Guild D-55 im Test

Anzeige
Akustikgitarre Guild D-55, stehend

Wohl jeder kennt die Szene, wie Ritchie Havens 1969 das Woodstock-Festival eröffnet und bis zur totalen Erschöpfung weiterspielt, weil die anderen Künstler nicht zur Bühne durchkommen. Seine Gitarre – eine Guild. Wir haben die Guild D-55 getestet.

Anzeige

Das war eine D-40, aber schon damals, genau gesagt seit 1968, war das Flaggschiff der Guild-Dreadnought-Flotte die D-55. Anfänglich nur auf Bestellung gebaut, avancierte sie schnell zum beliebten Serienmodell. Die Rahmenbedingungen mögen sich geändert haben – Guild ist heute Mitglied der Fender-Familie – aber die D-55 ist nach wie vor das Aushängeschild der 1953 gegründeten Company mit dem Motto „Made To Be Played“.

In New Hartford, Connecticut, wurde unsere Testgitarre, eine reinrassige Dreadnought-Acoustic, gebaut. Die Guild-Fabrikation hat eine Odyssee hinter sich. In den 50er-Jahren in New York zu Hause, danach ging es nach Westerley in Rhode Island; Fender holte nach dem Kauf die Produktion an die Westküste, und seit zwei Jahren sind die USA-Gitarren wieder in der Nähe ihrer alten Heimat an der Ostküste angekommen, wo sie unter der Leitung von Frank Untermyer, der auch für die US-Ovation-Gitarren und für Hamer verantwortlich ist, in einer neu aufgebauten und auf Genauigkeit getrimmten Werkstatt äußerst liebevoll gefertigt werden.

 

Konstruktion der Guild D-55

Der Korpus besteht aus einer massiven Fichtendecke in AAA-Qualität, die eine ganz flache 30-Zoll Wölbung aufweist. Die Zargen und der bookmatched zweigeteilte Rücken sind aus massivem Palisander. Stabilität verleiht das Scalloped Bracing aus Rotfichte.

Das Schallloch weist eine Umrandung aus Abalone auf, das Tortoise-Schlagbrett mit seiner markanten Form ist typisch Guild. Komplettiert wird die Decke durch den Steg aus Ebenholz mit der kompensierten Einlage aus Knochen und den weißen Endpins zur Fixierung der Saitenenden.

Der Hals ist für sich gesehen schon ein gitarrenbaulicher Leckerbissen. Er besteht aus zwei Teilen Mahagoni, die mit einem Streifen Walnussholz gesperrt sind. Das akkurat eingefasste Griffbrett aus Ebenholz zeigt 20 makellos eingesetzte Medium-Bünde, Blockeinlagen aus Mother-of-Pearl und Abalone und doppelstreifige Einlagen, die unter der hohen und tiefen E-Saite verlaufen.

Über den Knochensattel laufen die Saiten zur recht großen Kopfplatte mit Ebenholz- Furnier und Binding und den offenen, vergoldeten Gotoh-Mechaniken mit kleinen Butterbean-Stimmwirbeln. Desweiteren wird die Kopfplatte natürlich vom Namenszug des Herstellers und dem „G“-Logo geziert.

Eine kleine Besonderheit stellt noch der vordere Gurtpin mit seiner Position ganz vorne auf der Zarge dar, dies soll den Tragekomfort erhöhen.

Die gesamte Gitarre wurde mit einer dünnen Schicht Nitro-Lack auf Hochglanz gebracht. Um mal ganz sachlich das Verarbeitungsniveau dieser D-55 zu beschreiben: Wow! Natürlich kommt sie in einem angemessenen Koffer; es gibt sie optional auch in Antique Burst und mit D-TAR Pickup.

 

Praxis

Jetzt wird es zunehmend schwieriger, sachlich zu bleiben. Das erste Anspielen der Guild wird in mehrfacher Hinsicht zum Aha-Erlebnis. Der Hals – mit flachem, breitem C-Profil und einer einfach perfekten Saitenlage – lässt sich spielen wie von selbst. Hier müsste auch der schnellste Bluegrass-Virtuose zufrieden grinsen, und auch für den Meister-Blueser mit Vertragsabschluss von der Crossroad bleiben hier keine Wünsche offen. Dieser Dreadnought entweicht ein mächtiger Sound-Strahl, laut, fest, brillant aufgefächert und – typisch Guild. Da ist was spezielles im Klangbild, was nur diese Gitarren haben. Diese knochentrockenen Bässe, die kein bisschen einbrechen oder poltern, so fest ich auch anschlage. Diese Durchsetzungskraft in den Mitten und diese Strahlkraft in den Höhen – der gesamte Sound strotzt vor Kraft. Aber eben nicht nur.

Dem Player wird ein großer Dynamik-Spielraum zur Verfügung gestellt, und wer es versteht diesen auszuschöpfen, kann in allen Spieldisziplinen ein Maximum an persönlichem Ausdruck entwickeln. Strumming, Fingerstyle, Bottleneck – egal, die Guild wird keine Schwächen offenbaren. Durch die gute Saitenlage über den gesamten Hals hinweg, lässt sich auch besonders gut mit Kapodaster arbeiten, und das auch an hohen Bünden. Kapo auf den Siebten und dann ein G durchschlagen – was für ein Rhythmus-Sound.

Ach ja, die D-55 hängt wirklich gut am Gurt, die Position des vorderen Gurtpins macht eindeutig Sinn.

 

Resümee

Wie schön, dass der Traditionshersteller Guild hier noch mal, wieder und immer noch zeigt wo der Hammer hängt. Man verliebt sich sehr leicht in diesen Sound, die Bespielbarkeit ist perfekt und die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Die D-55 ist jeden Cent wert – eine Gitarre für‘s Leben.

Produkt: ESP-Klassiker im Test
ESP-Klassiker im Test
Schlanke Hälse, schnittige Formen und natürlich Metallica - das ist ESP! Hol dir 2 Gratis-Testberichte sowie Alexander Beyrodts Story über seine ESP!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren