Einmal Vollausstattung bitte!

Mesa Subway D-800+ & Ultra-Lite 2×10 im Test

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Es hat erstaunlich lange gedauert, bis Mesa mit der Subway-Serie auf den Class-D Zug aufgesprungen ist. Dass sich die Wartezeit gelohnt hat, konnte bereits der kleine D-800 im Test beweisen – nun kommt mit dem D-800+ der große Bruder um die Ecke!

(Bild: Dieter Stork)

Im Gepäck hat er die Subway Ultra-Lite 2×10″, die bisher größte Box aus der noch jungen Leichtbau-Serie. Wer jetzt beim Amp den D-800 mit noch mehr Leistung erwartet, ist schief gewickelt – würde ja bei den satten 800 Watt der kleinen Kiste so recht auch keinen Sinn machen. Nein, Das + hinter dem Namen steht viel mehr für die Mesa-typisch extra großzügige Ausstattung. Und die kann sich sehen lassen!

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Von allem reichlich

Ganz ehrlich: Eigentlich fehlt es dem D- 800 an nichts. So ziemlich alles, was man im Bandgefecht brauch, hat der Power- Zwerg an Bord und das in höchster Güte zum fairen Preis. Wozu also eine Art Deluxe- Version? Nun ja, manche Leute tauchen gerne noch tiefer in die Möglichkeiten der Klangformung ein und genau da setzt der D-800+ an. Sein Herzstück ist zweifellos der erweiterte Preamp mit satten zehn (!) Klangreglern und -schaltern.

Was es mit denen auf sich hat, erklärt uns die wirklich gut geschriebene Bedienungsanleitung: Neben der linken Input- Buchse trifft man auf den vom kleinen Bruder bekannten Mute-Schalter sowie auf den Active/Passive-Switch, der die Eingangsempfindlichkeit an den Output des Basses anpasst. Zum Deep-Schalter gesellt sich bei dem Top-Modell ein Bright-Switch, sodass sich die Eckfrequenzen bei Bedarf zusätzlich ausleuchten lassen. Input-(Gain-) und Master-Potis gehören heutzutage natürlich zum Pflichtprogramm, ebenso wie Regler für Bässe, Mitten und Höhen. Und als wäre der D-800 mit seinen zwei Mitten- Bändern nicht flexibel genug, hat Mesa der Plus-Version eine doppelte Mitten- Parametrik spendiert. Sowohl dem High- Mid- als auch dem Low-Mid-Regler wurde ein zusätzliches Frequency-Poti zur Seite gestellt, mit dem man die genaue Frequenz auswählen kann, die geboostet oder gedämpft werden soll. Beim tiefen Mitten-Band liegt der Frequenzbereich zwischen 150 und 1800 Hz, beim hohen zwischen 300 und 5000 Hz. Zu einer Art Standard hat sich bei Mesa-Bass-Amps der Voicing-Regler entwickelt. Hier lässt sich mit einem Dreh der Grundcharakter des Verstärkers einstellen – von ungeschminkt und neutral bis bullig und schmatzend à la Vintage-Röhren-Amp. Ein wirklich interessantes Feature des D- 800+ ist außerdem der Highpass-Filter- Knopf, der gewissermaßen die untere Grenzfrequenz des Verstärkers regelt.

Hier kann man stufenlos anwählen, ob das tiefe Low-End bei 30 Hz (Linksanschlag), 150 Hz (Rechtsanschlag) oder irgendwo dazwischen abfallen soll. Wozu man sowas braucht? Das Bassverhalten eines Verstärkers kann extrem variieren, je nachdem, wie laut man spielt und was für eine Box angeschlossen ist. Leise daheim im Wohnzimmer klingt es häufig untenrum mager, live an einer großen Anlage gerne mal zu fett – in beiden Fällen kann der Highpass-Filter-Regler Abhilfe schaffen. Interessant ist auch, dass dieses unscheinbare Poti quasi eine Limiter-Schaltung ersetzt, die in vielen Verstärkern – meist nicht schaltbar und zu Lasten des Sounds – bei hoher Endstufen- Aussteuerung die Boxen vor heftigen Peaks schützen soll. Am Mesa schraubt man bei derartigen Lautstärken einfach die untere Grenzfrequenz ein Stück hoch und erspart Endstufe und Box die energiefressenden Subbässe (die viele Systeme übrigens eh nicht wiedergeben können). Die kleine Limit-LED über dem Master-Poti verrät, dass trotzdem auch im D-800+ ein fester Limiter arbeitet. Er soll bei Vollausteuerung nicht nur die Anlage schützen, sondern dem Mesa auch einen harmonischen, Röhren-Amp-artigen Sättigungs-Sound bescheren, der nicht nach fieser Transistor-Zerre klingt.

Auf der Rückseite haben die Kalifornier ihren neuen Zögling mit einem seriellen Einschleifweg ausgestattet; wie beim kleinen Bruder stehen außerdem zwei Speaker-Ausgänge im Speakon-Format bereit, die sich per Impedanzschalter auf einen Gesamtwiderstand von 4/8 Ohm (800/400 Watt) bzw. 2 Ohm (800 Watt) anpassen lassen. Vom D-800 kennt man auch schon die großzügige DI-Sektion mit Pre/Post-, Groundlift- und Pegel- Schaltern (Line- und Mikrofon-Pegel), sowie den Aux-Eingang und Kopfhörer- Ausgang. Dazugekommen sind beim Plus-Modell noch ein Anschluss zur Steuerung Der Mute-Funktion per Fußschalter und ein Tuner-Ausgang, der das unbearbeitete Signal direkt hinter dem Input abgreift. Mit gerade einmal 2,8 kg Gewicht trägt sich das Topteil quasi von alleine; wie von Mesa nicht anders zu erwarten, bewegt sich sowohl die innere als auch die äußere Verarbeitung auf absolutem Spitzen-Niveau.

Ultra-Lite 2x10

Eine Box, die einen 800-Watt-Dampfhammer verkraften soll, muss wohl ein ziemlicher Schrank sein –möchte man denken. Die ausgesprochen kompakte Ultra-Lite 2×10″ tritt an, dass Gegenteil zu beweisen. Zwar ist sie mit ihren 19,5 kg in Sachen Gewicht sicher nicht die Königin der Leichtbau-Klasse, dafür bekommt man jedoch die Mesa-typische Verarbeitung: Unglaublich wertig, penibel gebaut bis ins letzte Detail und robust wie ein Panzerschrank.

Gemessen an der ultrastabilen Bauweise mit zusätzlichen Verstrebungen im Inneren und dem schwarzen Stahlgitter auf der Front ist diese Box tatsächlich erstaunlich leicht. Die beiden Faital Pro (10PR300) Neodym-Speaker vertragen zusammen 600 Watt und sollen ordentlich Luft in Bewegung bringen. Damit das Ganze ohne stehende Wellen vonstattengeht, ist der Innenraum der Box mit Polyesterwatte gedämpft. Das große Hochtonhorn kann auf der Rückseite stufenlos zugemischt werden; hier finden sich auch zwei Speakon/Klinke-Kombibuchsen sowie der Hinweis, dass wir es mit einem 8-Ohm-Aggregat zu tun haben.

Zu Ende gedacht

Verstärker mit derart vielen Möglichkeiten zur Klangformung laufen immer Gefahr, den User zu überfordern. Mesa hat jedoch erfreulicherweise die Alles-auf- 12-Uhr-Einstellung seines neuen Class-D-Topteils so gut abgestimmt, dass man im ersten Moment eigentlich gar nichts mehr am Sound drehen will: Der Subway klingt allroundig und ausgewogen mit einem Tick Röhren-Amp-Feeling.

Zwei Faital Pro 10PR300 sorgen für ordentlich Druck. (Bild: Dieter Stork)

Dazu passt einwandfrei der schon bei geringen Lautstärken erstaunlich erwachsene Ton der 2x10er, der zu dem vielseitigen Grundsound eine Prise rockigen Growl beisteuert. Um die Klangvielfalt des Amps zu erkunden, fängt man am besten beim Voice-Regler an. Auf Linksanschlag bekommt man fast einen Schreck: Das Top arbeitet jetzt nahezu linear und entsprechend analytisch und ungeschminkt ist auch der Ton. Hier werden wirklich alle Spieldetails schonungslos abgebildet – ungemein trocken, mit einer starken Mitten-Präsenz. Viele Klangreglungen sind heutzutage deutlich „badewanniger“ angelegt, haben also in Neutralstellung schon einen starken Höhen und Bässe-Boost. Und in genau diese Richtung geht der D-800+ wenn man das Voice-Poti weiter aufdreht. Zwischen 13 und 15 Uhr bekommt der Sound eine merklich bullige Note, die tatsächlich etwas an einen Röhren-Amp erinnert. Danach tritt der Mittenbereich weiter in den Hintergrund, sodass auch modern gescoopte Slap-Sounds kein Problem sind – und das bevor wir überhaupt den 4 Band-EQ angerührt haben: Die Bässe- und Höhen-Regler arbeiten als Kuhschwanz- Filter und verrichten ihren Dienst an den richtigen Stellen – untenrum druckvoll ohne zu wummern und im Top-End schön silbrig aber nicht plärrig.

Alle gängigen Anschlüsse sind vorhanden, der D-800+ ist außerdem 2- Ohm-fest. (Bild: Dieter Stork)

In den Mitten hat man wie erwartet alle Möglichkeiten dieser Welt: Am Low-Mid- Frequency-Poti geht die Reise von druckvoll bis nasal, mit dem Hochmitten-Band lässt sich sowohl der Grundton-Bereich als auch das oberste Attack – und alles dazwischen – stärken. Das Bright-Preset lässt den Mesa offener und luftiger erscheinen, ohne dass die Wiedergabe grell oder spitz wird – dafür klingt der Kraftzwerg zu kultiviert. Wirklich spektakulär arbeitet der Deep-Schalter, der den D- 800+ selbst an der zierlichen 2×10″ zu einer brachialen Bass-Urgewalt werden lässt. Man staunt doppelt: 1. Es ist beeindruckend, wie überzeugend und gelassen die Class-D-Endstufe so ein massives Fundament überträgt 2. Man fragt sich, woher die Box diese Reserven im Low- End nimmt. Das Ergebnis ist jedenfalls absolut überzeugend und sollte alle Vorurteile beiseiteschaffen, die man gegen das Leistungsvermögen einer so kleinen Anlage haben könnte. Zuletzt wollen wir dem ungewöhnlichen Highpass-Filter-Poti auf den Zahn fühlen. Durch das Verschieben der unteren Grenzfrequenz lässt sich die Tiefbass-Wiedergabe präzise formen – und zwar mit großem Praxiswert!

Typisch saubere Mesa-Verarbeitung (Bild: Dieter Stork)

Spielt der Amp nach unten maximal offen, klingt er ausgesprochen fett, und etwas Hifi-mäßig. Schraubt man die Grenzfrequenz höher, wird der Ton kompakter und Rock-tauglicher; jenseits von 15 Uhr wird es dann betont stramm. Das Poti erinnert ein kleines bisschen an einen Resonance-Regler, wie er bei Gitarren- Topteilen populär ist, weil es sich nicht nur auf den Grundcharakter sondern auch maßgeblich auf die Abstimmung von Amp und Box auswirkt. Mit etwas früher abfallenden Bässen spielen die angeschlossenen Speaker merklich lauter, Drive-Sounds fransen im Tiefbass weniger aus. Ein wirklich beeindruckendes Feature, das auch der ohnehin äußerst potenten Ultra-Lite 2×10 zu enormen Lautstärken verhilft. Wenn es an unserem Duo überhaupt etwas auszusetzen gibt, ist es vielleicht der unermüdliche Lüfter des D-800+. Er könnte bei puristischen Aufnahmen stören, wenn der Amp zu nah am Mikro steht. Live werden die meisten Bassisten eh auf das hochwertige Signal des integrierten DI-Ausgangs zurückgreifen.

Resümee

Gelingt einem ein so starker Einstieg in die Welt der Class-D Verstärker wie Mesa mit dem D-800, ist es schwer, auf gleichem Niveau nachzulegen. Den ehrgeizigen Kaliforniern ist es mit dem D-800+ zweifellos gelungen, wobei besonders die HighPass-Filter-Schaltung sowie die unerschöpflichen Möglichkeiten der Klangreglung starke Argumente für das neue Topteil sind. Die kleine Ultra-Lite 2×10 entpuppt sich als ein flexibler und bärenstarker Begleiter, der die enorme Power des Topteils zu nehmen weiß. Dieses transportfreundliche Besteck ist tonal auf allen Bühnen zu Hause und verschafft sich auch zwischen lauten Rockern Gehör.

Ultra-Lite 2×10

Plus

  • Lautstärkereserven
  • Bassvolumen
  • flexibler, vielseitiger Sound
  • Gewicht
  • Verarbeitung

Subway D-800+

Plus

  • umfangreiche EQ-Sektion, HighPass-Filter- Schaltung
  • Leistungsvermögen
  • Wiedergabeverhalten, universeller Charakter
  • Verarbeitung
  • Abmessungen & Gewicht

Minus

  • permanent arbeitender Lüfter


Aus Gitarre & Bass 03/2017

Produkt: Gitarre & Bass 11/2023
Gitarre & Bass 11/2023
IM TEST: Knaggs Guitars Eric Steckel Kenai T/S +++ Fender Limited Edition Tom DeLonge +++ Stratocaster +++ Cort G290 FAT II +++ Guild D-140 / D-140CE +++ Fender Vintera II 60s Precision Bass +++ Captain Black Betty 1x12 Combo +++ Origin Effects DCX Bass Tone Shaper & Drive +++ Strymon Cloudburst Ambient Reverb +++ Boss IR-200

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