Top 6

Lieblingsplatten: Kai Strauss

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(Bild: Manfred Pollert)

Musiker spielen nicht nur Musik, sie hören auch gerne welche. Manchmal ist es nur ein Song, der jemanden zur Gitarre oder zum Bass greifen lässt. Und dann gibt es noch Alben, die richtungsweisend sein können. Eine eigene Top-5-Liste kommt auf Zuruf jedem in den Sinn. Und manchmal sind es auch mehr…

Kai Strauss stammt aus dem westfälischen Lengerich, ist jedoch einige Kilometer weiter „musikalisch aufgewachsen in Deutschlands Blues-Hochburg Osnabrück“, wie es auf seiner Website heißt. Seit über 25 Jahren verfolgt der Sänger und Gitarrist eine erfolgreiche Karriere als Blues-Musiker. So spielte er 15 Jahre mit Memo Gonzalez & The Bluescasters, an der Seite von u. a. Tony Vega, Lurrie Bell, Jimmy Johnson oder Mike Wheeler.

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Seit 2014 veröffentlichte Strauss bislang vier Studioalben unter eigenem Namen. Und in diesem Jahr kam schließlich mit ,Live In Concert‘ auch eine 2CD, die tolle Konzert-Mitschnitte von 2018 bot. Mit den Electric Blues All Stars spielte sich Kai quer durch sein Repertoire, das wie sein Gitarrenstil tief im Chicago- und Texas-Blues verwurzelt ist. Hier spricht Kai Strauss über seine Lieblingsplatten und -Musiker.

„Eine Platte, die ich schon mit vierzehn kannte – die hat mein Vater mit nach Hause gebracht – und die ich immer noch super gerne höre, ist ,New Orleans Heat‘. Das ist ein Album das ich rauf und runter gehört habe. Da ist z. B. eine Neuaufnahme von ,Born Under A Bad Sign‘ drauf. Die Platte ist vom Arrangement her mit den Background-Sängern und Bläsern sehr aufwendig. Ich finde es aber nicht zu schmalzig. Albert King at it‘s best. Da sind Sachen drauf wie ,I Got The Blues‘. Ein ziemlicher Klischee-Titel aber ein tolles Lied. Albert King hat immer sehr schöne Grooves, gerade so in den 70ern. 70er-Jahre Chicago-Blues höre ich im Moment auch sehr viel.

(Bild: Tomato)

Daneben habe ich zuletzt auch 60er-Jahre-Jazz gehört. Und da habe ich mir letztens eine Platte geholt, die im Moment zu einem meiner Favoriten zählt. Sie heißt ,Workout‘ und ist von dem Saxophonisten Hank Mobley. Das Album ist bei Blue Note erschienen. Gitarre spielt da Grant Green, der natürlich ein großer Name im Jazz ist. Für meinen Geschmack ist das Album sehr gut instrumentiert, die Besetzung ist Gitarre, Klavier, Kontrabass, Schlagzeug und dann eben Bandleader Hank Mobley am Saxophon. Ich liebe sowieso Tenor-Saxophon in Jazz-Aufnahmen.

Die Themen und die Grooves auf ,Workout‘ fallen eben eine Spur moderner aus als die swingenden Jazz-Aufnahmen aus den 40ern und 50ern. Aber der Blues ist irgendwie noch unterschwellig drin. Und es ist auch nicht zu leicht. Ich bin kein Fan von solchen Sachen wie Dixieland, das ist mir zu fröhlich, zu leicht irgendwie. Ich mag die Grundstimmung lieber ein bisschen bluesiger und ein bisschen dunkler.

(Bild: Universal/Blue Note)

Gitarristen wie Ronnie Earl hatten einen großen Einfluss auf mich als ich jünger war, als man vielleicht ein bisschen mehr am Anfang der Blues-Reise stand. Da bekam man über die zeitgenössischen Blues-Spieler einen Zugang zu dieser Musik. Und Anson Funderburgh und Jimmie Vaughan aus Texas waren Leute, die ich in den 90ern sehr viel gehört habe.

Wenn ich eine Platte rausgreifen wollte, dann ,Sins‘ von Anson Funderburgh. Er hat lange Zeit mit dem Harp-Spieler und Sänger Sam Myers zusammen gespielt. Das ist so ein original Mississippi-Blues-Musiker, und deren Wege haben sich dann irgendwann in den 80ern gekreuzt und sie haben viele schöne Platten zusammen gemacht. Das war eine tolle Kombination, die texanische Gitarre mit der richtig tiefen Mississippi-Bluesharp. Das war eine starke Band. Sam Myers ist 2006 gestorben. Ich war und bin natürlich immer ein großer Fan der texanischen Blues-Gitarrenschule. Da muss irgendwas im Wasser gewesen sein.

(Bild: Black Top Records)

Es gibt ja viele die aus Texas kommen und dann irgendwo anders gelandet sind wie T-Bone Walker oder Freddie King. Und mir gefällt auch Albert Collins und die Vaughan-Brüder Jimmie und Stevie. Ich mag diesen spröden Stil. Die Jungs spielen meistens mit wenig Verzerrung und legen großen Wert auf Phrasierung und Timing. Pausen sind genauso wichtig wie das was man spielt. Das hört man auch schon bei frühen Albert-Collins-Aufnahmen. Die sind ein Lehrbuch für Phrasierung.

Von ihm gibt es ein tolles Album, das heißt ,Truckin‘ With Albert Collins‘. Das würde ich gerne jedem aufstrebenden Blues-Gitarristen ans Herz legen. Obwohl ich meinen Horizont erweitert habe über die Jahre, denke ich, man hört immer noch, dass ich Wert auf Pausen lege und darauf den richtigen Ton zur richtigen Zeit zu spielen. Das ist mir wichtiger als Technik und Geschwindigkeit. Wenn jemand nur spielt und spielt und spielt, dann ist das so, als ob jemand nur redet und redet und redet und keine Pausen lässt. Dann hat man keinen Moment Zeit, das Gespielte mal sacken zu lassen.

(Bild: Sony Music)

Musik als Sport zu sehen hat für mich komplett den Reiz verloren. Ich will auf einer emotionalen und nicht auf einer technischen Ebene abgeholt werden. Das kann man eigentlich auf alles übertragen, ob das Gitarre, Gesang oder Kochen ist.

Zur Zeit höre ich auch Otis Rush. ,Mourning In The Morning‘ von ihm finde ich super. Für mich ist er da auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Er hat da leichte Soul-Einflüsse in seinem Chicago-Blues.

(Bild: Rhino Atlantic / Collectables)

Ab und zu höre ich auch echt gerne Bruce Springsteen. ,Darkness On The Edge Of Town‘ ist ein Tipp. Ich liebe die Melancholie in den Liedern, wie überhaupt in der Musik. Springsteen ist da ein Meister, er macht Drei-Minuten-Lieder, die haben für mich den Inhalt eines Romans in komprimierter Version. Es geht eben um gute Geschichten. Ich glaube der berühmte Bassist und Songwriter Willie Dixon hat mal gesagt: „The blues are the facts of life“. Das heißt nichts anderes, als dass im Blues alles enthalten ist, was das Leben ausmacht.”

(Bild: Columbia/Sony Music)
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