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Welche Potis und Kondensatoren werden ab Werk in einer Gibson ES verwendet?

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Gibson ES-175

Q: Welche Potis und Kondensatoren werden eigentlich ab Werk in einer Gibson ES 175 verwendet? Gab es da im Lauf der Jahrzehnte größere Abweichungen?

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Werner (G&B-Leser)

A: Gibson hat in seiner Geschichte in der Tat häufiger die Werte der Potis in den Schaltplänen geändert. Der Wert der Kondensatoren ist aber überall mit 0,2 angegeben. Im Prinzip hatten die ES-Modelle, also auch die ES-175, von Beginn an 500-kOhm-log.-Potis für Lautstärke und Ton. Das ist eigentlich auch der richtige Wert.

Irgendwann in den 1970er-Jahren hatte sich bei Gibson ein Tonabnehmer-Problem entwickelt: Irgendwie schienen sie die Herstellung ihrer eigenen Pickups verlernt zu haben. Auch kaufte man außer Haus produzierte Pickups zu, um die hohe Nachfrage nach Gibson-Instrumenten befriedigen zu können. Die Pickups klangen häufig dünner, höhenreicher und nicht mehr so gut, wie die früheren Pickups.

So um 1974 stieß Pickup-Papst Bill Lawrence zur Entwicklungs- und Designabteilung bei Gibson. Bill und seine Kollegen bescherten Gibson nicht nur eine ganze Reihe sehr moderner Instrumente, sondern auch allerlei merkwürdige Pickups und Schaltungen. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es auch keine offiziellen Schalpläne zu Gibson-Gitarren. Diese wurden 1974 erst unter Bill Lawrences Anleitung neu gezeichnet.

Gleichzeitig mit den neuen Gitarren, ging man auch das Pickup-Problem mit Hilfe einer Modifikation bei den Poti-Werten an. So bekamen die meisten Modelle ab Mitte der 1970er-Jahre Potis mit sehr viel niedrigeren Werten. Les Paul, SG und die ES-Serie bekamen 300- kOhm-Potis für Volume und Tone. Das hatte zur Folge, dass die Pickups in den Höhen gedämpft und dadurch insgesamt wärmer und weicher wurden. Das entsprach auch damals weit mehr dem Gibson-Sound, den die Kundschaft erwartete.

Darüber hinaus gab es etliche Abweichungen. Die ES-335 bekam damals für einige Zeit einen Coil-Split-Schalter spendiert. Diese Modelle hatten ebenfalls das 300-kOhm-Volume-Poti und zudem ein 100- kOhm-Tone-Poti. Wahrscheinlich war nur so der dünne Singlecoil-Sound zu bändigen. Bei der ES-345, die mit dem Variotone-Drehschalter ausgerüstet war, wurde ebenfalls ein 300-kOhm-Volume-Poti verwendet, beim TonePoti waren es 500 kOhm.

Mitte der 1990er-Jahre, also zu der Zeit, als Gibson wieder gelernt hatte, gute eigene Pickups zu bauen, wurden die Werte ein weiteres Mal geändert. Warum man weiterhin an dem 300-kOhm-Volume-Poti festhielt, ist mir persönlich ein Rätsel. Beim Tonregler kam jetzt jedenfalls ein 500-kOhm-Poti zum Einsatz.

Bei den jüngsten Gibson Gitarren findet man mittlerweile auch beim Volume-Poti das übliche 500er. Ob das auf die neuen ES-175 von heute auch zutrifft, kann ich noch nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, da ich bislang noch keine auseinandergenommen habe. Ich bin der Meinung, dass die 500-kOhm-Potis bei Volume und Ton die beste Kombination für alle gut klingenden Humbucker sind. Das war ja auch in den 50er-Jahren schon so. Solltest du Ersatz für deine Potis brauchen oder neue Pickups einbauen, dann liegst Du mit den 500er-Potis richtig. Anbei findest du auch ein paar originale Schaltpläne

André Waldenmaier

Gibson ES Schaltplan

Schaltplan ES335-ES175

Gibson ES Schaltplan
Schaltplan ES335 mit Coil Tap
Gibson ES Schaltplan
Schaltplan zu verschiedenen ES-Modellen
Produkt: Gitarre & Bass 7/2022 Digital
Gitarre & Bass 7/2022 Digital
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