Meilenstein 1982

Motörhead: Iron Fist

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Die UK-Band Motörhead hatte seit ihrer Gründung, Mitte der 70er-Jahre, eine recht rasante Karriere hingelegt. Nach dem Wechsel zum Bronze-Label konnten sich die Hardrock-’n’-Roller mit ihren Alben ,Overkill‘, ,Bomber‘ und ,Ace Of Spades‘ in den britischen Charts stetig verbessern. Bis schließlich mit dem Live-Klassiker ,No Sleep ’Til Hammersmith‘ 1981 Rang 1 erreicht wurde.

Motörhead
(Bild: Bronze, Sanctuary)

Der Erfolgsdruck auf Lemmy Kilmister (voc & b), Phil(thy) „Animal“ Taylor (dr) und „Fast“ Eddie Clarke (g) war also nicht gerade gering. Wie würde das nächste Album ausfallen? Die Antwort erschien im April 1982 mit ,Iron Fist‘. Und beim Hören der ersten Töne, dachte wohl so mancher Fan, er hätte die falsche Platte aufgelegt. Beim Bass-Intro des Titelstücks hat Mr. Kilmister ein wenig bei sich selbst und seinem Hit ,Ace Of Spades‘ geklaut. Macht nichts Lemmy, denn auch ,Iron Fist‘ geht schwer ab und drückt mit viel Punk-Energie nach vorne!

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Und das natürlich nicht zuletzt wegen des verzerrten Bass-Sounds. Seit Jahren benutzt Mr. Kilmister Rickenbacker-Bässe, die über Marshall-Amps und -Boxen verstärkt werden. In ,I’m The Doctor‘ und ,Go To Hell‘ geht’s vom Tempo etwas runter, und hier zeigt sich Lemmys Gespür für einprägsame Gesangsmelodien deutlicher. Hier und in Songs wie ,Loser‘ und ,America‘ kann man durchaus eine Entwicklung feststellen, denn hier finden sich filigranere Gitarren-Riffs vom schnellen Eddie, vielleicht beeinflusst durch andere damals populäre Kollegen wie Iron Maiden. Sehr coole Riffs & Soli mit fettem Sound spielt Eddie auch im starken ,Speedfreak‘.

Auf alten Live-Videos und -Fotos sieht man ihn mit der klassischsten aller Gitarre/Amp-Kombinationen: Fender Stratocaster & Marshall-Stack(s). Während die Punk-Welle ihren Höhepunkt erreicht hatte, rockten Motörhead 1982 immer noch auf der Überholspur. Im Mittelpunkt von ,Iron Fist‘ stand nach wie vor Kilmister mit seinen Power-Vocals, die manchmal wie ein eigenes viertes Instrument klingen. Absolut unverkennbar!

Lemmy & Band waren nie allzu glatt poliert, was sowohl den Sound als auch die Lyrics und die Arrangements betraf. Letztlich standen und stehen sie mit ihrer Energie und Rauheit und ihrem Humor in einer Tradition, die mit der Ungekünsteltheit der Country-Blueser begann, im schnellen Rock & Roll eines Chuck Berry in den 50er Jahren fortgeführt wurde und deren Attitüde schließlich im Beat und Rock der 60er und teilweise im Punk der 70er wieder auftauchte – kurz: Rock ’n’ Roll.

Motörhead
(Bild: Archiv)

Und der war im Vereinigten Königreich auch 1982 angesagt. ,Iron Fist‘ reichte zwar nicht an die Erfolge der beiden Vorgänger-Alben heran, konnte aber auf einen beachtlichen Rang 6 der Charts klettern. Und ,Iron Fist‘ stellt innerhalb der Motörhistöry einen Wendepunkt dar, denn es war das letzte Album mit Gitarrist Fast Eddie, der die Songs übrigens sogar noch mitproduziert hatte. In seiner unterhaltsamen Autobiographie „White Line Fever” (Iron Pages, Berlin, 2004) kommentiert Lemmy die Trennung nach über einem halben Jahrzehnt mit der ihm eigenen Mischung aus trockenem, britischem Humor und Direktheit:

„Tatsächlich verließ Eddie die Band ungefähr alle zwei Monate, aber diesmal fragten wir ihn nicht, ob er zurückkommen würde. Wir versuchten nicht, ihn zu überzeugen, deshalb blieb er fort – das überraschte ihn, glaube ich. Aber wir hatten einfach genug von ihm, denn er flippte ständig aus und er trank damals eine Menge. Er ist sehr viel angenehmer, seit er damit aufgehört hat.“

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