Das Klassik-Intermezzo

Interview: Kirk Hammett & Metallica

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(Bild: Anton Corbijn)

Mit ‚S&M2‘ versüßen Metallica sich und uns die Wartezeit zum nächsten Studio-Album. Das könnte, wenn man Gitarrist Kirk Hammett glaubt, genauso spannend werden, wie seine aktuelle Lieblingsmusik, seine Vintage-Gitarren, seine Horrorfilm-Devotionalien und seine Begeisterung für deutschen Schlager. GITARRE & BASS hat ihn dort angetroffen, wo sich die Coronavirus-Pandemie am besten aussitzen lässt – auf seinem hawaiianischen Zweitwohnsitz.

Das sei, so der 57-Jährige lachend, wahrscheinlich die beste Entscheidung seines Lebens gewesen: Er hat Mitte März, als sich das volle Ausmaß der Coronakrise abzeichnete, die Flucht nach Hawaii angetreten – mit seiner Familie und seinen Lieb­lingsgitarren. Seitdem ist Kirk Hammett – wie alle Amerikaner, die sich das leisten können – zu Hause, das er lediglich in Notfällen verlässt. Sein gesamtes Leben spielt sich hinter hohen Mauern, aber mit Palmen und Meerblick ab. Und mit dem Luxus eines giganti­schen Pools, eines Heimkinos, einer Haushälterin/Köchin und eines Musikzimmers, das ein gutausgestattetes Studio und einige seiner erklärten Lieblingsgitarren umfasst. Sein Homeoffice.

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Denn Metalli­ca, so betont der angegraute Lockenkopf, seien keineswegs untätig. Mit dem frisch genesenen James Hetfield bastelt man eifrig an Material fürs nächste Studio-Album und überbrückt die Wartezeit, die noch locker ein bis zwei Jahre dauern dürfte, mit ‚S&M2‘. Eine Fortsetzung des Klassik-Ausflugs von 1999, die im letzten Herbst in San Francisco aufgeführt wurde und eine Reihe von Überraschun­gen birgt. Darunter eine Kontrabass-Version von ‚(Anesthesia) Pulling Teeth‘ vom ’83er Frühwerk ‚Kill ‘Em All‘ und eine Interpreta­tion von Alexander Mossolows ‚Die Eisengießerei‘ von 1928. Dinge, die Hammett nur zu gerne erklärt.

INTERVIEW

Kirk, erinnerst du dich noch, wie ihr euch 1999 – beim ersten Klassik-Ausflug – gefühlt habt? Wie groß war damals die Herausforderung?

Beim ersten Mal war das völliges Neuland für uns. Etwas, an dem wir uns noch nie zuvor versucht hatten – nämlich mit einem kompletten Orchester zu spielen. Von daher waren wir schon etwas besorgt, denn wir wussten ja nicht, ob es funktionieren würde und ob wir das hinkriegen – also was die Aufnahme betrifft und vom Spielerischen her. Wir haben eine Menge Zeit und Energie investiert, um sicherzu­stellen, dass wir gut vorbereitet waren. Sprich: Wir haben wahnsin­nig viel geprobt, mit dem Sinfonie-Orchester und ohne. Als es dann an die Shows ging, haben sie ziemlich gut funktioniert: Das Orches­ter war hinter uns, wir standen ganz vorne auf der Bühne und es ver­lief alles nach Plan, ohne größere Zwischenfälle.

Und zwanzig Jahre später?

Zwanzig Jahre später hatten wir genug Erfahrung, um zu wissen, was uns erwartet. Und die Aufnahme-Technik hat sich derart verbessert, dass wir noch enger mit dem Orchester arbeiten konnten. Dank der kabellosen Technik und der Qualität der neuen Mikrofone. Aber auch dadurch, dass alles kleiner geworden ist. Und wir haben erkannt: Wenn wir auf einer offenen Bühne inmitten der Halle spielen, können wir das gesamte Orchester kreisförmig um uns herum anordnen und viel besser mit den einzelnen Sektionen kommunizieren. Etwa mit der perkussiven Abteilung, den Holzbläserinstrumen­ten, den Streichern, den Bläsern. Das hat die Kom­munikation enorm vereinfacht. Gerade bei den richtig heftigen Passagen konnte ich jetzt einfach zu den Celli rübergehen, Augenkontakt mit den Musikern haben und hören, was sie da spielen. Das hat einen riesigen Unterschied gemacht. Denn auf diese Weise fühlten wir uns eingebundener – als ob die Band ein Teil des Orches­ters war.

(Bild: Anton Corbijn)

Also alles viel leichter als früher?

Ja, und das liegt hauptsächlich an der Technik. Am In-Ear-Monitoring und dass man keine Monitore mehr auf der Bühne braucht. Ich hatte zum Beispiel nur einen einzigen am Start, den ich für spezielle Sachen brauchte, bei denen er unab­dingbar war. Aber es ist wirklich so, dass die Technik das Ganze enorm vereinfacht und dafür gesorgt hat, dass alles viel reibungs­loser vonstattenging als beim letzten Mal.

Gleichzeitig scheint ihr als Band auch ein bisschen mutiger geworden zu sein. Was sich allein daran manifestiert, dass ihr euch auf eine Interpretation von Alexander Mossolows ‚The Iron Foundry‘ eingelassen habt. Wie seid ihr auf den russischen Avantgarde-Komponisten gekommen?

Das war ein Vorschlag von Michael Tilson Thomas, dem Dirigenten und Leiter des Orchesters. Und der Grund war, dass es aus einer Phase der klassischen Musik stammt, in der viele dieser russischen Komponisten versucht haben, den Klang der Industrialisierung einzufangen – von Fabriken, Maschinen und den im Akkord schuf­tenden Arbeitern. ‚Die Eisengießerei‘ ist eines der bekanntesten und wichtigsten Werke von Mossolow. Als ich es zum ersten Mal hörte, dachte ich: „Das ist perfekt. Das passt wirklich gut zu uns.“ Es schlägt eine Brücke zwischen dem, was die Komponisten dieser Zeit probiert haben, und dem, worum es uns ging: Nämlich eine Metal-Band und ein Orchester zusammenzubringen, um ein ähnli­ches Ergebnis zu erzielen. Ich habe eine Menge davon gelernt, genau wie über eine Phase der russischen Klassik, von der ich gar nicht wusste, dass sie existiert. Jetzt stehe ich total darauf.

Das Orchester selbst führt zudem die ‚Scythian Suite‘ von Sergei Prokofjew auf – bei deren Premiere 1916 die Zuschauer reihenweise aus dem Theater geflüchtet sind. Sie galt als „schockierend“.

Stimmt! Sie wurde in ihrer Zeit als „vulgär“ erachtet. (lacht) Das ist der Begriff, den die Leute früher ver­wendet haben, wenn sie Musik hörten, die sie als anstößig oder provokant empfanden – oder als derart anders, dass sie sie schlichtweg nicht verstanden. Da haben sie den Begriff „vulgär“ ver­wendet. Heute benutzt das kaum noch jemand im Zusammenhang mit Musik. Und wenn ich es irgendwo aufschnappe, denke ich: Oh, die müssen über klassische Musik reden. Einfach, weil das damals ein sehr populärer Begriff war. Ich finde ihn eher lustig. (lacht)

Zumal heutzutage nichts mehr schockierend ist?

Ja, was ist heute noch vulgär? (lacht) Ich meine, es gibt sogar ein Genre für vulgäre Musik, das die Leute lieben – es heißt Punkrock. Und ich für meinen Teil finde ihn toll! (lacht)

(Bild: Anton Corbijn)

 

Die Setlist ist diesmal auch ein bisschen anders als vor 20 Jahren. Ihr habt Stücke der letzten drei Alben hinzugefügt und zugleich alte gestrichen. Nach welchen Kriterien seid ihr da vorgegangen?

Wir brauchten das einfach. Wir konnten ja nicht noch einmal dasselbe machen. Schließlich haben wir seitdem eine Tonne an neuen Songs geschrieben und fanden es wichtig, sie auch zu berücksichtigen. Zumal Songs wie ‚Halo On Fire‘ oder ‚The Day That Never Comes‘ geradezu perfekt für die sinfonische Umsetzung erschienen. Insofern mussten wir sie da unterbringen. Und bei jenen, die auf beiden Veröffentlichungen vertreten sind, haben wir die Arrangements der Streicher komplett überarbeitet. Auch sie klingen jetzt ganz anders, was toll ist. Am deutlichsten wird das wohl bei den Streicher-Arrangements von ‚Enter Sandman‘, die viel moderner und zugleich auch eindringlicher anmuten. Insofern ist das eine weitere coole Sache, eben dass wir in der Lage waren, alles ein bisschen zu verändern und mit dieser Veröffentlichung etwas wirklich Neues anbieten zu können.

Die größte Überraschung auf dem Album ist aber ‚(Anesthesia) Pulling Teeth‘ von ‚Kill ‘Em All‘, mit dem niemand gerechnet hätte – eben, dass ihr soweit zurückgeht.

Damit haben wir wirklich alle verblüfft. (kichert)

Ganz zu schweigen von der Art, wie ihr den Song – einen Tribut an euren verstorbenen Bassisten Cliff Burton – angegangen seid. Nämlich mit einem Kontrabass …

Ursprünglich war es nur eine Solo-Einlage, aber dann entschieden wir uns, da miteinzusteigen, wodurch es den Anschein hatte, als ob Cliff mit uns jammen würde. Dabei ist es natürlich Scott Pingel, der da einen umwerfenden Job erledigt und das Stück wirklich auf ein ganz neues Level geführt hat. Er hat es geschafft, Cliffs Basssound mit einem Kontrabass, einem klassischen Instrument, hinzubekommen. Und das hat mich umgehauen. Zumal er dafür noch einen Bogen benutzt hat. Also ich hätte nie für möglich gehalten, dass das funktioniert.

Aber er hat es wirklich geschafft, alle wichtigen Noten, alle Licks und alle wichtigen Themen des Basssolos hinzukriegen – und das Ganze dann noch mit einem ähnlichen Gefühl zu spielen, wie Cliff es getan hätte. Er hat das wirklich toll gemacht, und es war großartig, ihn dabei zu beobachten, denn bei den Proben hatte er das nur kurz angedeutet, aber nie durchgespielt. Und nach Ende der ersten Show konnte ich nur noch mit dem Kopf schütteln, meine Augen waren weit aufgerissen, mein Mund stand offen und ich dachte: „Oh mein Gott, der Geist von Cliff Burton ist in dich gefahren, Scott Pingel.“ (kichert) Er hat so einen tollen Job geleistet, dass es eine wunderbare Ergänzung zu diesem Album ist – eine, mit der niemand gerechnet hätte.

Welches Equipment hast du bei ‚S&M2‘ eingesetzt?

Im Grunde meinen Standard-Kram, also mein Fractal-Sound. Dahinter verbergen sich ein Mesa Boogie Dual Rectifier und ein Randall-Meathead-Amp, die miteinander gemischt werden. Eben ein kombinierter Sound, den ich mit meinem Fractal sample, und der mir meinen Rhythm- und Lead-Sound liefert. Den habe ich während der gesamten Show verwendet, und bin wirklich sehr zufrieden mit der Beständigkeit des Fractals. Ich meine, egal, wohin ich das Teil mitnehme, es klingt zuverlässig gut, was mit Verstärkern ja nicht immer der Fall ist. Gerade bei Marshalls – du stellst sie in einen Raum und sie klingen toll. Dann wechselst du den Raum und sie klingen plötzlich komplett scheiße. (lacht) Du positionierst ein Mikrofon fünf Zentimeter entfernt vom Lautsprecher und es klingt ganz anders als bei vier Zentimetern. Dann kommt es noch darauf an, was dein Verstärker auf der 1000km-Fahrt der letzten Nacht vom Wetter abbekommen hat. Im Ernst: All diese Sachen haben einen Effekt auf deinen tagtäglichen Gitarren-Sound. Ganz zu schweigen von den üblichen Spannungsproblemen oder so etwas wie durchgeschmorte Röhren. Gerade Marshalls brauchen nach einer gewissen Zeit einfach einen gründlichen Check-up.

Ich konnte meinen als Radio verwenden – die Senderauswahl hat sich nach dem entsprechenden Raum gerichtet.

(lacht) Als mir das passiert ist, habe ich einfach immer zu der Musik mitzuspielen versucht, die gerade aus meinem Verstärker kam. Insofern war das schon nervig, aber es hatte halt auch etwas Witziges.

Welche Gitarren hast du für die Show eingesetzt? War die 59er-Les-Paul, die du von Peter Green und Gary Moore übernommen hast, auch dabei?

Ja, Greeny begleitet mich auf Schritt und Tritt. Egal, wo ich mich aufhalte – Greeny ist in meiner Nähe (Das Interview fand wenige Tage vor Peter Greens Tod statt, siehe auch Seite 12; Anm. d. Red.). Deshalb musste Greeny auch Teil dieser Show sein. Schließlich hat sie – soweit ich weiß – noch nie mit einem Orchester gespielt. Und es war einfach toll, sie da einsetzen zu können. Außerdem habe ich ein paar von meinen ESP-Modellen benutzt, und bei einem Stück auch eine Coral Sitar von Silvertone. Ach, und dann noch eine 55er-Fender-Strat, die ich seit neuestem für ‚Nothing Else Matters‘ verwende, weil sie dem Song einen ganz anderen Sound gibt als auf der Original-Aufnahme. Und weil es ein Sound ist, den ich sehr mag. Er verleiht dem Song neuen Glanz.

(Bild: Anton Corbijn)

Wie kommt es, dass du Greeny noch keinen Namen eines Horrorfilmklassikers oder Horrorfilmdarstellers verpasst hast, wie du es sonst immer tust?

(lacht) Das ist nur eine Frage der Zeit. Zumal ich sie auch gerade bei einem Projekt mit Edwin Outwater, neben Michael Tilson Thomas der zweite Dirigent der S&M-Konzerte, eingesetzt habe. Wir haben uns wunderbar verstanden, weil er genauso auf Horrorfilme steht, wie ich. Also haben wir zusammen an einem Instrumentalstück gearbeitet, das ein Horror-mäßiges Thema aufweist. Wir wollen es nächsten Monat mit dem Sinfonie-Orchester aufnehmen und dann im Oktober mit dem Vancouver Sinfonie-Orchester aufführen. Also vorausgesetzt, dass sich die Welt bis dahin noch dreht.

Metallica haben sich die letzten Jahrzehnte an Coverversionen, Avantgarde-Projekten und klassischer Musik versucht. Was kommt als nächstes – im Grunde kann es nur Jazz sein, oder?

Also ich stehe seit Jahren auf Jazz. Und deshalb könnte es durchaus so etwas wie Jazz-Fusion werden. Ich denke, das wäre möglich. Also etwas in der Art vom Mahavishnu Orchestra oder etwas Folkigeres wie The Headhunters oder auch richtiger Funk wie man ihn von den Ohio Players oder The Bar-Kays kennt. Ich stehe tierisch auf Funk, Jazz und Latin – genau wie Rob. Wir beide tauchen ständig in diese Stile ein, wenn wir jammen. Und wir haben noch eine zweite Band, The Wedding Band, mit der wir jede Menge Funk spielen. Von daher wären Rob und ich sehr wohl in der Lage, in diese Richtung zu gehen. Wir müssten nur die anderen beiden überzeugen, dass es sich lohnen würde, da Zeit und Mühe zu investieren.

Gleichzeitig sprichst du seit den frühen 2000ern von einem Solo-Album. Wird das je passieren?

Ich denke, dass die Zeit näher rückt. Ich habe das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern wird. Dass ich an einem Punkt in meiner Karriere und meines musikalischen Lebens bin, an dem ich damit anfangen sollte, die Musik zu veröffentlichen, die ich ganz für mich alleine geschrieben habe und die seit Jahren Staub ansetzt. Ich denke, dass zumindest ein bisschen davon in den nächsten zwei, drei Jahren das Licht der Welt erblicken wird. Und dieses Instrumental, das ich mit Edwin geschrieben habe, ist nichts anderes als der dritte Teil zu zwei ähnlichen Stücken, die ich ursprünglich für meine Museums-Show komponiert habe. Es sind Instrumentals mit einem Horror-Thema. Und ich arbeite bereits an einem vierten Teil, den die Leute hoffentlich bald im Rahmen einer musikalischen Suite zu hören bekommen.

Demnach hast du endlich eine Ausstellung deiner Horrorfilm-Memorabilien zusammengestellt, die du über die Jahre zusammengetragen hast?

In den Staaten mache ich das schon eine ganze Weile, seit vier oder fünf Jahren – in diversen Museen. Ich hatte auch schon eine Ausstellung in Toronto. Und ich hoffe, dass ich bald den Sprung nach Europa schaffe, weil es dort ein riesiges Publikum für Horror-Memorabilien wie Original-Filmposter, Kostüme und was auch immer gibt. Die Musik, über die ich gerade gesprochen habe, resultiert aus diesen Ausstellungen.

Wann werden Rob und du diese verrückten Cover-Versionen veröffentlichen, die ihr im Rahmen der letzten Tournee zum Besten gegeben habt? Wie seid ihr überhaupt auf solche obskuren Sachen wie ‚Skandal Im Sperrbezirk‘ gekommen?

Na ja, ich habe halt eine Menge über Schlager gelernt…

Bassist Robert Trujillo (Bild: Anton Corbijn)

Das meinst du nicht ernst?

Heilige Scheiße! (lacht) Im Ernst: Wie kommt ihr nur auf so etwas? Und wie könnt ihr das gut finden? Als wir nach Deutschland gekommen sind, haben Rob und ich in die Hände geklatscht und gesagt: „OK, was wird es heute sein? Welchen verrückten Kram können wir hier auffahren?“ Und ich muss sagen, dass ihr wirklich eine große musikalische Bandbreite habt, und dass ich sehr von deutschen Musikern inspiriert bin. Egal, ob es Bach, Strauss, Beethoven oder Michael und Rudolf Schenker sind…

Was für eine Kombination!

Im Ernst! Das sind die Musiker, die mich am meisten bewegen. All diese klassischen Komponisten sind einfach umwerfend. Und es sind zu viele, um sie alle aufzulisten und entsprechend zu würdigen. Dann sind da noch zeitgenössische Leute wie Wolf Hoffmann, der einen riesigen Einfluss auf mich hat. Genau wie Bands wie Nektar oder Lucifer’s Friend, die ich schon in den späten 70ern mochte, als ich noch ein Teenager war. Diese Musik hat mich einfach angesprochen. Aber Schlager ist etwas ganz anderes, und Mann, gibt es da verrückte Sachen! Ich meine, ich weiß, dass es Musik ist, zu der die Deutschen trinken, aber das ist stellenweise wirklich heftig. Also ich für meinen Teil höre da lieber Neu!. Einfach, weil sie tolle Konzepte und einen großartigen Drum-Beat hatten. Darauf stehe ich total. Genau wie auf Tangerine Dream. Ich höre mich gerade durch diese Welt. Also durch wirklich progressive Musik.

Den deutschen Krautrock der frühen 70er?

Ich scheine langsam intelligent genug zu werden, um ihn zu verstehen. (lacht) Und ich liebe Tangerine Dream. Ich erachte das als wirklich wichtige Musik. Natürlich klingt sie stellenweise ein bisschen veraltet. Und sei es nur, weil sich die Sounds, die sie verwenden, heute so einfach produzieren lassen. Aber damals waren sie extrem schwer herzustellen, weil es keine Computer gab. Man konnte sie nicht so leicht editieren wie heute, sondern es basierte alles auf Schnitttechnik und dem Zusammenfügen von Tonbandschnipseln. Kurzum: Es war total verrückt. Und die damaligen Synthesizer haben einen ganzen Raum in Anspruch genommen, um Sounds zu kreieren, die sich jetzt mit einem Mobiltelefon erstellen lassen. Das ist Wahnsinn.

Verrätst du noch, wie weit ihr mit dem neuen Studio-Album seid, das ihr nach Ende der wegen Corona abgebrochen Tournee angehen wolltet?

Wir sind gerade dabei, Ideen zusammenzutragen. Das bedeutet, dass wir uns sämtliche Riffs anhören und die besten herauspicken. Im Idealfall werden daraus Songs – sofern sie sich dafür eignen. Und das ist der aktuelle Stand der Dinge. Wobei wir 2020 nicht zu einem komplett verlorenen Jahr werden lassen wollen, wie es das für so viele Leute ist. Wir bemühen uns, es irgendwie zu retten. Und wir haben festgestellt, dass wir auch dann zusammen aufnehmen können, wenn wir voneinander getrennt sind. Das haben wir zum Beispiel erst letzte Woche getan. James war in Colorado, Lars in San Francisco, Rob in Los Angeles und ich hier auf Hawaii. Trotzdem konnten wir zusammen an Musik arbeiten. Und allein das ist sehr, sehr aufregend.

Sänger und Rhythmusgitarrist James Hetfield (Bild: Anton Corbijn)

Hast du diesmal mehr Ideen beizusteuern als beim letzten Album, als sie dir sprichwörtlich verlorengingen?

Oh Mann, ich habe über 600 Ideen! Letztes Mal hatte ich ja mein Mobiltelefon verloren, auf dem ich alles gespeichert hatte – ohne ein Backup anzufertigen. Also habe ich diesmal überkompensiert. (lacht) Ich habe sichergestellt, dass ich wirklich genug Sachen am Start habe – also mehr als genug. Es sind tonnenweise Songideen, weil ich es wirklich auf die Spitze getrieben habe.

Also reden wir von einem analog aufgenommenen, Krautrockgeprägten Dreifach- oder Vierfach-Album?

Hoffentlich! Ich werde jedenfalls mein Bestes geben …

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2020)

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