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Test: Schecter Apocalypse C-1 Red Reign

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Mit der Apocalypse-Reihe hat Schecter 18 Gitarrenmodelle in fünf Designs, zwei Farben und unterschiedlichen Ausstattungen am Start, zwei davon Lefties.

Während das seidenmatt-transparente Korpus-Finish „Rusty Grey“ ein eher unspektakuläres „apokalyptisches“ grünliches Grau darstellt, beeindruckt die glutrote High-Gloss-Oberfläche von Decke und Kopfplatte umso mehr. Keine Ahnung, wie Schecter dieses purpurne Finish hinbekommt, in jedem Fall aber macht es optisch richtig was her…

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(Bild: Tom Schäfer)

Extreme Metal

Laut Schecter wurde diese Modellreihe speziell für extreme Metal-Spieler designt. Schlanker High-Speed-Hals mit ultra fetten Edelstahlbünden und barrierefreiem Zugang bis in die höchsten Regionen. Leistungsstarke Schecter USA Apocalypse VI Humbucker mit transparenten Spulenkörpern, Hipshot Hardtail Bridge mit Strings-thru-body fürs gesunde Sustain und Schecter Locking Tuner mit 18:1-Übersetzung für gute Stimmung unterstreichen den Anspruch dieser Gitarre.

(Bild: Tom Schäfer)

Um deren Gewicht in Grenzen zu halten, wurden für den Body drei Teile leichter Sumpfesche auserkoren. Wie die gewölbte Decke, so hat man auch Ebenholzgriffbrett und Kopfplatte mit einlagigem schwarzem Kunststoff-Binding eingefasst.

(Bild: Tom Schäfer)

Ein ovales Zargenblech trägt die zuverlässig packende Klinkenbuchse, das E-Fach wird per Graphitlack und der Alufolie des Oberkante bündig eingelassenen Kunststoffdeckels abgeschirmt. Ein Dreiwegschalter, zwei Volume-Potis – das des Steg-Pickups mit Pull-Push-Schalter für Coilsplits – und ein Master-Tone-Regler kontrollieren die direkt im Korpus verschraubten höhenjustierbaren Apocalypse-Humbucker. Im Coilsplit Mode sind die Halsspule des Steg-Humbuckers und die Stegspule des Hals-Pickups aktiv.

Die großzügig geschnittene Rippenrampe, die tiefen Cutaways, der fließende Halsübergang, das flache C-Profil des Halses und vorbildlich bearbeitete Edelstahlbünde bieten Spielkomfort vom Feinsten. Beim eingeleimten und gesperrten Hals garantieren drei Ahornstreifen, zwei Padauk-Layer, der Kragen am Übergang zur Kopfplatte, zwei Carbon-Fiber-Einlagen und natürlich der Zweiweg-Stahlstab höchste Stabilität. Perloid-Inlays in Form römischer Ziffern, vor allem aber die fluoreszierenden Sidedots erleichtern selbst im Dunkeln die Orientierung. Der perfekt aus- und abgerichtete GraphTech-Black-Tusq-Sattel führt die Saiten zu geschmeidig und präzise arbeitenden Schecter-Locking-Tunern.

(Bild: Tom Schäfer)

Breites Klangspektrum

Leichter Body, 24-Bund-Hals, Locking Tuner – und was passiert? Trotz des lang gezogenen oberen Cutaway-Horns gibt sich die Apocalypse C-1 leicht kopflastig. Lässt man sie am Gurt hängend los, so driftet die Kopfplatte nach unten, stoppt aber lange vor der Horizontalen. Das ist nicht sonderlich tragisch und durchaus beherrschbar, zumal die großen Knöpfe den Gurt sicher halten.

Die seidenmatten rückseitigen Oberflächen bieten eine angenehme Haptik, und der nicht übermäßig flache Hals liegt perfekt in meiner Hand. Da Schecter sowohl die Griffbrett- als auch Bundkanten trefflich verrundet hat, bereiten weder Daumengriffe noch schnelle Lagenwechsel Probleme, auch nicht in den höchsten Gefilden. Als äußerst komfortabel erweist sich die kontinuierlich von 12″ bis 16″ zunehmende Griffbrettwölbung, die nicht nur Bendings erleichtert, sondern gleichzeitig auch das Aufsetzen bzw. Schnarren der Saiten minimiert. Gleichermaßen präzise wie komfortabel handhaben lassen sich auch die Hipshot-Reglerknöpfe, die dank ihrer griffigen Gummiringe Einfingerbedienung ermöglichen und auch die Handhabung des Pull-Push-Schalters erleichtern.

Bereits das erste Anspielen macht die sehr guten Resonanzeigenschaften der roten Herrscherin deutlich. Die gesamte Konstruktion schwingt intensiv bis in die Haarspitzen, reagiert höchst sensibel auf feinste Anschlagsnuancen und liefert u. a. dank Hipshot Hardtail und durch den Korpus geführter Saiten stabiles und gleichförmig abklingendes Sustain. Kurz: Ansprache, Tonentfaltung und somit Dynamik vom Feinsten bei kraftvollem, ausgewogenem und obertonreichem Klangbild.

Die aus USA-Produktion stammenden Apocalypse-VI-Humbucker passen nicht nur äußerlich zum heißen Outfit der C-1. Schon ihre hohen Widerstandswerte lassen erkennen, wohin klanglich die Reise geht. Das heißt jedoch keineswegs, dass die Red Reign nicht auch im Clean-Betrieb überzeugt. So hält der Hals-Humbucker fein und präzise artikulierende luftige Klarklänge mit kraftvollem aber definiertem Fundament, warmen Mitten und silbrigen Höhen bereit, während der Steg-Pickup mit knackigen straffen Bässen, prägnanten Mitten, klaren, leicht bissigen Höhen und breitem Obertonspektrum glänzt. Im Gegensatz zu anderen High-Gain-Humbuckern besitzt er keine dominanten, sondern geschmackvoll eingebettete Mitten, die für ein sehr ausgewogenes Clean-Klangbild sorgen.

Die Coilsplits liefern charaktervolle klare, leicht näselnde Klarklänge für Arpeggio-, Rhythmus- und Singlenote-Spiel. Während die Wahl der Steg-PU-Halsspule übermäßig höhenreiche Sounds verhindert, könnte der Hals-Coilsplit etwas mehr Fundament vertragen. Da der Hals-HB durch die 24-Bund-Position ohnehin schon näher zum Steg gerückt ist, hätte ich mir für dessen Coilsplit eher die Halsspule gewünscht. In jedem Fall aber machen die Einzelspulen und deren Kombi auch im (nicht übermäßig gainigen) Zerrbetrieb eine gute Figur, wo sich Einstreugeräusche in absolut vertretbaren Grenzen halten.

Richtig wohl fühlen sich die Schecter-Apocalypse-VI-Humbucker jedoch am zerrenden Verstärker, wo sie mit sauberer Saitentrennung, hoher Transparenz und druckvollem Bass ihre beachtliche Durchschlagskraft bewahren. Weder am Steg noch am Hals klingen sie undifferenziert noch lassen sie nennenswerte Dynamikeinbußen erkennen. Während der Hals-Pickup fett, warm, straff und definiert tönt, sowohl kompakte druckvolle Bassriffs und Powerchords als auch samtweich singende Leadsounds liefert, gibt sich der Steg-Humbucker giftig und aggressiv, drückt knackige, leicht komprimierende Riffs aus den Lautsprechern und nutzt beim Solieren das überdurchschnittliche Sustain der Gitarre.

Nach wie vor werden dabei Tonformung, variables Spiel und Dynamik bestens unterstützt. Während die Steg- und Hals-Volume-Regler auf den ersten Millimetern wenig Wirkung zeigen, dann aber einen regelrechten Pegelsprung vollführen, agieren sie bis zur Vollaussteuerung präzise und gleichförmig. Dagegen entfaltet das Tone-Poti seine eigentliche Wirkung erst im unteren Viertel des Regelbereichs.

Resümee

Dass Schecter mit der Apocalypse C-1 Red Reign primär die Metal-Fraktion im Visier hat, verstehe ich als echtes Understatement. Schließlich hat die Gitarre weitaus mehr zu bieten als „nur“ erstklassige High-Gain-Sounds. Sie weiß auch im Clean-Betrieb mit erfrischenden Klangoptionen zu überzeugen. Zudem zählen nicht weniger charaktervolle Crunchsounds zu ihrem Repertoire. Dank bester Schwingeigenschaften und ergonomischer Formgebung aller relevanten Komponenten lässt sie sich trotz leichter Kopflastigkeit komfortabel bespielen. Inklusive ihrer fetten Edelstahlbünde makellos verarbeitet und versehen mit einem tollen Decken-Finish, beeindruckt die Schecter auf ganzer Linie.

PLUS

  • Clean- bis High-Gain-Sounds
  • Klangvielfalt
  • Dynamik & Sustain
  • Hölzer & Hardware
  • Schecter USA Apocalypse VI Humbucker
  • Design
  • Spielbarkeit
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

MINUS

  • leichte Kopflastigkeit

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2019)

Produkt: Fender Stratocaster
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