Memory Of Elizabeth Reed‘:
https://youtu.be/22MRGWnPPIU
Zum Song ‚In Memory Of Elizabeth Reed‘ im Video findest Du den Playalong in unserem Shop!
Im März 1971 spielte die Allman Brothers Band – auch ABB abgekürzt – einige Shows im legendären Fillmore East, der Konzerthalle des Impresarios Bill Graham, damals das Mekka für progressiven Rock und Jazz. 1971 traten dort u. a. Black Sabbath, Santana, Tower Of Power, Elton John, Emerson, Lake & Palmer, Grateful Dead, Ten Years After und der Jazz-Saxophonist Roland Kirk auf.
Bill Graham, geboren 1931 in Berlin als Wolfgang Grajonka, betrieb zudem das Winterland und das Fillmore West in San Francisco. In seinen Clubs entstanden zahllose Live-Alben, die Rock-Geschichte schrieben. Da war klar, dass Tom Dowd als Produzent und riesiger Fan der Allman Brothers Band die Gelegenheit beim Schopf packte und alle Shows aufnahm.
Für das Doppel-Album ‚At Fillmore East‘ montierte er teilweise die besten Momente aus verschiedenen Gigs, was dem künstlerischen Resultat nicht schadete. Die Kritiken waren überwältigend und die Allman Brothers Band hatte endgültig den Durchbruch geschafft. Am 14. Oktober 1971 erreichte das Album Goldstatus.
Nur 14 Tage später starb Gitarrist Duane Allman an den Folgen eines Motorradunfalls. Die Allman Brothers Band war zu diesem Zeitpunkt mitten in den Aufnahmen ihres neuen Doppelalbums ‚Eat A Peach’, für das Dickey Betts die noch fehlenden Gitarren-Parts der halbfertigen Songs einspielte.
‚Eat A Peach’ ist das klingende Vermächtnis des viel zu früh verstorbenen Duane Allman, der nicht mehr erleben durfte, dass zum ersten Mal eine ABB-Langrille in die Top 10 vorstieß.
Am 11. November 1972 schlug das Schicksal erneut zu, als Bassist Berry Oakley nur wenige Blocks entfernt von der Stelle, an der Duane Allman starb, ebenfalls einen tödlichen Motorradunfall erlitt.
Das nächste Allman Brothers Album ‚Brothers And Sisters‘, eingespielt mit dem Pianisten Chuck Leavell, und auf einigen Songs mit dem neuen Bassisten Lamar Williams, erreichte nicht die künstlerische Qualität der ersten drei LPs, war aber dafür ein enormer kommerzieller Erfolg.
Dickey Betts trat als nunmehr einziger Gitarrist der Band, und als Komponist und Sänger immer mehr in den Vordergrund, und der musikalische Schwerpunkt verschob sich vom Blues zum Country-Rock. Im Kielwasser des Erfolgs der ABB begannen die Karrieren von Southern-Rock-Bands wie Lynyrd Skynyrd oder Blackfoot.
1974 begann das Fundament der Allman Brothers Band zu bröckeln, als Dickey Betts und Gregg Allman Solo-Projekten nachgingen. Gregg heiratete die Sängerin und Schauspielerin Cher gleich zweimal, und entfernte sich auch mental von der Band. 1976 brach die ABB auseinander.
1978 gab es eine Reunion in neuer Besetzung – endlich wieder mit zwei Gitarristen. Aber erst 1989 gelang der Allman Brothers Band ein künstlerisch bedeutendes Comeback. Wieder unter der Regie von Tom Dowd, und verstärkt durch den großartigen Gitarristen Warren Haynes und den Bassisten Allen Woody, entstand mit ‚Seven Turns‘ ein Album, das an die Glanzzeit der frühen 70er Jahre anknüpfen konnte. Für dieses Comeback wurden sie 1995 mit der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame geehrt.
Die wiedervereinten ABB mit ihrem Song ‚Seven Turns‘:
2014 beendete Gregg Allman die Geschichte der Allman Brothers Band, da Butch Trucks und Warren Heynes die Band verlassen wollten. Die Allman Brothers spielten ihren letzten gemeinsamen Auftritt am 28. Oktober 2014 im New Yorker Beacon Theater.
Text: Wolfgang Kehle