Kleine Klassiker

Test: Tone City Tremble, Angel Wing & Summer Orange

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Geht es um ganz viel Pedal für ganz wenig Geld, ist Tone City eigentlich nicht mehr wegzudenken. Warum das so ist, stellt der Hersteller mit seinem Tremble-Tremolo, dem Summer-Orange-Phaser und dem Angel-Wing-Chorus abermals eindrucksvoll unter Beweis.

Alle drei Testpedale kommen in ausgesprochen platzsparenden Mini-Gehäusen, die 95×45×48mm messen und in knalligem Orange (Summer Orange), edlem Lila (Tremble Tremolo) oder einem satten Blau (Angel Wing) lackiert sind. Das Layout ist bei allen drei Pedalen identisch: Über dem Fußschalter und einem großen transparenten Regler in der Mitte befinden sich jeweils zwei kleine Potis am oberen Ende des Gehäuses. An den Flanken der Pedale befinden sich versetzt die kräftig greifenden Klinkenbuchsen. Mit ausreichendem Abstand ist etwas weiter oben an der rechten Flanke der Anschluss für das 9V-Netzteil platziert.

Anzeige

Eine kleine Besonderheit ist die Status-LED, welche in den transparenten Drehregler integriert ist, was für einen netten, optischen Effekt sorgt. Ein Blick in das Innere der Geräte verrät wenig, da hier nur die Unterseite der offensichtlich sauber bestückten Platinen zu sehen ist. Für eine Batterie ist freilich kein Platz mehr, was aber angesichts des kleinen Formats vollkommen verzeihlich ist.

RETRO, RETRO, RETRO

Nicht nur die gute Verarbeitung, die hübsche Aufmachung und die tolle Haptik haben die Tone-City-Pedale gemein – auch klanglich befinden sich die Geräte auf einer Linie. Hier geht es ganz klar um Retro-Sounds des vergangenen Jahrhunderts. Das Tremble Tremolo orientiert sich laut Hersteller an den Tremolo-Einheiten alter Fender-Amps, die ja bis heute für eben diesen Effekt unheimlich beliebt sind. Am Verstärker wird das Tremble dieser Beschreibung zumindest in Teilen gerecht. Der Tremolo-Effekt hat einen ausgesprochen weich an- und absteigenden Wellencharakter, der in keinster Weise nach fiesem Sägezahn klingt.

Während die Regler für „Speed“ und „Depth“ selbsterklärend sind, ist das „Level“-Poti für die Gesamtlautstärke verantwortlich und bietet die Möglichkeit, den Verstärker in der Vorstufe noch ein wenig zu kitzeln, was zusammen mit dem Tremolo-Effekt für einen charmanten Crunch-Sound sorgt. Der Speed-Regler verleiht dem Tremble-Pedal eine Menge Flexibilität: Von langsam wabernden Swell-Klängen bis hin zum Zitteraal deckt das Gerät eine große Spannbreite verschiedenster Tremolo-Sounds ab. Ähnlich flexibel zeigt sich der Angel-Wing-Chorus. Auch hier orientiert man sich deutlich an Vintage-Klassikern wie beispielsweise dem Boss Super Chorus oder dem

jüngeren CE-5. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, die klangliche Fülle eines alten Boss CE-1 erreicht das Angel-Wing-Pedal nicht, was aber angesichts der preislichen Differenz vollkommen in Ordnung ist – man muss die sprichwörtliche Kirche auch mal im Dorf lassen. Trotzdem macht dieses Gerät richtig viel Spaß, da auch hier dank des „Rate“-Reglers eine breite Palette unterschiedlicher Chorus-Effekte angeboten wird.

Auf Linksanschlag bekommt man einen schönen, an die frühen 80er-Jahre erinnernden Chorus-Effekt, der sich in einer Police-Coverband sicher gut machen würde. Von hier aus kann man sich bis hin zu einem schnellen, fast schon Uni-Vibe-ähnlichen Vibrato-Effekt hocharbeiten, wobei das „Level“-Poti eine besondere Rolle spielt. Hier handelt es sich nicht etwa um einen Master-Volume-, sondern um eine Art Effekt-Level-Regler, welcher die Lautstärke des Chorus-Effekts bestimmt. Gerade bei voll aufgedrehten Rate- und Depth-Reglern kann man mittels dieses Parameters dafür sorgen, dass der an sich sehr warm und weich klingende Effekt nicht zu aufdringlich wird.

Einen deutlich aufdringlicheren Charakter weist zu guter Letzt der Summer-Orange-Phaser auf. Klar: Phaser, Orange… da ist der gedankliche Sprung zum MXR Phase 90 nicht besonders groß. Tatsächlich geht Tone City hier jedoch einen etwas anderen Weg, obwohl es sich ebenfalls um einen klassischen Four-Stage-Phaser handelt. Im Praxistest lasse ich den Feedback-Regler zunächst vollkommen zugedreht und stelle erfreut fest, dass bereits das Zusammenspiel von Depth- und Rate-Poti eine große Bandbreite unterschiedlichster Phaser- und Uni-Vibe-Sounds ermöglicht. Vor allem mit sehr schneller Modulation lässt sich der Sound dank des gleichmäßig arbeitenden Depth-Reglers so fein abstimmen, dass man dem Signal genau die richtige Menge Effekt hinzufügen kann. Dreht man nun das Feedback-Poti langsam auf, wird ein Teil des Effektsignals abermals durch den Schaltkreis geführt, was dafür sorgt, dass sich eine ausgeprägte Nase in den obersten Mitten bildet, die insbesondere für beißende Lead-Sounds sehr interessant und durchsetzungsstark sein kann.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Es ist doch immer wieder erstaunlich, was man im Jahre 2022 für einen wirklich schmalen Taler geboten bekommt. Tone City hat sich zu Recht den Ruf erarbeitet, authentische Vintage-Sounds zu einem absolut unschlagbaren Preis anzubieten. Gerade, wenn das Budget für ein neues Effektpedal eher begrenzt ist, bekommt man hier einfach richtig viel Sound für sein Geld. Bedenkt man dazu auch noch die gute Verarbeitung und die coole Optik, sind diese Pedale im Grunde No-Brainer.

PLUS

● authentische Retro-Sounds
● klangliche Flexibilität
● kompaktes Format
● Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Im Test: J. Rockett Uni-Verb +++ G&L Fullerton Deluxe LB-100 +++ Dowina Albalonga GACE HiVibe +++ Nik Huber Bernie Marsden Signature +++ Fender Acoustasonic Player Telecaster +++ Gibson Dave Mustaine Signature Flying V +++ Börjes JB-Custom 5 DLX-Multiscale +++ EarthQuaker Devices Ghost Echo by Brain Dead +++ Blackstar St. James 50/EL34 112 Combo +++ Harley Benton Double Pedal Series

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren