Hauptsache Gefühlsecht!

G&B-Classics: Nick Page zum Thema: Gitarre Agen

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Warum „agen“ Gitarrenbauer eigentlich Gitarren, obwohl die Drogeriemärkte voll sind mit Anti-Aging-Cremes? Bei Gitarren scheint das Alter vermeintlich eine andere Wertigkeit darzustellen. Deshalb möchte der Gitarrenbauer Nick Page an dieser Stelle auf den Unterschied zwischen Alt, Neu und auf alt Gemachtem eingehen – im Gitarrenbau natürlich.

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Eine Gitarre gilt dann als alt, wenn sie aus den Goldenen Zeiten des E-Gitarrenbaus stammt. Also den 1950er und 1960er Jahren, wo sie und ihre Kolleginnen mit speziellen Sounds, neuen Konstruktionen, neuen verwendeten Materialien und ungewöhnlichen Proportionen bis heute gültige Standards gesetzt hat. Eine neue Gitarre versucht auch heute noch meistens, diesen Standards zu entsprechen. Aber sie ist dazu kaum in der Lage, weil das Streben nach effizienterer Bauweise, kostengünstiger Produktion und dem zwangsweise Weglassen ausgestorbener oder verbotener Materialien (Rio-Palisander etc.) dies nicht zulässt.

Statt dessen erhält man in der Regel auf den Zehntel Millimeter perfekt ausgearbeitete Industrie-Instrumente, die mit gießharzähnlichen Substanzen lackiert sind und bei denen Stahl gegen Eisenguss vertauscht wurde, und bei denen das Marketing darauf ausgerichtet ist, Innovationen anzubieten, die letztlich doch nur von dem Effizienzbestreben und den daraus resultierenden Kosten senkenden Maßnahmen ablenken sollen. So wird z. B. versucht, „gebackenes“ Ahorn (toasted oder roasted maple) als Alternative zum wesentlich teureren Palisander-Griffbrett am Markt zu etablieren.

Nick Page
Der Autor Nick Page ist das Gesicht hinter der österreichischen Firma Nick Page Guitars

Wohl aus der Unzufriedenheit mit solchen Industrie-Gitarren genießen aged Instrumente derzeit sehr viel Aufmerksamkeit. Von den Kunden bekommt man dann häufig zu hören: „Fühlt sich an wie eine alte!“ Wobei es ihnen offensichtlich nicht ausschließlich um den Ton, sondern auch darum geht, wie sich das Instrument anfühlt.

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Ich habe mich an dieser Stelle immer gefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Spielgefühl, der Bauweise und dem „gefühlten“ Ton gibt. Nimmt man zum Beispiel eine beliebige Gitarre eines namhaften Herstellers aus den frühen 1960er Jahren und vergleicht sie mit einem modernen Schwestermodell, fällt als erstes auf, dass die alte Dame irgendwie runder wirkt.

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Alte Fotos aus der Fabrik zeigen, wie ein solches Instrument damals entstand: Trotz industrieller Fertigung wurden die einzelnen Teile mit Handvorschub gefräst und dann mit Teller und Bandschleifmaschinen komplett von Hand in Form gebracht. Die Maschinen der Neuzeit hingegen arbeiten Winkel und Radien mit einer solchen Präzision aus, dass sich die verbleibende Handarbeit auf den allerletzten Schliff reduziert.

Die gießharzartigen Polyesterlacke werden dann derart dick aufgetragen, dass ein Durchschleifen oder Durchpolieren beim abschließenden Finishing selbst für einen Laien an der Poliermaschine kaum möglich ist. Um also einem dermaßen perfekt gefertigten Instrument den Charme der Vergangenheit einzuhauchen, müsste man es zuallererst komplett vom Lack befreien und mit viel formgeberischem Gefühl die ungewollten Ungenauigkeiten der vorindustriellen Ära in das Korpus- und Halsholz hinein schleifen. Doch dieser Vorgang ist so aufwändig, dass er dem Neubau einer Gitarre gleichkommt und deshalb so gut wie nie zur Anwendung kommt.

Um die Gitarre ganzheitlich zu agen, gehört nicht nur die Bearbeitung der Oberflächen wie Lacke und Metalle dazu. Denn man will sie ja auch so geschmeidig spielbar machen wie eine gute alte. Hier kommen noch zusätzliche Methoden zum Einsatz: Z. B. einen eckig gefrästen Body abrunden, um den „Abspiel-Effekt“ (durch häufige Nutzung freiliegender Kanten) nachzubilden.

Die Halsrückseite von modernen Lacken befreien, um ein klebriges Gefühl an der Hand zu vermeiden; bei alten Gitarren tränkt sich das Holz mit Schweiß, das sich dann wie geölt anfühlt. Die Bünde und die Griffbrettkanten verrunden, um den positiven Eindruck eines eingespielten Instruments zu erreichen. „Eckig schleifen kann jeder, rund schleifen will gelernt sein“, sagte mir vor langer Zeit ein alter Schreinermeister. Heute weiß ich, was er damit meinte.

Kunden wissen aged Gitarren in der Regel zu schätzen, können dies aber oft nicht in Worte fassen. Es geht da meist nicht um Nostalgie, sondern vor allem um eine haptisch wahrgenommene Verbesserung des Spielgefühls, um eine Steigerung des „Wohlfühl-Faktors“ am Instrument, letztlich also um höchsten Spielkomfort. Damit ist das Spielgefühl also nicht allein von einer niedrigen Saitenlage und einer perfekt eingestellten Intonation abhängig, sondern von Randbedingungen, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen. Wie z. B. leicht verrundete Griffbrettkanten.

Dass sich aber die Kunst des wahren Aging natürlich nur bei qualitativ hochwertigen Instrumenten auf allen Ebenen – Sound, Optik, Haptik – auszahlt, sollte sich von selbst erklären. Oder, wie Gerhart Polt einmal treffend dichtete: „Wenn man sieht, dass eine Sache genetisch versaut ist, kann man sie mit Prügeln allein nicht korrigieren!“

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G&B-Classics

Oft nachgeschlagen, kritisch hinterfragt, heiß diskutiert – Die G&B-Classics sind die beliebtesten Artikel der Gitarre & Bass-Geschichte. Da sie immer wieder neue Leser*Innen erreichen und für lebhafte Debatten sorgen, holen wir sie für euch regelmäßig aus dem Archiv hervor.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Aging und das Alter der jeweiligen GItarren werden in ihrer Bedeutung mitunter maßlos überschätzt. In den 80er Jahren, vor Einsetzen des gewaltigen Vintage – Booms konnte man eine Mitsechziger Strat für einen Preis um die 1.500 DM (!) erwerben. Junge Gitarristen, wie auch ich damals einer war, heulten, wenn sich die ersten Schrammen zeigten und einstellten. Als abgrundtief miserabel galten Gibsons und Fenders der 70er uns 80er, dann lieber eine feine Lady aus Japan, die mitunter schon genauso teuer konnte. Meine 1980 erworbene Washburn A 20 (Made In Japan) kostete 1.400 €. Ein feines Gerät mit durchgehendem Hals, das ich immer noch gern spiele. Es gibt einen regelrechten Vintage – Hype, der von Leuten wie Bonamassa (auch ein Hype 🙂 O Ketzerei, Gotteslästerung) gesteuert wird. Gitarristen wie Santana, Orianthi, Albert Lee, Steve Morse u.a. spielen auch Instrumente, die nicht 50 Jahre alt sind, können faszinieren. Innovative Instrumentalisten sieht man zuweilen auf Squiers und Epiphones spielen, selbst bei den ganz Großen sind mitunter PRS SE im Einsatz, die in der Anschaffung bei nicht einmal 1.000 € liegen. Also, lasst die Kirche im Dorf.

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    1. Ich kann dem ersten Kommentar nur sehr zustimmen. Dieser Aging-Kram erscheint mir seinerseits vor allem als Marketing-Möglichkeit, bei der Aufwand und Ergebnis in eher zweifelhaftem Verhältnis stehen und die einfach eine die über die Jahrzehnte des E-Gitarrenbaus immer wieder aufflammenden Moden widerspiegelt. Aber bitte: wem’s gefällt. Was ich dabei immer kurios finde ist, dass einerseits ständig die Rede davon ist, dass man als E-Gitarrist doch gefälligst seinen eigenen Ton und eigenen Stil entwickeln soll, andererseits aber all zu viele dem “amtlichen” (was für ein bescheuerter Begriff in der Rockmusik) Klang, und Instrumentarium hinterherrennen.

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      1. Hallo,, dazu kommt noch, das viele davon gefälscht sind. Mir gefällt das aiging wenn es gut gemacht ist. Aber es wird auch maßlos übertrieben.

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      2. Auf den Punkt! Kommt mir vor wie der Ripped Jeans Modefimmel – Hersteller, die ab Fabrik ein paar Löcher in ihre neuen Jeans reißen, damit sie “cooler” aussieht und dann für jedes Loch zehn Euro mehr verlangen 😉

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    2. Es ist mir auch ein Rätzel , warum 70er Fender Instrumente derartig hohe Preise erzielen ..die Fertigungsqualität ist wirklich nicht besonders gut …

      Squier Japan Anfang bis Mitte der 80er haben eine deutlich bessere Qualität .

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      1. Ich muss schon sagen, dass dein Statement bzgl.70er Fender E-Gitarren
        sehr pauschal ist. Ich spiele eine 74er Strat und die Fertigungsqualität ist absolut Top. Selbstverständlich habe ich die mal neu bundieren lassen und die Potis machten Geräusche aber das ist sicherlich kein Makel oder auf eine miese Qualität zurück zuführen ist. Im übrigen bin ich der Ansicht, dass die Preise die für amerikanische 50er und 60er Gitarren aufgerufen werden absolut lächerlich und generell inakzeptabel. Preise für Fender Gitarren sind da ja noch bezahlbar, bei Gibson hört der Spass dann auf. Die Preise für 70er Strats und Tele steigen nun auch bin mal gespannt wohin das führt.

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      2. 70er Fender sind doch gar nicht teuer. Und so schlecht übrigens auch nicht. Das sind doch größtenteils nur nachgequatschte Statements irgendwelcher Möchtegern Gitarrenkenner.
        Wenn man sich in echte Schätze aus den 70ern verguckt, ich suche ein Hamer Sunburst, dann sind die zwar sehr rar aber preislich nicht im geringsten der Klasse der Gitarre entsprechend. Also so ein Original würde ich auf jeden Fall einer künstlich auf alt getrimmten vorziehen. Zudem deutlich günstiger. Meine Meinung.

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      3. Da stimme ich euch und ganz und gar zu! Von diesem total übertriebenen Hype profitiert doch letztendlich nur der Handel mit solchen Voodoo-Gitarren,die absichtlich von den Herstellern beschädigt werden.
        Es ist auch mir völlig unverständlich,weshalb es für eine Minderheit angeblich das absolute „non plus ultra“ zu sein scheint,ausgerechnet für solche mutwillig lädierten „Aging Gitarren“ extra horrende Preise zu zahlen? Kratzer und Schäden entstehen bei Gitarren bekanntlich nach intensiven Gebrauch häufig und unbewußt bei Live-Events automatisch,ohne dafür extra eine hohe Geldsumme hinblättern zu müssen. Das ist Fakt.

        Ich kenne wirklich niemanden,der sich z.B. einen extrem teuren Luxus-Sportwagen zulegen würde,der unbedingt vor der Anschaffung maltetriert werden müßte,damit er viel „bessere“ Fahreigenschaften bekommt! Was würde sich ernsthaft merklich daran ändern,wenn man mit zusätzlichen Lackkratzern,Beulen und sonstigen mutwillig beigefügten Beschädigungen am Fahrzeug durch die Lande fährt? – Nämlich überhaupt nichts!

        Sorry,diesem ganzen Unsinn kann ich ehrlich nicht mehr folgen.Ich hatte mal die Möglichkeit,eine so genannte hochpreisige „Relic-E.-Gitarre“ zur Probe spielen zu dürfen,und konnte beim besten Willen keinen gravierenden Unterschied zu einer „normalen“ neuen Gitarre entdecken,die ohne jegliche Blessuren zu einem weitaus günstigeren Preis angeboten wurde,und obendrein optisch sowie klanglich absolut überzeugte.

        Und exakt auf Grund dieser eigenen Erfahrung meide ich zukünftig jegliche Berichte,Lobhudeleien und sonstige frei erfundenen Märchen-Geschichten über künstlich gealterte Gitarren,die schlußendlich doch nur durch eine ausgeklügelte Marketingstrategie der Hersteller künstlich am „Leben“ erhalten werden.

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    3. “Vintage-Boom” trifft es sehr passend! Ist wohl ein Phänomen unserer Zeit, wo es sich immer höher, weiter, schneller dreht. Man sieht es auch in vielen anderen Bereichen, z.B. Motorräder. Viele die hier herum fahren sind auf alt getrimmt. Alles so im Heritage-Style.
      Man sehnt sich vielleicht nach so einer Art Authentizität zurück… Das hat wohl nun auch der Markt erkannt…

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    4. Da kann ich nur zustimmen.
      Totaler Hype ausgelöst durch Bonamassa und Co.
      Ich weiß noch Anfang der 80er, wie miserabel manche Fender und Gibson waren.
      Bei Bässen genauso. Was gab es da an Gurken von Fender. Tonnenschwer, miserabler Klang und heute siehst du solche Teile für 6-7000€ und mehr.
      Lächerlich.
      Oder wenn ich lese, handgewickelt, egal ob Pickups oder Saiten. Was bitte soll daran besser sein als maschinell gewickelt?
      Ich sage, gib Carlos Santana eine 300 € Klampfe in die Hand und er klingt nach Carlos Santana. Es ist sein Spiel und seine Technik, nicht eine alte Gitarre (oder auf alt gemacht)

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    5. Bonamassa spielt auch neue Gitarren. In Europa fast gar kein Vintage mehr.

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  2. Danke, sehr schöner Artikel (und danke auch für das Zitat des wunderbaren Gerhart Polt).

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  3. Ich denke auch , dass das ganze Relicen , vor allem heavy relic , total überzogen ist , regelrecht albern . Die sehen doch aus als wenn sie permanent vom Schrank gefallen wären , mit Abnutzungsstellen wo keine Abnutzung ist .Ich habe eine Menge Gitarren
    in den letzten Jahren gekauft , und bei jedem Kratzer ärgere ich mich eher .Da wird dann was vorgegaukelt was nicht ist , und in 20 Jahren Jahren sind dann die relic Gitarren
    rellced relic oder was ? Oder einfach nur kaputt ? Oder verschrammelt ?

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  4. Absolut richtig.
    Der verklärte Rückblick auf scheinbar bessere Zeiten läßt noch immer die Kasse klingeln. Den Vintage- (und Bonamassa-) Hype kann ich absolut nicht nachvollziehen, umso mehr, als es früher tatsächlich gewaltige Qualitätsschwankungen gab – mehr als heute.
    Nur: Wenn sich heute jemand so ein Teil um einen Haufen Geld kauft, muß das natürlich die beste Gitarre der Welt sein – und wenn das Ding Scheiße ist gibt’s auch keiner zu. Da ist ein großes Stück Schönrederei dabei und das Gefühl (oder die Selbsttäuschung) etwas zu besitzen, was nur einige wenige haben (dürfen .. können …).
    Besser spielen oder klingen wird dadurch sicherlich niemand.

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  5. Ich kann Erko nur beipflichten. Als junger Musiker habe ich nie verstanden, warum Gitarren ( oder sonstige Instrumente bzw. Amps) nur wegen der Show kaputt gehauen werden mussten. Wie glücklich wäre ich gewesen, wenn ich oder andere junge Musiker solch eine Gitarre bekommen hätten. Nun zerstört man neue Gitarren nicht mehr vollständig, sondern beschädigt sie nur noch und findet damit sogar noch einen Markt. Wie erbärmlich! Ich habe mich über jede Macke an meinen mittlerweile 14 Gitarren und Bässen geärgert. Trotzdem bin ich stolz darauf, dass ich jede Macke selbst beim Spielen verursacht habe. Oder haben etwa Rory oder SRV für ihre gealterten Gitarren irgendeinen Customshops gebraucht?

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    1. Was ist an relic lächerlich? Wieso bist du auf jede selbst reingebrachte Schramme stolz? Genau das was du beschreibst ist lächerliches Kleinbürgertum.

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  6. der gitarrenmarkt für “vintage” gitarren hält sich an ähnlichen regeln wie die börse u. wer die “makler” mal unter die lupe genommen hat dem wird z.B. eine Fa. in Hessen (maint….) aufgefallen sein. dort werden 70iger Fe. Strats. zu irrealen preisen angeboten, aber nur das u. letztenendes nicht verkauft, denn das publikum ist ja nicht blöd. ich weiß noch gut als in den 70igern die USA strats als neuware zu kaufen waren mußte man schon viel glück haben eine “tragbare” spielbare u. klingende zu finden. m.E. ist dieser vintage Hype bei wenigen der noch käuflichen gitarren gerechtfertigt alles andere ist reine einbildung u. schöngeredet von leuten die geld damit verdienen wollen.

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  7. Als ich die Gitarre für mich entdeckte war es 1977. Da waren Fender & Gibson schon in der übelsten Qualitäts-Phase. Gleichzeitig waren noch Originale aus den Fifties u. Sixties billigst am Second Hand Markt zu haben. Als Teenager hatte ich aber nicht einmal dafür Geld (und auch überhaupt keine Ahnung). So kam es, dass ich vorwiegend mit Klira, Aria, Ibanez und ähnlichen “Billigmarken” herum werkte. Ich zerlegte und “verschlimmbesserte” die armen Instrumente, tauschte Hälse, Pickups und Vibratosysteme untereinander aus, und lernte. Vor allem lernte ich, dass man aus Schrott auch mit noch so guten Zutaten kein klingendes Instrument bauen kann! Als ich dann erstmals bei Freunden eine Gibson SG aus der Frühzeit in der Hand hielt, wurde mir klar was daran anders war: das Ding hatte einen Sound! Und was für einen. Daran erinnere ich mich heute noch. Und so war es immer wieder – wenn es ein Instrument aus der Zeit vor dem Beat-Boom war, hatte es zumeist auch einen kräftigen Ton, transparenten Klang und liess sich meist hervorragend spielen. Oft war der Nitrolack schon tief ins Holz gesunken, das Gewicht der Gitarren war federleicht und die Tonabnehmer hatte immer einen besonderen Ton, der sich deutlich vom gegenwärtigen Angebot abhob. Und weil sich daran nix geändert hat, werden auch weiterhin junge Gitarristen entdecken, wieso die Vintage Gitarre so gefragt ist. Allerdings wird es immer unmöglicher so ein Instrument selbst in die Hand zu kriegen. Und daran erfreut sich die Musikindustrie! Sie bietet eine optische Kopie an, um die Nachfrage zu befriedigen, der Sound wird dabei aber nie kopiert – das alte Holz kann keiner nachbauen. Also wird es weiterhin auch gute Gitarren geben, schön gebaut und noch viel besser eingestellt und das alles zu unfassbar guten Preisen, der Sound der alten Gitarren wird damit aber nicht erreicht. Trotzdem baut der Gretsch Custom Shop z.B. hammermäßige Gitarren, die den alten Modellen in fast nichts nachstehen, aber zu welchem Preis! Welcher Musiker kann sich eine 6000-9000 Dollar Gitarre kaufen? Um dann einen Auftritt in der Dorfkneipe zu spielen, wo es nicht einmal €100 pro Mann gibt? Und zum Abschluß: wer nicht exzellent spielen kann, wird auch mit einem Spitzeninstrument genau so übel klingen wie mit einer Billig-Gurke. Ich habe schon zu viele hervorragende Leute spielen gesehen und dann deren Gitarre selbst in der Hand gehabt. Mit der Erkenntnis, dass es offensichtlich nicht an der Gitarre lag, warum der Sound so toll war, sondern, und das ist die beinharte Seite, vielmehr an dem Typen der spielte. Üben bringt sicherlich am meisten, auch wenn es am wenigsten Spass macht . . .

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    1. So ist es… und damit ist alles gesagt!

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  8. Ich bin ja nur Laie, aber nach meinem Verständnis soll der Vorteil von “roasted” oder “baked maple” vornehmlich in der größeren Stabilität und dem geringeren Gewicht des Halses liegen – das entnehme ich jedenfalls den Produktbeschreibungen der einschlägigen “After-Market-Anbieter”, wie Warmoth und Musikraft. Weiterhin müssen Hals und Griffbrett im Gegensatz zu “normalem” Ahorn nicht lackiert werden – was manche Leute ja als sehr angenehm empfinden. Dass die Kosten hier geringer sind, als für einen Ahorn- oder Mahagonie-Hals mit “ostindischem” Palisander-Griffbrett, mag vielleicht sein – ich weiß es nicht. In jedem Fall ist derzeit der “Roasted Maple Hals” meiner selbst zusammengeschraubten Cabronita mein Lieblingshals. Weiterhin ist die Verwendung einheimischer Hölzer doch begrüßenswert.

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  9. Ich kannte das auch jahrelang, neue Gitarre gekauft und die ersten Macken tun furchtbar weh. Jetzt hab ich mir für die Bühne einfach zwei Relic-Strats gekauft und mach mir darüber keine Gedanken mehr…im Gegenteil, die Dinger sind einfach klasse und wesentlich problemloser zu spielen als so manches alte Schätzchen. Soll doch jeder spielen was er will, ich liebe eben die Relicgeschichte…

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  10. Finde ich so idiotisch diese aging-Sachen !!!

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  11. Moin, ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste, Argument fehlt: Eine absurd künstlich gealterte Strat macht aus uns biederen Familienvätern echte Rampeneber! Dazu kommt ein therapeutischer Effekt, denn kaum ein anderes Spielzeug hilft, Prestigedefizite zu kompensieren.

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  12. Ich habe eine Gibson Western von 1965 und eine Guild D-40 aus den 70er Jahren, die haben einfach eine Seele. Und der Ton ist erhaben. Beide waren nicht billig, die Guild ging noch. Vorher hatte ich mir eine Sigma Western Lim. Ed. SDR-28MLE gekauft mit allerbesten Zutaten, hochgelobt von einem bekannten “Gitarrenpabst” (angeblich Klang wie eine Martin D-28 und besser). Die klang einfach nur steril und modern dagegen. Genauso wie eine BSG für 4000 Euro!!! Die hatte damals Tommy Emmanuel über den grünen Klee gelobt. Die hatte sogar noch Riopalisander drin. Beide habe ich wieder verkauft, mit dickem Verlust, aber was solls, wenn der Klang nicht gefällt. Die Hölzer und die Lackierung sind nun mal das Wichtigste, aber auch nicht alles. Es macht einfach auch einen Unterschied, ob eine Gitarre bereits 20 Jahre oder länger gespielt wurde. Vintage ist nicht nur ein Hype!

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  13. Richtig,hier wurde alles auf den Punkt gebracht! In der heutigen Zeit wird leider aus reiner Profitgier an vielen guten Teilen gespart,so daß die „moderne“ Gitarre mittlerweile sogar mit einem billigen „synthetischen Knochensattel“ und weiteren „kostengünstigeren“ Hardware Parts eiligst bestückt wird.Im Schnellverfahren getrocknete,-bzw. in speziellen Öfen gebackene einfache Hölzer werden dem Kunden dann als „Thermo-Aged“ oder „Roasted Wood“ angeboten.Selbst vor knalligen Farben mit einfachen Polyurethanlacken schrecken die Gitarrenhersteller nicht mehr zurück.Griffbrettkanten werden nun schon längst nicht mehr sorgsam verrundet,und Bünde weder korrekt abgerichtet,noch poliert.Die derzeitige Preiskalkulation erlaubt keinen Spielraum mehr für bessere Bauteile oder sinnvolle Fertigungstechnik per Handarbeit,die stets mit zusätzlichem Kosten- oder Arbeitsaufwand versehen ist.Was früher noch penibel bei der Endkontrolle geprüft und korrekt eingestellt wurde,wird heute aus Kosten-und Zeitgründen einfach nicht mehr praktiziert.In unserer schnelllebigen und oberflächlichen Zeit werden industriell gefertigte Gitarren aus Fernost in rasender Geschwindigkeit in billigen Pappekartonagen gesteckt und weltweit versendet.Der Internetkauf boomt,und ein Ende ist noch nicht in Sicht.Ich hingegen bin da sehr froh,eine handgefertigte Elektrische von einem versierten Gitarrenbauer aus dem Raum Landkreis Oberhavel/bei Berlin zu besitzen,denn hier wurde weder an guter Hardware,noch an gut abgelagerten Hölzern gespart.Und das „Set-up“ wurde sowieso professionell erledigt! Und dies alles für knapp unter 1.000.-€uro! Sonderwünsche,wie Edelhölzer mit Zertifikat und aufwändige Abalone Einlegearbeiten kosten logischerweise auch hier extra.Eine „Industrie Gitarre“ aus Asien kommt für mich absolut nicht mehr in Betracht! Und ein vorab,ohne die Möglichkeit zum Probespielen gefertigtes 08/15-Saiteninstrument aus dem Hochregal eines Großhandelsunternehmen läßt mich eh völlig kalt! ?

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  14. Ich hab eine Road Worn Strat aus der ersten Serie, gekauft, weil sie sich einfach gut anfühlt, genau wie der Autor das beschreibt und trocken gut schwingt. So viel Lack wie nötig und so wenig wie möglich, gute Holzsubstanz. Weil ich aber das gammelige allzu viel fand, würde die Brücke entrostet und sogar den Hals hab ich mit einer hauchdünnen Schicht Schelllack überzogen. Eine feine Gitarre, zusätzlich mit einem Stahlblock statt dem Gussteil ausgerüstet. Mehr Strat brauche ich persönlich nicht.

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  15. Das Problem (wenn man es denn als solches sieht) liegt m.E. eher darin begründet, dass die großen Marken zwar dauernd versuchen, neue Produkte zu entwickeln, am Ende aber fast alle die Gitarren(typen) spielen, die es schon in den 50ern und 60ern gab. Tele, Strat, Preci & Co. haben nicht nur in fast allen Musikstilen ihre Fußabdrücke hinterlassen. Sie sind häufig soundprägend gewesen. Es gibt Anforderungen an Studiomusiker, in denen „Fender-Bass“ steht, weil man dessen Sound kennt und haben will. Da die Unternehmen aber verkaufen wollen, wird alter Wein in neuen Schläuchen produziert und den Rest erledigt das Marketing. War das Zwei-Punkt-Tremolo in der Standart-Start der 90er noch so viel besser und stimmstabiler, als die alte Technik, haben die heutigen Standart-Strats wieder Vintage-Temolos, weil nur diese den „amtlichen“ Sound bringen. Und wir können sicher sein, dass dieses Hin und Her so weitergeht. Einmal ist ein 12“-Zoll-Radius viel besser und kurze Zeit später muss es wieder vintage 7,25er sein.

    Noch ein paar Sätze zur Verarbeitungsqualität: Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Instrumente 1962 präziser bauen konnte als heute. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man heute keine brauchbaren Hölzer mehr bekommt. Oder keinen ordentlichen Draht für Pickups. Ich glaube auch, dass die damaligen Besitzer es überwiegend gar nicht gut fanden, wenn der Nitro-Lack auf ihren Klampfen Risse bekam. Was ich aber glaube ist, dass von den 50er und 60er Klampfen bis heute vor allem diejenigen Exemplare überlebt haben, die schon am Anfang gut waren. Eine Serienstreuung wird es ganz sicher auch damals gegeben haben. Die schlechten Exemplare haben die Zeit aber nicht in der Menge überstanden wie die guten. Der Experte weiß: nicht jede 60er Strat ist auch wirklich ein tolles Instrument und nicht nur 70er-Jahre Pickups können muffig klingen.

    Noch ein Wort zu „Relic“: ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass das Spielgefühl, das ich bei einer Gitarre habe, ausschlagebend dafür ist, ob ich sie gern und häufig in die Hand nehme. Am Ende wird dies wiederum dafür sorgen, dass ich besser spiele (zumindest kommt es mir so vor). Und das ist nicht zu unterschätzen. Wer meint, dass seine Gitarre mit ein paar Macken und Schrammen besser klingt, der soll tun, was ihm lieb ist. Mich haben Macken an neu gekauften Instrumenten auch immer gestört. Seitdem ich mal einen Road-Worn-Jazz Bass in der Hand hatte und seit ein paar Jahren einen leicht „gerelicten“ Preci aus dem Custom Shop besitze, sehe ich das etwas anders. Der nämlich fühlt sich saugut an und klingt hammergeil – was will ich mehr?

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  16. Eine gute Gitarre, die einen inspiriert kann alt oder neu sein. Das Isntrument muss einfach für einen persönllich passen. Ich habe neue und gebauchte gekauft. Agen tu ich meine Gitarren und Bässe indem ich sie oft spiele.

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  17. Wenn man die ersten Kommentare hier liest, könnte man glauben, dass alle nur noch glänzende neue Gitarren spielen wollen. Der Markt sagt aber etwas anderes, oder? Ich selbst spiele eine Albert Lee ohne Aging und liebe mein Instrument. Aber wenn ich ehrlich bin, könnte ich mir Stunden lang Danocaster Gitarren im Internet anschauen. Gut gemacht schaut das einfach geil nach Rock ‘n’ Roll aus. Und die Optik spielt doch eine wichtige Rolle, schließlich will man damit auf einer Bühne stehen und gut aussehen. Leider schaut mein “Tourplan” nicht annähernd danach aus, dass ich jemals meine Gitarre selber so abspielen könnte.

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  18. Ich kann den Hype um „aged guitars“ nicht nachvollziehen. Will man uns tatsächlich einreden, dass man nur auf originalen alten Gitarren gute Musik machen kann? Und die neuen, auf alt getrimmten Gitarren sind eben doch neue Gitarren. Wichtig ist, dass man eine Gitarre findet, die zu einem passt. Und altern tut sie von ganz allein.

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    1. Wer hat denn behauptet, dass man nur auf alten oder Relikten Instrumenten Musik machen kann? Keiner. Das ist nur deine persönliche (Fehl) Interpretation. Ich bin professioneller Musiker, und dennoch froh, dass es alte und relic-te Instrumente gibt. Sie fühlen sich mehrheitlich toll an, sehen cool aus und lassen mich besser spielen, weil ich Spaß habe. Wer will schon 50 Jahre warten, bis eine Gitarre cool aussieht? Und wozu warten? Der Trend ist berechtigt…

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  19. Leute was soll das? Die Diskussion ist so alt, wie die Gitarre selbst. Es wird immer Gitarristen geben, welche glauben, dass alles über Harley Benton, PRS SE, Epiphone, Squier und Co. hinaus nur eine große Geldmaschinerie ist, welche naiven Gitarristen mit ausgetüftelten Marketing- Strategien das Geld aus der Tasche zieht. Und Gitarristen wie Bonamassa und dutzende Andere, sind natürlich nur nichtsahnende, naive Opfer, welcher der größten Verschwörung in der Geschichte der Musik aufgesessen sind und nicht bemerken, dass die 2020er Harley Benton für 99€ aus dem Latscha- Markt genauso gut ist, wie eine True Historic, eine Masterbuild oder gar eine Original 1959er.
    Cool Jungs. Ihr habt diese Verschwörung nun aufgedeckt und alle Anderen fühlen sich jetzt ganz schlecht, dass Sie Geld für so etwas sinnloses ausgegeben haben, was sie gar nicht brauchen.
    Mensch hätte ich Euch doch nur früher kennen gelernt. Dann hätte ich jetzt eine ganze Menge Geld mehr und genauso gute Gitarren zuhause, nur eben mit einem anderen Markenzeichen. Aber der Unterschied bei den Gitarren sind ja eh nur die Aufkleber mit den Marken gell?

    Hoffentlich bricht der Markt jetzt nicht zusammen, nachdem Ihr das alles aufgedeckt habt, denn einige der Menschen, haben diese Gitarren ja auch noch als Wertanlage gekauft. Verflixt und zugenäht aber auch.

    Sorry, hab den Smiley nicht gefunden, in welchem es vor lauter lachen schon anfängt sich zu übergeben!

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    1. Dem oben gesagten stimme ich voll und ganz zu. Ich mag gut geagete Instrumente ausgesprochen gerne und habe mittlerweile fast alle meine Instrumente von dem Gitarrenbauer meines Vertrauens agen lassen. Ich möchte es mal so beschreiben: Klanglich wird der Unterschied durch das agen wohl eher gering sein, aber es fühlt sich einfach besser an als ein neues Instrument. Ich mag auch keine neuen Schuhe, sondern erst, wenn sie „eingelatscht“ sind. Jedem das seine. Die immergleichen Sprüche von wegen „… das sei alles armselig“ und „… wahre Musik kommt aus den Fingern“ – Ermüdend.

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    2. Nur ganz neutral bemerkt: die Argumentation mit der Verschwörungstheorie funktioniert natürlich genauso gut anders herum – dann ändert auch die ganze Ironie nichts.

      Meine Meinung: letztendlich ist es gut, so eine Diskussion zu haben, damit sich jede/r sein eigenes Bild machen kann und dann die für ihn/sie richtige Entscheidung trifft. Und sich im Rahmen seiner/ihrer finanziellen (und spielerischen) Möglichkeiten dann so wohl wie möglich fühlt mit seinem/ihrem Instrument.

      So haben dann alle für sich selbst recht … es steht nicht dafür, über die jeweils andere Einstellung abfällig /zynisch/ironisch herzuziehen.

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  20. Das Grundübel der ganzen Diskussion hier scheint mir zu sein, daß jeder recht haben will und keiner Recht bekommt…
    Gitarren sind so individuell wie ihre Nutzer, jeder muß da mit sich selbst klarkommen und nicht mit der Meinung anderer. Und was den Markenhype betrifft: Ich habe schon Mark Knopfler live im Konzert gehört, als er notgedrungen auf einer Ersatzklampfe spielen mußte, die sicher nicht dem Vintage-Wahn entsprach – und trotzdem klang es nach Knopfler.
    Außerdem noch ein Hinweis an die Tonabnehmer-Fetischisten : Belest Euch mal im Lemme-Buch, mit ein paar Cent Investition kann man j e d e m Pickup eine eigene Charakteristik verleihen.

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  21. Das Thema “Relic” lässt sich sicherlich nicht pauschalisieren, ebenso wie die Qualität der echten alten Gitarren. In Las Vegas konnte ich mal aus 20-30 alten Gretsch Gitarren aussuchen. Abgesehen vom Budget (da waren etwa die Hälfte drüber…) musste ich feststellen, dass die Serienstreuung brutal war. Letztlich wurde es dann eine 72er Chet Atkins Tennessean, denn die spielte – fast – von ganz alleine.
    Eine blonde 69er Tele habe ich noch vor dem Zenit des Vintage Hypes tatsächlich über ebay gekauft und die ist auch der Hammer, denn es gibt keinen einzigen Deadspot auf dem Griffbrett und das Teil schwingt trotz des geschraubten Halses phänomenal.
    Die zwei haben natürlich offensichtliche “Kampfspuren”, meine anderen Gitarren pflege ich aber penibel.
    Eine Ausnahme ist nur eine kurzlich sehr günstig gebraucht gekaufte Variax JTV-59 Goldtop, die auf der Front ein paar hässliche und große Druckstellen im Lack hatte. So etwas bekommt man schlecht wieder weg, daher habe ich die Flucht nach vorne angetreten, das Teil wie eine 50er Les Paul relict und abschließend ein altes Silvertone Logo auf die Kopfplatte und ein Schlagbrett montiert. Jetzt kann ich mich damit stilvoll auf der Bühne sehen lassen 😉

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  22. Sollen wir denn unsere Duesenberg Gitarren jetzt auch “ge-aged” anbieten? Könnte die Lackier- Schleif- und Polierarbeit erheblich senken! Und dabei den Endpreis womöglich verdoppeln!

    Grüße

    Dieter G.

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    1. Ich denke ja. Vielleicht wurde ich mir dann eine kaufen. Hochglanzgitarren kaufe ich nicht mehr. Ich denke, den Duesenbergs würde das sehr gut zu Gesicht stehen.

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    2. Nicht unbedingt, meine 2001er Carl Carlton hat schon „echte“ Relictstellen. Nitrolack allerdings würde mich mir bei Euren Gitarren wünschen 😉

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    3. Sehr geehrter Herr (alias) Atze Rockinger !
      Du sagst es – ich habe seinerzeit, als “Formenterra-Guitars” noch in
      Händen von der alten “Rockinger-Crew”, also auch von Dir war, jenen
      Gitarren-Bau-Kurs belegt (1988), weil ich den Ehrgeiz hatte, meine
      Gitarren-Wartungs-Arbeiten selber zu machen, da selbst der “beste”
      Gitarren-Bauer Zeitvorgaben einzuhalten hat, um seine Miete bezahlen zu können. –
      In meiner Praxis danach an meinen eigenen Gitarren, habe ich festgestellt, daß die Arbeit bei einem normalen Gitarrenhersteller NACH der letzten Endkontrolle – dann erst richtig anfängt – und – einen entsprechenden nicht unerheblichen Zeitaufwand mit sich bringt – genau das macht die Qualität eines hochwertigen Instrumentes aus – mit dem Präzisions-Qualitäts-Aufwand, wie bei Duesenberg – und das ist auch der Grund, warum sich Duesenberg bei den Profis – sogar in LA, wie auch in der restlichen Welt etabliert haben.
      Das sind unwiederlegbare Realitäten und keine “geagten Legenden”
      – wie sagt “Harley Davidson” bezeichnenderweise so schön in einem Werbe-Slogan : “We don`t sell you a bike – we sell a dream – the bike
      is for free…….
      Weiterhin viel Erfolg mit Duesenberg & keep on truckin’ –
      Philipp Schmitz
      P.S.: Ich bin übrigens der, der auf einer Deiner Internet-Seiten auf
      dem Photo mit dem orangen “Plastik – 2 CV” – rechts außen mit dem schwarzen Vorkriegs-Motorad-Helm auf’m Kopp und meiner selbst-
      gebastelten “Stratovari” zu sehen ist………

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  23. Für mich als technisch und künstlerisch Interessierten-Gewerbetreibenden hat dieser Artikel 0.0 verwertbaren Informationsgehalt.Dabei würde ich so gerne ne Fachzeitschrift abonnieren.Wenn was ergonomischer oder runder sein soll,wird halt zum Schleifwerkzeug gegriffen-und fertig.Jedem wie es gefällt.Dafür brauch ich keine “Schreinerphilosphien”.Hab mir gerade zufällig nen roasted Ahornhals für ein Projekt besorgt ( auch aus Neugierde und weil gerade nichts anderes mit passenden Maßen lieferbar war) und meine Kunden ( richtig professionelle (Jazz)-Musiker fanden alles voll super. Sind ja auch keine reichen Akademiker (ohne Band) , die irgendeinen überteuerten Markenscheiß als Modelleisenbahnersatz fürs Ego brauchen-aber jetzt denkt wieder jeder: vielleicht bin ich ja einer , der auch Riopalisander aus omniösen Quellen bräuchte , um “dazu” zugehören.Pipper , der Über-Impressario , Huber , der hübsche Hipster und Meister Meiser mit seinen Fourier-Analysen… ich mag Euch einfach nicht.Ich hab auch noch was von Euch in “echten” Fachforen wie z.B. Tubetown oder Musikding gelesen , aber wenigstens Ideen klauen und als Eigenleistung teuer weiterverkaufen kann man da bestimmt.Ich wäre sicher auch nicht so grantig , wenn in div. einschlägigen FB-Gruppen ständig so ein Kindergarten wäre.

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  24. Das Thema Aged Guitars wird wohl nie ein Ende finden. Ich persönlich habe es nie verstanden und verstehe es auch heute noch nicht warum ich mir eine künstlich gealterte Gitarre kaufen soll und das noch zu teils utopischen Preisen. Für mich hat das Benutzte aussehen einer Gitarre nur dann einen „Wert“ wenn ich es selbst durch spielen des Instruments „verursacht“ habe. In meinen Anfangsjahren habe ich mir eine Hoyer Gitarre für knapp 1000 Mark gekauft, zwei Strat Tonabnehmer eingebaut und am Steg nach dem Ausfräsen einen DiMarzio zusätzlich.Diese Gitarre war sehr gut bespielbar und hatte einen Super und vor allem speziellen Sound.Die Gitarre habe ich lange gespielt und ich war nach etlichen Jahren stolz darauf dass die Gebrauchsspuren von mir waren. Wenn ich mir eine Gitarre kaufe,freue ich mich wenn sie schön und ohne Macken ist. Alles andere erledige ich durchs Spielen.

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  25. Ein sehr guter Artikel von einem Fachmann!
    Ich habe rund 50 Gitarren und Bässe in meinem Besitz und kann dazu nur nicken. Insbesondere als Sammler alter Gitarren muss ich laut lachen, wenn ich eine Kreuzschlitzschraube an einem Instrument vor 1965 sehe. Insbesondere die aktuellen Custom Shop Model Reissue (Wiederauflagen) bringen daher so manchen Schenkelklopfer. Ein altes Instrument muss nicht schlecht behandelt worden sein, um Charakter zu haben, was meine Ältesten (Gretsch 100 – 1947, Framus Capri – 1956, Sorella – 1962, Isana – 1957 usw.) beweisen, denn nach einer Politur glänzen diese Instrumente wie neu. Diese wirklich alten Instrumente haben eher andere Hürden, die Klinkenbuchse war in Deutschland kein Standard, weil man gegen das Brummen semetrische Ausgänge wollte, selbst aktive Pickups gab es schon 1960 (für die Metall-Fans unter Euch). Alte Hälse haben kein Truss, deshalb gibt es in den 50ern auch fette Hälse, die Mechaniken sind unpräzise, die Bridges ermöglichen keine Brundreinheit. (Toll, dass wir die 3 Reiter Brücken ohne Kompensation von Fender so lieben) und der Seitenabstand ähnelt dem eines Eierschneiders. Und die meisten die eine Endsechziger E-Gitarre aus US oder Deutschland in der Hand hatten, weiß, das zu dieser Zeit die Japaner billiger und besser produzierten. Zudem ist eines zumindest für mich klar, 1. ein Instrument hat eine Geschichte, 2. ein Instrument riecht. Meine Gretsch wurde in einer Kirche gespielt und riecht z.B. nach Weihrauch. Gibson und Fender produzieren jeweils über 400.000 Gitarren im Jahr (ich glaub, jetzt sind die Augen größer geworden), Oskar Teller – Tellson hat vielleich 1000 Gitarren in seinem ganzen Leben hergestellt. Mein Wunsch an Euch ist: Spielt jeden Tag 4 Stunden Gitarre (wie ich es tue) und 1. ihr beherrscht euer Instrument und 2. es alter ganz normal und wir treffen uns in 20 Jahren hier zum Erfahrungsaustausch…lach

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  26. Ganz kurz: würde jemand heute ein fabrikneues Auto kaufen mit Beulen und Rost im Blech und Flecken im Polster? Ich glaube, eher nicht.

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  27. Ich finde das Thema „aging“ auch etwas überzogen. Ich finde, beim aging wird ein Faktor vergessen. Und das ist der Faktor Zeit. Eine Gitarre nutzt sich von selbst ab, wenn man sie regelmäßig spielt. Dann bekommt sie ihren „persönlichen“ Charakter.

    Ich habe noch nicht so viele Gitarren besessen, wie der eine oder andere, mache aber seit 30 Jahren aktiv Musik. Meine erste Gitarre habe ich noch. Es ist eine 91er Gibson Les Paul Studio, die ich regelmäßig gespielt habe. Sie ist über die Jahre mal runtergefallen, lag die eine oder andere Nacht im Transporter bei Hitze und Kälte, und hat Abnutzungen und Spielspuren. Jede Macke hat mich geärgert, aber letztlich ist sie in Würde gealtert.

    Meine Anderen Gitarren habe ich alle neu gekauft und spiele sie einfach. Letztlich ist hier meiner Meinung nach das Gefühl entscheidend, was für eine Gitarre man sich holt. Das ist natürlich jedem selbst überlassen. Hier gibt es ja unterschiedliche Geschmäcker. Aber ja, der Vergleich mit dem Auto macht auch Sinn. Keiner würde sich ein Auto kaufen, dass voller Beulen und Rost ist.

    Ich gebe hier nur meine Empfindung wieder. Jeder hat er natürlich eine andere Meinung. Aber eine neue Gitarre mit Abnutzungserscheinungen zu versehen, trifft halt nicht meinen Geschmack.

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  28. Ein weiterer Aspekt zum Thema Aged Guitars wurde noch nicht genannt: Manche Musiker wollen damit wohl vorgeben dass sie schon tausende von Gig’s gespielt und durchlebt hätten und in Sachen Bühnenerfahrung locker mit Rory Gallagher mithalten könnten. Der Musterschüler mit der neuen Geige kann da nicht mithalten.

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    1. Hallo Peter,
      ich finde es erstaunlich das Dein genannter Aspekt tatsächlich nur von Dir genannt wurde…aber genau so ist es, die meisten Gitarristen würden es in 100 Jahren nicht schaffen Ihre Gitarre “Heavy Relic ´zu spielen” da mangels an Gigs… Man hat fast das Gefühl man wäre irgendwie völlig uncool sich mit einer neuen, schönen und glänzenden Gitarre unter anderen Musikern blicken zu lassen…aber so ist es

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    2. Endlich mal einer der es ausspricht…. 🙂 Das ist einer der Hauptgründe. Zumindest für den abgewetzten Lack an den Kanten gibt es keine andere Erklärung.

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  29. Interessante Vielfalt an Kommentaren, die fast alle für sich genommen relevant sind.
    Ich finde mich dort wieder, wo ich in den 60er-90er-Jahren Hochglanz-Gitarren vor Kratzern sorgsam geschützt habe. Aber seit es Relic frei zu kaufen gab, habe ich es einfach schätzen gelernt, Gitarren, die sich verdammt gut anfühlen, einfach nur zu spielen und nicht auf sorgsamste Behandlung achten zu müssen oder zu wollen.
    Heavy muss ein Relic nicht sein. Da wird vieles wirklich übertrieben. Aber leichtes Relic hat bei mir einfach die Spielfreude befeuert, also rein gefühlsmäßiger Einfluss. Ohne hätte ich das Spielen fast aufgegeben.

    Ich wünsche allen gute Erfahrungen mit Gitarren, die sie dann wirklich gerne und viel spielen, egal ob relic oder brandneu Hochglanz oder Matt oder – was ich auch gerne mag – ohne Schrammen aber mit “faded” Lackierung.
    Mit musikalischen Grüßen …. und: keep Rockin’ and Bluesin’
    MrHKBlues

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  30. Wir haben alte Gitarren, wir haben neue Gitarren, auf alt Getrimmte, von Prominenten gespielte Modelle, kaputte, aber auch bestens intakte Teile und irgendwie will niemand auf das Wesentliche eingehen. Bünde, Sattel, Brücke, Saiten, Pickups und Tonabnehmer, machen neben den Fingern den meisten Sound. Der Rest ist drumherum, der Einfluß von Optik und Spielgefühl auf den reinen Sound ist sehr gering. Schon bei Akustikgitarrenvergleiche muss man entsetzt feststellen: Außer etwas hellerem und dunklerem Klang, oft bedingt durch kleinste Mängel der Bundreinheit, ist da nicht viel mit Unterschieden, quer durch alle Preisklassen. Bei E-Gitarren ist das noch schlimmer…

    Nun bin ich auch Freund der Freiheit, wenn jemandem künstlich gealterte Modelle gefallen, warum nicht. Das hat trotzdem nichts mit Instrumenten zu tun, die jahrzehntelang im vielfältigen Einsatz an vielen Orten waren und daher “Kampfspuren” erlitten haben, die sie optisch interessanter machen, als alle Relic-Gitarren, die man neu kaufen kann, zusammen. Die Relics sind einfach Fakes und man sollte sie auch so benennen.

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