Im Interview

Michael Landau: Legende über Legende

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Way Huge Blue Hippo, Vemuram Proto-9 Prototype, DryBell Vibe Machine, Boss FV-300L, Roger Mayer Voodoo-1 & DOD Looking Glass
Way Huge Blue Hippo, Vemuram Proto-9 Prototype, DryBell Vibe Machine, Boss FV-300L, Roger Mayer Voodoo-1 & DOD Looking Glass (Bild: Michael Landau)

Lass uns über dein aktuelles Effekt-Setup sprechen. Im Vergleich zur Version von vor zweieinhalb Jahren hast du dich ein wenig reduziert: Es gibt weniger Pedale, vor allem aber keine Wet/Dry-Trennung mehr. Einige Komponenten hast du ausgetauscht, etwa das Way Huge Green Rhino.

Das DOD Looking Glass hat das Green Rhino ersetzt. Mein Haupt-Drive ist nach wie vor das Voodoo 1. Ich stacke es mit dem DOD.

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So wie du das zuvor mit dem Green Rhino gemacht hast.

Richtig. Es hat diesen Platz eingenommen. Ich habe außerdem den Buffer an eine andere Stelle im Signalweg gepackt. Der kleine Buffer oben rechts auf dem „Main Pedal Board“ ist eine Custom-Version, die Dave Phillips gebaut hat. Er sitzt im Signalweg direkt vor dem Volume-Pedal, anstelle wie früher vor den Drives. Das Volume-Pedal folgt auf das, was ich den Preamp nenne. Das ganze Rig ist aktuell eigentlich so etwas wie ein großer Effektloop. Anstelle jedoch den Effektloop zu benutzen, gehe ich aus dem Hauptamp in einen Suhr Reactive Load, und dann von da in den Buffer und das Volume Pedal.

Dieses ist also mein Master Volume. Es sitzt hinter dem Amp, aber vor dem, was ich das „Wet Pedal Board“ nenne. Dort finden sich je ein Strymon Delay und Reverb. Für mich ist das eine gute Lösung. Ich hatte früher Probleme, die Wet- und Dry-Boards samt der passenden Amps live zu verwenden, denn dann bist du von der Gnade eines Soundmanns abhängig, damit das Verhältnis stimmt. Außerdem mag ich es mittlerweile mono, also dass alles aus einem Speaker oder Cabinet kommt. So kann ich entscheiden, wie viele Effekte drin sind und wie stark sie durchkommen.

Was hat es mit dem Proto-9 auf deinem Board auf sich? Es ist neu dabei und wohl wirklich ein Prototyp.

Das stimmt. Es ist ein Vemuram. Das sind nette Typen und ihre Company ist immer noch ziemlich klein. Ich probiere dieses Pedal gerade für sie aus. Es ist eine Distortion-Einheit, kein Overdrive. Sie liefert also viel Gain.

Das ist dann wohl der Nachfolger des Maxon SD-9, das vorher auf deinem Board war.

Exakt. Das SD-9 kann schon mal etwas spitz klingen, wenn man nicht aufpasst.

Man muss den exakt richtigen Platz für das Tone-Poti finden.

Stimmt. Das Vemuram hat eine deutlich besser nutzbare Tone-Range. Und es hat nicht diesen Fizz. Es ist ansonsten aber vergleichbar mit dem SD-9. Wie gesagt, ich teste es gerade. Mal sehen, was damit passieren wird. Aber es ist ein sehr gut klingendes Pedal.

Das Strymon Timeline benutzt du schon länger, das Big Sky war beim letzten Mal noch nicht auf dem Board.

Bei unserem letzten Gespräch hatte ich in der Tat ein anderes Reverb-Pedal drauf. Und zwar das Subdecay Spring Theory. Aber ich mag das Big Sky sehr. Das ist aktuell meine liebste Hall-Unit. Ich wechsle die Geräte und Settings auf meinem Pedalboard immer wieder. Mittlerweile kriege ich das auch ohne Hilfe hin. (lacht)

Strymon Big Sky, Strymon Timeline & Roland EV-5 (Bild: Michael Landau)

Zum Abschluss möchte ich mit dir noch kurz über einen der kreativsten Gitarristen überhaupt sprechen. Mit Jeff Beck ist vor einigen Monaten einer der ganz Großen gestorben.

Ich habe Jeff leider nur einmal kurz getroffen. Das kam damals über meinen Kumpel Steve Lukather, dem ich einen meiner 50 Watt Plexi Marshalls geliehen hatte, als er aufnahm. Ich habe es geliebt, dass Jeffs Spiel so komplett unvorhersehbar war. Du wusstest nie, was er als Nächstes spielen würde. Das hat mich sehr fasziniert und beeinflusst. Und er war so verdammt gut, er hatte die totale Kontrolle über das Instrument – und war dabei auch noch so wunderbar melodisch. Alles an seinem Spiel wirkte so absolut mühelos.

Und dann diese Sache mit dem Tuning, das hat mich immer total wahnsinnig gemacht. Ich habe ihn sechs oder sieben Songs spielen sehen, bei denen er ständig diese verrückten Sachen mit seinem Vibrato gemacht hat – und er hat nicht einmal stimmen müssen. Ich hingegen stimme ständig nach. Ich war damals nah genug an der Bühne, um zu hören, wie laut seine Amps von der Bühne strahlen. Das war massiv. Er hat sehr laut gespielt. Es war toll zu sehen, dass er nichts zurückhält. Auch sein gleichzeitiger Einsatz von Whammy-Bar und Volume-Poti war absolut einzigartig. Ich weiß. Ich wünschte, ich könnte mein Volume-Pedal loswerden. Aber das wird wohl nichts mehr.


MICHAEL LANDAUS AKTUELLES PEDALBOARD

Im Vergleich zur letzten Inkarnation kommt das aktuelle Setup kompakter daher. Der größte Unterschied ist, dass es sich hierbei nicht mehr um ein Wet/Dry-Setup handelt, sondern das komplette Signal aus einem Amp/Speaker-Cabinet kommt.

SIGNALWEG VOR DEM AMP:

Gitarre – Roger Mayer Voodoo-1 Distortion – DOD Looking Glass Overdrive – DryBell Vibe Machine – Vemuram Proto-9 Prototype Distortion – Way Huge Blue Hippo Chorus – ‘64 Fender Deluxe Reverb

SIGNALWEG AUS DEM AMP:

Speaker Out – Suhr Reactive Load (nicht im Bild zu sehen) – Line Out Reactive Load an Custom Made Buffer von Dave Phillips – Boss FV-300L Volume Pedal – Strymon Timeline – Strymon Big Sky (beide auf dem „Wet Board“) – Seymour Duncan Power Stage 170 (nicht im Bild zu sehen) – Lautsprecher (entweder des Deluxe Reverb oder ein separates Cabinet). Das Roland-EV-5-Pedal wird als Expression Pedal für das Timeline verwendet.


EINE KURZE GESCHICHTE VON COMA

Die Strat aus dem Jahr 1959 ist Michael Landaus langjährige Begleiterin und Muse, die er im Lauf der Jahrzehnte auf unzähligen Sessions und Konzerten gespielt hat. Ihre gemeinsame Geschichte begann im Jahr 1974, als der 16-jährige Michael sie gebraucht bei Sol Betnun’s Musical Instruments in Hollywood erstand. Das Original-Finish war damals bereits abgetragen, auch die Tonabnehmer schon ersetzt. Der aufstrebende Gitarrist nahm dies als Freifahrtschein für weitere Modifikationen.

Im Lauf der Jahrzehnte wurden immer wieder Parts getauscht: Pickups, Brücken, Hälse – die Gitarre war konstanten Veränderungen ausgesetzt. Anfang der 1980er ließ sich Michael von Floyd Rose in Seattle ein Locking-Vibrato einbauen, damals noch ohne Feinstimmer, später kam noch ein 25dB-Mid-Boost hinzu. Das einzige, was über die Jahre konstant blieb, war der Body.

Ihren Namen erhielt die Gitarre nach einem feuchtfröhlichen Abend Ende der 80er, als Michael beim Feiern mit Freunden der Gedanke kam, sich wie einige der großen Stars jener Zeit – Sting, Bono, Flea, Prince – ebenfalls einen kurzen und prägnanten Künstlernamen zuzulegen. Seine Wahl fiel an jenem Abend – unter dem Gelächter seiner Kumpels – auf „Coma“. Am Ende verwarf er die Idee mit dem Künstlerkurznamen und schrieb den Namen stattdessen mit einem schwarzen Marker auf seine 59er-Strat, die fortan diesen Titel trug.


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2023)

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