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Lowden O-32c im Test

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George Lowden, Ire, Sohn eines Bootsbauers, zimmerte sich als Zehnjähriger seine erste „Gitarre“ zusammen – und hat sich seither alles selber beigebracht.

Lowden O-32c
(Bild: Dieter Stork)

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Und Autodidakten kommen eben gerade weil sie alles auf die harte Tour lernen und oft ungewöhnliche Umwege gehen zu besonderen, neuen, innovativen, eigenständigen Ergebnissen. In Kombination mit Erfahrung, Hingabe und vollendeten handwerklichen Fähigkeiten können dann exzellente Instrumente entstehen. Das waren jetzt viele Vorschuss-Lorbeeren – kann die O-32e das rechtfertigen?

Konstruktion

Öffnet man den Koffer, präsentiert sich eine Gitarre, die einem sofort Prädikate wie schlicht, edel und hochwertig in den Sinn kommen lassen. Das „O“ steht für Original-Series, und damit für George Lowdens erste Gitarren-Serie (seit 1976!) und seine ureigene grundlegende Korpusform. Als zusätzliche Features hat diese 32er ein Cutaway und ein PickupSystem zu bieten. Erst mal die Basics: Der Korpus bietet im Grunde die klassische Steelstring-Rezeptur aus massiver Sitka-Fichte (AAA) und massivem ostindischem Palisander. Die Decke ist mit dem Lowden-typischen, handgeschnittenen Dolphin-Profile-Bracing verstärkt und mit einem durchsichtigen Schlagbrett versehen.

Dann geht’s aber schon in die feinen Details, mit Binding aus geflammtem Ahorn und einem Decken-Purfling sowie der Schalllochumrandung aus Sycamore, Walnuss, Palisander und Mahagoni. Das Ganze makellos geschnitten und eingelegt. Auch der Steg setzt das Thema schlichte Eleganz gekonnt um. Die Saiten werden durchgefädelt, was Pins überflüssig macht, die Stegeinlage ist zum Zwecke der Kompensation zweigeteilt (das kennt man so z. B. auch von Takamine). Der Hals ist ein Hingucker und fünfstreifig aus Mahagoni und Palisander auf maximale Stabilität ausgerichtet. Dazu trägt auch noch die Volute am Übergang zur Kopfplatte bei. Das Griffbrett aus Ebenholz zeigt keine Einlagen, dafür aber 20 perfekt eingesetzte und polierte Bünde sowie kleine Side-Dots auf der Griffbrettkante. An der Kopfplatte verrichten sechs vergoldete geschlossene Schaller M6- Mechaniken mit Stimmwirbeln aus Ebenholz ihren Dienst.

Lowden Halsfuß
(Bild: Lowden O-32c)

Die O-32c ist komplett mit einem handpolierten Matt-Finish versiegelt. Das ist phantastisch ausgeführt und trägt zur souveränen Ausstrahlung dieser Gitarre erheblich bei. Für eine angemessene Verstärkung über PA hat die Lowden das Anthem-System von L.R.Baggs an Bord. Die Regeleinheit ist dezent im Schallloch platziert. Hier sind zwei Rädchen für Volume und das Mischverhältnis von Pickup und Mikro. Außerdem ist ein Phase-Taster und eine Battery-Check-Taste mit 5 LEDs vorhanden. Leuchten Letztere allesamt auf, hat man etwa 170 Stunden Spieldauer im Tank, bzw. im 9-V-Block, der in einem Täschchen innen auf dem Halsfuß fixiert ist. Noch ein wichtiges Feature: Da ist noch eine kleine Kreuzschlitzschraube. Mit ihr kann man per beiliegendem Schraubendreher den Output des Mikros justieren.

Praxis

Der Korpus der O-32c ist groß, echt groß, dennoch liegt sie ausgewogen und relaxt auf dem Schoß und bietet dem rechten Arm eine ideale Auflage. Und dann der Hals – der eigentliche Star dieser Gitarre – den will man einfach in die Hand nehmen. Seltsam, wie da manchmal der subjektive Eindruck von den objektiven Messwerten abweicht. In der Spielhand wirkt das Profil sehr erwachsen, kräftig, solide, muskulös – als ich dann nachmesse ist alles halb so wild: das Griffbrett ist zwar mit 45 mm am Sattel gut breit, aber die Halsdicke von 21,3 mm ist eigentlich unspektakulär. Dieser fünfstreifige Lowden-Neck sieht super aus, hat ein feines Finish und ist einfach genial geshaped.

Die Bespielbarkeit dürfte jedem noch so anspruchsvollen Profi ein Lächeln ins Gesicht zaubern – das weiche Cutaway lässt die Finger ungehindert bis zum höchsten Bund laufen. Bei den ersten Akkorden füllt ein breit aufgestelltes, kristallklar auflösendes 3-D-Klangbild den Raum. Die Bässe charakterstark ohne zu böllern, die Mitten prägnant ohne sich in den Vordergrund zu spielen, die Höhen mit feiner Präsenz ohne zu klirren. Das Ganze ist mit einer Ansprache, Direktheit und Dynamik ausgestattet, die einen als Spieler in die Pflicht nimmt, und Ausdrucksstärke genau so wie aber auch spielerische Nachlässigkeit unmittelbar überträgt. Diese Lowden geht musikalisch überall mit dir hin – sie ist ein Allrounder auf TopNiveau für alles zwischen energischem Strumming und zartem FingerstylePicking. Und dann, über den Acoustic-Amp, weiß die Lowden wiederum zu überzeugen.

Auch wenn man erst mal das FeedbackRisiko minimiert und den Blend-Regler voll in Richtung Piezo-Pickup dreht, erhält man schon einen holzig-trockenen ausgewogenen Grundklang, der kaum Wünsche offen lässt. Mischt man dann sukzessive das Mikro dazu, bekommt der Sound Wind unter die Flügel. Die natürlichen „echten“ Höhen, die das Mikro beisteuert, machen den Sound crisp, luftig, durchsetzungsstark und lassen die Gitarre frei durchatmen – unwiderstehlich. Da weiß man dann endgültig, in welcher Liga man hier gerade unterwegs ist. resümee Diese Original Series Lowden kostet eine Stange Geld. Man bekäme dafür auch erstklassige Konkurrenz-Instrumente von Gibson, Martin, Santa Cruz, Breedlove, Taylor usw. Aber vielleicht ist ja diese O- 32c genau die eine, die dich aus den Socken haut. Das Potential hat sie – dieser Hals, dieser Sound … Da stolpere ich über ein Zitat im Manual: „A Thing of Beauty is a Joy Forever“. Gutes Schlusswort!

Vielen Dank an dieser Stelle noch an Pascal Koenig von Resident Guitars für die freundliche Leihgabe des Testinstruments!

Plus Minus Lowden

Übersicht Lowden

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