Die Kinder der 90er

Die Wiedergeburt: Marshall Guv’nor, Drive Master, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals im Test

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(Bild: Dieter Stork)

GLEICHKLANG

Ja, die Reissues sind wunderbare Pedale, die den Sound der 80er und 90er wiederbeleben. Nein, sie klingen nicht absolut identisch zu meinen alten Originalen. Das macht aber gar nichts. Ich würde mal wetten, dass auch verschiedene Reissues und erst recht alte Originale in einem Vergleichstest, der mit so spitzen Ohren durchgeführt wird, klangliche Unterschiede aufweisen. Elektronische Bauteile unterliegen nun mal Fertigungstoleranzen, die den Klang beeinflussen. Und wer macht sich schon die Mühe und nimmt mehrere gleiche Pedale aus einem Produktionszyklus mal so genau unter die Lupe, wie wir das gerne bei alten und neuen Pedalen machen? Also entspannen und genießen: Die Reissues sind klasse und klingen so wie sie sollen. Letztlich ist es auch Geschmackssache, ob die feinen Nuancen, die alt und neu unterscheiden, einem besser oder weniger gut gefallen. Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass mir zwar einerseits mein alter Guv’nor besser gefällt, aber andererseits der neue Shredmaster in meinen Ohren besser klingt.

RESÜMEE

Zwei gute Nachrichten zum Schluss: Vintage-Sammler können aufatmen. Die alten Originale werden wohl nicht an Wert verlieren. Die Reissues klingen im Vergleich mit den 80er-Jahre-Pedalen doch ausreichend anders, um den Vintage-Hype aufrechtzuerhalten. Aber anders muss ja nicht schlechter sein. Darum geht die zweite gute Nachricht an alle, die bislang noch keine der vier Ikonen abbekommen haben. Denn jetzt gilt es: Bitte zuschlagen, bevor Marshall die Reissue-Serie wieder einstellt. Vor allem der Guv’nor/ Drivemaster und der Bluesbreaker gehören in jeden gut sortierten Gitarristenhaushalt – nicht umsonst sind die beiden Pedale gern genommene Modding-Opfer diverser Boutique-Hersteller. Und der Shredmaster-Reissue hat mich völlig überzeugt, dass ich dem Pedal mit meiner geringen Aufmerksamkeit bisher Unrecht getan habe. Der Preis der Reissue-Serie scheint auf den ersten Blick hoch, aber vor dem Hintergrund der verbesserten Verarbeitungs- und Bauteilequalität gegenüber den auf dem Gebrauchtmarkt preislich völlig entrückten Originalen, ist er nicht nur angemessen, sondern eigentlich schon wieder günstig.

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PLUS

  • Soundqualität
  • Soundvariabilität
  • Authentizität
  • Bauteilequalität
  • Verarbeitung

MINUS

  • klanglich nicht ganz identisch mit den Originalen – aber anders ist nicht unbedingt schlechter!


(erschienen in Gitarre & Bass 07/2023)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich beziehe mich hier mal direkt auf den alten Marshall Guv‘nor, das damalige Original,und war doch etwas überrascht von eurem Testbericht.

    Was schon recht unverständlich ist,scheint die Tatsache,daß selbst der neue Guv’nor von Marshall mit den identischen Bauteilen 1:1 nachgebaut wurde,und letztendlich dann doch,wenn auch minimal,anders klingt als das alte Original. Ist hier evtl. doch Voodoo,bzw. unheimliche Magie mit im Spiel,oder sind vielleicht doch winzig kleine Bauteile oder Schaltungen bei der neuen Guv’nor anders,als beim Original aus der damaligen ersten Serie?

    Ich besitze noch den alten Original Marshall Guv’nor der ersten Produktionsserie,bei dem die Potis bekanntlich etwas kratzen,das extrem robuste Metallgehäuse schon damals unter Insidern sehr berühmt war,und der amtliche Marshall Sound des besagten Guv’nor bis heute in Erinnerung blieb.

    Und dennoch klingt der neueste Nachbau dieser kleinen „Kiste“ schlußendlich dann doch ganz anders. Ich habe derzeit selbst gar keinen Vergleich,weil ich meinem uralten Guv’nor treu bleibe,und nicht unbedingt den neuen Nachbau kaufen möchte,daher vertraue ich eurem objektiven Vergleichstest,und freue mich,daß ich das originale Relikt aus vergangenen Tagen bis dato mein Eigen nennen darf.

    Vielen Dank für den Testbericht des Marshall Guv’nor.

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    1. Da sind sie wieder… die Korkenschnüffler mit den goldene Ohren.
      Die Zauberworte lauten Bauteiltoleranzen und -alterung.
      Die alten Kohlepresswiderstände hatten damals schon mindestens 10% Toleranz, Kondensatoren üblicherweise 20% und was ein paar Jahrzehnte unsachgemäße Lagerung auf Bühnen und in Probenräumen mit den Bauteilwerten angestellt haben können wir sowieso nur mutmaßen.
      Es dürfte so gut wie unmöglich sein zwei gleich klingende alte Originale zu finden.
      Brian Wampler hat dazu schon vor etlichen Jahren ein nettes Youtube-Video produziert wo er das am Beispiel Tubescreamer vorexerziert wie sich dieselbe Schaltung benimmt, wenn man ein paar Bauteile innerhalb üblicher Herstellertoleranzen verändert.

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      1. Ach,ja,Toleranzen sind super,dies gilt ja z.B. auch für zwei (fast) baugleiche E.-Gitarren aus der Serienproduktion,die kurioserweise häufig völlig unterschiedlich klingen können,-oder scheint dies etwa doch nur Mystic oder gar Voodoo zu sein???

        Klar,es existieren auch bei Effektpedalen stets gewisse Toleranzen,doch sind diese oft viel zu gering,daß man von deutlich gravierenden Unterschieden sprechen kann.

        Ich habe meinen alten originalen Marshall Guv’nor der „First Edition“ aus England auch noch in meiner Bodentretersammlung,und möchte ihn nie mehr missen,denn er ist auch nach all den Jahren weiterhin in Betrieb. Die leicht kratzigen Potiregler geschenkt,kann ja leicht behoben werden,ist definitiv gar keine Tragik.

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