„Gitarren haben ein unglaubliches Entfaltungspotential, und das werden sie auch immer behalten.“

Tabaluga-Twins: Peter Keller und Peter Maffay im Interview

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(Bild: Matthias Mineur)

PETER MAFFAY

Nur wenige Minuten nach dem Interview mit Peter Keller stand auch Peter Maffay himself für einen kurzen Plausch zur Verfügung. Immerhin hat er mittlerweile sogar eine Fame-Maffay-Signature-Gitarre veröffentlicht.

Peter, wie bist du als Kind zur Gitarre gekommen?

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Ich hatte in Rumänien einen Kumpel, dessen Bruder eine Akustikgitarre besaß. Es war die einzige Gitarre weit und breit. Darauf zu spielen hatte etwas Exquisites. E-Gitarren gab es damals im kommunistischen Rumänien überhaupt keine. Meine erste E-Gitarre habe ich erst in Salzburg gesehen, nachdem ich mit meinen Eltern am 23. August 1963 aus Rumänien ausgewandert war. Meine erste eigene E-Gitarre, die ich mir für 70 DM gekauft habe, war eine Framus mit drei Pickups, deren Hals dreimal geleimt war. Sie klang scheiße, aber sah geil aus! (lacht) Das war damals ja auch das Wichtigere.

Mein eigentliches Instrument ist die Akustikgitarre geblieben. Wenn ich allein spiele, komme ich damit am besten klar. Ich benutze Gitarren wie einen Taktstock, einen Impulsgeber, kann damit Akzente setzen. Sie sind zugleich mein Medizinschrank, mein Psychoberater.

(Bild: Matthias Mineur)

Sammelst du? Nach einem festen Prinzip?

Derzeit sind es ca. 25 Gitarren, viele habe ich wieder verschenkt. Ich habe Gitarren in Etappen kennengelernt. Nachdem sich die erwähnte Framus als uneffektiv herausgestellt hatte und ich immer mehr andere Musiker traf, kam ich auf Fender. Ich habe lange Zeit – und jetzt wieder – Telecaster gespielt. Ich hatte eine wunderschöne 67er-Tele, die mir gestohlen wurde. Dann bekam ich eine Ovation, die ich herrlich fand, später kam eine Martin hinzu, danach Taylor-Gitarren. Da ich kleine Hände habe, mussten die Gitarren natürlich zu mir passen, durften also zum Beispiel keinen dicken Hals haben. Deshalb habe ich sehr gerne zierliche Gretsch-Gitarren gespielt. Mein Freund Steffi Stephan, der auch Gitarren sammelt, zeigte mir irgendwann ein wunderschönes Chet-Atkins-Modell, drückte es mir in die Hand und sagte: „Das ist jetzt deins, pass gut darauf auf!“

Irgendwann fragte mich jemand: „Interessiert dich eigentlich die Harley-Edition von Fender?“ Meine Antwort war natürlich: „Her damit!“ Da ich sie aber kaum gespielt habe und es schade fand, dass sie nur herumsteht, habe ich sie wieder verkauft, zum gleichen Preis, den ich selbst bezahlt hatte. Diesen Verkauf habe ich schnell zutiefst bereut, und als ich ein paar Jahre später den Hinweis bekam, dass die Gitarre wieder auf dem Markt ist, habe ich sie zurückgekauft. Später kamen noch Baritone-Modelle hinzu, deren Sound ich sehr mag, und auch ein paar Duesenbergs sowie – für mich sehr spät – auch einige Fender Strats. Es gibt so viele geile Gitarren.

Maffays 2014er Ersatz-Fender-Stratocaster (Bild: Matthias Mineur)

Welche nimmst du mit auf Tour?

Du hast ja gesehen, dass ich aktuell eine Telecaster dabei habe, auf die ich sehr sorgsam aufpasse. Hinzu kommt eine Fame-Akustik, ein chinesisches Modell. Ich habe es von Michael Sauer, der in Köln ein großes Musikfachgeschäft hat und mir diese Gitarre empfohlen hat. Sie ist tadellos verarbeitet, liegt gut in der Hand, klingt sehr gut, löst in den Höhen sehr schön aus. Nicht alles, was aus China kommt, taugt nichts.

Seine beiden Fame-Signature-Gitarren
Seine beiden Fame-Signature-Gitarren

Wo sortierst du dich auf der Bühne zwischen Peter Keller, Carl Carlton und JB Meijers ein?

Es kommt immer darauf an, wer den Song geschrieben hat. Songs von JB haben eine andere Struktur als die von Carl oder Peter Keller. Natürlich steht dann derjenige, der ihn komponiert hat, stärker im Vordergrund. Erst dann kommen die anderen hinzu, und auch nicht zwangsläufig alle. Wenn eine Gitarre bereits alles spielt, braucht man keine zweite. Das war schon immer unser Verständnis von Musik. Aber natürlich teilen wir die Gitarren auf, wie man es bei Chorstimmen macht. Das setzt eine gewisse Disziplin voraus, damit es nicht ausufert.

Du ordnest dich also unter?

Ja, natürlich, zumal meine spielerischen Fähigkeiten im Vergleich zu den anderen begrenzt sind. JB zum Beispiel ist ein enorm erfinderischer Gitarrist, mit tollen Sounds und Riffs. Carl ist oldschool Rock’n’Roll, ihm muss man nicht beibringen, wie die alten Riffs, die Country-Licks laufen, er kann sie aus dem Effeff. Keller ist mehr der Dampfhammer. Du erinnerst dich sicherlich noch an meinen Lieblingsgitarristen der Anfangszeit, eigentlich sogar bis heute …

Frank Diez?

Exakt. Frank hat wie ein Gott gespielt. Es gibt niemanden, der Emotionalität besser rüberbringen konnte. Dann kam Andreas Becker, ein Mega-Gitarrist, -Techniker und -Komponist. Jeder meiner Gitarristen hatte eine eigene Handschrift, und die gilt es zu erhalten. Ich dagegen ergänze es nur. Wenn ich Dampf oder Dynamik haben will, dann kann ich das mit meinem kleinen Taktstock erzeugen. Dann spiele ich nur diejenigen Sequenzen, von denen ich glaube, dass sie etwas zum Song beitragen, and that‘s it!

Hat deine Gitarre bei Tabaluga eine andere Funktion als in der Peter Maffay Band?

Die Songs beider Projekte passen gleichermaßen in unser musikalisches Verständnis. Bei Tabaluga bedient man allerdings eine Geschichte, man bedient Figuren wie Arktos, Tabaluga oder Lilli, und nicht den ollen Maffay. Das macht den besonderen Reiz aus, weil man die Möglichkeit hat, alle Genres durchzuspielen. Man kann bei Stockhausen anfangen und bei Rachmaninov aufhören. Why not? Alles ist machbar, es muss nur die Figur bedienen. Die Gitarre ist für mich eine Revolution.

Dabei gab es Zeiten, in denen bereits der Abgesang der Gitarren angestimmt wurde, weil man dachte, dass die Zukunft den Synthesizern gehört.

Es gab auch Idioten, die behauptet haben, dass Bücher verschwinden … Gitarren haben ein unglaubliches Entfaltungspotential, und das werden sie auch immer behalten. Für junge Menschen, die unbedingt Musiker werden wollen, ist es das perfekte Instrument. Eine ähnliche Bedeutung hat sonst nur das Klavier. Aber wenn du auf der Bühne den Hang zur Pole Position hast, kann dies nur die Gitarre bedienen. (lacht)


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2023)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Habe alle Gitarristen live erleben dürfen und es ist eine fascination sie auf der Bühne zu erleben .Jeder auf seine Art ein Könner und super Persönlichkeiten
    Schön die alle erlebt zu haben
    Sie sind alle so wie die ganze Band SUPER

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