E-Nylon

Godin Multiac Nylon Encore im Test

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Semiakustik-Nylonstring-Gitarre von Godin, stehend
(Bild: Dieter Stork)

Wer eine komfortabel spielbare, zugleich aber auch Feedback-resistente Nylonstring-Gitarre für den Live-Einsatz sucht, kommt am kanadischen Hersteller kaum vorbei. Quasi als kleine Schwester der bewährten Godin Multiac Nylon Duet Ambiance konzentriert sich die neue Encore auf die authentische Wiedergabe von Nylonstring-Sounds, verzichtet dabei aber auf Synth-Access- bzw. USB-Interfaces, was sich natürlich im Preis widerspiegelt.

 

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Mit halbakustischer Korpusbauweise und einem 2-Wege-Pickup-System, dass sich aus einem Übertrager unter der Stegeinlage und zwei in Stegnähe unter der Decke platzierten Kontaktmikrofonen zusammensetzt, will Robert Godin den typischen Nylon-Sound an unser Ohr bringen. Beide Abnehmer lassen sich per Blend-Regler stufenlos mischen und mittels Master-Volume und 3-Band-EQ an unterschiedlichste Klangbedürfnisse anpassen.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Konstruktion der Godin Multiac Nylon Encore

Bis auf einen massiven Block im Bereich der Halsaufnahme und eine Trennwand zum E-Fach ist die Korpusbasis komplett hohl. Lediglich einen Zargenkranz von ca. 15 und die Bodenstärke von rund 8 mm hat die CNC-Fräse vom massiven Silver-Leaf-Maple-Block stehen lassen. Zusammen mit der massiven, knapp 3 mm dicken, eingefassten Zederndecke, im Innern mittels spezieller Verleistung stabilisiert, misst der Body insgesamt 49,2 mm und bietet sogar einen, wenn auch dezenten, Rippenspoiler.

Auf der Rückseite gibt es ein Schnellwechselfach für die 9-Volt-Batterie des EPM-Preamps, eingelassene Kunststoffplatten decken das Schaltungsfach und den Stegbereich ab. Letztere gestattet Einblick ins Innere und Zugang zu den Übertragern. Der Palisandersteg, an dem die Saiten konventionell verknotet werden, trägt eine kompensierte Tusq-Einlage. Security-Lock-Knöpfe halten den Gurt und ein Zargenblech die Klinkenbuchse, die die Spannungsversorgung erst bei eingeführtem Stecker freigibt.

Um auch in den höchsten Griffbrettgefilden Spielkomfort zu gewähren, nimmt die Halstasche den einteiligen Mahagonihals ab dem 16. Bund auf. Der Cutaway und der abgeschrägte Halsübergang gestatten stressfreies Spielen bis zum 22. Bund. Für Klassik-Gitarren eher ungewöhnlich: Mit dem in einer Deckenöffnung direkt zugänglichen Stahlstab lässt sich sogar die Halskrümmung korrigieren. Der Radius von 16″ verleiht dem Palisandergriffbrett nur eine geringe Wölbung, bietet jedoch in Verbindung mit dem flachen D des Halsprofils exzellente Bespielbarkeit. Lagenmarkierungen in Form kleiner Punkte finden wir sowohl auf als auch in der Sichtkante des Griffbretts. Die schlanken Bunddrähte hat man inklusive der Kanten vorbildlich abgerichtet und poliert. Optimal aus- und abgerichtet führt der Tusq-Sattel die Saiten zu den Beinwellen der präzise arbeitenden Tuner, die die traditionelle, hier etwas aufgefrischte Fensterkopfplatte einnehmen.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Die Godin Multiac Nylon Encore in der Praxis

Trotz langen Halses, Justierstabs und solider Mechaniken zeigt die Gitarre weder am Gurt noch auf dem Oberschenkel nennenswerte Kopflastigkeit. Geringe Halsbreite, flaches D-Profil, gewölbtes Griffbrett, verrundete Kanten (Ergo-Cut), niedrige Saitenhöhe und der ergonomische Halsübergang vermitteln beinahe das Spielgefühl einer E-Gitarre.

Das Preamp-Bedienfeld ist von winzigen Schalllöchern umgeben, die tatsächlich Sinn machen – zumindest für den User selbst. Deckt man sie nämlich mit der Hand ab, tönt die Nylon Encore deutlich leiser. In jedem Fall aber ist die Gitarre auch ohne Verstärkung praktikabel und erzeugt eine beachtliche Lautstärke, während das akustische Klangergebnis kraftvoll, warm und luftig, aufgrund des halbakustischen Bodies allerdings auch etwas topfig erscheint.

Die Schraubhalskonstruktion zeigt beste Schwingungseigenschaften und achtbares Sustain. Da die Multiac Nylon Encore in erster Linie für den verstärkten Bühnenbetrieb konzipiert wurde, empfiehlt sich ein Acoustic-Amp oder ein anderes adäquates Breitbandsystem. Wer schon einmal den Versuch gestartet hat, eine herkömmliche spanische oder Klassik-Gitarre im Band-Kontext per Mikrofon abzunehmen, wird sich nur ungern an dieses aussichtslose Unterfangen erinnern. Feedback ohne Ende! Die Godin indes gibt sich diesbezüglich äußerst souverän und lässt erst bei hohen Pegeln und/oder geringer Distanz zum Lautsprecher erste Rückkopplungen vernehmen. Der Verzicht auf ein Notch Filter erweist sich hier somit keineswegs als nachteilig.

Die Kombination beider Pickup-Systeme mit dem Custom-EPM-Preamp ermöglicht die nahezu authentische Reproduktion einer guten Klassik-Gitarre. Schon die Neutraleinstellung des Equalizers liefert überzeugende Ergebnisse. Während der Stegübertrager eher die transparente, etwas perkussive Seite des warmen, ausgewogenen Klangbildes übernimmt, greifen die beiden Kontaktabnehmer im Korpus-Inneren dem Fundament und der Klangfülle unter die Arme – die Mischung macht’s! Sollten dann immer noch Klangkorrekturen erforderlich sein, steht der effizient eingreifende 3-Band-EQ zur Verfügung.

Die Nylon Encore unterstützt dynamisches Spiel, die sensible Elektronik überträgt aber auch Greifgeräusche auf den Basssaiten deutlich, was sich jedoch durch präzise und saubere Spielweise durchaus kompensieren lässt.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Resümee

Mit der Multiac Nylon Encore füllt Robert Godin gewissermaßen eine Lücke in seinem Programm. Ihre leicht abgespeckte Elektronik sorgt für einfacheres Handling und hält gleichzeitig den Preis in Grenzen. Als moderne Variante der traditionellen klassischen Gitarre wurde die Nylon Encore vorbildlich verarbeitet, bietet allerhöchsten Spielkomfort und empfiehlt sich dank ergonomischen Designs, nahezu vollständiger Feedback-Resistenz und nicht zuletzt exzellenter (authentischer) Klangeigenschaften als perfektes Instrument für den Live-Einsatz. Unterm Strich ergibt sich ein absolut ausgewogenes Verhältnis von Preis und Gegenwert.

 

Übersicht

Fabrikat: Godin

Modell: Multiac Encore

Typ: Semiakustik-Nylonstring-Gitarre mit Cutaway und 2-Weg Pickup-System

Herkunftsland: Kanada

Mechaniken: Nylon-String, offen, Kunststoffbeinwellen

Hals: Mahagoni, einteilig, verschraubt

Sattel: GraphTech Tusq

Griffbrett: Palisander, nicht eingefasst, Punkt-Einlagen

Radius: 16″

Halsform: D

Halsbreite: Sattel 48,72 mm; XII. 56,95 mm

Halsdicke: I. 20,13 mm; V. 21,25 mm; XII. 22,75 mm

Bünde: 22 (2,00 x 1,00)

Mensur: 648 mm

Hals/Korpus-Übergang: 16. Bund

Korpus: Ahorn mit Hohlkammern

Decke: Zeder, massiv

Oberflächen: Natural SG, seidenmatt

Schlagbrett:

Tonabnehmer: Steg-Transducer und 2 Acoustic Soundboard Transducer mit Godin EPM Custom Dual Source Elektronik

Bedienfeld: PU-Blend, Master-Volume, 3-Band-EQ (Bass 72 Hz, Middle 640 Hz, Treble 10 kHz, je +/- 12 dB)

Stromversorgung: 1x 9 Volt Batterie

Steg: Palisander

Stegeinlage: GraphTech Tusq, kompensiert

Saitenbefestigung: geknotet

Hardware: schwarz, Messing

Saitenlage: E-1st 2,30 mm; E-6th 2,50 mm

Saitenabstand Steg: E-1st – E-6th 57,60 mm

Gewicht: 2,70 kg

Lefthand-Option: nein

Vertrieb: Trius Music,

49477 Ibbenbüren

www.trius-music.de

Zubehör: Gigbag, 1 Justierschlüssel

Preis: ca. 1320

 

Plus

  • authentische Nylon-Sounds
  • Schwingungseigenschaften
  • 2-Wege Pickup-System
  • Spielbarkeit & Handling
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

 

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Danke für diese sehr ausführliche Rezension! Mich würde noch interessieren, mit welcher Art Gitarrenverstärker diese Gitarre am besten zur Wirkung kommt. Als Einsatz ist zu denken fürs Proben im Heimbereich, Auftreten in kleinem Rahmen mit Mikro. Herzlichen Dank für die Info.

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Leonhard,
      da gibt es verschiedene Möglichkeiten:
      Zuhause oder auf kleinen Bühnen eignet sich dafür am besten ein Akustik-Amp, oder du spielst die Gitarre live direkt in die PA.
      Grüße aus der Redaktion!

      Auf diesen Kommentar antworten
  2. Ich spiele meine Godin sehr gern. Tödlich und spieltechnisch geht sie völlig in Ordnung. Mein Instrument ist da 10 Jahre alt. Nach kurzer Zeit begann ohne Grund d. Halslackierung abzublättern. Die ersten Löcher hab ich nachlackieren lassen. Der Lack hält heute noch. Rundherum giebt es mittlerweile etliche Krater! Das Batteriefach wurde bereits 3 x ausgetauscht, weil die Keinst – Nippel d. Halterung bei nächster Gelegenheit wieder brechen.
    Wegen des Lackproblems habe ich an Godin geschrieben – als Antwort kam – You can sand it down……daraufhin hab ich mir als Zweitgitarre eine andere Marke zu gelegt.
    Ich bedaure es nicht!!!

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