Step-by-Step-Ratgeber!

G&B-Basics: Tonabnehmer austauschen

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Um die Pickups einer Gitarre auszutauschen, braucht es keine ausgebildete Service-Kraft! Jeder, der ein wenig handwerkliches Geschick hat, kann dies schnell selbst erledigen, lediglich der Umgang mit dem Lötkolben sollte geübt sein. Dies ist also ein kleiner Step-by-Step-Ratgeber für alle, die mit dem Austausch von Pickups noch keine oder wenig Erfahrung gemacht haben.

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Elektronik einer Gibson Les Paul. Die zu lösenden Kabel sind gekennzeichnet.

An Werkzeug benötigt man nicht mehr als einen möglichst guten Lötkolben (siehe separaten Workshop zu diesem Thema!), Lötzinn und Entlötlitze, Kreuz- und Schlitzschraubenzieher, ein altes Handtuch und einen kleinen Behälter wie z. B. einen Becher. Als Erstes sorgt man für einen Arbeitsplatz, auf dem die Gitarre genügend Platz hat.

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Wenn das der Küchen- oder Schreibtisch ist, dann sollte man z. B. ein altes Handtuch als Unterlage nehmen. Das schützt Instrument und Arbeitsplatz gleichermaßen. Der Hals sollte zudem auf einer Art Stütze aufliegen. Wenn du keine spezielle Stütze zur Hand hast, kannst du auch ein Handtuch zusammenrollen und den Hals mittig an seinem Ende darauflegen. Das stabilisiert die Lage der Gitarre.


Um einfachen Zugang zu den Pickups zu haben, werden als Erstes die Saiten entfernt. Sind die Pickups auf einem Pickguard montiert, wird selbiges abgeschraubt und die Schrauben in einen Becher gelegt. So geht nichts verloren. Nun das Pickguard vorsichtig anheben und – soweit es das Kabel, das zur Buchse führt, zulässt – neben die Gitarre legen.

Lässt sich das Pickguard nicht mühelos abheben, hat man entweder eine Schraube vergessen, oder der Gitarrenhals hat ein überlappendes Griffbrett (betrifft nur 22-bündige Schraubhälse). In diesem Fall muss in der Regel der Hals abgeschraubt werden. Merke: Zu keiner Zeit Gewalt anwenden! Alle Teile sollen sich mühelos abnehmen lassen.

Sitzen die Pickups nicht in einem Schlagbrett, sondern mit Rahmen direkt auf dem Korpus, erhält man den Zugang zur Verkabelung über das Elektronik-Fach auf der Rückseite der Gitarre. Also Gitarre umdrehen und die Abdeckung des E-Fachs abschrauben. Auch hier werden alle losen Kleinteile in den Becher gelegt, denn die fallen schnell vom Tisch und sind dann manchmal für immer verschwunden.

Tipp: Mache nun ein Foto von der alten, funktionierenden Elektrik. Oder eine sorgfältige Skizze. So kannst du immer nachvollziehen, wie der Originalzustand war!

Sollen alle Pickups der Gitarre getauscht werden, rate ich dazu, diese nicht komplett auf einmal auszulöten, sondern besser einzeln, einen nach dem anderen, zu ersetzen. So bleibt die Arbeit übersichtlicher und die Gefahr, Fehler zu begehen, ist deutlich geringer. Wenn der Lötkolben dann heiß genug ist, kann es losgehen.


Egal, ob Singlecoil oder Humbucker, ein Kabel des Pickups liegt immer an Masse an. Dieses Kabel ist auf ein Poti-Gehäuse gelötet. Meist ist es schwarz (z. B. Fender Stratocaster), bei Les Paul u. a. wird das Metallgeflecht um das Kabel als Masseverbindung genutzt. Die Masseverbindung sollte als erstes abgelötet werden, doch Vorsicht: Kabel und Potis nicht „braten“; im Normalfall kann man nach ein bis drei Sekunden Kontakt das Kabel leicht entfernen. Bleibt das Lötzinn jedoch hart, was schon mal bei älterem Lötzinn der Fall sein kann, hilft es, neues Lötzinn auf das alte zu geben; und schon sollte beides flüssig werden.

Das zweite, meist weiße Kabel ist bei Fender Strats und Teles an den Drei- bzw. Fünf-Wege-Schalter gelötet, bei Les-Paul-artigen Gitarren direkt an die Volume-Potis. Auch dieses Kabel wird nun abgelötet. Die Stelle, an der die signalführenden Kabel vorher gesessen haben, nun bitte mit der Entlötlitze vom Lötzinn befreien, der Klecks Lötzinn auf dem Poti, also der Punkt für die Masseverbindung, kann bleiben.

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Fender-Stratocaster-Elektronik mit den zu lösenden Kabeln.

Um unnötige Verwechslungen zu vermeiden, sollten die Pickups vor dem endgültigen Ausbau gekennzeichnet werden, mit einem kleinen Aufkleber oder mit einem Edding (z. B. N = Neck, M = Middle, B = Bridge). Nun einen Pickup nach dem anderen vom Pickguard (Typ Strat) oder Korpus (Typ Les Paul) losschrauben. Die Kabel der neuen Tonabnehmer sollte man nun auf dieselbe Länge wie die der alten kürzen, bzw. so kurz wie möglich halten, um so wenig Höhenverluste wie möglich durch unnötige Kabellängen zu verursachen.

Auch ist der Einbau mit langen Kabeln unter Umständen etwas „wiggelig“, weil der Platz im E-Fach oder unter dem Schlagbrett begrenzt ist. Nun können die Pickups mit Kabel voraus in das Schlagbrett eingeschraubt werden. Bei den Abnehmern, die auf den Korpus montiert werden, muss natürlich zuerst der Rahmen an den Abnehmer geschraubt werden.


Apropos Schrauben: Wenn man schon mal dabei ist, kann man leichte Verbesserungen am Schraubsystem gleich mit ausführen. So werden viele Tonabnehmer ab Werk in Rahmen und Pickguards mit kleinen Metallfedern geschraubt, die die Pickups auf Spannung halten und ein Einstellen ihrer Höhe ermöglichen. Diese Federn fördern aber die Rückkopplungsgefahr, insbesondere bei Singlecoil-Gitarren.

Ein Austausch der Federn durch passend kleine Silikonschläuche ermöglicht weiterhin die Höheneinstellung, garantiert aber einen festeren Sitz der Pickups und mindert die Rückkopplungsanfälligkeit. Entdeckt man zudem noch ausgefranste Schraubenlöcher, sollte man die Gelegenheit gleich beim Schopf packen und diese verfüllen, damit die Schrauben wieder feste zupacken können. Dafür nimmt man z. B. einen Zahnstocher, kürzt ihn auf 3/4 Länge des Schraubenlochs, gibt nun eine kleine Menge Holzleim ins Loch (gerade so viel, das später beim Reindrehen der Schrauben kein Leim austritt) und steckt das kleine Holzstück hinein.

Einmal mit einem Lappen eventuelle Leimreste wegwischen und schon hat man das Problem gelöst. Wie immer, sollten auch die Pickguard- oder Rahmenschrauben mit Gefühl reingedreht werden! Doch auch hier kann der Unbedachte noch einiges falsch machen. Dreht man eine Schraube z. B. in ein frisch verfülltes Loch, bitte zuerst etwas drücken, bevor man mit der Drehbewegung einsetzt.

Denn sonst ist schnell mal der Schraubenkopf vermurkst. Schraubt man hingegen in ein bereits existierendes Schraubenloch, empfiehlt es sich, zuerst ohne Druck, aber mit Achtsamkeit, links herum zu drehen, bis die Schraube in ihr altes Gewinde einrastet (das kann man fühlen). Schraubt man ansonsten einfach drauflos, ist nach ein paar Mal das Gewinde weg und die Schraube hält nicht mehr.


Sitzt nun der neue Pickup sicher am Platz, sollte zuerst das signalgebende Kabel an den Pickup-Schalter bzw. das Volume-Poti gelötet, und danach die Masseverbindung hergestellt werden. Durch leichtes Bewegen und Ziehen des Kabels kann man überprüfen, ob die Lötverbindung hält.

Ein letzter Tipp: Bevor du neue Saiten aufziehst, schließe die Gitarre an deinen Verstärker an, klopfe vorsichtig mit einem Schraubenzieher auf die PUs und teste alle Schalter-Positionen durch. So kannst du überprüfen, ob alle Pickups funktionieren und auch der Schalter so schaltet, wie er soll.

Natürlich müssen die neuen Pickups nun wieder optimal in ihrer Höhe und Nähe zu den Saiten eingestellt werden. Doch das ist Thema eines anderen Workshops dieser Ausgabe!

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G&B-Basics

Grundwissen, Workshops, Tipps & Tricks – Die G&B-Basics geben Antworten auf die meistgestellten Fragen rund um die Themen Gitarre & Bass. Da sie immer wieder neue Leser:innen erreichen und wichtige Themen erläutern, holen wir sie regelmäßig aus dem Archiv hervor.

Produkt: Gitarre & Bass 5/2023
Gitarre & Bass 5/2023
IM TEST: Ibanez Prestige FLATV1-BK Josh Smith Signature +++ ESP/LTD KH-V +++ Fender Limited Edition H.E.R. Stratocaster +++ Fame Peter Maffay Signature +++ Spector Euro 4 RST & Euro 5 RST +++ Ampeg SGT-DI +++ Wampler Phenom & Triumph Foxgear / Gurus Echosex 3 10th Anniversary Steve Lukather Signature +++ Marleaux Consat Signature 5 String RTW Henning Protzmann

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wer Pickups tauscht, sollte ich überlegen, ob er nicht gleich alles richtig machen will: Neue Verkabelung, Kupferfolie vorher auskleben, neue Potis kosten nicht immer viel , ein richtiger Schalter , etwas Silberdraht für die Masseverbindung der Potis und der richtig gewählte Tonkondensator . Niedrige Spannungsfestigkeit (50 – 250 V) klingt manchmal besser , Mallory . Kloppmann hat auf seiner Homepage seine Erfahrungen mitgeteilt, die ich bestätigen kann. Kabel , passende Potis und Kondensatoren machen einen wesentlichen Unterschied und das “Wiring” ob 50″ oder modern. Man erkennt seine Gitarre nicht wieder, wenn man gut verkabelt.

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    1. Kann ich nur bestätigen. Ich baue seit 40 Jahren besondere Schaltungen in Strats und Teles ( schaue YT-Kanäle gittevarii + MrHKBlues ) und immer noch mache ich lieber alles von Grund auf neu, wie oben beschrieben. Oftmals gibt es Unzulänglichkeiten in alten Verkabelungen, die man kaum sieht und auf die man daher nicht aufbauen sollte. Außerdem ist das Verlöten neuer Teile weitaus angenehmer und für weniger Geübte auch einfacher. Ein Greul ist mir z.B. fast jede Made-in-Mexico-Verkabelung, weil man dort um die Lötösen gerne den vielfasigen Draht verzwirbelt. Den Draht kriegt man nur mühevoll wieder entlötet und schließlich entfernt.
      Gute Teile verbessern fast jede Gitarre. Da kann ich mich dem Rainer oben nur anschließen. Zu den im Artikel eingangs genannten Werkzeugen ergänze ich eine bei mir nicht mehr wegzudenkende Entlötpumpe (Lötsaugpumpe) die wenig kostet. Allen Lötwilligen wünsche erfolgreiche Lötarbeiten.
      Mit musikalischen Grüßen … MrHKBlues (“mit der Lizenz zum Löten” wie ein Käufer mal anmerkte…wirklich nett)

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  2. Löten. Hilfreich wäre, wenn ihr das entsprechend verlinken würdet: “siehe separaten Workshop zu diesem Thema!”. Die Such ergibt nämlich nichts…
    Ich suche einen guten Lötkoblben und wenn man den bewetungen. glauben schenkt, taugen nur die Unbezahlbaren was. Hat Jemand sber eine Empfehlung in der unteren/mittleren Preisklasse?
    Danke und Gruß
    Tim

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    1. Tach Tim !
      Ich habe eine Empfehlung für eine Lötstation. Ca. € 60,00
      Ich möchte hier keine Werbung machen, aber wenn Du Interesse hast:
      Schreib mir eine e-mail. 350ci@web.de

      Gruß
      Markus

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  3. Ein paar richtig gute Schaltplaene wären auch hilfreich. Neue PUs in eine Tele einzubauen, ist wirklich kein Kunststück. Aber bei mir kommen die alten Single Coils raus und Klingen von Haeussel kommen rein. Und die haben statt 2 nun plötzlich 5 Kabelenden. Und dann steht man als Unwissender echt blöd da und kratzt sich am Kopf…

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