Gibson x Gene = G2

Test: Gibson Gene Simmons G2 Thunderbird

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(Bild: Dieter Stork)

Schon in den 70ern war Kiss-Bassist Gene Simmons mit Gibson-Bässen zu sehen, bevor es ihn zu teilweise buchstäblich anderen Äxten verschlug. Nun schließt sich der Kreis mit dem G2-Signature-Thunderbird. Was sich der God of Thunder da wohl ausgedacht hat?

Just an dem Tag, an dem ich diesen Test abschließe, wird der geschäftstüchtige Gene stolze 73 – und ist zwar mit Kiss fast fertig, mit dem Musik- und Instrumenten-Business aber noch lange nicht! Er hat gerade ganz frisch den G2 am Start. Das Kürzel steht für „G-squared“, also G hoch zwei. Dabei soll der Bass auch noch Rock’n’Roll hoch zehn transportieren.

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CALLING DR. BASS

Egal ob Signature-Bass oder Standard-Stangenware, ein guter Bass fängt mit einer guten Holzbasis an. Da gibt es bei Gibson im Allgemeinen und beim Thunderbird im Speziellen natürlich Erwartungen, die der Simmonsbird erfüllt – teilweise. Korpus und Hals sind aus Mahagoni, das Griffbrett aus Ebenholz. Allerdings ist der Hals eingeleimt statt durchgehend, entsprechend hat man sich den erhöhten Mittelteil, mit dem sonst der Hals durch den Body geht, gespart. Streng genommen haben wir es hier demnach mit einem Thunderbird Studio zu tun, wie es ihn ab Mitte der Nullerjahre für einige Zeit gab. Optik ist immer Geschmackssache, und so werden sich auch an diesem Bass die Geister scheiden.

Korpus und Hals haben eine Einfassung bekommen, die beim Korpus fünfschichtig, beim Hals einschichtig ist. Wie sich das gehört, ist das Binding hier an den Bundenden „hochgezogen“, was in Wirklichkeit bedeutet, dass die Enden mit eingefasst werden und dann das überstehende Material entfernt wird. Das ist sauber gemacht, auch an kritischeren Stellen wie den obersten Bünden und am Griffbrettende. Die akkurat eingesetzten Reverse-SplitDiamond-Einlagen, die Gene sich ausgesucht hat, waren extremst selten auf Gibson-Bässen zu sehen. Gibson-Afficionados kennen sie von so unterschiedlichen Instrumenten wie der Trini-Lopez-Gitarre aus den 60ern oder Explorer- und SG-Modellen aus den späten 80er- und 90er-Jahren.

Augenfälligstes Merkmal sind das große Pickguard und die Abdeckung des Halsstabzugangs auf der Kopfplatte, beide aus spiegelnd hinterlegtem, transparentem Plastik, die schön mit dem auf Hochglanz gebrachten schwarzen Nitrolack kontrastieren. Das eigens designte Logo auf dem Pickguard deutet mit einem T-Bird und einem Flying-V-Bass schon mal an, dass da wohl noch mehr kommt. Eigentlich war auch dieser Bass schon in einer weiteren Farbe angekündigt, und auch G2s von Epiphone und Kramer. Wir werden die Augen offen halten!

Die Tonabnehmer sind moderne T-Bird-Typen, Humbucker in schwarzen Plastikgehäusen. Es mag ja vor allem Optik sein, aber ich mag es, wenn Pickups parallel zu den Saiten ausgerichtet werden können. Das geht optimalerweise mit drei oder vier Schrauben je Pickup, was das Gehäuse der beiden hier verbauten problemlos zulassen würde. Stattdessen gibt es derer zwei, die beide Abnehmer hier in Schieflage fixieren … dabei hat man sie schon mit Schaumstoffstückchen unterfüttert.

Je zwei Federn übernehmen die eigentliche Höhenverstellung einigermaßen souverän. Das geht besser, wie schon der Bicentennial Bird zeigte. Wie bei Genes Bicentennial sitzt die Ausgangsbuchse da, wo er sie am liebsten hat: in der Zarge. Bevor das Signal da landet, geht es noch durch zwei Volume- und einen Tone-Regler, ganz wie beim Jazz Bass. Top-HatKnöpfe mit silbernen Inserts zeigen die Potistellung über Ziffern von 1 bis 10 an. Der Blick ins E-Fach, das, wie üblich für Thunderbirds, ausgefräst ist und Platz für weitere Potis lässt, zeigt saubere Verarbeitung und ordentliche Lötstellen.

Sinnvoll modernisiert tritt immerhin die Hardware auf, die Hipshot liefert. Die Mechaniken vereinen Vintage-mäßig anmutende Flügel mit kleinen Wickelachsen und geringem Gewicht – bei einem T-Bird immer willkommen. Die massiv aussehende Brücke hört auf den schönen Namen SuperTone. Ich persönlich mag ja die reguläre Gibson-Brücke, kenne aber auch alle ihre Schwachpunkte – wer hat noch nicht beim Saitenwechsel auf dem Boden nach verloren gegangenen Saitenreitern gesucht?

Außer dieser Eigenheit beseitigt die aus Aluminium gefräste Brücke auch noch weitere: Die Saiten können in einem gewissen Rahmen in ihrem Abstand zueinander justiert werden, die Saitenhöhe kann für jede einzelne individuell eingestellt werden, die dicke Wicklung vor dem Ballend liegt nicht mehr auf dem Reiter auf. Wie gehabt werden die Saiten einfach eingehängt, was den Saitenwechsel zu einem Kinderspiel macht. Zwei Gurtpins, mittig am Korpusende und ebenso mittig am Halsfuß, vervollständigen die Hardware. Die haben zwar große Teller und halten den Gurt somit durchaus fest, trotzdem würde ich mir in dieser Preisklasse eine verriegelbare Option wünschen.

SHOUT IT OUT LOUD!

Schon Sir Isaac Newton wusste: Der Thunderbird ist kopflastig. Unser Testkandidat beweist, nicht zum ersten Mal, dass man das so allgemein nicht postulieren kann. In die Waagerechte will er schon, auch mit den leichten Mechaniken, da ist dann aber auch schon Schluss, wenn ein einigermaßen rauer Gurt benutzt wird – und der muss keine 180er-Schmirgelpapier-Unterseite haben. Das nicht zu geringe Gewicht hilft dabei. Eher kippt er über die Gurtpins nach vorne weg. Wer schon einmal einen T-Bird gespielt hat, wird sich auch auf dem G2 schnell zurechtfinden.

Schnell ist aber auch klar, dass Gene gerne einen anderen Halsschnitt für sein Signature-Modell wollte. Hat der normale T-Bird am Sattel Jazz-Bass-Maße und eine moderne C-Form, haben wir es hier mit 41 mm und etwas mehr Fleisch zu tun. Kein dramatisch anderer Bass, aber doch deutlich spürbar. Da der Testbass schon ein paar Spielspuren aufweist und offensichtlich nicht den direkten Weg eines fabrikneuen Instruments zu mir genommen hat, ist die Werkseinstellung nicht wirklich zu beurteilen. Die Saitenlage ist sehr gut und schnarrfrei in allen Lagen, an der Bundabrichtung gibt es also nichts zu meckern. Die Halskrümmung, einstellbar wie üblich an der Kopfplatte mit einer Sechskantnuss, die sich am beiliegenden Multitool findet, ist auch bestens. Nur in der Oktave hapert es. Das ist aber dank der Hipshot-Brücke viel einfacher und feiner als bei der klassischen Dreipunkt-Variante zu korrigieren.

SuperTone-Bridge (Bild: Dieter Stork)

Und was liefert der G2 nun am Amp? Thunderbird, Thunderbird, und nochmal Thunderbird. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das bedeutet vor allem ein fettes Bassfundament und reichlich Mitten. Ein Mischer bezeichnete meinen T-Bird als „Baumstamm mit mehr Mitten, als sein Mischpult rausfiltern könnte“. Das passt auch hier ganz wunderbar. Der Hochmitten/Höhenbereich wirkt zurückgenommen, ist aber da – den muss man nur am Amp etwas rauskitzeln. Das prädestiniert auch den G2 für den Einsatz mit Zerrsounds, die rund und harmonisch klingen.

Unglaublich gut kommen auf dem Bass Flageoletts und Pinch-Harmonics, die einen geradezu anspringen und mit viel Substanz und Sustain im Raum stehen, vor allem wenn der Steg-Pickup bevorzugt arbeitet. Der liefert dann auch, ganz ohne Zudrehen des Tone-Potis, einen erstklassigen Jaco-Sound ab. Klingt komisch, ist aber so! Mit Zudrehen wird es noch wärmer und am Ende des Regelweges doch ganz schön dumpf, ohne den definierten Punch komplett zu verlieren. Den Regler lasse ich ehrlich gesagt meistens in Ruhe …

Schön gleichmäßig läuft er aber, wie auch die Volume-Regler, die neben den Sounds der Einzel-Pickups auch gute Mischungen bieten. Beide voll aufgedreht liefern den allround-tauglichsten Ton. Das ist der klarste Sound, der dem Bass möglich ist – und der trotzdem noch immens in den Mitten drückt. Mein 91er-Bird klingt in allem etwas runder und trockener, aber der ist natürlich auch jahrelang eingespielt. Seine äußerlich sehr ähnlichen Tonabnehmer haben bei gleicher Grundcharakteristik etwas mehr Höhen, aber auch der Simmons hat noch einen Sound im Ärmel, den man weder mit Gene noch mit Gibson so richtig in Verbindung bringt: einen Slap-Ton zum Niederknien.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Wenn der Gott des Donners einen Donnervogel bauen lässt, muss etwas Gewaltiges dabei herauskommen! Oder? Der Gene-Simmons-Touch wird beim G2-Signature-Thunderbird schon deutlich. Hier ist mehr getan worden, als nur ein fancy Schlagbrett mit Gravur auf einen schwarzen Bird zu klatschen. Wie immer ist die Optik Geschmackssache – mir gefällt der Bass sehr. Die schiefen Pickups stören mich persönlich, und auch ein arretierbares Gurtsystem würde ich mir wünschen. Das darf bei dem Preis durchaus drin sein. Der ist andererseits im Vergleich zum normalen T-Bird nicht so viel höher, nur eben allgemein hoch. Pluspunkte ernten der robust wirkende Koffer und das praktische Multitool – und zu guter Letzt vor allem: der Sound! Der ist zwar nicht ganz so unvergleichlich, wie der gute Herr Simmons es herausposaunt, aber eben ein starker Thunderbird-Ton, und das dank der guten Hardware und Bundbearbeitung bei bester Einstell- und Bespielbarkeit!

PLUS

● Optik
● Bespielbarkeit
● Sound
● Hardware
● Koffer
● Multitool

MINUS

● Justagemöglichkeit der Pickups

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

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