Boppin'B-Bassist mit Solo-Album

Ultrafetter Bass: Didi Beck im Interview

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Etwas Bassauswahl gefällig? (Bild: Martin Schmidt)

Nach drei Corona-Jahren läuft der Livebetrieb jetzt wieder relativ normal. Ist es für dich persönlich schwieriger geworden als Musiker oder hat die Krise auch neue Möglichkeiten bzw. einen anderen Blick auf deinen Beruf eröffnet?

Den Beruf selbst finde ich immer noch den besten Beruf der Welt, aber ich bin ein bisschen desillusioniert, was die gesellschaftliche Bedeutung von Kultur angeht. Es war uns wichtiger Waffen- und Autofabriken offen zu halten, als unkomplizierte, ernsthafte Lösungen für eine hart getroffene Branche zu überlegen und da wären die Hilfen nicht so teuer gewesen. Das habe ich gelernt und muss ich mit mir selber ausmachen.

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Seit Anfang 2023 sind die Konzerte wieder besser besucht, aber die meisten Bands spielen in etwas kleineren Locations, das macht es komplizierter und nicht einfacher zu überleben.

Durch die Pandemie habe ich aber auch angefangen, wieder mehr E-Bass zu spielen, mit der Band Danner oder der Michi Bock Band, das macht mir Spaß. Meine Frau meinte: „Jetzt machst du viel mehr das, was du gemacht hast, als ich dich kennengelernt habe.“ Da hatte ich immer 5-6 Projekte (lacht). Dieses Jahr ist Boppin‘B wieder stärker gebucht und das ist für mich dann das Hauptthema.

Hättest du denn Vorschläge an die politischen Verantwortlichen, was man konkret tun könnte, um die Situation von Musikern zu verbessern?

Ich habe mich letztens mit zwei Clubbetreibern unterhalten. Einer sagte: Didi, es gab ja während Corona durchaus Hilfen. Es gab pro Konzert 1000 € und da konnte ich die Bands anrufen, die ich schon immer mal anrufen wollte, es mir aber nicht leisten konnte. Jetzt habe ich 20 neue Bands in meinem Liveturnus. Wie cool ist das denn?

Ein anderer sagte, er musste von den Tributebands weg, denn in 10 Jahren stirbt ihm das Publikum weg. Wenn der Staat sagen würde, wenn du als Künstler mindestens 70% eigenes Material spielt, bezuschussen wir das mit 500 € pro Konzert. Das würde den Staat nicht viel kosten, aber kulturell eine Menge ausmachen. Ich fände es schön, wenn eigene Ideen mehr gefördert würden.

Dann lass uns noch über deine Instrumente reden. Welche Bässe kamen denn auf dem Album zum Einsatz?

Den Großteil der Songs habe ich mit einem Kay M1 gespielt von 1958. Daneben kam noch mein Duke-Didi-Beck-Bass zum Einsatz, mit einer Mischung aus Efrano- und Gut-a-Like-Strings. Der KayBass hatte Evah-Pirazzi-Slap-Saiten. Beide Bässe haben das Shadow-Abbey-Pro-PU-System, das ich mit entwickelt habe.

Kay M1
Didis Duke-Signature-Bass

Benutzt du einen Verstärker für die Aufnahme?

Nein, allerdings habe ich das Basssolo von ‚Fettes Fest‘ durch meinen Eich-Amp gereampt. Hauptsächlich nehme ich die Bässe mit einem Neumann U87 auf. Dazu kommt noch ein billiges Sennheiser-E604-Schlagzeugmikro. Wenn ich für jemanden Bass einspiele, bekommt der vier Signale: Zwei Pickupsignale, den Klick und den Ton, der durch einen AvalonU5-Preamp läuft, eine Art edle DI-Box. Dazu kommen dann das U87 und das E604 und dann kann man mischen. Die meisten Leute, die Boppin‘B live sehen, sagen, ich hätte einen sehr fetten, präsenten Sound, mein Klick ist nicht zu laut. Nach der Aufnahme mache ich oft einen guten Kompressor drauf.

Wie wichtig sind denn Equipment und Details wie Saiten für deinen Sound?

Ich finde Saiten sehr wichtig, damit kannst du viel verändern. Du musst die richtige Kombination zwischen Saiten und Instrument finden. Manche brauchen einen hohen Saiten-Zug, um schnell zu spielen, andere eher weiche. Ich habe immer Darmsaiten gespielt, benutze aber jetzt auch oft Stahlsaiten. Das Instrument bietet dir ja ein spezielles Timbre an. Ich suche eher Instrumente, die einen warmen Sound haben, die Wump machen, einen boomy Sound haben.

Instrumente sind dir also schon wichtig?

Ja, aber wir sind auch schon ein paar Mal mit der Band geflogen. Ich hatte einen Mietbass und am Ende vom Abend kam unser Techniker und sagte, er hätte das Signal bekommen, das er immer bekomme. Ich verändere dann meine Spielweise. Wenn der Sound nicht so ist, wie ich es möchte, lasse ich die Schlaghand wandern, um annähernd da hinzukommen, wo ich möchte. Das habe ich von englischen Bassisten gelernt.

Hast du auf dem Album auch Gitarren gespielt?

Ja, eine Martin-D-16-GT-Akustik und eine Low-Budget-Fender-Telecaster.

Martin D-16 GT
Fender Telecaster

Was steht für die Zukunft an?

Ich möchte ein neues Buch über Kontrabass schreiben und ein paar Konzerte mit dem Soloprojekt spielen, weiß aber noch nicht, wie ich die Musiker zusammenbekomme, denn da clashen die Boppin’B- und Andre-Tolba-Termine. Manu und Andre hätte ich gerne dabei, da bin ich sehr familiär. Freundschaft, Respekt und Loyalität bedeuten mir was. Wir werden sehen …


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 6/2022 Digital
Gitarre & Bass 6/2022 Digital
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