Framus Goes China

Test: Framus Diablo Pro, Diablo Progressive X, Diablo Supreme, Panthera Supreme, Panthera Pro 7, Phil XG Artist Line

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Framus D-Series(Bild: Dieter Stork)

Go east! Diesem Motto folgte Hans-Peter Wilfer schon früh gegen jeden Trend. Als noch kaum jemand auf die Idee kam, geschäftlich mit China zu kooperieren, hatte der Warwick- und spätere Framus-Chef bereits die Nase im fernöstlichen Wind. Wenn überhaupt, dann wundern wir uns, dass er erst heute mit in China gefertigten Gitarren herauskommt.

H.-P. Wilfer: „Wir haben die Serie ja bereits vor Jahren entwickelt, aber da wir nicht die Größe von Fender, Ibanez oder auch ESP haben, ist es für uns nicht so einfach, eine Produktion in China auf die Beine zu stellen mit Preisen, die auf dem Markt akzeptiert werden. Unser Ziel war dabei, keine Billig-Serie herauszubringen, sondern Instrumente die werthaltig sind und dem Kunden einen hohen Gegenwert für den Preis bieten. Marcus (Spangler – Chefentwickler bei Framus) ist mehrfach im Jahr in China, um die Herstellung dort zu begleiten. Es geht uns nicht um Menge, sondern um gleichbleibende Qualität. Ich denke, das ist uns mit der Framus D-Serie gelungen.“

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In der neuen D-Series sind zunächst sechs verschiedene Modellvarianten gelistet: drei Ausführungen des Framus-Klassikers Diablo, die bewährte Panthera als 6- und 7-Saiter und ein Phil-X-G-Artist-Line-Modell. Framus hat große Anstrengungen unternommen, um seinen Instrumenten mit höchstem Anspruch an die Fertigungsqualität, an Handhabung und Klangeigenschaften allgemeine Akzeptanz, ja Weltgeltung zu verschaffen.

Von den Framus-Gitarren aus chinesischer Produktion – mit Endkontrolle vor Ort und nochmals in Markneukirchen – erwarten wir jedenfalls nicht weniger, als von den schon länger erfolgreich an den Markt gebrachten Warwick Rock-Bass-Alternativen. Nach und nach wird die D-Series dann auch noch durch weitere Framus Top-Designs wie Idolmaker, Diablo II und Panthera II ergänzt werden.

Framus D-Series(Bild: Dieter Stork)

line up

In den Ausführungen der D-Series, die fortan unter dem Begriff Standard gelistet werden, finden wir nicht nur vom Design her starke Parallelen zu den hochwertigen Pro-Series-Teambuilt-Versionen, auch in Sachen Tonholz, Hardware und elektrischer Ausstattung bleiben wir auf vertrautem Terrain.

Obwohl die Mahagonihälse der China-Versionen ihre Kopfplatten angesetzt bekamen und die Hälse aus Ahorn (wie auch alle Bodies) dreiteilig gefügt sind, kommen alle China-Modelle doch ebenfalls mit glänzend polierten Griffbrettern aus gewohnt hochwertigem Tigerstripe-Ebony, Framus-Mechaniken, Graphit-Sätteln, verchromter Hardware, Warwick Security Locks, dem leicht zugänglichen Framus Easy Access Electronic Compartment und regulären Tonabnehmern von Seymour Duncan.

Framus D-Series
Tigerstripe Ebony Griffbretter, saubere Bundierungen (Bild: Dieter Stork)

Auch sind Linkshänderversionen ohne Aufpreis von allen Modellen erhältlich. Verständlicherweise gibt es für die Gitarren der D-Series keine Custom Shop Optionen.

Die einzelnen Modelle im Rough-Mix: Diablo Pro – das bekannte Design ist in dieser Variante elektrisch besonders flexibel ausgelegt und kommt mit einem Wilkinson-Style-Vibrato. Es besitzt einen flachen Body mit spielpraktisch gesetzten Konturen aus Erle von gut 4,3 cm Stärke, einen in bewährter Framus-„Bolt-in“-Methode aufgeschraubtem Ahornhals mit poliertem Ebenholzgriffbrett von 12″ Griffbrettradius, 22 Jumbo-Nickel-Silver-Bünde, und die längere 648-mm-Mensur. Die Diablo Pro ist in den Transparent-Satin-Farben Natural, Nirvana Black und Burgundy Red zu haben.

Elektrik: Seymour Duncan SCR-1n Coolrail (Halsposition) und SSL-1 RW/RP Vintage Staggered Singlecoil (Mitte) – zusammen mit dem 5-Wege-Pickup-Wahlschalter auf ein dreischichtiges Pickguard geschraubt, plus TB-4 JB Trembucker in der Bridge-Position mit schwarzem Rähmchen auf die Decke positioniert; Master-Volume, Master-Tone (push/pull für Coil Split).

Diablo Progressive X – progressiv wird diese moderne Variante der Diablo vornehmlich durch ihren 24-Bund-Hals, ein Original Floyd Rose Vibratosystem und kraftvoll ausgelegte Elektrik, optisch unterstützt durch schwarze Hardware und die Farben Nirvana Black Transparent High Polish, Burgundy Blackburst und Antique Tabacco. Weitere Details der Ausstattung: gewölbter Mahagonikorpus mit „Poplar Burl Veneer Top“ (hübsch knotig gemasertes Pappelholzfurnier), geschraubter Ahornhals mit 24 Jumbo-Bünden im Ebenholzgriffbrett, eine zum Floyd-Rose-System gehörige aufgeschraubte Locking Nut und leistungsstarke Pickups von Seymour Duncan.

Die Humbucker sind ohne Kappen in schwarzen Rähmchen auf die Decke geschraubt: SH-2N (Hals-Position) und TB-6 Distortion (Bridge-Position). Master-Volume, Master-Tone, 3-Way-Switch – that’s it! Konventionell einfach und überschaubar!

Diablo Supreme – die Supreme-Variante wird ihrem Namen durch die aufwendigere Carved-Top-Bauform mit eingeleimtem Hals gerecht. Die gut gewölbte Decke der massiven Mahagonibasis ist mit einem attraktiven Flamed-Maple-Furnier verziert. Der Hals aus Mahagoni wurde mit fließend gestaltetem Halsfuß in den Korpus eingeleimt. Im Ebenholzgriffbrett (12″ Radius) sitzen 22 bestens eingerichtete Jumbo-Bünde. Die Saiten von 648 mm Mensurlänge werden bei der Diablo Supreme über eine Tune-o-matic-Bridge geführt und von einem Stop Tailpiece gekontert.

Die ebenfalls traditionell schlicht gehaltene Elektrik: Zwei Seymour-Duncan-Humbucker – SH-1n (Hals), SH-4b (Bridge) – sind in Chrome Covern mit schwarzen Rähmchen auf die Decke montiert. Master-Volume, Master-Tone, 3-Way-Switch, fertig!

Die Diablo Supreme ist in Nirvana Black Transparent High Polish, Bleached Ocean Blue Burst HP und Burgundy Blackburst HP zu haben.

Mit der Panthera Supreme liegt ein weiterer Klassiker aus dem Framus-Programm vor. Der wartet mit ergonomisch austarierter Formgebung, Mahagonikorpus mit gewölbter Frontseite plus Flamed-Maple-Furnier und vorteilhaft abgerundetem eingeleimtem Hals aus Mahagoni auf. Dazu gesellt sich das Ebenholzgriffbrett mit 22 kantenglatt sauber verarbeiteten Jumbobünden und eine TOM Bridge mit Stoptail. Wichtiger Unterschied zu den zuvor genannten Modellen ist die Mensur der Panthera Supreme von 628 mm!

Elektrik wieder wie bei der Diabolo Supreme: Seymour Duncan Humbucker SH1n (Neck), SH-4b (Bridge), beide mit Chrome-Kappen. Wie zuvor auch Master-Volume, Master-Tone, aber 3-Wege-Toggle-Switch oben auf dem etwas mehr vorgezogenen und massiver gestalteten Horn.

Die Panthera Supreme wird in Burgundy Blackburst High Polish, Nirvana Black HP und Bleached Ocean Blue Burst HP angeboten.

Panthera Pro 7 – wie schon der Name verrät haben wir es mit einer 7-Saiter zu tun, die wie die Panthera Supreme mit einem Mahagoni-Body antritt. Allerdings war es das auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn sie kommt nicht nur ohne aufgeklebtes Zierfurnier bestens aus, sondern verfügt auch über einen geschraubten Hals aus dreistreifig verleimtem Ahorn. Okay, Griffbrett natürlich doch auch aus Tigerstripe-Ebenholz mit 12″ Radius und 22 Jumbobünden, nur eben mit Sattelbreite von 48 mm. Die Kopfplatte zeigt eine 4-oben und 3- unten Anordnung der Mechanikwirbel, des Weiteren hat die Gitarre eine angepasste TOM Bridge und Stoptail und eine 648 mm-Mensur!

Die dem Instrument angemessene Elektrik: Seymour Duncan active Blackouts Phase AHB-1N Neck und AHB-1B Bridge, verbunden mit einem Dreiwege-Toggle-Switch vorn oben und generell arbeitenden Volume- und Tone-Reglern. Die zur Stromversorgung nötige 9V-Batterie ist im schnell zu öffnenden „Easy Access“ Elektrofach untergebracht.

Zu haben ist die Panthera Pro 7 in Burgundy Blackburst HP, Nirvana Black HP und Solid Black Satin.

Phil XG Artist Line – Phil X gehört zu den bekannten Endorsern bei Framus und hatte sich bei seinem an die Gibson SG erinnernden Double-Cutaway-Signature-Instrument einen besonders kräftigen Hals gewünscht. Auch der mit elegantem Übergang in den Korpus eingeleimte Hals der fernöstlichen Phil XG ist mit „Mahogany Fat Shape“ ziemlich korrekt beschrieben.

Auch ist der plane Mahagonikorpus mit seinen markanten Hörnern durch eine Stärke von rund 4,6 cm der Gibson SG (ca. 3,4 cm) in dieser Hinsicht deutlich überlegen. Ihm wurden zudem großzügige Abflachungen an den Rändern verschafft, die einerseits für komfortable Spielbedingungen sorgen und andererseits das Gewicht im Rahmen halten. Das ist beim Testinstrument mit gerade einmal 3 kg sogar überraschend gering. Weitere Details der Ausstattung: 22 Jumbo-Bünde, 628 mm Mensur, Tuneo-matic Bridge mit Stoptail.

Die Elektrik ist wieder konventionell ausgelegt: Seymour Duncan Humbucker SH-1n (Neck) und SH-4b (Bridge) mit verchromten Kappen. 3-Wege-ToggleSwitch, Master Volume, Master Tone. Die Phil X Artist Line liegt in Vintage Sunburst HP, Solid Cream White HP, Solid Black HP und Solid Satin Black vor.

Framus D-Series
Geschmeidig gestaltete Hals-/Korpusübergänge (Bild: Dieter Stork)

praxis

Nicht ganz leicht, bei dem großen Andrang die Übersicht zu behalten. Eines zeigt sich beim Durchwechseln aber sofort: Framus will auch im preiswerten Segment das Bestmögliche erreichen, hat viel in die Produktentwicklung investiert und alle Achtung: die Arbeit hat sich gelohnt! Die Famus-Designs haben auch in ihren abgespeckten China-Versionen wenig von ihrer Wirkung und Aussage verloren. Besonders bemerkenswert ist die dem Hals entgegengebrachte Widmung in allen wichtigen Aspekten.

Obwohl der Hals einer Diablo vom Profil her nicht mit dem der Panthera und erst recht nicht mit dem der Phil XG zu vergleichen ist, eint sie auf jeden Fall ein glänzend poliertes Griffbrett aus feinem Tigerstripe Ebony mit gut verrundeten Kanten, dem die vorbildlich gemachte, kantenglatte Bundierung keineswegs nachsteht. Das fühlt sich bei allen Kandidaten einfach fabelhaft an, obwohl keine PLEK-Bearbeitung wie bei den Originalen aus heimischer Produktion Anwendung fand.

In Sachen Funktion und Klang deckt Framus mit den vorgelegten Modellversionen ein breites Feld von möglichen Ansprüchen ab. Fast jeder Spielertyp wird bedient und kann in diesem Sortiment das passende Werkzeug für die Umsetzung seiner Vorstellungen finden. Wir nehmen uns die Protagonisten nun einzeln zur Brust, um ihnen in Hinsicht auf Handhabung und Klang auf den Zahn zu fühlen. Den Anfang macht das Modell Diablo, ein verdienter Klassiker der jüngeren Framus-Geschichte und in der D-Series in gleich drei recht unterschiedlich ausgestatteten Versionen aufgelegt:

Die Diablo Pro tritt dank ihres bunten Pickup-Mixes mit dem wohl flexibelsten Klangangebot aller Testkandidaten an. Über den Seymour Duncan SCR-1n Coolrail (keramischer Magnet) am Hals, den SSL-1 RW/RP Vintage Staggered Singlecoil in der Mitte und den TB-4 JB Trembucker am Steg lassen sich Sounds aufrufen, die vom schlanken, aber gut gerundeten Coolrail-Präsenzklang, über den eher klassisch-kehligen Singlecoil-Ton des SSL1 bis hin zum druckvollen Trembucker-Sound reichen.

Letzterer zeigt uns zwar eine leicht gerümpfte Mittennase bei klaren Einstellungen, ist aber dann ein frech lachender Geselle im höheren Gain-Status, wo er es schön heftig krachen lässt. Die im Tone-Regler angelegte Möglichkeit des Coil Split (Push/Pull) eröffnet uns dann noch eine zweite Ebene der Klanggestaltung mit vornehmlich crispen und hohlwangigen Sounds, welche allein und in Mischung mit dem Singlecoil der Mittelposition das Ausdrucksvermögen nochmals um etwas speziellere „Knopfler auf Diät“-Klangfarben zu erweitern vermögen.

Als Plus für die Artikulation im Sinne der geschmeidigen Tonmodulation ist dann auch noch das bei maßvollem Gebrauch stimmstabil funktionierende Wilkinson-Style-Vibrato zu nennen.

Das Modell Diablo Progressive ist nicht so sehr auf ultimative Anpassungsfähigkeit ausgelegt, sondern spitzt die Anwendung auf eine dezidiert virtuose Praxis zu. Das gelingt ihm mit einer Ausweitung der Kampfzone auf 24 Bünde und die Klangumsetzung per vital forscher Humbucker-Potenz. Seymour Duncans Humbucker SH-2 „The Jazz“ in der Halsposition mag in dieser Gitarre nach vielem klingen, aber Jazz?

Obwohl mit traditioneller PAF-style Attitüde ausgerüstet, versteht er sich schon eher als gemäßigter Backup-Kollege für das High-Output-Kraftpaket TB-6 Distortion mit keramischem Magneten an der Bridge. Der stößt das Tor zur etwas kühleren modernen Shredder-Welt mit Vehemenz auf. Powerchords raspeln förmlich die Kalotten der Laufsprecher auf, mit knapp gehaltenem Plektrum lassen sich Obertöne jeglicher Couleur provozieren, die dicht hinter dem Primärton nur darauf warten, hervorschnellen zu dürfen.

Der Lead-Sound ist straight, herrisch kühl und aggressiv aufreizend. Damit ist die Diablo Progressive ein zeitgemäß ausgerichtetes Instrument, das mit druckvollen Sounds einen Platz in vornehmlich metallisch geprägten Landschaften für sich reklamiert, auch wenn sie sich mit dem SH-2 am Hals die Option auf eine gemäßigte Verträglichkeit erhält. Irgendwann kommt doch auch für den Schweißer wieder die Zeit für eine Ballade. Zu den der Diablo Progressive mitgegebenen ultimativen Kampfmitteln ist auch noch das originale Floyd Rose Vibrato zu rechnen. Mit dem sind kompromisslose Dive Bombs, also sorgenfreie Tone-Bendings auch bei extremer Anwendung, absolut kein Problem.

Als dritte Version tritt die Diablo Supreme als perfekter Allrounder auf, der durch beste Spieleigenschaften und gediegen elastische Tonwandlung überzeugt. Die Gitarre ist mit runden 3 kg angenehm leicht, verfügt über einen fluffig profilierten, bestens spielbaren Hals und zeigt dank der 648-mm-Mensur bei eingeleimtem Hals und TOM-Bridge ein straffes, gut durchzeichnetes Klangbild mit gesunder Schwingintensität und sattem Sustain. Eigenschaften, die von den Duncan-Pickups in absolut seriöse elektrische Sounds gewandelt werden.

Mit dem klar artikulierenden, aber auch geschmeidig singenden „Vintage Voiced“ Alnico5-Humbucker SH-1n (’59 Neck) und dem beliebten „hot-rodded“ SH-4 JB Model Bridge Pickup hat die Diablo Supreme einen „best of both worlds“-Mix an Bord, der zwar mit gutem Grund nach klassischem Rock ruft, aber auch für härtere Gangarten wirklich gute Karten auf der Hand hat. Der SH-4 zeigt sich hier in der Abteilung Clean übrigens etwas offener im Vergleich zur gleich im Anschluss noch näher beschriebenen Panthera Supreme, was auch für Gain-Einstellungen gilt. Der längeren Mensur ist’s zu danken, dass der Ton tendenziell stringenter kommt.

Das Modell Panthera Supreme zeichnet vor allem die kürzere 628-mm-Mensur aus. Das verschafft der Konstruktion bei aller Eigenständigkeit einen Touch von Gibson-Spielgefühl. Ausgestattet mit genau den Humbuckern, die schon die Diablo Supreme gut aussehen ließen, bietet sich dem Interessenten hier der gute Vergleich, ob nun die lange 648-mm-Mensur oder eher die kurze von 628 mm sein Ding ist. Die unterschiedliche Korpusform macht natürlich auch einen Unterschied, dennoch findet man seine Vorlieben, was Spielgefühl und Klangtendenz angeht, schnell heraus.

Die Panthera Supreme ist mehr noch als die elektrisch identisch ausgestattete Diablo Supreme ein Instrument für alle möglichen Classic-Rock-Richtungen. Der ’59 Neck-Pickup zeigt bei klar eingestelltem Amp ein transparent durchzeichnetes Akkordbild und singt im Overdrive angenehm rund und volltönend, das alles aber durchaus mit Kante und Kontur.

Sein Gegenspieler SH4 tritt in diesem Modell zwar mit etwas stärker komprimierenden Mitten auf, ist auch wattiger in den Höhen, sorgt aber in Zerre für packende Riffs und ein deftiges Powerchord-Brett. Er steht mit seinem saftigen Obertonspektrum natürlich auch für potente Leads bereit und ist im Kreise der drei elektrisch egalitär ausgestatteten Modelle (auch die Phil XG verfügt über die genannten Pickups) das bissigste und angriffslustigste.

Eine zeitgerechte Ergänzung des Angebots finden wir in der als Extended Range Instrument realisierten Panthera Pro 7. Auch die 7-Saiter überzeugt zunächst mit seinem perfekt profilierten Hals und bester Handhabung, ist nur minimal kopflastig und mit nicht mal 3,6 kg auch noch gut tragbar. Der großen Halsmasse ist das allgemein satte Sustain zu danken, lediglich die siebte Saite unterliegt in dieser Hinsicht etwas und zeigt sich auch im Tracking etwas weniger spritzig, was aber schlicht der Physik geschuldet ist.

Seymour Duncans aktive Blackouts Phase AHB-1N Neck und AHB-1B Bridge Pickups mit keramischen Magneten sind angemessene Tonwandler, die von Duncan für „colossal metal devastation“ empfohlen werden. Wer also kolossale Verwüstung anrichten will, der kann mit diesen gedopten High-Energy-Pickups die ein oder andere Wand schon mal problemlos einreißen. Sie liefern ein enorm fettes Low End, was Power Chords zu einer geradezu gewalttätigen Attitüde verhilft.

Da lässt ein tieffrequenter Wind die Hosenbeine flattern, brutale Riffs greifen dir in den Schritt, huch, will meinen: es braucht Eier, um das zu stehen und dir das selbst und anderen zuzumuten – aber geil! Vielleicht besser, jetzt mal wieder auf luftigere Tappings zu wechseln, die dann von den Blackouts auch leichtfüßig und mit spontanem Reflex in den Raum geschleudert werden. Wer etwa auf Death Metal oder jegliche Hardcore-Darkroom-Musik steht, der kommt jedenfalls mit der Panthera Pro 7 voll auf seine Kosten.

Zum guten Schluss reiht sich noch das Modell Phil XG Artist Line in den Reigen der ostasiatischen Sängerknaben mit ein und sieh an, die von Phil X gewünschten Details (fetter Hals und dicker Body) verfehlen auch in diesem Instrument ihre Wirkung nicht. Der Ton zeigt etwas größeren Tiefgang und mehr Verdichtung, verglichen mit den elektrisch identischen Supreme-Modellen. Auch diese Klangtextur bleibt sozusagen in der Familie, aber der SH-1 entwickelt etwas mehr Growl im Zerrmodus und der SH-4 lässt seine Obertonmuskeln noch besser spielen.

Dampfende Rock-Sounds sind mit beiden Pickups folglich leicht zu haben. Die Ansprache ist schnell, die Tonformung zeigt in dynamischer Hinsicht keine Schwächen und gehaltene Noten strecken sich im Sustain lang aus, zeigen eine schöne Tendenz zur Entwicklung harmonischer Obertöne. Bleibt eigentlich nur die Frage nach dem dicken Hals, bzw. ist er zu stark, oder bist du zu schwach? So provokant einfach wollen wir es uns zwar nicht machen, aber so ein massiver Hals hat einfach was, keine Frage!

Framus D-Series
Ausstattung mit Seymour-Duncan-Pickups (Bild: Dieter Stork)

resümee

Hut ab! Was Framus da aus demselben zaubert ist aller Ehren wert, ja in Funktion und Klang löblich gut auf den Punkt gezogen. Die Instrumente aus der offenbar bestens angeleiteten chinesischen Produktion überzeugen durch beachtlich hochwertigen Materialeinsatz, machen optisch was her, überzeugen aber vor allem durch optimale Spieleigenschaften. Die gut geformten Hälse sind allesamt mit Tigerstripe-Ebony-Griffbrettern ausgestattet und bieten mit ihren kantenglatten Bundierungen besten Zugang und geschmeidigen Griff.

Erstaunlich gar, dass die Set-Neck-Konstruktionen Diablo Supreme, Panthera Supreme und sogar die dickhalsige Phil XG mit einem Korpusgewicht von lediglich rund 3 kg auftreten und es überdies an Schwingfreude wirklich nicht mangeln lassen. Besser noch: wie die „Großen“ sind auch diese preisgünstigen China-Versionen mit noblen Seymour-Duncan-Pickups ausgestattet, was ihnen seriöse Klangkompetenz verschafft.

Die mit schärferer Klangpotenz und größerem Tonumfang ausgestatteten Modelle Diablo Progressive und Panthera Pro 7 runden das Angebot zeitgemäß ab. Mit einem tollen Preis/Leistungsverhältnis sind diese Instrumente eine klare Empfehlung nicht nur für junge Spieler – gut gemacht, Framus!

PLUS
• stimmige Designs
• gute Komponenten
• Schwingverhalten
• Seymour-DuncanPickups
• seriöse Sounds
• Halsformen
• Griffbrett/Bundierung
• Spieleigenschaften
• gute Verarbeitung
• Preis/Leistung

Framus D-Series

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2019)

Produkt: Gitarre & Bass 6/2023
Gitarre & Bass 6/2023
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