Lebensgeschichte, Gear Report & Gitarrensammlung

Randy Rhoads Special: Too young to die

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Der Berliner Shumon Chakrabarti ist einer der wohl ungewöhnlichsten Gitarrensammler der Welt. Der 41-jährige hat es auf Randy-Rhoads-V-Modelle abgesehen. Soweit noch nichts Besonderes. Er besitzt mittlerweile 76 Exemplare. Aha!? Er ist weder Ozzy-, Black-Sabbath-, Quiet-Riot-, noch Randy-Rhoads-Fan, sondern liebt einfach nur diese Gitarrenform. Bemerkenswert!

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Er bekam mit 15 Jahren Unterricht in klassischer Gitarre und Schlagzeug, hat beides in vielen Bands und Projekten gespielt, ist aber seit mehr als zehn Jahren nur noch als Schlagzeuger in der Mittelalter-Rockband Tanzwut und bei der Thrash-Metal-Band Fadead aktiv. Erstaunlich! Seinem Hauptbroterwerb geht er jedoch als Biologe und wissenschaftlicher Labormitarbeiter der Berliner Humboldt-Universität nach. Aber auch das ist noch lange nicht alles! Lest selbst!

Shumon Chakrabarti mit Zack Custom RR (Bild: Shumon Chakrabarti)

Shumon, wie kommt man als ausgebildeter Biologe und aktiver Schlagzeuger zu einer so großen Sammlung an Randy-Rhoads-Gitarren?

Ich mache seit über 25 Jahren Musik, spiele aber nicht nur Schlagzeug, sondern auch Gitarre. Allerdings stellte ich irgendwann fest, dass der Bedarf an Drummern deutlich größer ist als der an Gitarristen. Deshalb bin ich seit mehr als zehn Jahren kein aktiver Band-Gitarrist, spiele und komponiere aber regelmäßig zuhause, wenn es die Zeit als zweifacher Familienvater hergibt.

Mit 15 habe ich mir vom Freund meines Bruders mein erstes Randy-Rhoads-Modell gekauft, eine Marathon Pro, ein sehr einfaches Sperrholz-Rhoads-Modell aus koreanischer Produktion. Ich habe diese Gitarre oft modifiziert und daran herumexperimentiert. Somit war der Grundstein für mein Interesse an dieser Gitarrenform gelegt, da ich von Anfang an die ausgewogene Balance dieses Modells toll fand. Ich bin nicht allzu groß, deshalb waren Explorer-Formen zu wuchtig für mich, Les Pauls und andere Klassiker sagten mir nicht zu, obwohl ich auch davon einige besaß. Die Randy Rhoads mit dem oben liegenden längeren Horn, auf den man beim Spielen den Arm legen konnte, war für mich perfekt. Außerdem ist sie für mich der Inbegriff der Metal-Gitarre.

2014 habe ich neben meinem Biologie-Job angefangen, halbtags in der Gitarrenwerkstatt des ESP/LTD-Vertriebes in der Nähe Berlins zu arbeiten. Ich habe Gitarren eingestellt, repariert, Setups geändert und dabei – fast nebenbei – begonnen, RR-Modelle zu sammeln. Zurzeit besitze ich 76 Exemplare, allerdings stehen noch einige Modelle auf meiner Suchliste.

Die Marathon war also dein erstes RR-Modell. Welches war das zweite und dritte?

Das zweite Modell war eine von mir während des Studiums eigenhändig gebaute Gitarre, die ich auch selbst lackiert hatte, mit einem japanischen Westone-Hals. Danach kam meine erste originale Jackson, eine RRMG, made in Indonesia, die übrigens zusammen mit einer Jackson FSR Elite zu den bestklingenden Randy-Rhoads-Modellen in meiner Sammlung zählt.

Jackson FSR Elite (Bild: Shumon Chakrabarti)

Welches ist das wertvollste Exemplar deiner Sammlung?

Grundsätzlich die Jackson RR1, Made in USA, ein 1990er Modell mit Lightning-Grafik. Ich habe seinerzeit circa 1500 Euro dafür bezahlt. Neu bekommt man sie heute kaum unter 3300 Euro. Auf dem Gebrauchtmarkt werden die RR1- Modelle derzeit um die 2500 Euro gehandelt, Tendenz steigend. Die Grafik-Modelle sind sogar noch beliebter und damit teurer.

Jackson RR1 USA (Bild: Shumon Chakrabarti)

Ist die RR1 dein Lieblingsmodell?

Mein Lieblingsmodell ist die sehr seltene japanische Jackson Professional Pro, die nur drei oder vier Jahre lang gefertigt wurde. Sie ist mit der RR1 absolut gleichzusetzen, hat aber einen edleren Charakter. Allerdings habe ich noch weitere Lieblingsmodelle, unter anderem eine Fernandes V Hawk.

Jackson Professional Pro RR (Bild: Shumon Chakrabarti)

Und die ungewöhnlichste RR in deiner Sammlung?

Eine Washburn Vindicator sowie zwei Reverse-Rhoads, bei denen das längere Horn unten sitzt. Sie nennen sich Westone Monarch und Carvin Ultra V.

Westone Monarch (Bild: Shumon Chakrabarti)

Kannst du einschätzen, wie viele verschiedene Hersteller du in deiner Sammlung hast?

Schwer zu sagen, zumal ich so manches Modell selbst gebaut habe. Grob überschlagen sind es derzeit etwa 45 verschiedene Hersteller. Von der Marke Jackson besitze ich circa 20 Modelle, auch von Fernandes, Edwards oder Marathon sind es ein paar mehr Exemplare. Mein Ziel ist es, so viele verschiedene Hersteller wie möglich zu finden. Dieses Ziel hat sich allerdings erst im Laufe der Zeit herauskristallisiert. Anfangs habe ich behauptet, dass ich bei 30 Gitarren aufhöre, zu sammeln. Meine Kollegen in der ESP/LTD-Werkstatt schmunzelten darüber nur und haben gesagt: „Wart‘s ab, das hört nie auf!“ Ab ungefähr der 50. Gitarre habe ich begonnen, gezielt zu suchen. Mittlerweile kommen und gehen einige Modelle, ich hatte beispielsweise die Jackson Professional EX gleich vier Mal, zwei davon habe ich jedoch wieder verkauft.

Agile Custom 625 (Bild: Shumon Chakrabarti)

Welche Modelle stehen auf deiner aktuellen Suchliste ganz oben?

Eine Caparison Orbit mit Vibrato, eher selten zu finden und wenn, dann für einen stattlichen Preis von etwa 2400 Euro. Außerdem suche ich eine alte japanische Jackson Stars mit durchgehendem Hals und Floyd Rose, ebenso eine Grover Jackson, auch mit durchgehendem Hals und Floyd Rose. Hinzu kommen eine Epiphone Jupiter, die nur 1985 und bei Samick in Korea unter dem Namen H-770 hergestellt wurde. Eine baugleiche Hondo Formula 1 besitze ich bereits. Und natürlich gibt es endlos viele Custom-Modelle, zum Beispiel von Kiiras oder Amfisound aus Finnland oder auch die Gitarren eines Berliner Custom-Herstellers. Ich habe kürzlich eine fantastische Rhoads-Gitarre gekauft, eine sogenannte Custom V von einem südkoreanischen Hersteller namens Sean. Sie hat eine super Qualität und besitzt wirklich hochwertige Specs. Ich finde, diese Gitarren sind es wert, in Europa und Deutschland genauer vorgestellt zu werden, was ich im Gear-Talk meiner geplanten „Rhoads-Show“-Videos auch machen werde.

Sean Custom V

Apropos Custom: Ist es dir wichtig, dass alle deine Rhoads-Modelle in Originalzustand sind?

Nein, überhaupt nicht. Mir ist vor allem wichtig, dass sich die einzelnen Modelle vernünftig spielen und stimmen lassen. Da ich in meiner Sammlung auch viele günstige oder No-Name-Modelle habe, versuche ich grundsätzlich, diese zu optimieren. Deshalb spendiere ich ihnen bessere Pickups, ordentliche Vibrato-Systeme und gute Mechaniken. Eigentlich schraube ich an fast allen Gitarren herum. Pickups sind in der Regel passive Seymour Duncan, zumeist SH4/TB4 oder TB5 an der Bridge und SH2/SH1 am Hals, bei den günstigen Modellen dann eher die Duncan-Designed-Pickup-Varianten. Bis auf wenige Ausnahmen haben meine „Zackenbarsche“ ein richtiges Floyd Rose, da die nachgebauten Lizenzversionen nicht stimmstabil sind.

Marathon Polka Dots (Bild: Shumon Chakrabarti)

Deshalb: entweder Original, 1000er-Serie, Schaller oder Gotoh. Darüber hinaus baue ich ja auch meine eigenen Custom-Modelle. Meine sogenannten Franken-Rhoads, frei benannt nach der Frankenstrat/Frankenstein von Eddie Van Halen, entstehen, wenn ich einen schönen Hals finde, zu dem ich dann einen passenden Rhoads-Body suche. Wenn die Mensur nicht passt oder kein Vibrato vorhanden ist, wird mit der Handfräse nachgearbeitet. Ich repariere auch Brüche und Risse und lackiere anschließend neu. So entstand zum Beispiel im Jahre 2016, nachdem Prince gestorben war, eine lila-sparkle Fernandes Steeler JS-100 mit goldener Hardware. Ich habe auch eine Marathon Pro in der Polka-Dots-Optik lackiert, in Anlehnung an das Rhoads-Modell schlechthin. So entstehen Modelle, die es vom Hersteller offiziell nicht gibt, wie eine Fenix, Charvette oder Mayones Presto Lang.

Mayones Presto RR (Bild: Shumon Chakrabarti)

Wenn du Gitarre spielst, mit welchen Amps?

Zuhause habe ich ein einfaches Hughes&Kettner-Attax-100-Topteil, plus eine 2x12er ENGL-Box. Im Studio und im Proberaum sind es Marshall-Tops mit entsprechenden Marshall-Boxen, dazu ein Earforce und zwei Hughes&Kettner-Röhrenamps. Diese Amps gehören den Gitarristen meiner Metal-Band.


(erschienen in Gitarre & Bass 08/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

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