Meilenstein 1961: Freddy King Sings

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(Bild: PICKWICK/HALLMARK, G.M.L. /ACE, HOODOO RECORDS)

Spricht man über die Großen des Blues, so fällt immer wieder der Name King: Also B.B. King, Albert King und ebenso der von Freddy King (oft „Freddie“ geschrieben). Die heiligen drei Blues-Könige waren nicht miteinander verwandt, doch ihre jeweils eigenen und expressiven Gitarrenstile und ihr kraftvoller Gesang fanden schon sehr früh Beachtung.

Freddy King wurde am 3. September 1934 in Gilmer, Texas geboren. Mit sechs Jahren lernte er von Mutter und Onkel das Gitarrespielen. 1949 zog die Familie in den Norden nach Chicago. Hier zog es den Teenager in die vielen Blues-Clubs der Stadt, wo er Gitarristen wie Muddy Waters und Jimmy Reed sowie deren Begleiter Jimmy Rogers und Eddie Taylor aus der Nähe studieren konnte.

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Später gründete Freddy seine eigene Band, die Every Hour Blues Boys, trat mit ihr nachts auf und arbeitete tagsüber im Stahlwerk. Eine erste Single erschien 1956, jedoch ohne größere Nachwirkung. Es dauerte noch vier Jahre, bis Freddy mit dem Instrumental-Hit ,Hide Away‘ seinen Durchbruch erelebte. Es folgten weitere Instrumentals, wie ,San-Ho-Zay‘ oder ,The Stumble‘. Diese Songs waren im Blues verwurzelt, spiegelten aber auch die damals populäre InstrumentalMusik wider. Große Hits dieser Zeit waren etwa The Ventures ,Walk, Don’t Run‘ oder ,Sleep Walk‘ von Santo & Johnny – was dann auch noch mal den Unterschied zwischen dem eher rauen Stil und Sound von King und den glatten Gitarren der Genannten deutlich machte.

1961 machte das Album ,Freddy King Sings‘ rasch klar, dass der hünenhafte Mann auch ein energetischer Sänger war. Es erzeugt heute noch Gänsehaut pur, wenn er im balladesken ,Have You Ever Loved A Woman‘ mit kraftvollen Betonungen und hohen Ausbrüchen seinen Liebeskummer besingt. Der Blues von Freddy King wurde immer stark von Bläsern angetrieben und zudem von Pianist Sonny Thompson mit seinem rollenden Spiel geprägt. Für die schönen wie klassischen Grooves der Aufnahmen sorgten der zweite Gitarrist Fred Jordan, Bassmann Bill Willis und Philip Paul an den Drums.

Und natürlich waren da die scharfen Licks und Läufe von Mr. King, wie z.B. im swingenden ,I’m Tore Down‘. Einfach nur cool, wie die ersten drei Noten gleich zu Beginn den Hörer geradezu anspringen, oder wie Freddy die Gitarre zwischen seine Gesangsphrasen setzt. Und fast schon unglaublich, welche Bendings in ,Let Me Be (Stay Away From Me)‘ gesetzt werden – wirklich packend.

Diese Dynamik im Spiel resultierte aus Kings speziellem Anschlag. Er benutzte dafür Daumen und Zeigefinger, wobei auf beiden Fingern Metall-Banjo-Picks steckten. Dies erklärt dann auch, warum manche Noten geradezu hervorstechen. Oder wie Derek Trucks es einmal formulierte: „Stahl auf Stahl ist ein unvergesslicher Sound. Aber er muss in den richtigen Händen liegen. Die Art und Weise wie er ihn benutzt hat – Mann, du musst dir diese Gitarre anhören.“

Letztlich verschmolzen hier Kings Acoustic-Blues-Wurzeln seiner Heimat Texas mit der Virtuosität des elektrischen Chicago-Blues. Ein weiteres Merkmal seines Stils war die eigene Phrasierung, eben diese Wechsel zwischen kurzen schnellen Licks und Pausen. Sein Spiel entwickelte darüber hinaus einen besonderen Sog, wenn er genau auf dem Beat spielte, oft mit nur wenigen Noten, die er mit einem kräftigen und vergleichsweise schnellen Fingervibrato verzierte – dem Markenzeichen eines Blues-Gitarristen schlechthin.

Freddy setzte zu Beginn seiner Karriere eine Gibson Les Paul Goldtop mit P-90-Tonabnehmern und einen Gibson-GA-40- Verstärker ein. Die bekannte semiakustische Gibson ES-345 und der große Fender-Quad-Reverb-Amp kamen erst Ende der 60er. Zur etwa selben Zeit änderte sich auch die Schreibweise des Vornamens in das heute geläufigere „Freddie“. Da war Freddie King mit seinen Aufnahmen schon längst zum Idol geworden, gerade auch für junge britische Gitarristen, allen voran Eric Clapton und Jeff Beck.

Freddie mit seiner roten Gibson ES-345 (Bild: PICKWICK/HALLMARK, G.M.L. /ACE, HOODOO RECORDS)

In den 70ern befeuerte Freddie mit Alben wie ,Burglar‘ oder ,Larger Than Live‘ weiterhin Blues und Bluesrock. Am 28. Dezember 1976 starb Mr. King in Dallas, Texas. Wer auf der Suche nach den Wurzeln des modernen Blues ist, landet zwangsweise beim sogenannten „Texas Cannonball“. Und ,Freddy King Sings‘ ist ein guter Startpunkt.

Empfehlenswerte Compilation: Blues Guitar Hero, 1997 (Bild: PICKWICK/HALLMARK, G.M.L. /ACE, HOODOO RECORDS)

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2022)

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