Ein Gespräch mit Anderson und O‘Malley

Drones vom Shoshin Duo: Sunn O))) im Interview

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(Bild: Luke Bonert)

Lässt sich das Klangerlebnis eurer Live-Show überhaupt auf Tonträger bannen?

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Greg: Für mich sind es eher unterschiedliche Erfahrungen. Andererseits ist Albini ein Meister darin, eine Band mit ihrem Klang einzufangen. Wenn du live deine Dinge beieinander hast, ist er möglicherweise der richtige Partner für deine Aufnahmen. Insofern ist ‚Life Metal‘ wohl das Album, das unseren Klang am besten reproduziert. Das Album entstand im Moment. Wir haben quasi mit unser kompletten Backline gespielt und es gibt lediglich kleine Zusätze, die Texturen ergänzen, etwa vom Moog-Synthesizer.

Stephen: Ich sehe die Aufgabe eines Studioalbums nicht darin, dem Live-Erlebnis gerecht zu werden. So können wir zwei unterschiedliche Aspekte unserer Musik präsentieren. Ein Album bietet uns Raum, konzeptioneller zu arbeiten oder Gäste einzuladen. Live bietet sich hingegen die Möglichkeit, den Klang in umhüllender Form darzubieten. So gibt es Menschen, die Sunn wegen des Klangspektakels live erleben möchten und sich weniger für die Alben interessieren. Viele andere finden Zugang zu unseren Alben, ohne uns je live gesehen zu haben. Inhaltlich handelt es sich aber in beiden Fällen um Sunn. Wir wissen auch nicht, wie man unsere Alben hört – über Kopfhörer, ein HiFi-System oder im Auto. Man mag den Sound weniger körperlich erleben, aber ist dafür eventuell entspannter und empfänglicher. Dazu lassen sich durch Wiederholung zusätzliche Details in den Titeln entdecken.

Greg: Die Hauptsache ist es, dass man unsere Musik hört und sich mit ihr verbunden fühlt. Es gibt keine empfohlene Art des Konsums unserer Musik. Wir sehen es positiv, dass man mit Sunn unterschiedliche Erfahrungen machen kann.

Wie viel Raum für Improvisation gibt es live?

Greg: Unsere Songs sind Gerüste, die wir teils auf Papier in der Bühnenmitte platzieren und auf die wir uns beziehen können, aber nicht müssen. Die Rückkopplungen hängen von der Bühnenposition in Relation zu den Boxen ab. Hinzu kommt die Fingerposition, das Abdämpfen der Saiten sowie der Pegel- und Tone-Regler der Gitarre.

Stephen: Ich versuche, auf den Resonanzen zu surfen. Der Anschlag der Saite mit dem Plektrum ist auf das Anschieben der Schwingung reduziert, während ich den Rest durch Mikropositionierungen meines Körpers erledige – eine Entdeckungsreise.

Greg: Ein Album ist eine Momentaufnahme unserer Musik, die Live-Show eine andere. Es gibt keine Absicht, ein Ereignis exakt zu wiederholen – das hält die Musik frisch. Allerdings gibt es durchaus Zeitpunkte, in denen wir zu bestimmten Dingen neigen, weil diese sich klanglich als vorteilhaft erwiesen haben. Generell geht es uns aber um den Moment, in dem teils magische Dinge passieren können.

Interagierende Schwingungen bei der Rückkopplung?

Stephen: Genau. Diese Schwingungen sind allerdings oft Teil der Komposition, wobei wir die Länge und Geschwindigkeit offen halten. Ich würde bei Sunn nicht von echter Improvisation sprechen, sondern die Musik als lebendig bezeichnen in Abgrenzung zum Spiel zu einem Playback.

Überträgt sich der Klang trotz Gehörschutz richtig an die Zuhörer?

Stephen: Ein guter Teil des Live-Erlebnisses erfolgt über den Körper. Ich hoffe, dass das Erlebnis hinreichend ist, denn es geht darum, in die Klangenergie einzutauchen.

Greg: Das mag auch gelingen, weil unser Sound bassintensiv ist und nicht aggressiv nach oben heraus.

Stephen: Dazu arbeiten wir mit Röhrenverzerrungen, die harmonische Obertöne begünstigen. Bei übersteuerten digitalen Geräten würde es deutlich unangenehmer klingen.


(erschienen in Gitarre & Bass 12/2023)

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