TRADITION PLUS C UND E

Martin DC-18E im Test

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Die berühmten Dreadnought-Erfinder aus Pennsylvania kneifen ja weder vor neuen Korpusformen (Backpacker, LX1E, Dreadnought Jr. … ), noch vor neuen Werkstoffen (Richlite-Griffbretter, Rust Birch Laminate-Hälse, HPL-Decken) und auch nicht vor innovativen Pickup-Systemen.

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Seit acht dekaden Vorbild

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Bei einem Modell wie der D-18, die seit 1934 im Programm des Herstellers ist (in dem Jahr wurden Bonny und Clyde der Garaus gemacht), müssen Änderungen natürlich maßvoll durchgeführt werden. Die Wahl der Hölzer ist da erst mal konservativ und modellbedingt nicht verhandelbar: Die Decke ist aus fein gemaserter massiver Sitka-Fichte, auch die Beleistung – ein leicht nach vorne versetztes X-Bracing – ist aus diesem Holz.

Seiten und Boden sind aus massivem Mahagoni, zusammen mit dem einfachen schwarzen Binding, dem Tortoise-Schlagbrett und dem Ebenholzsteg ergibt sich dann dieses schnörkellos-schlichte Gesamtbild ohne jeden Schnickschnack, das auch schon für Hank Williams erste Wahl war und seit nunmehr 8 Jahrzehnten die Blaupause schlechthin für eine Steelstring-Acoustic ist.

Natürlich ist hier etwas anders, dafür steht das C wie Cutaway. Wo es um Bespielbarkeit (und Intonation) geht, ist die DC18-E eine moderne Gitarre, was sich auch am Hals zeigt. Dem Ebenholzgriffbrett mit seinen 20 Bünden wurde nämlich eine Plek-Behandlung gegönnt. Der Hals ist aus Select Hardwood – eine Bezeichnung, mit der sich Martin die Möglichkeit offen hält, je nach Verfügbarkeit verschiedene Hölzer zu verwenden. Klingt so ein bisschen verdächtig, sorgt auch für mächtig Diskussionen in den Foren, muss aber generell kein Nachteil sein.

Der Hals dieser Testgitarre fühlt sich jedenfalls klasse an. Er geht (ohne Volute) einteilig in die klassische Kopfplatte über. Die Saiten kommen hier über einen Knochensattel zu den vernickelten offenen Mechaniken von Grover, die höchst präzise ihren Job machen. Beim Thema „elektrische Verstärkung“ setzt C.F. Martin einmal mehr auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Larry Fishman. Wir haben hier an Bord der DC- 18E das Fishman Aura VT Enhance System.

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Es bietet viel und fällt doch kaum auf – seine drei (!) Regler sind innen am Schalllochrand platziert. Zu einem ganz normalen Volume-Regler gesellen sich hier ein spezielles Stellrad für den Klang, mit einem Spektrum von flat bis scooped (Bässe und Höhen angehoben) sowie der Enhance-Regler. Hier liegt ein digitales Sound-Image der DC-18E an, wie wir das schon von Fishman Aura Geräten her kennen. Dieser „Studio-Sound“ lässt sich nun dem Pickup-Signal beimischen.

Hinten auf der Zarge finden wir, abgekoppelt vom Gurtpin, den Klinkenaus-gang und das gut zugängliche Batteriefach. Verarbeitung, Lackierung, Werkseinstellung und auch der Koffer sind bis hierher einer Martin-Acoustic dieser Preislage würdig.

Im Hier und Jetzt

Die Martin auf den Schoß zu nehmen und sie zu spielen hat so etwas Selbstverständliches. Alles fühlt sich so an wie es soll. Andere Hersteller bauen auch tolle Gitarren, aber das hier ist eben das Original. Das ist wie eine Levi’s-Jeans anzuziehen oder eine Ray-Ban aufzusetzen … Die Bespielbarkeit ist klasse, jetzt auch bis in die hohen Lagen – obwohl das Cutaway sehr dezent gestaltet ist, bringt es hohen Zugewinn beim Solo, sei es per Finger oder per Bottleneck gespielt. Und der Klang: Ist er typisch Martin? Ja. Ist er gut? Ja, sehr gut. Haut er mich komplett vom Hocker?

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Nein, eigentlich (noch) nicht. Mir scheint, die Hölzer (besonders das Mahagoni) brauchen noch einen Weckruf, die Gitarre wirkt noch etwas in sich gekehrt. Aber das Grund-Timbre mit diesen verbindlichen tighten Bässen, den trockenen selbstbewussten Mitten und den klaren angenehmen Höhen ist verhei- ßungsvoll. Nur eben noch nicht so suchtgefährdend wie bei einer eingespielten oder gar alten D-18. Ist normal. Spiele ich die Martin über Amp, klingt das sofort gut.

Wer jetzt glaubt, man könnte mit den drei Reglern totale Soundverbiegung betreiben, sieht sich getäuscht. Das geht alles dezent und gemäßigt vonstatten. Der Klang-Regler ist clever ausgelegt. Bei Strumming bleibe ich schön linear beim Basis-Sound, spiele ich Singlenotes, fette ich am anderen Ende des Regelweges Bässe und Höhen an.

Irgendwo dazwischen findet sich die passende Einstellung für Fingerstyle. Als Sahnehäubchen gebe ich dem Sound dann per Enhance-Regler noch richtig Wind unter die Flügel. Das im Studio erstellte Sound-Image beatmet den Klang, bringt(auf digitalem Wege!) Natürlichkeit, hebt das eindimensionale Klangbild des Piezo-Pickups auf die nächste Stufe. Das ganze geschieht weder sehr plakativ noch drastisch, verfehlt aber nicht seine Wirkung.

Resümee

Eine Martin ist eine Martin ist eine Martin. Natürlich gibt es in dieser Preisklasse viele exzellente Gitarren diverser Hersteller, aber wer das Original will, ist hier richtig. Ich denke, beim persönlichen Test sollte man das klangliche Entwicklungspotential nicht außer Acht lassen. Schöner Klassiker mit moderner Note.

Plus

  • All-Time-Classic mit Upgrade
  • Hölzer, Hardware
  • Hals, Griffbrett, Plek
  • Bespielbarkeit
  • A- und E-Klang

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