TopGearCheck! mit Lars Cölln

Lars Cölln(Bild: Mineur)

Der in Berlin geborene Gitarrist Lars Cölln gehört zu den gefragtesten und vielseitigsten Sessionmusikern Deutschlands, mit Engagements unter anderem für Die Fantastischen Vier, Revolverheld, Culcha Candela, Pohlmann, Yvonne Catterfeld, Wolfgang Niedecken, Johannes Oerding, Tim Bendzko oder Andreas Gabalier, um nur einige zu nennen. Im April war Cölln mit dem Bremer Soulsänger Flo Mega auf Tour.

interview

Lars, seit wann machst du Musik?

Schon seit meiner Schulzeit. Zusammen mit meinem Kumpel Roy Knauf, der mittlerweile Produzent für Deichkind und Schlagzeuger bei Marteria ist, habe ich häufig zu zweit oder in kleineren Bands gespielt. Außerdem haben uns unsere Musiklehrer, die kleinere Musicals auf die Beine stellten, sehr inspiriert und gefördert.

Damit stand fest, dass du Musik zu deinem Beruf machst?

Zumindest waren Roy und ich uns bereits mit 15 einig, dass es so kommen muss – stets mit Gitarre-&-Bass-Heften und Instrumentenkatalogen unter der Schulbank. Ich habe zwei Semester Psychologie studiert, aber schnell gemerkt, dass ich an der Uni nicht glücklich werde. Ich wollte mit meiner Gitarre raus in die Welt, anstatt meine Zeit mit Büchern zu verbringen.

Wie waren deine ersten Schritte als angehender Profimusiker?

Von Anfang an habe ich jedes Projekt gespielt, das mir angeboten wurde, und dabei versucht, möglichst viele Musiker kennenzulernen, die zu mir passen. In Berlin gab es ein Kleinanzeigenblatt namens ‚Zweite Hand‘, durch das ich 2005 an die Band Mutabor geraten bin, die einen neuen Gitarristen suchten. Ich bekam den Job und damit die Möglichkeit, anstatt in kleinen Clubs und Jugendzentren auch mal vor großem Publikum und auf wichtigen Festivals zu spielen. Durch Mutabor kamen viele Dinge ins Rollen.

Damals schon schwerpunktmäßig mit Les Pauls, oder warst du eher der Strat-Typ?

Beides, außerdem habe ich eine zeitlang sehr viel Jazzmaster gespielt und auch Telecaster. Zurzeit durchlebe ich eine Minimalismus-Phase und möchte nur noch Instrumente besitzen, die ich spiele – und man spielt ja meist doch nur eine Gitarre. Und da ich sehr auf P-90-Pickups stehe, fiel die Wahl auf meine Gibson Les Paul, und auf die SG als Ersatz.

Wie viele Gitarren besitzt du insgesamt?

Ich habe gerade von 20 auf elf oder zwölf reduziert. Es gibt Kollegen, die Massen an wunderschönen Gitarren horten, obwohl sie die meisten davon gar nicht spielen. Für mich gehören Gitarren in die Hände von Musikern und sollten gespielt werden. Instrumente wurden nicht dafür gebaut, um bei Sammlern in Koffern zu lagern.

Wie bereitest du dich auf deine Studiojobs vor?

Das kommt immer auf die Anfrage an – meist gehe ich ins Studio und höre mir den jeweiligen Track gemeinsam mit dem Produzenten oder/und Künstler aufmerksam an und mache dann Vorschläge. Oder es gibt bereits konkrete Vorstellungen und der Produzent bittet mich, bestimmte Gitarren oder Amps mit ins Studio zu bringen. Vieles nehme ich allerdings zu Hause in meinem eigenen Studio auf.

Bevorzugst du traditionelle Röhrenverstärker oder Plug-Ins?

Das hängt von der jeweiligen Anforderung ab. Mitunter bevorzuge sogar ich Plug-Ins, denn nicht nur Nile Rodgers klingt geil, wenn er direkt über DI ins Pult spielt. Die Direktheit und die holzige Aggressivität von Direktsignalen sind etwas Besonderes und haben auch Vorteile. Zudem erlaubt die heutige Technik das Re-ampen und damit die Möglichkeit, Dinge erst später zu entscheiden. Wenn ich allerdings selbst produziere oder tiefer in den Produktionsprozess einbezogen bin, lege ich die Sounds möglichst früh fest und nehme alle relevanten Effekte schon beim Einspielen mit auf.

Lars Cölln
Cöllns Marshall 1974 Combo (Bild: Mineur)

Wie darf man sich deine Vorbereitungen auf Live-Jobs vorstellen?

Bei Konzerten und Tourneen bekomme ich eine Setlist des betreffenden Künstlers und bereite mich zu Hause auf den Job vor. Mit Flo Mega bin ich vor zehn Jahren schon mal getourt, daher kannte ich einige Songs noch. Ansonsten fertige ich zur Orientierung grobe Sheets an, sodass ich mir die Parts auf der Bühne oder bei einer Probe schnell in Erinnerung rufen kann. Meistens geht es dabei aber nur um die Abfolge eines Songs plus die Infos, welche Sounds gefordert sind. Im Optimalfall wird das Programm dann ja noch mit der gesamten Band geprobt …

Was sind aktuell deine künstlerischen Ziele?

Ich habe ein Instrumentalalbum komponiert und produziert, das ich zusammen mit Swen Meyer dieser Tage in Hamburg im ‚Festland Studio‘ mische. Es ist mein Herzensprojekt, über das ich mich sehr freue, da es eine gute Ergänzung zu meinem Chamäleon-Leben darstellt, mit Revolverheld auf einem großen Festival vor 80.000 Zuschauern und Flo Mega in feinen Clubs wie beispielsweise dem Pumpwerk in Wilhelmshaven. Ich habe vor Jahren angefangen zu überlegen, wie ich in einem eigenen Projekt wohl klingen würde.

Lars Cölln
Sein Pedalboard mit Eventide H9, Strymon Flint, Strymon Zuma, Xotic SP Compressor, Line 6 HX Stomp, Peterson Strobo Stomp und Rockett Archer (Bild: Mineur)

Und wie klingst du? Nach anspruchsvollem Fusion-Rock?

Haha. Überhaupt nicht. In meiner Musik geht es um weite Offenheit und Einfachheit, anstatt um technische Fähigkeiten. Es ist ein Song-orientiertes, sehr eingängiges Album. Natürlich gibt es zwischendurch auch mal ein wildes Gitarrensolo, bei dem ich tolle Sounds gebaut habe. Aber es ist keine Fusion-Soloscheibe, sondern ein Album, bei dem die Songs im Vordergrund stehen. Das Projekt heißt „Cologne“ und wird demnächst veröffentlicht.

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Und jetzt eine Auswahl an Equipment, das Lars Cölln allen Live- und Studiomusikern empfehlen kann:

„Ich fange an mit dem Kopfhörer Beyerdynamic DT 770 Pro M – ich mag im Studio eine direkte, klare Darstellung in Verbindung mit hohem Tragekomfort, auch bei längeren Sessions. Erwähnenswert sind hier auch das lange Kabel (Bewegungsfreiheit!) und der Lautstärkeregler: hat mir schon öfters meine Ohren gerettet, weil ich somit die Monitor-Lautstärke immer selbst in der Hand habe.

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Das RME Babyface liefert mir phantastische Wandler, konkurrenzarme Latenz und kombiniert das mit einer hervorragenden Kompaktheit – daher reist es ständig mit, wenn ich auf Tour bin. Angepasster Gehörschutz vom Hörgeräteakustiker deines Vertrauens – achte bitte auf deine Ohren!!! Du willst sie noch lange als treue Begleiter haben – Proben in kleinen Räumen mit lauten Bands/Schlagzeugern sind anders nicht zu realisieren und auch bei Partys willst du dir dein Gehör von schlechten bzw. unwissenden DJs oder Technikern nicht vermasseln lassen. Das ist gut investiertes Geld.

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Auch auf deine Gitarre darfst du gut achtgeben, daher sieht man mich oft mit dem Mono Guitar Sleeve.

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Und noch ein Tipp: Das Tama Rhythm Watch RW200, denn ein gutes Metronom ist wichtig beim Üben. Super dabei die Funktion, nur die 1 von jedem Takt zu hören! Daher Handy aus bzw. Flugmodus an und los geht’s! Wer es digital mag, kann sich die App „Time Guru“ leisten.

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Auf Tour und bei Proben mag ich gut klingende und kompakte Lösungen – das Line6 HX Stomp ist da genau das richtige für mich und liefert mir astreine Sounds und eine Flexibilität, die ihresgleichen sucht. Das alles auch noch sehr intuitiv zu bedienen. Und ordentliche IRs sind auch noch an Bord.

>>> Hier findest du das Line6 HX Stomp bei Thomann <<<

Gut gestimmt ist halb gewonnen – daher verzichte ich auch nur auf der einsamen Insel auf meinen Peterson Strobo Stomp.

>>> Hier findest du das Peterson Strobo Stomp <<<

Jim Dunlop stellt nicht nur hervorragende Plektren für jeden Geschmack her, sondern auch Slides. Ich persönlich präferiere das Dunlop 213 Glas Slide – dicker Ton und angenehmes Handling. Eine kleine Investition für viel Spaß und neue Sounds, falls Ihr noch nicht Slide gespielt habt.

>>> Hier findest du das Dunlop 213 Glas Slide bei Thomann <<<

Gleichermaßen habe ich erst sehr spät in meiner Laufbahn Kapos schätzen gelernt – gebt auch hier ein paar Handvoll Euronen für ein G7th Performance II Kapodaster aus und werdet inspiriert beim Songwriting („Ach was, der C-Dur Akkord klingt hier oben aber fein!“), findet schöne Open String-Voicings bzw. macht euch eine ungünstig gelegene Tonart heimischer.“

>>> Hier findest du den G7th Performance II Kapodaster bei Thomann <<<

www.larscoelln.com

www.instagram.com/larscoelln

Story: Matthias Mineur

Produkt: Gitarre & Bass 12/2023
Gitarre & Bass 12/2023
IM TEST: Nik Huber Piet +++ Jackson American Series Virtuoso +++ Guild Polara S-100 Kim Thayil +++ Squier Sonic Precision Bass +++ Fender Tone Master Pro +++ Blackstar HT Club 40 MK III +++ Aguilar SL 110 +++ Beetronics Seabee +++ 901SOUND Fulcrum EXP

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